Gesundheit heute

Windelausschlag

Windelausschlag (Windeldermatitis): Wunder Po oder Wundsein im Windelbereich.

Der Windelausschlag ist v. a. bei Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 9–12 Monaten eine der häufigsten Hauterkrankungen; es gibt praktisch keinen Säugling, der nicht einmal daran leidet. Rechtzeitig bemerkt, löst sich das Problem durch eine intensivierte Hautpflege binnen weniger Tage von selbst.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Flächenhafte Hautrötung, sie beginnt meist um den Anus herum, dehnt sich auf Innenseiten der Oberschenkel und Bauch aus
  • Ausbildung kleiner Knötchen und Schuppungen
  • Offene, nässende, wunde Stellen
  • Schmerzender und juckender Po
  • Starkes Brennen beim Urinieren
  • Nach Ammoniak riechende Windeln
  • Bei zusätzlicher Pilzinfektion Pusteln und Knötchen, die in die Umgebung streuen.

Wann zum Kinderarzt

Am nächsten Tag, wenn

  • Sie den wunden Po durch verstärkte Pflegemaßnahmen (siehe "Was Sie als Eltern tun können") nicht "in den Griff" bekommen.
  • sich der Zustand der Haut nicht innerhalb von 3–4 Tagen bessert, die Haut stark blutet oder andere Zeichen einer Pilzinfektion aufweist.
  • sich viele Knötchen bilden, die sich auch auf die bisher gesunde Haut ausbreiten; dies ist ein Hinweis auf eine zusätzliche Infektion durch Hefepilze.

Heute noch, wenn

  • sich Bläschen bzw. gelbe Krusten oder Fieber entwickeln; dies ist ein Hinweis auf eine zusätzliche Infektion durch Bakterien.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Auch wenn die Windel noch so saugfähig ist: Unter dem Windelpaket ist die zarte Kinderhaut durch die Feuchtigkeit immer stark belastet. Das feuchtwarme Milieu und das Reiben oder Scheuern der Windel reizt die empfindliche Hautoberfläche; sie wird anfälliger gegenüber unwillkommenen Keimen.

Kontakt mit Urin und Stuhl. Urin und Stuhl tun ein Übriges, um die Haut zu reizen. Kein Wunder, dass schon Durchfall oder ein versäumter Windelwechsel ausreichen, damit sich die Haut auch sichtbar entzündet, d. h. wund wird.

Ernährung. Auch wenn Gläschen mit neuer Nahrung beigefüttert werden oder wenn das Kind Fruchtsäfte oder Zitrusfrüchte, geriebenes Obst oder scharfes Essen bekommt, ist die Windeldermatitis häufiger. Ist das Wundsein nach einer Nahrungsumstellung aufgetreten, handelt es sich in aller Regel nicht um eine Allergie, sondern um eine natürliche Reaktion auf die neue Nahrung, die den Stuhlgang eine zeitlang verändert. Durch intensivierte Po-Pflege gewöhnt sich die Haut bald an die neue Nahrung. Auch saure und scharfe Speisen, die von der stillenden Mutter gegessen werden, begünstigen einen Windelausschlag.

Durchfall. Leiden Babys unter dünnflüssigem Stuhl, ist es schwierig, die Windel immer trocken zu halten. Hinzu kommt, dass der Stuhl aggressiv wirkt.

Mangelhafte Reinigung. Stuhl muss sofort entfernt werden, denn wird der Po nicht vollständig gereinigt, reagiert die Haut mit Entzündungen und evtl. auch allergisch.

Falsche Hautpflegemittel. Eine häufige Reinigung mit basischen Seifen (hoher pH-Wert) begünstigt einen Windelausschlag. Auch auf Salben, Cremes und Öle reagiert die empfindliche Haut allergisch, wenn sie Duft- oder Konservierungsstoffe enthalten.

Stoffwindeln. Diese sind ungünstig, zum einen saugen sie nur wenig Feuchtigkeit auf, zum anderen finden sich immer Waschmittel- oder Weichspülerrückstände darin.

Inhaltsstoffe der Windel. Eltern vermuten oft, dass ihre Säuglinge auf die Windel als solches allergisch reagieren. Studien zufolge sind die Windelmaterialien oder -inhaltsstoffe allerdings sehr selten Auslöser für den wunden Po.

