Gesundheit heute

Mumps

Mumps (Ziegenpeter, Parotitis epidemica): Vom Mumps-Virus verursachte hochansteckende Infektionskrankheit.

Das Virus gehört zu derselben Virenfamilie wie das Masern-Virus und verursacht eine Entzündung der Speicheldrüsen. Normalerweise ist die Ohrspeicheldrüse betroffen, bei einigen Kindern entzünden sich auch die Bauchspeicheldrüse oder die Hoden. Mumps ist durch die für alle Kinder empfohlenen Impfungen selten geworden; heute sind am ehesten Jugendliche und junge Erwachsene betroffen.

Symptome und Leitbeschwerden

Vor allem bei kleinen Kindern sind die Beschwerden gering wie bei einem grippalen Infekt oder fehlen ganz. Ansonsten sind für ältere Kinder und Erwachsene folgende Symptome typisch, bei Erwachsenen zumeist schwerer und ausgeprägter als bei Kindern:

  • Allgemeines Unwohlsein mit Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen
  • Zunächst einseitige, schmerzhafte Schwellung einer Ohrspeicheldrüse, nach wenigen Tagen Ausdehnung auf die zweite Ohrspeicheldrüse
  • Leichtes Fieber
  • Schmerzen "in der Backe" beim Kauen und Öffnen des Mundes, evtl. auch in Ohren und Hals.

Inkubationszeit. 15–24 Tage.

Zeitraum der Ansteckung. 7 Tage vor Auftreten der schmerzhaften Entzündung der Ohrspeicheldrüse bis 9 Tage danach.

Wann zum Kinderarzt

Am nächsten Tag, wenn

  • Sie bei Ihrem Kind die für Mumps typische Schwellung der Ohrspeicheldrüse feststellen.

Heute noch, wenn

  • die Ohrenschmerzen ganz im Vordergrund stehen oder ein Ohr "läuft".

Sofort, wenn

  • Ihr Kind auch nach einer Woche immer noch fiebert.
  • das Fieber nach 2–3 Wochen wieder ansteigt.
  • Ihr Kind über starke Kopfschmerzen und eine Nackensteifigkeit klagt; diese Symptome deuten auf eine Hirnhautentzündung hin.
  • Ihr Kind Bauchschmerzen hat oder wenn es erbricht; hier besteht die Gefahr einer Bauchspeicheldrüsenentzündung.
  • Ihr Sohn nach der Pubertät über Hodenschmerzen klagt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Übertragung

Mumps-Viren verbreiten sich über Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die keimhaltigen Sekrettröpfchen des Erkrankten werden beim Husten, Niesen oder Sprechen in die Luft geschleudert.

Über die oberen Atemwege oder die Augenbindehaut dringen die Viren in den Blutkreislauf des Gesunden ein. Auch durch den Kontakt mit dem Sekret beim Händeschütteln, Küssen oder bei der Benutzung desselben Essbestecks oder Geschirrs kann man sich anstecken.

Verlauf

Mumps zeigt sich durch eine zuerst einseitige, schmerzhafte Schwellung einer Ohrspeicheldrüse (Glandula parotis). Das Fieber ist oft nur leicht. Die Schmerzen "in der Backe" strahlen zum Ohr und in den Hals aus und verstärken sich durch Öffnen des Mundes beim Sprechen, Kauen oder Schlucken, aber auch durch Bewegen des Kopfes.

Besonders anfällig sind die beiden Ohrspeicheldrüsen, die evtl. so stark anschwellen, dass die Ohrläppchen abstehen und die Kieferkante nicht mehr zu erkennen ist. Nach weiteren 1–3 Tagen greift die Schwellung auch auf die andere Ohrspeicheldrüse über.

Bei einer Ansteckung mit dem Mumps-Virus zeigen sich nicht immer alle Krankheitssymptome, auch verläuft die Erkrankung bei jedem Kind bzgl. Schwellung, Dauer und Schwere unterschiedlich. Grundsätzlich nehmen die schweren Verlaufsformen mit steigendem Lebensalter zu.

Hinweis: Rund ein Drittel aller Kinder, die sich mit dem Mumps-Virus anstecken, zeigen keine Krankheitszeichen. Sie machen den Mumps also unbemerkt durch.

