Gesundheit heute

Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

ICSI (Intra-Cytoplasmatische-Spermien-Injektion, Intrazytoplasmatische Spermieninjektion): Ergänzende Methode der In-Vitro-Fertilisation, bei der man eine (bewegliche) Samenzelle direkt in die zuvor entnommene Eizelle injiziert. Da zur Befruchtung der Eizelle eine einzige Samenzelle ausreicht, wendet man das Verfahren vor allem bei einem stark verminderten Anteil gut vorwärts beweglicher Spermien in der Samenflüssigkeit an.

Der Mann gewinnt die Samenflüssigkeit am Tag der Eizellenentnahme durch Masturbation. Sind keine Spermien in der Samenflüssigkeit vorhanden, versucht man diese operativ aus dem Hoden zu entnehmen (MESA bzw. TESE).

Kontrovers diskutiert wird die erhöhte Fehlbildungsrate der Kinder, die durch ICSI gezeugt wurden: Im Vergleich zu natürlich gezeugten Kindern gibt es unter ihnen zusätzliche 0,5 % mit genetischen Auffälligkeiten.

Die Kosten für eine ICSI-Behandlung werden bis zu drei Versuchen in der Regel zu 50 % von der Kasse übernommen, wenn mindestens zwei stark eingeschränkte Spermiogramme vorliegen bzw. der Anteil gut vorwärts beweglicher Spermien unter 15 % liegt. Hinzukommen zusätzlich Medikamentenkosten.

Operative Spermiengewinnung aus Hoden und Nebenhoden

MESA (Mikrochirurgische Epididymale Spermienaspiration): Gewinnung von Spermien aus den Nebenhoden durch einen kleinen chirurgischen Eingriff, bei dem unter örtlicher Betäubung die Samenleiter freigelegt und die darin enthaltenen Spermien mit einer Hohlnadel abgesaugt werden.

TESE (Testikuläre Spermienextraktion): Gewinnung von Spermien aus dem Hodengewebe, falls in den Nebenhoden keine Spermien vorhanden sind. Die Gewebeproben werden meist an mehreren Stellen entnommen und ein Teil der Spermien für nachfolgende Behandlungen eingefroren.

Indikationen für MESA und TESE sind:

  • Verschluss der ableitenden Samenwege
  • (Fast) keine Spermien in der Samenflüssigkeit.

Beide Eingriffe werden meist im Rahmen einer IVF- oder ICSI-Behandlung von einem Urologen durchgeführt.

Weiterlesen: Die Möglichkeiten der Sterilitätstherapie im Überblick

Von: Dr. med. Andrea Stadler, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Warum ist Mann unfruchtbar?

Eine Spermaprobe bringt die Unfruchtbarkeit meist ans Licht.

Warum ist Mann unfruchtbar?

Wenn das Vaterwerden nicht klappt

Wenn Paare keine Kinder bekommen, liegt´s in der Hälfte der Fälle am Mann. Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit gibt es viele. Wie sich diese in den letzten 10 Jahren verändert haben, hat eine italienische Studie ans Licht gebracht.

Nach 6 Monaten klappt´s bei den meisten

Meist dauert es nicht mehr als 6 Monate bis zur Empfängnis, wenn sich gesunde Paare ein Kind wünschen. Ein Drittel darf sich sogar schon nach einem Monat über eine Schwangerschaft freuen, und etwa 90% schaffen es innerhalb eines Jahres.

Ist jedoch trotz ungeschützten Geschlechtsverkehrs auch nach einem Jahr noch kein Nachwuchs in Sicht, spricht man von Unfruchtbarkeit. Die Ursachen dafür sind gerecht verteilt: In einer Hälfte der Fälle liegt´s an den Männern, in der anderen an den Frauen.

Varikozelen sind die häufigste Ursache

Gründe für die männliche Unfruchtbarkeit gibt es viele. Italienische Forscher*innen haben nun untersucht, ob sich diese in den letzten 10 Jahren verändert haben. Dafür analysierten sie die Daten von knapp 1650 Männern, die sich in den Jahren 2008 bis 2018 aufgrund unerfüllten Kinderwunsches in einem andrologischen Zentrum behandeln ließen. Mit 37% am häufigsten störten Krampfadern am Hoden (sogenannten Varikozelen) die Fruchtbarkeit. Die zweitgrößte Gruppe waren Männer, bei denen sich keine Ursache für ihre Unfruchtbarkeit nachweisen ließ (30%), gefolgt vom Hypogonadismus mit verminderter oder fehlender Testosteronproduktion (10%) und Hodenhochstand (8%). Andere hormonelle Ursachen oder Drogenkonsum machten 8% der Männer unfruchtbar und genetische Anomalien 4%. Bei 3% der unfruchtbaren Männer waren die Samenwege nicht durchgängig.

Hodenhochstand als Ursache wird seltener

Die Gründe für die Unfruchtbarkeit veränderten sich im Verlauf der Zeit. So waren die Varikozelen insgesamt zwar Spitzenreiter der Unfruchtbarkeits-Ursachen. Bis zum Jahr 2018 wurden sie jedoch immer seltener. Das gleiche galt für den Hodenhochstand als Ursache für einen unerfüllten Kinderwunsch. Das liegt den Forscher*innen zufolge vermutlich daran, dass diese Erkrankungen inzwischen früher entdeckt und immer erfolgreicher behandelt werden.

Zugenommen haben dagegen die Fälle, bei denen die Ursache ungeklärt bleibt. Auch waren signifikant mehr Männer aufgrund von Drogenkonsum oder Hypogonadismus unfruchtbar. Letzteres könnte daran liegen, dass heute auch immer mehr ältere Männer sich ein Kind wünschen — auch wenn Hormone und Spermien aufgrund fortgeschrittenen Alters nicht mehr so recht auf Trab sind.

Quelle:Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Yuriy Maksymiv/Shutterstock.com