Gesundheit heute

Fehlgeburten, wiederholte

Wiederholte Fehlgeburt (Fehlgeburtlichkeit, habituelle Fehlgeburt, habitueller Abort): Etwa eine von 200 Schwangeren ist von mindestens drei aufeinander folgenden Fehlgeburten betroffen. Oft lässt sich kein Auslöser ausmachen, denn die Neigung zu Fehlgeburten ist durch ein Zusammenwirken organischer, immunologischer und genetischer Ursachen bei Mutter und Kind bedingt. Reproduktionsmediziner der Universität München haben einen Zusammenhang zwischen Antikörpern, die den Mutterkuchen angreifen, und Fehlgeburten entdeckt. Solche Antikörper wiesen 17 Prozent der Frauen auf, die zwei oder mehr aufeinander folgende Fehlgeburten hatten; bei Frauen mit drei und mehr Fehlgeburten lag die Rate sogar bei 34 Prozent. Untersuchungen zeigten, dass sich jene Antikörper aber leicht mit Medikamenten ausschalten lassen.

Die Erkrankung

Fehlgeburtlichkeit hat verschiedene Ursachen. Oft ist es eine zum Zeitpunkt der Befruchtung entstandene Fehlanlage der Chromosomen (Chromosomenanomalie), die verhindert, dass der Embryo weiter wachsen kann. Hormonelle Ungleichgewichte und chronische Stoffwechselerkrankungen der Mutter (Diabetes, Schilddrüsenerkrankungen) oder Erbkrankheiten eines oder beider Elternteile können ebenfalls dazu führen, dass eine Schwangerschaft nicht aufrechterhalten wird. Aber auch räumliche Hindernisse in der Gebärmutter wie Myome, Fehlbildungen oder nach früheren Entzündungen und operativen Eingriffen entstandene Verwachsungen verhindern ab einer bestimmten Größe das Wachstum des Embryos. Die frühzeitige Öffnung des Muttermunds, Zervix-Insuffizienz, kann eine Fehl- aber auch eine Frühgeburt zur Folge haben.

Die Neigung zu wiederholten Fehlgeburten ist in seltenen Fällen auch immunologisch bedingt: Der mütterliche Organismus erkennt den Embryo – der ja 50 % fremde Gene vom Vater trägt – als körperfremd und möchte ihn abstoßen. Normalerweise werden in der Schwangerschaft blockierende Antikörper gebildet, die diesen Vorgang verhindern. Ist deren Produktion jedoch nicht ausreichend, wird die Abstoßungsreaktion in Gang gesetzt.

Das macht der Arzt

Aufgrund der vielen möglichen Ursachen einer Fehlgeburt werden im Anschluss an die zweite Fehlgeburt ambulant mehrere Untersuchungen durchgeführt:

  • Eine Chromosomenanalyse von Mann und Frau zur Aufdeckung genetischer Veränderungen. Auch eine Chromosomenanalyse des Embryos bzw. Fötus kann bei der Ursachenbestimmung einer Fehlgeburt helfen.
  • Ein Hormonstatus im Blut zur Feststellung bisher unerkannter Hormon- oder Stoffwechselerkrankungen der Frau.
  • Abstriche aus dem hinteren Scheidengewölbe sowie aus dem Gebärmutterhals zur Diagnose möglicher Infektionen.
  • Bestimmung verschiedener Antikörper zur Feststellung kürzlich abgelaufener fruchtschädigender Infektionen.
  • Vaginalultraschall (Ultraschall der Scheide), Gebärmutterspiegelung und Hysterosalpingografie (innere Darstellung von Gebärmutter und Eileitern) bei Verdacht auf organische Veränderungen z. B. in der Gebärmutter.

Leider sind die Ergebnisse oft unergiebig, weshalb manche Ärzte von den teilweise belastenden Untersuchungsprozeduren abraten. Ein guter Kompromiss ist, zunächst eine dritte Schwangerschaft abzuwarten.