Komplikationen

Bei den meisten Kindern bleibt der Mumps ohne Folgen. Dennoch treten vereinzelt folgende Komplikationen auf:

Hirnhautentzündung (Meningitis): Sie kommt bei bis zu 60 % der Patienten vor. 4–5 Tage nach der Drüsenschwellung klagen die Kinder über Fieber, Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Erbrechen und/oder Nackensteife. Die Entzündung heilt nach Abklingen der Symptome folgenlos.

Gehirnentzündungen (Mumps-Enzephalitis): Bei dieser Entzündung wird das Gehirn vom Virus befallen. Es treten starke Kopfschmerzen und Erbrechen auf. Als Folge der Mumps-Enzephalitis kommt es bei jedem 10. Erkrankten über 18 Jahren zu bleibenden Hörschäden. Aus diesem Grund ist ein Hörtest nach einer überstandenen Mumps-Erkrankung wichtig.

Hodenentzündung (Mumps-Orchitis): Stecken sich Jungen nach der Pubertät an, entwickelt sich bei jedem 4. eine schmerzhafte, fast immer einseitige Hodenentzündung. Sind beide Seiten betroffen, droht als seltene Komplikation die Unfruchtbarkeit. Bei schwerem Verlauf der Hodenentzündung sind eine Krankenhauseinweisung sowie eventuell entzündungshemmende Medikamente notwendig.

Bauchspeicheldrüsenentzündung (Mumps-Pankreatitis): In 4 % der Fälle entzündet sich die Bauchspeicheldrüse. Der zumeist milde Verlauf zeigt sich durch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchbeschwerden und anhand einer krankhaften Erhöhung des Fettgehalts im Stuhl (sogenannter Fettstuhl).

Eierstockentzündung: Die Mitbeteiligung weiterer Organe wie die Eierstöcke ist sehr selten.

Diagnosesicherung

Die charakteristischen Beschwerden wie die Schwellung der Ohrspeicheldrüse weisen auf Mumps hin und machen bei einem herkömmlichen Verlauf eine Laboruntersuchung überflüssig. Bei untypischen Verläufen oder fehlenden Krankheitszeichen sichert ein Bluttest die Diagnose.

Blutuntersuchung. Ist sich der Arzt nicht sicher, wird er eine Blutuntersuchung anordnen, um spezifische Antikörper gegen das Mumps-Virus im Blut nachzuweisen.

Behandlung

Es gibt keine Therapie gegen Mumps. Die Behandlung beschränkt sich auf der Linderung der Beschwerden. Steigt das Fieber über 40 °C, werden in Absprache mit dem Arzt fiebersenkende Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen gegeben.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie als Eltern tun können

Ruhe. Das kranke Kind braucht gerade während der Fieberphase Ruhe. Ist der Hoden betroffen, muss strenge Bettruhe eingehalten und der Hoden hoch gelagert werden.

Kühlung. Kühle Umschläge auf die geschwollene und schmerzhafte Ohrspeicheldrüse lindern die Beschwerden. Bewährt haben sich Umschläge "pur" oder mit Quark oder essigsaurer Tonerde.

Wärme. Manchen Kindern helfen eher warme Umschläge auf Ohren und Wange. Gute Erfahrungen machen Eltern mit einem Wickel mit warmer Archangelikasalbe, Calendulaöl oder -salbe oder Eukalyptuspaste. Auch eine Wärmflasche lindert die Backenschmerzen.

Essen und Trinken. Grundsätzlich sollen kranke Kinder ausreichend trinken. Damit das Kind das Essen besser schlucken kann, sollte es eine flüssig-breiige Konsistenz haben wie bei Kartoffelpüree, Suppen oder Pudding. Verzichten Sie aber auf saure Getränke, denn dadurch wird der Speichelfluss angeregt, sodass die entzündete Ohrspeicheldrüse "arbeiten" muss, was weitere Schmerzen verursacht.

Prävention

Isolierung. Infizierte Kinder dürfen so lange keine Gemeinschaftseinrichtungen wie Kinderkrippe, -tagesstätte, Kinderhort oder Schule besuchen, bis alle Krankheitszeichen verschwunden sind und keine Ansteckung mehr möglich ist.

