Gesundheit heute

Hydrozele und Spermatozele

Hydrozele (Wasserbruch): Wässrige Flüssigkeitsansammlung im Hodensack, genauer gesagt innerhalb der inneren Hodenhüllen. Eine Hydrozele kann angeboren oder später im Leben erworben sein. Sie tritt häufig bei Säuglingen auf – oft zusammen mit einem Leistenbruch – und bildet sich meistens während des 1. Lebensjahres zurück. Bei Erwachsenen entstehen Hydrozelen spontan, infolge von Entzündungen und selten auch begleitend zu einem Tumor.

Spermatozele (Samenbruch): Mit eiweißreicher und spermienhaltiger Flüssigkeit gefüllte Zyste (Hohlraum) im Bereich des Nebenhodens. Sie befindet sich in der Regel am oberen Hodenende und ist von außen als kleines Knötchen oder größere weiche Schwellung tastbar. Die Spermatozele ist meistens Folge eines Traumas oder einer Nebenhodenentzündung, kann jedoch auch angeboren sein.

Wenn sie Beschwerden bereiten, werden Hydrozelen und Spermatozelen operativ behandelt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Prall-elastische, meist schmerzlose Vergrößerung des Hodensacks bei der Hydrozele
  • Vergrößerung des Hodensacks, manchmal mit tastbar kleiner Struktur am oberen Hodenpol bei der Spermatozele
  • Selten Beschwerden nach langem Stehen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, um

  • andere, ernste Ursachen für die Hodenvergrößerung wie z. B. einen Hodentumor auszuschließen.

Die Erkrankung

Hydrozele

Normalerweise herrscht im Hodensack ein Gleichgewicht von Flüssigkeitsproduktion und -abfluss. Wird dieses Gleichgewicht gestört, kommt es zu Wasseransammlung und es bildet sich eine Hydrozele aus. Erworbene Ursachen dafür sind beispielsweise

  • Entzündungen und Verletzungen
  • Hodentorsion
  • Tumoren von Hoden oder Nebenhoden
  • Postoperative Störungen des Lymph- oder Blutabflusses.
  • Eine Sonderform ist die angeborene juvenile Hydrozele, bei der während der vorgeburtlichen Entwicklung die Verbindung vom Hodensack zum Bauchraum nicht verschlossen wird. Risikofaktoren für die juvenile Hydrozele sind Hodenhochstand und Spaltblase, aber auch Frühgeburtlichkeit und angeborene Bindegewebsdefekte. Die juvenile Hydrozele bildet sich häufig von selbst zurück.

Spermatozele

  • Spermatozelen sind gutartige Zysten, die entweder angeboren sind oder durch Entzündungen oder Verletzungen entstehen. Sie sind häufig sehr klein, können manchmal aber auch so groß werden wie eine Hydrozele. Durch eine Verbindung zu den Samenwegen enthalten sie meistens Spermien. Im Alter haben bis zu 30 % aller Männer eine Spermatozele, die jedoch in den allermeisten Fällen klinisch völlig unauffällig ist. Behandelt wird die Spermatozele nur, wenn sie Schmerzen verursacht oder der Betroffene ihre Größe als störend empfindet.

Diagnosesicherung

Der Arzt erkennt im Ultraschall sowohl die Hydrozele als auch die Spermatozele gut und kann somit andere Ursachen für die Vergrößerung des Hodensacks wie Tumoren ausschließen.

Differenzialdiagnosen: Weitere ebenfalls meist schmerzlose Vergrößerungen des Hodensacks sind der Hodenbruch, die Varikozele und der Hodenkrebs.

Behandlung

Erworbene Hydrozele. Eine Behandlung ist bei der Hydrozele nur notwendig, wenn sie Beschwerden verursacht. Bei der Operation entleert der Arzt die Hodenhüllen und vernäht sie anschließend, damit sich keine Flüssigkeit mehr darin ansammeln kann. Die früher übliche Punktion (Absaugen der Flüssigkeit mit einer Kanüle) wird wegen der Infektionsgefahr und der meist nur vorübergehenden Besserung nur noch in Ausnahmefällen (z. B. bei sehr alten Patienten) durchgeführt. Eine weitere Alternative zur Operation ist die Verödung mit 2,5%igem Phenol. Hier ist das Risiko, dass sich erneut eine Hydrozele bildet, jedoch größer als bei der operativen Therapie. Zudem ist die Narbenbildung nach einer Verödung problematisch, falls ein erneuter Eingriff nötig ist, weshalb diese Behandlung ebenfalls nur noch selten angeboten wird.

Juvenile Hydrozele. Die angeborene Hydrozele bildet sich häufig bis zum 2. Lebensjahr zurück. Ist dies nicht der Fall oder ist die Hydrozele sehr groß, wird operiert. Dabei wird über einen Schnitt in der Leistenregion die offene Verbindung zwischen Hodensack und Bauchraum gesucht und anschließend verschlossen.

Spermatozele. Spermatozelen werden nur operiert, wenn sie Beschwerden verursachen. Dabei unterbindet der Arzt die Zysten und löst sie danach sorgfältig vom Nebenhoden ab. Ist der Nebenhoden vollständig mit Zysten durchsetzt, muss er komplett entfernt werden.

Prognose

Bei einer unbehandelten Hydrozele ist das Risiko für eine Hodentorsion erhöht. Außerdem kann der Patient durch den erhöhten Druck im Hoden zeugungsunfähig werden.

Die Operation einer Spermatozele führt meist dazu, dass im betroffenen Hoden keine zeugungsfähigen Spermien mehr zu finden sind.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Das Manneken Pis in Brüssel hat offensichtlich keine Prostatabeschwerden.

Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Damit es wieder richtig läuft

Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden?

Sie wächst und wächst und wächst …

Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt.

Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.

Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:

  • lästiger Harndrang
  • häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen
  • schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln
  • erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen
  • Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn).

Hinweis: In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert.

Erst die Diagnose!

Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs.

Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.

  • Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts.
  • Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.
  • Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.

Vom Beobachten bis zur Operation

Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:

  • Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.
  • Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.
  • Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser.
  • Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen.
  • Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert.

Hinweis: Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen.

Chemisch oder pflanzlich?

In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen:

Alpha-1-Blocker entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen.

5-alpha-Reduktasehemmer hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion.

Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten.

Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören Antimuskarinika. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen.

Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:

  • Sägepalmenfrüchte
  • Brennnesselwurzeln
  • Kürbissamen
  • Gräserpollen, Roggenpollen.

Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet.

Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung.

Hinweis: Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.

Wenn Medikamente nicht ausreichen

Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick.

Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen.

Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft.

Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Anibal Trejo/shutterstock.com