Gesundheit heute

Balanitis

Balanitis (Eichelentzündung, Vorhautentzündung, Posthitis, Mehrzahl: Balanitiden bzw. Posthitiden): Entzündung von Eichel und/oder Vorhaut mit charakteristischen Leitbeschwerden wie Jucken, Brennen, Ausschlag und/oder Ausfluss. Meist ist eine akute Infektion die Ursache (akute infektiöse Balanitis), entsprechend verschwinden die Beschwerden nach einer Therapie mit gerbenden Sitzbädern und Salben, die ein Antibiotikum oder ein Mittel gegen Pilze enthalten.

Seltener ist die nicht infektiöse (chronische) Balanitis, die mechanisch oder durch Autoimmunprozesse entsteht. Diese behandelt der Arzt meist mit Kortisonsalbe.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Jucken und Brennen am Penis
  • Rötung des Penis, fleckiger Ausschlag
  • Schmerzen an Eichel und Vorhaut
  • Manchmal Nässen und Ausfluss.

Wann zum Arzt

Am gleichen oder nächsten Tag bei

  • den genannten Beschwerden.

Die Erkrankung

Formen

Akute infektiöse Balanitis. In der Regel entsteht sie infolge einer unzureichenden Genitalhygiene, die durch eine Phimose begünstigt wird. Das sich unter der Vorhaut ansammelnde Smegma bietet nämlich einen idealen Nährboden für infektiöse Erreger aller Art, so z. B. für Bakterien wie Staphylokokken, Mykobakterien und Gardnerella vaginalis, aber auch für Pilze (Candida). Viele der Erreger können sexuell weiterübertragen werden. Durch sexuelle Aktivitäten oder Krankheitsprozesse können auch Keime vom Enddarm in die Vorhaut gelangen und zu einer Balanitis führen. Besonders gefährdet sind Diabetiker, weil bei ihnen aufgrund ihrer Erkrankung die Immunabwehr häufig beeinträchtigt ist.

Nicht infektiöse (chronische) Balanitis. Sie kann mehrere Ursachen haben:

  • Übertriebene Reinigung (Reinlichkeitsbalanitis) kann der Haut schaden: Tägliches ein- oder gar mehrmaliges Waschen des Penis mit Seife führt dazu, dass die Eichelhaut stark entfettet und geschädigt wird. Möglicherweise verhärtet sich die Vorhaut, was wiederum die Entstehung einer Phimose (erworbene Vorhautverengung) begünstigt.
  • Auch Chemikalien, die z. B. in spermienabtötenden Kondomen oder Gels (Spermizide) vorkommen, können eine Entzündung der Eichel auslösen, die Kontaktbalanitis.
  • Ist die Vorhaut weißlich und narbig, handelt es sich um Lichen sclerosus, eine chronische Form der Balanitis, die durch Autoimmunprozesse ausgelöst wird. Es bilden sich Narben, die Vorhaut schrumpft, wird dünner und verengt sich, und auch die Harnröhre kann sich verengen. Die Therapie besteht in einer Beschneidung. Falls die Harnröhre verengt ist, muss auch diese operativ behandelt werden.
  • Ist die Eichel kreisförmig gerötet, gilt dies als charakteristische Beschwerde des Morbus Reiter, einer Autoimmunerkrankung, bei der Entzündungen an verschiedenen Stellen des Körpers auftreten: Neben der Eichel sind beim Morbus Reiter vor allem Harnröhre, Gelenke und die Bindehaut des Auges betroffen.
  • Entzündete dunkle Rötungen ohne Schmerzen oder Juckreiz können auch Vorstufen von Peniskrebs sein (Erythroplakie) und müssen sorgfältig beobachtet werden, bei Unklarheit wird eine Probe in lokaler Betäubung entnommen.

Komplikationen

Wird die Entzündung nicht unter Kontrolle gebracht, kann es zu Harnwegsinfekten kommen. Bei nicht sachgerechter Behandlung drohen außerdem bindegewebige Verwachsungen, die zu einer postinfektiösen Phimose und Harnverhalt führen. Immer wiederkehrende Balanitiden sind ein Risikofaktor für die Entwicklung eines Peniskarzinoms.

Diagnosesicherung

Der Arzt stellt die Diagnose anhand der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und weiterführender – vor allem mikrobiologischer – Untersuchungen zum Nachweis von infektiösen Erregern.

Dazu nimmt er von der Eichel einen Abstrich und untersucht den Urin. Treten Balanitiden wiederkehrend auf, misst der Arzt den Blutzucker, um einen Diabetes auszuschließen.

Differenzialdiagnose: Veränderungen an der Eichel kommen auch vor beim Peniskarzinom und beim Morbus Bowen der Schleimhäute (Erythroplasie Queyrat).

Behandlung

Die Therapie richtet sich nach Ausprägung der Entzündung und der zugrunde liegenden Ursache.

Bei einer leichten Infektion reichen häufig Sitzbäder oder Umschläge mit Gerbstoffen, z. B. Tannolact® 40 % Badezusatz. Von Sitzbädern und Umschlägen mit Kamille rät man heute ab, da Kamille allergisierend wirkt.

Ansonsten verordnet der Arzt Salben mit Antibiotika (z. B. Gentamicin) oder pilztötende Cremes zur Behandlung der betroffenen Stellen. Je nach Ausprägung trägt der Patient die Salbe 2–3-mal täglich oder sogar stündlich auf die Eichel auf und bringt sie vorsichtig unter die Vorhaut. Gegebenenfalls wird auch der Partner in die Therapie einbezogen. Bei Fieber und einer Lymphknotenschwellung behandelt der Arzt zusätzlich mit Antibiotikatabletten.