Impfung. Die einzig wirksame vorbeugende Maßnahme gegen Mumps ist die zweimalige Schutzimpfung.

Die Impfung erfolgt in zwei Schritten: Gegen Ende des 1. Lebensjahres erfolgt eine 3-fach-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Mindestens 4 Wochen später, also zu Beginn des 2. Lebensjahres, folgt die Zweitimpfung, die als 4-fach-Impfung (MMRV) zusätzlich auch einen Impfstoff gegen Windpocken enthält. Sind Kinder zweimal geimpft, bleiben sie normalerweise ein Leben lang gegen das Mumps-Virus immun. Nur in seltenen Fällen kommt es zu einer erneuten Erkrankung – trotz zweimaliger Impfung. Versäumte Impfungen sollten im späteren Alter nachgeholt werden, außer in der Schwangerschaft. Während früher überwiegend Kinder im Alter unter 10 Jahren erkrankten, sind heute vor allem Jugendliche und junge Erwachsene betroffen, die als Kinder nicht geimpft wurden.

Von: Dr. med. Herbert Renz-Polster in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Kinderarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
Zurück
Methylphenidat stört Wachstum nicht

Wachstumsstörungen scheinen einer Studie zufolge unter Methylphenidat nicht aufzutreten.

Methylphenidat stört Wachstum nicht

Entwarnung für ADHS-Medikament

Kinder mit einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) erhalten häufig Methylphenidat zur Therapie. Immer wieder wird angeführt, dass dieses Medikament das Wachstum hemmt. Neue Daten geben Entwarnung.

Über 1000 ADHS-Kinder beobachtet

Viele Eltern machen sich die Entscheidung nicht leicht, ihr Kind mit Methylphenidat (Ritalin) behandeln zu lassen. Ein Grund waren bisher unter anderem Hinweise, dass Kinder unter Ritalin langsamer wachsen könnten. Ob das stimmt, hat jetzt eine britische Arbeitsgruppe untersucht.

Sie sammelten über zwei Jahre lang europaweit die Daten von Kindern und Jugendlichen, die an ADHS litten. Von den insgesamt 1147 Patientinnen und Patienten im Alter von 6 bis 17 Jahren wurden 756 mit Methylphenidat behandelt. 391 erhielten gar keine medikamentöse Therapie.

Gewichtsverlust wird wieder aufgeholt

Beide Gruppen wurden mit gesunden Kontrollkindern verglichen, um das Auftreten von Nebenwirkungen zu erkennen. Die Wachstumsgeschwindigkeit war über zwei Jahre hinweg in allen drei Gruppen gleich. Ein Unterschied zeigte sich allerdings in der Gewichtskurve: Im Vergleich zu den gesunden und den unbehandelten ADHS-Kindern nahmen die mit Methylphenidat therapierten Kinder in den ersten sechs Behandlungsmonaten ab. Diese Gewichtsabnahme kam jedoch während der nächsten Monate zum Stillstand, und bis zum Studienende holten die Methylphenidat-Kinder die anderen gewichtsmäßig wieder ein.

Blutdruck und Puls kontrollieren

Das Forscherteam verglich bei den ADHS-Kindern auch das Auftreten möglicher Nebenwirkungen. Psychosen und Depressionen kamen gleich häufig vor, egal ob die Patient*innen Methylphenidat einnahmen oder nicht. Das Gleiche galt für motorische Störungen und nervöse Tics. Blutdruck und Herzrate waren allerdings unter Methylphenidat etwas höher. Die unbehandelten ADHS-Kinder konsumierten wiederum mehr Nikotin und Marihuana, außerdem traten bei ihnen mehr suizidale Handlungen auf.

Insgesamt ist bei einer Therapie mit Methylphenidat nicht mit einer Reduktion des Längenwachstums zu rechnen, fassen die Studienautor*innen zusammen. Sie raten jedoch dazu, bei den Kontrollbesuchen in der Arztpraxis regelmäßig Blutdruck und Herzfrequenz messen zu lassen.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Westend61 / Phillip Waterman