Komplikationen

Oft kommt zum wunden Po noch ein weiteres Problem hinzu: Auf der geschädigten Haut siedeln sich leicht die im Darm bei jedem Kind vorkommenden Hefepilze (Candida albicans) an und machen aus dem Wundsein einen Windelsoor. Er ist daran zu erkennen, dass die Hautveränderungen nun nicht mehr scharf begrenzt sind, sondern sich Streuherde (einzelne Knötchen und Pusteln) in der Umgebung finden, etwa auf dem Bauch oder den Oberschenkeln. Oft schuppt sich beim Windelsoor auch die Haut am Rand des Ausschlags.

Bakterielle Infektionen. Sehr viel seltener sind die ernstzunehmenden bakteriellen Infektionen. Eine aufgepfropfte bakterielle Infektion, beispielsweise mit Staphylokokken, ist an den einzeln stehenden, von einem deutlichen roten Hof umrandeten Pusteln, Blasen oder Knötchen zu erkennen. Die Pusteln des Windelsoors sind viel kleiner, zahlreicher und haben keinen so ausgeprägten "zornig roten" Hof.

Fieber. Breiten sich die Bakterien im Körper aus, kommt es zu Fieber. Dabei geht es dem Säugling meist ziemlich schlecht.

Diagnosesicherung

Anhand der Hautveränderungen wird der Kinderarzt einen Windelausschlag erkennen.

Abstrich. Besteht der Verdacht auf einen Befall mit Bakterien oder Pilzen, wird der Arzt evtl. einen Hautabstrich für mikrobiologische Untersuchungen vornehmen.

Behandlung

Bei offenen Stellen der Haut verordnet der Arzt desinfizierende oder gerbstoffhaltige Präparate (z. B. Chlorhexidin® oder Tannosynth®) zum Auftragen oder Aufpinseln, seltener auch als Bäder oder feuchte Umschläge. Solche Präparate trocknen die Haut und beugen einer Infektion vor.

Kortison. In schweren Fällen wird der Kinderarzt für kurze Zeit eine Kortisonsalbe zum Auftragen verschreiben, um die Entzündung einzudämmen. Allerdings sollten Sie Kortison nur auf Anweisung des Arztes und nur für die vereinbarte Behandlungsdauer anwenden.

Antimykotikum. Bei einer zusätzlichen Hautinfektion durch Pilze verordnet der Arzt pilztötende Salben oder Cremes (Antimykotika). In ausgeprägten Fällen – oder wenn gleichzeitig ein Mundsoor besteht – sind Antimykotika zum Schlucken notwendig, damit die Pilze des Darms nicht immer wieder die Windelregion befallen.

Antibiotika. Bei bakteriellen Hautinfektionen sind antibiotische Cremes notwendig. Vor allem kleine Babys müssen manchmal auch Antibiotika einnehmen.

Krankenhausaufnahme. Bei Fieber ist unter Umständen sogar eine intravenöse Antibiotika-Behandlung im Krankenhaus unumgänglich.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Der Windelausschlag verschwindet meist durch wenige, einfache Maßnahmen:

Licht und Luft an den Po. Nichts geht über frische Luft. Lassen Sie Ihr Kind so oft wie möglich ein paar Stunden drinnen oder draußen strampeln, denn ein wunder Po heilt besser und schneller, wenn viel Licht und Luft an die Haut gelangt. Aber achten Sie darauf, dass es nicht friert.

Häufiger Windelwechsel. Überprüfen Sie die Windel sooft wie möglich durch Riechen oder Hineinschauen, ob sich Urin oder Stuhl ansammelt. Wenn ja, wechseln Sie sofort die Windel.

Sanftes Reinigen der Haut. Der Baby-Po darf nicht mit aggressiven Seifen gereinigt werden! Wasser oder Baby-Öl sind völlig ausreichend. Geben Sie etwas Wasser oder Öl auf ein Pflegetuch oder eine Stoffwindel und wischen Sie damit den Po sauber. Trocknen Sie ihn danach vorsichtig mit einem weichen Handtuch gut, aber sehr behutsam ab. Wenn auch vorsichtiges Tupfen dem Kind noch sehr wehtut, hilft es, die Haut warm trocken zu föhnen.

Wundschutzpasten, -salbe. Für die Zeit des Wundseins sollten Sie statt der normalen Babycreme besser zinkhaltige Salben wie Desitin® verwenden. Sie schützen die Haut vor allem nachts vor Feuchtigkeit und wirken beispielsweise durch Zink gleichzeitig entzündungshemmend.

