Gesundheit heute

Faktoren, die die Fruchtbarkeit beeinflussen

Als unfruchtbar oder steril bezeichnet man in der Medizin ein Paar, bei dem sich trotz regelmäßigem Geschlechtsverkehr innerhalb von 1-2 Jahren keine Schwangerschaft einstellt. Von primärer Sterilität spricht man, wenn noch nie eine Empfängnis erfolgte, von sekundärer Sterilität, wenn mindestens eine Schwangerschaft voraus gegangen ist, ungeachtet dessen, ob sie ausgetragen wurde. In Deutschland sind ~ 15 % der Paare ungewollt kinderlos. Die Ursachen liegen zu 30 % beim Mann, zu 30 % bei der Frau und in 30 % bei beiden Partnern; in 10 % bleiben die Ursachen ungeklärt, was als idiopathische Sterilität bezeichnet wird. Häufig handelt es sich bei der Sterilität um vorübergehende Fruchtbarkeitsstörungen, die prinzipiell behandelbar sind. Eine vollständige Sterilität hingegen liegt nur selten vor, beispielsweise wenn der Mann keine Samenzellen produziert oder der Frau die Gebärmutter entfernt wurde.

Infertilität bezeichnet das Unvermögen, eine Schwangerschaft erfolgreich auszutragen (z. B., wenn es zu wiederholten Fehlgeburten kommt); häufig wird der Begriff aber mit Sterilität gleichgesetzt, also der Unfähigkeit, ein Kind zu zeugen.

Der richtige Zeitpunkt. Um schwanger zu werden ist es nützlich, den Zeitpunkt des Eisprungs zu kennen. Nach dem Eisprung bleibt die Eizelle ~ 24 Stunden befruchtungsfähig, Spermien überleben im Körper der Frau bis zu fünf Tage. Der optimale Zeitraum für Geschlechtsverkehr beginnt also zwei Tage vor dem Eisprung und endet einen Tag danach. Wer zuvor mit der „Pille" verhütet hat, braucht im Schnitt einige Monate länger, um schwanger zu werden. Aber auch ohne Verhütung liegt die Chance bei einem (gesunden) Paar mit regelmäßigem Geschlechtsverkehr pro Monat lediglich bei ~ 25 %. Wartezeiten bis zu einem Jahr sind daher noch normal.

Die biologische Uhr. Das günstigste Alter um schwanger zu werden, liegt für Frauen zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr; ab 30 sinkt die Fruchtbarkeit leicht, ab 35 deutlich und ab 45 geht die Wahrscheinlichkeit, schwanger zu werden, gegen Null. Entscheidend dafür, wie lange eine Frau Kinder bekommen kann, ist das Depot von Eizellen in den Eierstöcken. Während die Frau bei ihrer Geburt über eine Millionen unreifer Eizellen verfügt, sinkt die Anzahl bis zum 37. Lebensjahr auf etwa 25 000. Die Anzahl der Eizellen mit Chromosomenschäden hingegen nimmt zu. Trotzdem entschließen sich immer mehr Frauen erst ab 30 für ein Kind. Einen Hauptgrund hierfür sieht man in den generell längeren Ausbildungszeiten und veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen der Frauen von heute: Kind, Karriere und Partnerschaft müssen in Einklang gebracht werden. Doch wenn der Kopf dann endlich „ja" sagt, erhebt der Körper häufig Einspruch. Nicht selten folgt der Gang in ein Zentrum für Reproduktionsmedizin. Auf der anderen Seite gab und gibt es immer schon späte Mütter, deren Kinder ohne Probleme auf die Welt gekommen sind. Viele Risiken sind für die Kinder älterer Mütter statistisch zwar erfassbar, aber auch nicht dramatisch erhöht. Die in den Medien teilweise vorwurfsvoll geführte Diskussion zur späten Mutterschaft sollte in der persönlichen Entscheidung eines Paares nicht überbewertet werden. Auch Männern setzt schließlich niemand ein Alterslimit, da sie im Prinzip bis zu ihrem Lebensende zeugungsfähig sind. Allerdings verringert sich Anzahl der befruchtungsfähigen Spermien ab dem 40. Lebensjahr. Und ein weiteres Problem sind die mit dem Alter zunehmend auftretenden Erektionsstörungen.

