Gesundheit heute

Harnstau in der Schwangerschaft

Harnstau in der Schwangerschaft (Nierenstau): Einengung der Harnleiter unter anderem infolge des Drucks durch die Gebärmutter, mit Rückstau des Harns in die Nierenbecken. Ein Harnstau in der Spätschwangerschaft ist häufig, etwa jede 30. Schwangere ist betroffen. Durch den Rückstau des Urins drohen bakterielle Entzündungen von Nieren und Harnleitern sowie krampfartige Schmerzen in Unterbauch und Rücken. Eine echte Obstruktion, also der vollkommene Verschluss der Harnleiter, ist selten. Dann kommt es zu kolikartigen Schmerzen in Unterbauch und Rücken. In diesem Fall muss eine Schiene in den Harnleiter eingelegt werden, sodass der Urin wieder abfließt.

Leitbeschwerden

  • Krampfartige Schmerzen in Unterbauch und Rücken, häufig rechts
  • Schmerzen beim Wasserlassen
  • Wenig Urinabgang.

Wann in die Arztpraxis

Am nächsten Tag, wenn

  • die Urinmenge trotz normalen Trinkens abnimmt oder leichte Schmerzen auftreten.

Sofort, wenn

  • krampfartige Schmerzen im Unterbauch und Rücken auftreten
  • nur noch wenig Urin abgeht, obwohl Sie ausreichend trinken.

Die Erkrankung

Gerade im letzten Schwangerschaftsdrittel kommt es häufig vor, dass der in der Niere gebildete Urin nicht mehr richtig über die Harnleiter in die Blase abfließt. Das liegt unter anderem daran, dass die Gebärmutter so groß ist, dass sie die Harnleiter abdrückt. Ein anderer Grund ist, dass in der Schwangerschaft die Konzentration des Hormons Progesteron hoch ist. Das Progesteron führt dazu, dass die Harnleiter eher schlaff sind und den Harn nicht weitertransportieren. Fließt der Urin nicht ab, sammeln sich bis zu 300 ml in den Harnleitern und dem Nierenbecken an. In der angestauten Flüssigkeit können sich Bakterien gut vermehren und Infektionen von Niere und Nierenbecken verursachen. Sind die Harnleiter so stark zusammendrückt, dass kaum mehr Urin abgeht, ist ein schnelles Eingreifen nötig. Meist kommt es dann zu starken, krampfartigen Schmerzen wie bei einer Nierenkolik. Der Zustand ändert sich sofort, wenn der Harn wieder in die Blase ablaufen kann.

Selten hat ein Harnstau in der Schwangerschaft andere Ursachen wie

  • Nierensteine
  • Steine in der Harnblase
  • Tumorerkrankung von Harnblase oder Harnwegen.

Diagnosesicherung

Die Diagnose ergibt sich durch die Symptome in Kombination mit einem Ultraschall, der eine Erweiterung von Nierenkelchen, Nierenbecken und Harnwegen zeigt.

Therapie

Meist gibt die Ärzt*in als Erstes Schmerzmittel (z. B. Paracetamol). Hat der Harnstau zu einer Nierenbeckenentzündung geführt, ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig.

Ist die Stauung sehr ausgeprägt, muss die Ärztin manchmal eine Schiene über die Blase in die Harnleiter legen. Die Schiene hält die Harnleiter auch gegen den Druck offen und lässt den Urin so abfließen. Eine eingebrachte Harnleiterschiene verbleibt in der Regel bis nach der Geburt im Körper.

Ihre Apotheke empfiehlt

Auf die linke Seite legen. Oft drücken Gebärmutter und Baby auf den rechten Harnleiter. Schwangere können den Druck selbst reduzieren, indem sie sich so oft wie möglich auf die linke Seite legen. Auch im Vierfüßlerstand lässt sich der Harnleiter gut entlasten.

Ausreichend trinken. Wenn wenig Urin abgeht, heißt das nicht, dass sie deswegen weniger trinken sollten. Eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit ist wichtig, damit alle Organe gut arbeiten können. Liegt neben dem Harnstau auch eine bakterielle Entzündung vor, kann die Flüssigkeit helfen, die Bakterien auszuspülen.

Von: Dr. med. Katja Flieger, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Doch keine Gefahr für Baby´s Gehirn?

Schwangere sollten möglichst wenig Medikamente einnehmen, denn manche Arzneimittel können dem Baby schaden.

Doch keine Gefahr für Baby´s Gehirn?

Paracetamol in der Schwangerschaft

Schadet es dem Baby, wenn die werdende Mutter Paracetamol einnimmt? Vor einigen Jahren gab es Hinweise darauf, dass dem Kind dadurch Autismus oder eine geistige Behinderung drohen könnten. Eine schwedische Studie gibt Entwarnung.

Mehr ADHS, mehr Autismus

Wenn die Mutter in der Schwangerschaft Medikamente einnimmt, heißt es aufpassen. Etliche Wirkstoffe können das Ungeborene schädigen oder sogar eine Fehlgeburt auslösen. Für Paracetamol gab es Anhaltspunkte, dass es die Entwicklung des kindlichen Gehirns negativ beeinflusst. Studien zufolge sollte die Einnahme des Schmerzmittels beim Kind das Risiko für geistige Behinderungen, Autismus oder ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) erhöhen.

Über 2 Millionen Kinder unter der Lupe

Ob dieser Verdacht stimmt, hat jetzt ein schwedisches Team untersucht. Basis der Analyse waren die Krankheitsdaten von 2,4 Millionen Kindern, die während 1995 und 2029 in Schweden geboren worden waren. Bei 186 000 von ihnen hatten die Mütter während der Schwangerschaft Paracetamol eingenommen. Tatsächlich litten diese Kinder später minimal häufiger an ADHS, Autismus oder geistiger Behinderung als die anderen, über 2 Millionen nicht dem Wirkstoff ausgesetzten Kinder.

Psychische oder neurologische Krankheiten hängen aber auch stark von den Umweltbedingungen ab. In Familien sind die Einflüsse oft ähnlich und Unterschiede in der Entwicklung von Krankheiten besonders bedeutsam. Deshalb verglichen die Forschenden zusätzlich Geschwisterpaare, bei denen die Mutter in der einen Schwangerschaft Paracetamol eingenommen hatte, in der anderen nicht. Bei dieser Berechnung unterschied sich das Risiko für neurologische Folgeerkrankungen nicht, betont die Arbeitsgruppe.

Kein Zusammenhang mit Paracetamol

Paracetamol während der Schwangerschaft scheint beim Kind demnach weder das Risiko für ADHS, noch für Autismus oder eine geistige Behinderung zu steigern. Andere Nebenwirkungen sind in dieser Studie allerdings nicht untersucht worden. Die Forschenden raten Schwangeren, vor Einnahme des Schmerzmittels oder anderer Medikamente generell den Rat ihrer Ärzt*in einzuholen.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Caia Image / Paul Bradbury