Gesundheit heute

In Deutschland untersagte Verfahren zur Sterilitätstherapie

Präimplanationsdiagnostik (PID): Genetische Untersuchung embryonaler Zellen vor dem Transfer in die Gebärmutter bei der IVF. Ziel der Untersuchung ist es, bestimmte Erbkrankheiten und Chromosomenstörungen zu erkennen; ist eine Erbkrankheit vorhanden, kann sich das Paar gegen einen Transfer des betroffenen Embryos in die Gebärmutter entscheiden. Präimplantationsdiagnostik ist in Deutschland nicht erlaubt, in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden hingegen darf sie bei bestimmten Erbkrankheiten angewandt werden.

Bei der Eizellenspende spendet eine anonyme Spenderin an eine andere Frau eine Eizelle, die im Rahmen einer IVF-Behandlung befruchtet und als Embryo wieder eingesetzt wird. Der Samen stammt im Normalfall vom Ehemann, kann bei verringerter Samenqualität aber auch gespendet sein. Das Verfahren ermöglicht auch den Frauen eine Schwangerschaft, deren Eierstöcke keine Eizellen (mehr) produzieren, beispielsweise nach einer Strahlen- oder Chemotherapie, bei einer schweren Erbkrankheit oder nach den Wechseljahren. In den USA, Großbritannien, Belgien, Spanien, Finnland, Portugal, Bulgarien, Dänemark, Südafrika ist das Verfahren erlaubt und lockt Paare an, die in Deutschland keine Chance mehr auf ein eigenes Kind sehen. Die Kosten schwanken je nach Land und gewählter Klinik und liegen zwischen 2 500–7 000 € pro Versuch (in den USA teilweise doppelt soviel).

Bei der Leihmutterschaft trägt eine Frau gegen Bezahlung das Kind anderer Eltern aus, wenn die „echte" Mutter eine stark fehlgebildete oder keine Gebärmutter mehr hat. In manchen Fällen spendet die Leihmutter auch gleichzeitig die Eizelle. In Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Dänemark, Norwegen und Schweden gilt die Leihmutterschaft als Straftat. Explizit erlaubt ist sie in Belgien, Großbritannien und den USA. Eine Leihmutter verlangt allerdings ~ 30 000 € für das Austragen des Kindes.

Weiterlesen: Die Möglichkeiten der Sterilitätstherapie im Überblick

Weiterführende Informationen

  • www.repromed.de – Internetseite des Bundesverbands Reproduktionstechnischer Zentren Deutschlands, Düsseldorf: Gute Internetseite mit allen medizinischen und (kosten)rechtlichen Informationen zur ungewollten Kinderlosigkeit, einschließlich weiterführender Links und Adressen zu Reproduktionszentren und Selbsthilfegruppen.
  • www.donogene-insemination.de – Internetseite des Arbeitskreises Donogene Insemination, Fulda: Übersichtliche Information zur deutschen Rechtslage und Therapiemöglichkeiten. Mit Verlinkung zu bundesweit allen Samenbanken, Praxen, Kinderwunschzentren und Selbsthilfegruppen.

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Warum ist Mann unfruchtbar?

Eine Spermaprobe bringt die Unfruchtbarkeit meist ans Licht.

Warum ist Mann unfruchtbar?

Wenn das Vaterwerden nicht klappt

Wenn Paare keine Kinder bekommen, liegt´s in der Hälfte der Fälle am Mann. Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit gibt es viele. Wie sich diese in den letzten 10 Jahren verändert haben, hat eine italienische Studie ans Licht gebracht.

Nach 6 Monaten klappt´s bei den meisten

Meist dauert es nicht mehr als 6 Monate bis zur Empfängnis, wenn sich gesunde Paare ein Kind wünschen. Ein Drittel darf sich sogar schon nach einem Monat über eine Schwangerschaft freuen, und etwa 90% schaffen es innerhalb eines Jahres.

Ist jedoch trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs auch nach einem Jahr noch kein Nachwuchs in Sicht, spricht man von Unfruchtbarkeit. Die Ursachen dafür sind gerecht verteilt: In einer Hälfte der Fälle liegt´s an den Männern, in der anderen an den Frauen.

Varikozelen sind die häufigste Ursache

Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit gibt es viele. Italienische Forscher*innen haben nun untersucht, ob sich diese in den letzten 10 Jahren verändert haben. Dafür analysierten sie die Daten von knapp 1650 Männern, die sich in den Jahren 2008 bis 2018 aufgrund unerfüllten Kinderwunsches in einem andrologischen Zentrum behandeln ließen. Mit 37% am häufigsten störten Krampfadern am Hoden (sogenannten Varikozelen) die Fruchtbarkeit. Die zweitgrößte Gruppe waren Männer, bei denen sich keine Ursache für ihre Unfruchtbarkeit nachweisen ließ (30%), gefolgt vom Hypogonadismus mit verminderter oder fehlender Testosteronproduktion (10%) und Hodenhochstand (8%). Andere hormonelle Ursachen oder Drogenkonsum machten 8% der Männer unfruchtbar und genetische Anomalien 4%. Bei 3% der unfruchtbaren Männer waren die Samenwege nicht durchgängig.

Hodenhochstand als Ursache wird seltener

Die Gründe für die Unfruchtbarkeit veränderten sich im Verlauf der Zeit. So waren die Varikozelen insgesamt zwar Spitzenreiter der Unfruchtbarkeits-Ursachen. Bis zum Jahr 2018 wurden sie jedoch immer seltener. Das gleiche galt für den Hodenhochstand als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch. Das liegt den Forscher*innen zufolge vermutlich daran, dass diese Erkrankungen inzwischen früher entdeckt und immer erfolgreicher behandelt werden.

Zugenommen haben dagegen die Fälle, bei denen die Ursache ungeklärt bleibt. Auch waren signifikant mehr Männer aufgrund von Drogenkonsum oder Hypogonadismus unfruchtbar. Letzteres könnte daran liegen, dass heute auch immer mehr ältere Männer sich ein Kind wünschen — auch wenn Hormone und Spermien aufgrund fortgeschrittenen Alters nicht mehr so recht auf Trab sind.

Quelle:Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Yuriy Maksymiv/Shutterstock.com