Gesundheit heute

Prostatakrebs

Prostatakrebs (Prostatakarzinom, PCA): Bösartiger Tumor der Prostata (Vorsteherdrüse); die häufigste Krebserkrankung beim Mann – bei jedem zehnten Mann wird im Laufe seines Lebens Prostatakrebs diagnostiziert – und die dritthäufigste Krebstodesursache. Die zunehmende Häufigkeit ist Folge der alternden Bevölkerung – es erkranken vor allem Männer zwischen 60 und 80 Jahren – und der verbesserten Früherkennung. Bei vielen vornehmlich älteren Patienten wächst der Krebs aber sehr langsam, sodass der Betroffene gar nicht am Prostatakrebs selbst stirbt – selbst dann nicht, wenn dieser unbehandelt bleibt.

Manchmal verursacht der Krebs zu Lebzeiten keinerlei Beschwerden und wird erst nach dem Tod bei einer Obduktion festgestellt; der Mediziner spricht dann von einem latenten Prostatakarzinom.

Je nach Krankheitsstadium und Patientenwunsch gibt es verschiedene therapeutische Optionen wie Watchful Waiting, Bestrahlung der Prostata, radikale Entfernung der Prostata sowie Hormon- und Chemotherapie. Ist der Tumor auf die Prostata begrenzt, ist der Krebs meist heilbar. Bei Fernmetastasen ist die Prognose jedoch schlecht, die 10-Jahres-Überlebenszeit beträgt nur 10 %.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Häufigeres Wasserlassen
  • Abschwächung des Urinstrahls bis hin zum Harnverhalt (Unmöglichkeit des Wasserlassens)
  • Blutbeimengungen zum Sperma oder Urin
  • In fortgeschrittenen Stadien Rückenschmerzen, Knochenschmerzen, Müdigkeit und Gewichtsverlust
  • Inkontinenz und Impotenz bei Wachstum des Tumors in Schließmuskel und Nerven.

Wann zum Arzt

Sofort bei

  • Harnverhalt, stark blutigem Urin und Nierenschmerzen in Verbindung mit Fieber.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die genannten Beschwerden weniger stark ausgeprägt sind.

Die Erkrankung

Prostatakrebs entsteht zu etwa 85 % in den äußeren Anteilen der Prostatadrüsen und wächst im Verlauf über die Kapsel der Prostata hinaus. Schreitet das Krebswachstum weiter voran, kommt es zur Metastasierung: Zuerst bilden sich Metastasen in den Lymphknoten des Beckens, dann entlang der Bauchschlagader. Wenn die Krebszellen bereits in den Blutkreislauf eingebrochen sind, besiedeln sie Knochen, vor allem von Wirbelsäule und Becken, und schließlich auch Organe wie Lunge oder Leber.

Risikofaktoren

Prostatakrebs kann familiär gehäuft auftreten, sodass für die männlichen Verwandten eines betroffenen Familienmitglieds ein zwei- bis dreifach erhöhtes Risiko besteht. Mittlerweile ist eine Vielzahl an genetischen Veränderungen bekannt, die das Risiko entscheidend beeinflussen, an Prostatakrebs zu erkranken.

Zu weiteren Risikofaktoren zählen wahrscheinlich sexuelle Enthaltsamkeit (genauer gesagt, seltene Ejakulationen), eine Schwermetallbelastung z. B. mit Cadmium und eine Behandlung mit Testosteron. Letztere kann zwar keinen neuen Krebs auslösen, doch werden dadurch auch kleinste, bereits vorhandene Krebszellen zum Wachstum angeregt.

Insgesamt haben jüngere Männer eher aggressive Tumorformen (kann nach der Gewebeentnahme vom Pathologen beurteilt werden), ältere im Schnitt eher langsam wachsende Tumoren.

Diagnosesicherung

Der Prostatakrebs wird idealerweise im Rahmen der "Vorsorgeuntersuchung" in frühen Stadien ertastet. Da diese Untersuchung nur von etwa einem Fünftel der Männer wahrgenommen wird, wird die Diagnose nicht selten verschleppt.

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung für Männer ab dem 45. Lebensjahr tastet der Arzt bei der digitalen rektalen Untersuchung die Prostata auf verhärtete Anteile ab. Bei etwaigen Verhärtungen stellt er fest, ob der Krebs bereits über die Prostatakapsel hinausgewachsen ist. Ergänzend führt er einen Transrektalen Ultraschall (TRUS) durch, um genauer beurteilen zu können, ob der Prostatakrebs bereits über die Vorsteherdrüse hinausgewachsen ist.

