Gesundheit heute

Kaiserschnitt auf Wunsch

Der Kaiserschnitt auf Wunsch (Wunschsektio) der Mutter wird immer wieder diskutiert und auch durchgeführt, in Deutschland betrifft dies rund 3500 Geburten pro Jahr. Die wenigsten Eltern wissen jedoch um die zusätzlichen Gefahren: So wächst das Risiko einer anfänglichen Lungenanpassungsstörung des Neugeborenen.

Hinter dem Kaiserschnitt auf Wunsch steht oft die Angst vor langen und schmerzhaften Geburtsverläufen, Verletzungen der Scheide und des Dammbereichs, späterer Harninkontinenz oder der gut gemeinte Wunsch, dem Kind so wenige Risiken wie möglich zuzumuten. Auch die Unversehrtheit des Beckenbodens oder das Umgehen negativer Auswirkungen auf die sexuelle Erlebnisfähigkeit werden in einer Untersuchung als Gründe genannt.

Dass sich diese Erwartungen nicht immer bewahrheiten, zeigen die Ergebnisse einer Studie der Gmünder Ersatzkasse (GEK), in der Frauen nach einer Schnittentbindung nach ihren Erfahrungen befragt wurden. Dabei zeigte sich, dass etwa 60 % meinten, eine Frau solle auf jeden Fall versuchen, ihr Kind auf natürlichem Wege zur Welt zu bringen. Gut die Hälfte kam zu dem Schluss, dass die Folgen des Kaiserschnitts häufig unterschätzt würden. Etwa zwei Drittel befürworteten aber die Freiheit, sich auch ohne medizinischen Grund für eine Kaiserschnittentbindung entscheiden zu dürfen.

Aber auch die Krankenhäuser sorgen dafür, dass immer mehr Kaiserschnitte gemacht werden, denn Kaiserschnitte bringen Auslastung und hohe Pauschalentgelte – bei optimal niedrigen Risiken für die Klinik: Kunstfehlerprozesse wegen Kaiserschnittkomplikationen sind die seltensten von allen geburtshilflichen Eingriffen. Und die Geburtshilfe ist Hochrisikomedizin mit den höchsten Prämien für die ärztliche Haftpflichtversicherung.

Schlechter Tausch für Mutter und Kind

Aus medizinischer Sicht werden durch eine Wunschsektio nur die Risiken der vaginalen Geburt mit den Risiken des Kaiserschnitts eingetauscht. Summa summarum ist dies ein schlechter Tausch:

  • Fast alle Frauen, die sowohl eine vaginale Geburt als auch einen Kaiserschnitt erlebt haben, berichten über eine erheblich längere Erholungszeit, bis die Strapazen der Geburt bzw. hier der Geburtsoperation überstanden sind.
  • Auch Wundinfektionen in der Bauchdecke sind nicht selten.
  • Schließlich werden Frauen nach einem Wunschkaiserschnitt erst später und insgesamt seltener wieder schwanger.

Noch schlechter sieht die Bilanz auf der kindlichen Seite aus:

  • Neugeborene leiden dreimal so häufig unter Atemnot in den ersten Lebensminuten und -stunden. Denn Kindern, die auf natürliche Art auf die Welt kommen, wird durch den Geburtskanal das Wasser aus der Lunge gepresst.
  • Auch Allergien entwickeln Kaiserschnittkinder viel häufiger. Der Grund für diese erstaunliche Beobachtung liegt wieder im Geburtskanal: Durch ihn kommt die Mundhöhle des Kindes intensiv mit den Keimen der Scheide und damit der Außenwelt in Berührung. Und das scheint für die Reifung des kindlichen Immunsystems eine wichtige Rolle zu spielen.

Von: Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Fehlbildungen durch Diabetesmittel?

Auch Väter können Geburtsdefekte auf ihren Nachwuchs übertragungen.

Fehlbildungen durch Diabetesmittel?

Nur Jungs betroffen

Die Einnahme von Tabletten gegen Diabetes könnte einer aktuellen Studie zufolge die Fehlbildungsrate bei Jungen erhöhen. Allerdings nur, wenn der Vater die Diabetesmedikamente in den letzten drei Monaten vor der Zeugung einnimmt.

Veränderungen am Genitale

Manche Arzneimittel führen zu Geburtsfehlern beim Nachwuchs. Dabei ist es nicht nur gefährlich, wenn die Mutter diese Medikamente einnimmt. Auch Arzneimittel, die der werdende Vater vor der Zeugung schluckt, können dem Ungeborenen schaden.

Dänische Forscher*innen haben nun herausgefunden, dass womöglich Diabetesmedikamente riskant sind. Sie untersuchten die Daten von 1,1 Million Neugeborenen und Eltern. Das Ergebnis: Hatte der Vater in den drei Monaten vor der Zeugung den Wirkstoff Metformin eingenommen, erhöhte sich das Risiko für Geburtsfehler um das Dreifache. Die Vergleichsgruppe waren Kinder, deren Väter dieses Medikament nicht eingenommen hatten. Betroffen waren dabei nur die Jungen, wobei sich die meisten Fehlbildungen in ihrem Genitalbereich befanden. Geschwister, die der Vater zu einer Metformin-freien Zeit gezeugt hatte, waren ohne Geburtsdefekte.

Insulin war ohne Einfluss

In dieser Untersuchung steigerte auch das Diabetesmittel Sulfonylharnstoff das Fehlbildungsrisiko. Eine antidiabetische Behandlung mit Insulin hatte dagegen keinen Einfluss auf die Rate an Geburtsfehlern.

Metformin hat womöglich einen Einfluss auf die Entwicklung der Spermien. Im Tierexperiment führte der Wirkstoff zu gestörten Stammzellen im Rattenhoden. Noch ist unklar, ob sich diese Ergebnisse auf den Menschen übertragen lassen, meint Prof. Dr. Wolfgang Rathmann vom Deutschen Diabetes Zentrum der Leibniz Universität Düsseldorf.

Noch kein Grund zu Therapieänderung

Anhand dieser einen Studie die Therapieempfehlung zu ändern, hält der Experte für verfrüht. Sollten sich die Ergebnisse allerdings durch andere Untersuchungen bestätigen, wäre bei Vätern mit Diabetes und Kinderwunsch die Insulinbehandlung eine Alternative.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Addictive Stock/imago-images.de