Zur Schmerztherapie verordnet der Arzt meist Ibuprofen (z. B. Nurofen®) oder Paracetamol (z. B. Benuron®), entweder oral oder als Zäpfchen (Kinder).

Liegt keine Infektion vor, werden zur kurzzeitigen lokalen Behandlung der Entzündung bzw. des Ausschlags kortisonhaltige Salben (z. B. 1 % Hydrokortison) verschrieben. Bei immer wiederkehrenden Balanitiden ist eine Beschneidung empfehlenswert, um Vorhautverengungen durch die Narbenbildung zu verhindern.

Prognose

Die Prognose der infektiösen Balanitis ist gut, meist heilt die Erkrankung nach Behandlung mit Sitzbädern und entsprechenden Salben aus. Die nicht-infektiöse Balanitis kann in seltenen Fällen in eine chronische Form übergehen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Während einer akuten Balanitis sollten Sie auf Geschlechtsverkehr verzichten. Wollen Sie dies nicht, sollten Sie bis zur Abheilung in jedem Fall ein Kondom benutzen: Das schont Eichel und Vorhaut vor der mechanischen Reizung und schützt den Partner vor Ansteckung.

Prävention

  • Tägliches Waschen des Penis mit lauwarmem Wasser, z. B. unter der Dusche, beugt der Balanitis vor. Männer sollten sich bei zurückgestreifter Vorhaut regelmäßig Penis, Eichel und Vorhaut mit Wasser und seifenfreiem Waschgel ohne Duftstoffe reinigen, um das Smegma abzuwaschen.
  • Regelmäßiges Wechseln der Unterwäsche und Handtücher und häufiges Händewaschen beugt (Re)Infektionen vor.
  • Vermeidung von mechanischen Reizen wie z. B. engen Hosen, um die Eichel nicht zusätzlich zu irritieren.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Gesunde Ernährung, viele Spermien

Die Spermaqualität hängt auch von der Ernährung ab.

Gesunde Ernährung, viele Spermien

Ein Hoch auf Fisch und Gemüse

Seit Jahrzehnten geht es bei Männern in den Industrienationen mit der Spermaqualität bergab. Liegt das womöglich an den um sich greifenden ungesunden Essgewohnheiten?

Weichmacher, Pflanzenschutzmittel, Handy …

Als Ursache für die schon lange bekannte verminderte Spermaqualität westlicher Männer diskutieren Experten eine Vielzahl von Faktoren: Sie reichen von Weichmachern aus Plastik und Pflanzenschutzmitteln, die über die Nahrungsketten in den Organismus gelangen, bis zum Handy in der Hosentasche. Ob sich womöglich auch unterschiedliche Ernährungsweisen auf die Spermienproduktion auswirken, haben nun Urologen untersucht.

3000 Männer, 4 Ernährungsstile

Rund 3000 gesunde junge Männer (Durchschnittsalter 19 Jahre) gaben ihm Rahmen ihrer Musterungsuntersuchung an, wie häufig sie in den drei Monaten zuvor bestimmte Produkte aus einer Liste von 136 Lebensmitteln gegessen hatten. Die Wissenschaftler unterschieden schließlich vier Ernährungsstile:

  • Western-Style Diät mit viel Pizza, Pommes, verarbeitetem Fleisch, Weißmehlprodukten und gesüßten Getränken
  • Gesunder Ernährungsstil mit viel Fisch, Hühnchen, Gemüse und Obst
  • Open-Sandwich-Stil mit viel kaltem Fleisch, kaltem Fisch, Vollkornprodukten, Mayonnaise, Gewürzen und Milchprodukten
  • Vegetarischer Stil mit viel Gemüse, Soja, Milch und Eiern.

Spermien gleich mit gemustert

Außerdem untersuchten die Urologen auch Ejakulat, Hormone und Hodenvolumen der jungen Männer. Bei der Analyse der gewonnen Daten zeigte sich, dass die Samenqualität tatsächlich mit den Essgewohnheiten assoziiert war. Männer, die sich gesund ernährten, schnitten mit durchschnittlich 167 Millionen Spermien im Ejakulat am besten ab. Den zweiten Platz errangen die Vegetarier: Sie hatten durchschnittlich 151 Millionen Spermien vorzuweisen, die Open-Sandwich-Freunde belegten mit durchschnittlich 146 Millionen Platz 3. Männer, die dem Western-Style – sprich vor allem Junk-Food — frönten, bilden mit durchschnittlich 122 Millionen Spermien das Schlusslicht.

Auch Hodenvolumen betroffen

Doch nicht nur für die Anzahl der Spermien ließ sich ein Zusammenhang mit der Art der Nahrung feststellen. Die gleiche Tendenz zeigten Beweglichkeit der Spermien, Hodenvolumen und Hormonkonzentrationen. Sämtliche Parameter waren bei den gesundheitsbewussten Essern besser als bei den Western-Style-Verfechtern. Die Spermaqualität scheint offenbar unter einer fett- und zuckerreichen, ballaststoffarmen Ernährung zu leiden, schreiben die Urologen. Ob die ungesunde Nahrung tatsächlich die Ursache dafür ist oder ob beide Parameter nur korrelieren, kann diese Untersuchung nicht klären. Nach Meinung der Autoren scheint der Versuch, schlechte Spermaqualität durch eine gesunde Ernährung zu verbessern, trotzdem gerechtfertigt zu sein. Immerhin fielen bei den gesund ernährten jungen Männern auch andere Marker wie das Hodenvolumen und die Hormone besser aus.

Quelle: Ärztezeitung 

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Yuriy Maksymiv/Shutterstock.com