Stress. Die wichtigsten Steuerungszentren zur Fortpflanzung befinden sich im Gehirn und reagieren äußerst sensibel auf äußere Einflüsse. Druck am Arbeitsplatz oder Arbeitslosigkeit, Geldsorgen, Partnerschaftskonflikte, Prüfungen, Todesfälle im Familien- oder Freundeskreis – all das kann bei einer Frau zu Zyklusstörungen führen, den Eisprung unterdrücken und beim Mann die Samenproduktion hemmen, auch wenn dieser Faktor schwer zu quantifizieren ist. Natürlich lässt sich Stress nicht (immer) vermeiden, wichtig ist jedoch, durch körperliche Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannung, einen Ausgleich zu schaffen.

„Zeugungsstress". Für viele Paare entsteht durch den unerfüllten Kinderwunsch eine große emotionale Belastung. Oft sind beide Partner frustriert, wenn keine Schwangerschaft eintritt, obwohl sie alles dafür getan haben. Diese negative Stimmung und der sich steigernde Erwartungsdruck sorgen für anhaltenden Stress und innere Unruhe. Wichtig, wenn auch oft nicht einfach, ist, dem Problem einfach mehr Gelassenheit entgegenzubringen. Sein ganzes Glück vom erfüllten Kinderwunsch abhängig zu machen, bewirkt oft genau das Gegenteil des Erwünschten.

Tipp: Erzählen Sie Ihren Freunden und Familien nicht, wenn Sie eine Schwangerschaft planen. So vermeiden Sie, dass die irgendwann unvermeidlichen Rückfragen Sie noch mehr unter Druck setzen.

Ernährung und Gewicht. Sowohl stark unter- als auch stark übergewichte Frauen leiden häufig unter Fruchtbarkeitsproblemen. Nimmt man weniger Kalorien zu sich, als man braucht, verlangsamt der Organismus die Verbrennung von Nährstoffen und fährt die nicht unbedingt lebensnotwendigen Körperfunktionen, beispielsweise die Fortpflanzungsfähigkeit, herunter. Bereits nach zwei Wochen ohne feste Nahrungszunahme kann der Monatszyklus aussetzen. Bei stark übergewichtigen Frauen dagegen gerät der Östrogenhaushalt durch die Östrogenproduktion der Fettzellen durcheinander, und dieses Zuviel an Östrogen reduziert ebenfalls die Fruchtbarkeit.

Auch die Zusammensetzung der Nahrung spielt eine Rolle. Eine sehr kohlenhydratreiche, vegetarische Diät führt häufiger zu Zyklusstörungen als eine ausgewogene mediterrane Ernährung.

Ob auch bei Männern die Fortpflanzungsfähigkeit durch ihr Körpergewicht und entsprechende Ernährung beeinflusst wird, ist bisher noch unklar.

Umwelteinflüsse und Leistungssport. Bei Männern wirkt sich starke Hitze bzw. die Überhitzung der Hoden z. B. durch intensiven Radsport oder das Tragen (zu) enger Jeans negativ auf die Samenproduktion und -qualität aus. Auch bei der Frau kann Leistungssport, oder besser gesagt andauernde intensive körperliche Anstrengung, das Ausbleiben der Monatsblutung oder des Eisprungs zu Folge haben. Auch ein ständighoher Lärmpegel scheint die Fruchtbarkeit der Frau negativ zu beeinflussen. Industrieschadstoffe und Umweltgifte wie Schwermetalle oder Pestizide schädigen prinzipiell ebenfalls die Fruchtbarkeit.