Stillen. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Stuhl von gestillten Babys u. a. einen niedrigeren pH-Wert hat als der von "Flaschenkindern". Stillen bietet offenbar einen gewissen Schutz vor einem Windelausschlag. Falls Sie also daran denken sollten, Ihr Kind abzustillen: Warten Sie besser noch eine zeitlang mit dem ersten Zufüttern.

Komplementärmedizin

Kamillenbäder. Kamile beschleunigt die Heilung der Haut. Für ein Bad oder Sitzbad mit Kamille gießen Sie 1 l Kamillentee in das Badewasser.

Salben. Zur Basispflege bei Windeldermatitis hat sich Calendula-Heilsalbe bei jedem Windelwechsel bewährt (z. B. Weleda Calendula Babycreme®). In der Apotheke bekommen Sie auch eine Salbe mit Zinkanteil und Pflanzenextrakt. In diesen Salben sind Extrakte z. B. von Calendula, Eichenrinde, Hamamelis oder Kamille enthalten. Babypuder sind ungeeignet, da sie verklumpen und dann die Haut eher aufscheuern als pflegen.

Scharfgarbentee. Die empfindliche Haut kann mit warmem Schafgarbentee gereinigt werden (1 Teelöffel mit 1 Tasse kochendem Wasser überbrühen, 10 Minuten ziehen lassen).

Muttermilch. Geben Sie ein paar Tropfen Muttermilch auf die wunde Hautstelle; das soll die Hautreizung lindern.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Masern auf dem Vormarsch

Die Masernimpfung kann gut mit anderen Impfungen kombiniert werden.

Masern auf dem Vormarsch

Impfen tut Not!

Masern sind hochansteckend und gefährlich. Und in Europa wieder auf dem Vormarsch. Als Ursache dafür sehen Expert*innen den Rückgang der Impfraten.

Schwere Komplikationen möglich

Masern gehören zu den typischen Kinderkrankheiten. Doch immer häufiger befällt das Masernvirus auch Jugendliche und Erwachsene. Bei ihnen ist der Verlauf meist deutlich schwerer als bei kleinen Kindern. Es drohen vermehrt Komplikationen wie Lungen- oder Gehirnentzündung. In seltenen Fällen kommt es noch Jahre nach der Erkrankung zu einer sklerosierenden Panenzephalitis, einer Gehirnentzündung, die immer tödlich verläuft.

30000 gemeldete Fälle im Jahr 2023 in Europa

Die Masernimpfung hat dazu geführt, dass sich immer weniger Menschen mit dem Masernvirus anstecken. Außerdem schützt die Impfung vor schweren Verläufen, sodass weniger Erkrankte daran sterben. Doch jetzt schlagen die Behörden Alarm: Bereits letztes Jahr sind die Fälle an Maserninfektionen in Europa stark angestiegen. Aus 40 der 53 EU-Länder wurden dem Europäischen Zentrum für Krankheitsprävention und -kontrolle (ECDC) über 30000 Fälle gemeldet. Österreich und Rumänien gehören zu den am stärksten betroffenen Ländern - in Rumänien kam es sogar zu sechs Todesfällen.

Durchimpfungsrate zu niedrig

Doch bei diesen Masernausbrüchen wird es wohl nicht bleiben. Das ECDC geht davon aus, dass die Zahl der Masernfälle in den nächsten Monaten weiter steigen wird. Ursache ist laut ECDC die Impfmüdigkeit der Bevölkerung. Wenn nicht möglichst alle Kinder zweimal gegen Masern geimpft werden, sinkt die Durchimpfungsrate. Die muss über 95 % liegen, um eine Verbreitung von Masern zu verhindern. Das bedeutet, dass von 100 Kindern mindestens 95 gegen Masern geimpft sein müssen. In Deutschland ist dies bei den Kindern bis zur Einschulung nur in Hessen, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern der Fall.

Kinderärzt*innen und Robert Koch-Institut mahnen deshalb immer wieder, die Impftermine wahrzunehmen. Die STIKO empfiehlt die Masernimpfung in Kombination mit Mumps und Röteln. Die erste Impfung soll zwischen dem 11. und dem 14. Monat erfolgen, die zweite als Auffrischung im Alter von 15 bis 23 Monaten.

Auch Erwachsene impfen!

Erwachsene, die nach 1970 geboren wurden und nicht wissen, ob sie geimpft worden sind oder nicht, wird ebenfalls die Impfung empfohlen. Ältere Personen benötigen sie nicht – denn sie haben die Erkrankung mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst durchgemacht.

Quellen: www.kinderaerzte-im-netz.de, RKI

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Oksana Kuzmina / Alamy / Alamy Stock Photos