Gesundheit heute

Hodentorsion

Hodentorsion (Hodenverdrehung): Plötzlich auftretende, schmerzhafte Drehung des Hodens um seine eigene Achse innerhalb des Hodensacks, sodass die Blutversorgung unterbrochen ist. Ohne rasche Operation besteht die Gefahr, dass der Hoden abstirbt. Eine Hodentorsion tritt am häufigsten bei Säuglingen bis zum 2. Lebensjahr und bei Jugendlichen zwischen 15 und 20 Jahren auf. Die Hodentorsion ist ein urologischer Notfall und muss schnellstmöglich innerhalb von 4–6 Stunden operiert werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Bei Säuglingen oft uncharakteristisch, Unruhe, Hodenschwellung, anhaltendes Schreien
  • Plötzlich auftretende Schmerzen in Hoden und Leiste; oft im Schlaf, manchmal auch nach sportlicher oder sexueller Aktivität
  • Zunehmender Schmerz bereits bei leichter Berührung des Hodens
  • Oft zusätzlich Bauchschmerzen und Übelkeit.

Wann zum Arzt

Sofort, da

  • bereits nach wenigen Stunden der betroffene Hoden dauerhaft geschädigt ist. Am Wochenende in die Klinik fahren (lassen).

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Bei einer Hodentorsion dreht sich der Hoden um die eigene Achse, sodass zunächst der Blutrückfluss blockiert ist, später auch der Blutzufluss über den Samenstrang. Wird dieser Zustand nicht innerhalb von 4–6 Stunden behoben, so stirbt das Hodengewebe ab.

Die Veranlagung für eine Hodentorsion ist meist angeboren, so z. B. durch relativ weite Hodenhüllen. Sie tritt bei Säuglingen, Kleinkindern und Teenagern auf und kommt nach der Pubertät nur noch selten vor. Ein Auslöser für die Verdrehung des Hodens ist oft nicht erkennbar, in seltenen Fällen führt eine Verletzung dazu.

Außer dem Hoden selbst können sich auch verschiedene "Anhängsel" des Hodens, die so genannten Hydatiden, verdrehen. Die Beschwerden sind ähnlich, wenn auch weniger ausgeprägt. In diesen Fällen ist keine Operation erforderlich, da durch eine Hydatidentorsion das Hodengewebe nicht geschädigt wird. In Zweifelsfällen muss jedoch auch hier der Hoden operativ freigelegt werden, um eine echte Hodentorsion auszuschließen. Im Falle des Eingriffs wird die Hydatide abgetragen.

Hinweis: Wenn Kinder über Hodenschmerzen klagen, besteht immer der Verdacht auf eine Verdrehung der Hoden. Dann ist eine sofortige Vorstellung beim Kinderarzt oder Urologen notwendig.

Risikofaktoren

Die Gefahr für einer Hodentorsion ist erhöht bei Hodenhochstand und Pendelhoden.

Diagnosesicherung

Der extrem starke Schmerz weckt schnell den Verdacht auf eine Hodentorsion. Das früher verwendete Prehn-Zeichen gilt inzwischen als unzuverlässig: Dabei hebt der Arzt den betroffenen Hoden mit der Hand vorsichtig an. Bei der Hodentorsion verändert dies die Schmerzen nicht, bei einer Hodenentzündung nehmen die Schmerzen aufgrund der Entlastung ab. Aufgrund der ausgeprägten Schmerzen ist eine körperliche Untersuchung jedoch häufig kaum möglich.

Zur Diagnose nutzt der Arzt vor allem die Doppler-Sonografie, mit der er die fehlende Durchblutung nachweisen kann. Der normale Ultraschall zeigt erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung Auffälligkeiten. Im Zweifel muss jeder akut schmerzhafte Hoden operativ freigelegt werden.

Differenzialdiagnosen: Ähnlich starke Schmerzen verursacht die akute Nebenhodenentzündung und die Hydatidentorsion.

Behandlung

Bei Verdacht auf Hodentorsion muss rasch operiert werden. Nach Eröffnung des Hodensacks wird der Samenstrang "ausgedreht", und der operierende Arzt wartet ab, ob sich die Hodendurchblutung wieder erholt (erkennbar an der Färbung). Ist dies der Fall, fixiert der Arzt den Hoden mit wenigen Nähten an den Hodenhüllen, damit er sich nicht nochmals drehen kann (Orchidopexie). Bleibt der Hoden blauschwarz verfärbt, muss er wegen des sicheren Funktionsverlusts entfernt werden. Es besteht die Möglichkeit, später aus kosmetischen Gründen ein Silikonimplantat (Hodenprothese) in entsprechender Größe in den Hodensack einzubringen. Da die Veranlagung für eine Verdrehung der Hoden meist auf beiden Seiten besteht, wird auch der zweite Hoden als Vorsichtsmaßnahme operativ "befestigt".