Behandlungsmöglichkeiten. Hormonelle Ungleichgewichte behandelt der Arzt mit Hormonpräparaten. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes sind bei adäquater Behandlung in der Regel kein Hindernis für eine erneute Schwangerschaft. Anatomische Fehlbildungen der Gebärmutter werden entweder direkt während einer Gebärmutterspiegelung oder nachfolgend bei einer Bauchspiegelung diagnostiziert und wenn möglich gleich korrigiert.

Therapie bei wiederholter frühzeitiger Öffnung des Muttermunds (vgl. Zervix-Insuffizienz).

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Schwangere sollten Jod einnehmen!

Jodtabletten sind ein einfaches Mittel, um den während der Schwangerschaft erhöhten Jodbedarf sicherzustellen.

Schwangere sollten Jod einnehmen!

Schon vor der Empfängnis starten

Schwangere brauchen vermehrt Jod – und das am besten schon vor der Empfängnis. Jodreiche Ernährung reicht für die Versorgung meist nicht aus. Expert*innen empfehlen deshalb, das Spurenelement in Form von Tabletten einzunehmen.

Ohne Schilddrüsenhormone geht es nicht

Jod ist ein wichtiger Bestandteil der Schilddrüsenhormone. Und die sind wiederum unentbehrlich für den Organismus: Sie regulieren Stoffwechselprozesse, wirken auf Herz und Kreislauf und aktivieren die Nieren- und Darmtätigkeit. Außerdem haben Schilddrüsenhormone einen großen Einfluss auf die Nervenzellen und damit sowohl auf die Psyche als auch auf das Denkvermögen.

Eine ganz besondere Aufgabe erfüllen Schilddrüsenhormone in Bezug auf Wachstum und Reifung des ungeborenen Kindes im Mutterleib. Weil sich dessen eigene Schilddrüse erst im zweiten Teil der Schwangerschaft ausbildet, braucht das Kind von Anfang an mütterliche Schilddrüsenhormone. Fehlen diese, weil die Mutter unter einem Jodmangel leidet, drohen schwere Entwicklungsstörungen und Fehlbildungen. Außerdem ist ein mütterlicher Jodmangel mit einer erhöhten Rate an Fehl- und Totgeburten verbunden.

Neue Fettdepots schlucken Hormone

Doch nicht nur der zusätzliche Hormonbedarf des Embryos oder Fetus führt dazu, dass Schwangere mehr Jod brauchen. Durch die Anpassung des mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft verändern sich Blutvolumen und Fettdepots und damit die Jodverteilung im Körper. Außerdem scheiden die Nieren mehr von dem Spurenelement aus. Die hohen Östrogenspiegel bewirken außerdem, dass die Schilddrüsenhormone stärker an Eiweiße gebunden sind und weniger aktiv sind.

Aus all diesen Gründen müssen Schwangere mehr Schilddrüsenhormone bilden und brauchen dafür vermehrt Jod. Die tägliche Gesamtzufuhr soll etwa 230 µg betragen (bei Stillenden 260 µg). Um solch hohe Mengen zu gewährleisten, empfehlen Expert*innen die Einnahme von 100 bis 150 µg Jod am Tag. Daneben sollte auch über die Nahrung ausreichend Jod aufgenommen werden, z. B. in Form von Milch und Milchprodukten oder Meeresfisch.

Raucherinnen besonders gefährdet

Besonders auf eine ausreichende Jodzufuhr achten sollten zudem Veganerinnen, weil der völlige Verzicht auf tierische Produkte einen Jodmangel noch wahrscheinlicher macht. Auch Raucherinnen sind gefährdet: Das im Rauch enthaltene Thiocyanat hemmt den Jodtransport in die Schilddrüse und damit die Bildung von Schilddrüsenhormonen.

Quelle: pta heute

Von: Dr. med Sonja Kempinski; Bild: Andrey_Popov/shutterstock.com