Gesundheit heute

Plazentalösung

Vorzeitige Plazentalösung (Abruptio plazentae, Ablatio plazentae): Teilweise oder vollständige Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta) von der Gebärmutterwand, bevor das Kind geboren ist. Häufig tritt sie bei Schwangeren auf, die über 30 Jahre alt sind, Bluthochdruck haben, die rauchen oder bei Myomen.

Weil sowohl Kind als auch Mutter bei einer vorzeitigen Plazentalösung erheblich Blut verlieren, gehört diese zu den geburtshilflichen Notfällen. Sie erfordert den sofortigen Kaiserschnitt.

Leitbeschwerden

  • Heftige, plötzlich einsetzende Schmerzen im Unterbauch
  • Dunkelrote Blutung aus der Scheide bei drei von vier Betroffenen
  • Brettharte, äußerst druckempfindliche Gebärmutter
  • Allgemeines Unwohlsein mit Angst, Schwindel, Atemnot
  • Schockzeichen
  • Vermehrte Blutungsneigung.

Die Ablösung selbst ist schmerzlos. Nach der Ablösung kommt es jedoch häufig zu wehenartigen, schmerzhaften Krämpfen in der Gebärmutter.

Beim Kind lassen sich starke Veränderungen der Kardiotokografie erkennen, der so genannte fetale Distress (fetal distress): Kleinere Ablösungen der Plazenta führen zu einem gleichbleibenden, schnellen Puls. Bei größeren Ablösungen ist der Puls dauerhaft erniedrigt. Schlimmstenfalls sind keine kindlichen Herztöne mehr nachweisbar.

Wann zum Arzt

Sofort den Notarzt rufen, wenn die Beschwerden zu einer Plazentalösung passen. Bis zum Eintreffen des Notarztes hinlegen.

Die Erkrankung

Löst sich der Mutterkuchen, die Versorgungszentrale für das ungeborene Kind, schneidet dies die Versorgung des Fetus immer mehr ab. Ist mehr als die Hälfte des Mutterkuchens abgelöst, kann das Kind in der Gebärmutter nicht überleben.

Verliert die Mutter viel Blut, führt dies bei ihr unter Umständen zum Schock mit den zugehörigen Symptomen wie Blutdruckabfall, Pulsanstieg, Kaltschweiß und Bewusstlosigkeit. Der Blutverlust hängt von der Größe der abgelösten Fläche ab, mehr aber noch von seiner Lage.

In mehr als der Hälfte der Fälle bleibt die Ursache der vorzeitigen Plazentalösung unklar. Bei drei von zehn Betroffenen ist eine Präeklampsie die Mitursache. Die damit zusammenhängenden Gefäßschäden verändern möglicherweise die Haftfläche des Mutterkuchens. Einem von zehn Fällen liegt ein Sturz auf den Bauch oder ein Verkehrsunfall zugrunde. Auch innerliche Veränderungen, z. B. eine zu kurze Nabelschnur oder mehrfache Nabelschnurumschlingung mit Zug am Mutterkuchen führen zu einer Plazentalösung. Selten sind Dauerkontraktionen der Gebärmutter, z. B. durch Überdosierung von Wehenmitteln, der Grund für die Plazentalösung.

Das macht der Arzt

Nach der notfallmäßigen Klinikeinweisung hängt die Behandlung vor allem vom Zustand des Kindes ab. Darüber gibt die Kardiotokografie Auskunft.

Dem kurzen Abtasten des Bauchs folgt ein Ultraschall. Eine vaginale Untersuchung darf nur durchgeführt werden, wenn der Operationssaal für einen Kaiserschnitt bereitsteht.

Der Mutter wird Blut für Laboruntersuchungen abgenommen. Sie erhält außerdem mehrere venöse Zugänge, um über die Gabe von Blutkonserven oder Blutersatzstoffen den Kreislauf schnell stabilisieren zu können. Puls, Blutdruck, Flüssigkeitszufuhr und Urinausscheidung werden dabei ständig überwacht.

Bei lebendem und überlebensfähigem Kind oder bei einer Gefährdung der Mutter wird sofort ein Kaiserschnitt durchgeführt.

Ist der Fetus bereits tot oder noch nicht weit genug entwickelt, um außerhalb der Gebärmutter überleben zu können, wird normalerweise eine vaginale Geburt angestrebt.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Mutters Coronaimpfung nützt dem Baby

Eine Coronaimpfung in der Schwangerschaft schadet dem Neugeborenen nicht.

Mutters Coronaimpfung nützt dem Baby

Keine Angst vor der Vakzine

Werdende Mütter sind oft unsicher, ob sie sich gegen COVID-19 impfen lassen sollen. Eine kanadische Studie beruhigt nochmals. Die Coronaimpfung schadet dem Ungeborenen nicht – im Gegenteil.

140 000 Babys sprechen Klartext

Immer wieder kursieren Gerüchte, dass Impfungen Schwangere und ihre Babys gefährden. Vor allem gegen die Coronaimpfung wird häufig Stimmung gemacht. Doch das entbehrt jeder Grundlage, wie eine aktuelle Studie zeigt.

Darin waren die Daten von mehr als 140 000 Babys ausgewertet worden. Fast zwei Drittel der Mütter hatten in der Schwangerschaft eine oder mehrere Coronaimpfung erhalten. Und das hatte offenbar nur positive Folgen: Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft mit einer mRNA-Vakzine gegen COVID-19 geimpft worden waren, litten in den ersten Lebenstagen seltener an schweren Erkrankungen oder Komplikationen als Kinder ungeimpfter Mütter.

Impfung in allen Schwangerschaftsdritteln sicher

Auch Todesfälle oder Behandlungen auf einer Neugeborenen-Intensivstation kamen bei ihnen seltener vor. Die Coronaimpfung der Mutter führte auch nicht dazu, dass die Kinder in den ersten sechs Lebensmonaten aufgrund einer Erkrankung in die Klinik eingewiesen werden mussten.

Dabei war es egal, in welchem Schwangerschaftsdrittel geimpft worden war. Auch die Häufigkeit der Impfung veränderte nichts an den Ergebnissen, betonen die Autor*innen.

Totgeburten sogar seltener

Früh- oder Totgeburten untersuchte diese Studie nicht. Dazu gibt es aber Ergebnisse aus anderen kanadischen Untersuchungen. Dabei ist mehrfach gezeigt worden, dass eine Coronaimpfung in der Schwangerschaft nicht zu einer erhöhten Rate von Tot- und Frühgeburten führt. In einigen Studien senkte sie das Risiko dafür sogar.

Die COVID-19-Impfung der werdenden Mutter stellt damit keine Gefahr für Neugeborene und Kleinkinder dar, betonen die kanadischen Forscher*innen. Die Ergebnisse lassen dagegen vermuten, dass die Impfung Babys um die Geburt herum sogar vor negativen gesundheitlichen Ereignissen schützt.

Quelle: Ärzteblatt, JAMA Pediatrics

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Cavan Images / Christophe Launay