Besteht keine Operationsmöglichkeit, kann der Arzt versuchen, den Hoden per Hand im Hodensack zurückdrehen (Detorquierung). Zeitnah sollten jedoch beide Hoden durch eine operative Orchidopexie im Hodensack verankert werden.

Prognose

Bei rechtzeitigem Eingriff innerhalb von 5–6 Stunden erholt sich der Hoden in der Regel ohne Folgeschäden. Erfolgt der Eingriff zu spät oder gar nicht, stirbt der Hoden ab und der Betroffene wird unfruchtbar.

Ihr Apotheker empfiehlt

Wenn Ihr Kind über Hodenschmerzen klagt, suchen Sie unverzüglich einen Arzt auf!

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Fruchtbarkeit beim Mann steigern

Bei den meisten Kinderwunsch-Paaren klappt es nach etwa sechs Monaten mit dem heißersehnten Nachwuchs.

Fruchtbarkeit beim Mann steigern

Unerfüllter Kinderwunsch?

Wenn´s mit dem Kinderwunsch nicht klappt, liegt das häufig auch am Mann. Was lässt sich tun, um die männliche Fruchtbarkeit zu verbessern?

Bei fast einem Drittel ist der Mann schuld

Im Durchschnitt dauert es ein halbes Jahr, bis es bei Paaren mit Kinderwunsch mit der Empfängnis klappt. Bei manchen geht es schneller, bei anderen dauert es auch länger. Von einer Sterilität spricht man erst, wenn es nach zwei Jahren regelmäßigem ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist.

Gründe für einen ausbleibenden Kindersegen gibt es viele, und in etwa 30% der Fälle liegen diese nur beim Mann. Dazu gehören der angeborene Hodenhochstand und Erkrankungen des Hodens, wie etwa Krampfadern, Infektionen oder Hodenkrebs. Aber auch der Lebensstil hat einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Und hier gibt es für Männer mit Kinderwunsch einige Möglichkeiten, ihre Zeugungschancen zu verbessern:

  • Hohe Hodentemperaturen meiden. Die Spermienproduktion wird durch hohe Temperaturen gestört – weshalb der Hoden ja auch aus dem Körper „ausgelagert“ ist. Damit die Temperatur im Hodensack 36° C nicht überschreitet, sollten Männer keine enge Unterwäsche tragen und bei langen Autofahrten auf die Sitzheizung verzichten.
  • Alkohol reduzieren. Schon zwei alkoholische Getränke am Tag senken den Testosteronspiegel, was negative Auswirkungen auf die Spermienproduktion hat.
  • Rauchen einstellen. Nikotin verringert die Spermienanzahl und ihre Beweglichkeit. Außerdem kann es das Erbgut schädigen, wodurch das Risiko für Frühgeburten ansteigt.
  • Übergewicht reduzieren. Männer mit Übergewicht haben eine geringere Zeugungsfähigkeit als Normalgewichtige. Abnehmen wirkt deshalb positiv auf die Fruchtbarkeit.
  • Vorsicht mit Leistungssport. Zuviel Sport lässt den Testosteronspiegel sinken und bremst die Spermienbildung.

Spurenelemente und Vitamine

Für die Bildung von Spermien benötigt der Körper auch eine ausreichende Menge an Vitaminen und Nährstoffen. Wichtig für die Spermienproduktion sind Zink, Selen, Folsäure und die Vitamine B6 und B12. Diesen Bedarf deckt der Körper durch eine ausgewogene, abwechslungreiche Ernährung mit viel frischem Obst und Gemüse.

Familienplanung mit Hilfe aus der Apotheke

Ob auch Nahrungsergänzungsmittel die Spermienbildung verbessern, wird kontrovers diskutiert. Selengaben sollen die Fruchtbarkeit steigern, ebenso wie zusätzliches Vitamin D oder Zink. Entsprechende Studien dazu kommen aber zu unterschiedlichen Ergebnissen, nicht alle konnten einen entsprechenden Effekt zeigen.

Wer es trotzdem versuchen möchte, wird in der Apotheke fündig. Dort gibt es zahlreiche Produkte, die B-Vitamine, Selen, Zink und auch Antioxidanzien in unterschiedlicher Kombination enthalten.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Tania Kolinko/shutterstock.com