Alkohol. Hoher Alkoholkonsum beeinflusst die Fruchtbarkeit sowohl von Männern als auch von Frauen. Alkoholabhänge Frauen leider häufig unter Zyklusstörungen, während sich bei Männern neben der Potenz auch die Spermienproduktion und -beweglichkeit vermindert. Die Störungen normalisieren sich jedoch nach dreimonatiger Abstinenz.

Nikotin. Auch das Rauchen beeinflusst bei Männern die Spermienanzahl und deren Beweglichkeit. Bei Frauen wird durch zu starkes Rauchen die Empfängnisrate vermindert, zudem steigt das Risiko von Fehlgeburten. Auch hier verbessert sich die Situation nach mehrwöchiger Entwöhnung.

Weiterlesen:
Fruchtbarkeitsstörungen

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Heiß ersehnt und endlich angekommen. Manchen Paaren helfen Zyklustracker bei der Empfängnis.

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Zyklustracker bestimmt Fruchtbarkeit

Bei Kinderwunsch ist es sinnvoll, die fruchtbaren Tage zu kennen. Verschiedene Methoden helfen dabei - eine davon ist der Zyklustracker Ovularing. Manche Krankenkassen übernehmen für diese Anwendung sogar einen Teil der Kosten.

Temperaturmethode recht störanfällig

Die fruchtbare Phase einer Frau beginnt etwa vier Tage vor dem Eisprung und endet ein bis zwei Tage danach. In einem Zyklus von 28 Tagen findet der Eisprung zwischen dem 12. und dem 14. Tag statt, das fruchtbare Fenster liegt also etwa in der Mitte des Monatszyklus.

Ob Verhütung oder Kinderwunsch, bei der natürlichen Familienplanung orientieren sich Frauen u.a. an ihrer Körpertemperatur. Denn die steigt nach dem Eisprung bis kurz vor der Periode um 0,2 bis 0,4° C an. Gemessen wird die Temperatur morgens nach dem Aufwachen (und vor dem Aufstehen). Trägt man die Werte in einen Zykluskalender ein, lassen sich anhand des Temperaturverlaufs die fruchtbaren von den unfruchtbaren Tagen unterscheiden.

Die Methode ist allerdings recht störanfällig, z. B. bei Schichtarbeit, Krankheit oder unregelmäßigem Lebensrhythmus. Zudem variiert die Dauer der Zyklen oft, bei kaum einer Frau beträgt sie regelmäßig exakt 28 Tage.

Ovularing misst über 200 Mal am Tag

Besser funktioniert der Überblick über den Zyklus mit sog. Zyklustrackern. Einer davon ist der Ovularing. Bei dieser Methode führt die Frau einen kleinen Kunststoffring – wie einen Tampon - in die Vagina ein und lässt ihn dort bis zu maximal 30 Tagen liegen. Der in den Ring integrierte Biosensor misst alle fünf Minuten die Temperatur im Körperinneren. Nach Entnahme des Rings kann man die Daten in die dazugehörige Smartphone-App übertragen. Um ihn erneut einzusetzen, reicht es, ihn mit klarem Wasser abzuspülen und an der Luft zu trocknen.

In der dazugehörigen App kann die Frau jetzt ihre Daten ablesen. Um eine Prognose über die fruchtbaren Tage zu bekommen, müssen zunächst drei Zyklen durchlaufen werden. Danach hat die App genügend Daten gesammelt, damit der integrierte Algorithmus anhand der laufenden Messungen den nächsten Eisprung und damit die fruchtbaren Tage berechnen kann.

Einige Krankenkasse beteiligen sich

Den Ovularing bezieht man als Abo, ein Jahr kostet 44 Euro/Monat. Einige Kassen wie z.B. die AOK plus beteiligen sich an den Kosten mit bis zu 300 Euro jährlich. Ob die eigene Krankenkasse dabei ist, erfährt man entweder direkt dort oder auf der Webseite des Herstellers.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Tania Kolink/shutterstock.com