Liegt der Verdacht auf Prostatakrebs vor, lässt der Arzt die PSA-Werte im Blut bestimmen. Die Kosten für die PSA-Bestimmung werden dann von den Krankenkassen übernommen (ebenso bei der Nachsorge). Nur die PSA-Bestimmung ohne Krebs-Verdacht ist eine IGeL-Leistung – zu Recht, weil sie in ihrer Sinnhaftigkeit wissenschaftlich umstritten ist.

Beweisend für einen Prostatakrebs ist in aller Regel die Prostatastanzbiopsie. Sie gibt Aufschluss darüber, ob tatsächlich ein Krebs vorliegt und wie aggressiv und ausgedehnt er ist. Aktuell empfehlen Experten die Entnahme von 10–12 Gewebeproben in der Erstbiopsie. Danach erhöht eine so genannte Sättigungsbiopsie mit etwa 20 Gewebeproben die Chance, einen möglichen Prostatakrebs zu entdecken.

Werden in der Stanzbiopsie keine Krebszellen festgestellt, aber es besteht weiterhin der Verdacht auf ein Prostatakarzinom, wird eine spezielle MRT-Untersuchung der Prostata (Multiparameter-MRT) empfohlen. Diese kann auffällige Areale der Prostata aufzeigen, aus denen gezielt Biopsien entnommen werden.

Steht die Diagnose "Prostatakrebs" fest, wird die Ausdehnung des Tumors ermittelt, es erfolgt das sog. Staging. Dafür werden zunächst die schon vorhandenen Ergebnisse von DRU, PSA-Wert, TRUS und Stanzbiopsie begutachtet und ein Risikowert ermittelt.

Handelt es sich um ein frühes Tumorstadium mit geringem Risikowert, folgen keine weiteren Untersuchungen vor der Therapie.

Ist der Tumor jedoch schon fortgeschritten und zeigt einen hohen Risikowert, wird das Staging erweitert. Mit einer Skelettszintigrafie, bei der eine schwach radioaktive Substanz in eine Armvene gespritzt wird, untersuchen die Ärzte die Knochen auf vorhandene Metastasen. CT oder MRT-Untersuchungen des Beckens geben Aufschluss über eine eventuelle Tumorabsiedlung in die Lymphknoten.

Problematisch beim Prostatakrebs ist, dass erst nach einer radikalen Prostatektomie anhand des entfernten Gewebes die genaue Ausdehnung des Krebses ermittelt werden kann. Die diagnostischen Verfahren vor der Operation erlauben nur eine Abschätzung der Tumorgröße und somit des Krebsstadiums.

Behandlung

Die Behandlungsoptionen beim Prostatakrebs sind unterschiedlich effektiv und haben verschiedene Auswirkungen auf die Lebensqualität. Welches Verfahren für den Betroffenen sinnvoll ist, wägen Arzt und Patient gemeinsam ab. Entscheidende Faktoren für die Auswahl der Therapie sind:

  • Krebsart und Tumorstadium
  • Vorhandensein von Metastasen
  • Alter des Patienten und tumorunabhängige Lebenserwartung
  • Begleiterkrankungen
  • Patientenwunsch.

Folgende therapeutische Strategien/Verfahren stehen zur Verfügung (Erklärung zu den einzelnen Verfahren siehe unten):

  • Prostatakrebs ohne Metastasen
    • Aktive Überwachung
    • Radikale Prostatektomie, d. h. die operative komplette Entfernung von Prostata und Samenblasen (radikale Prostataentfernung)
    • Externe Bestrahlung
    • Brachytherapie (interne Bestrahlung)
    • Hormonentzugstherapie.
  • Prostatakrebs mit Fernmetastasen und einer tumorunabhängigen Lebenserwartung < 10 Jahren

  • Watchful Waiting
  • Hormonentzugstherapie / Chemotherapie
  • Palliative Behandlung von Beschwerden wie z. B. Knochenschmerzen.

Therapiestrategien beim Prostatakrebs

Watchful Waiting. Diese Strategie ist für Patienten geeignet, die eine tumorunabhängige Lebenserwartung von unter 10 Jahren haben. Das Alter und die Nebenerkrankungen stellen dabei ein höheres Gesundheitsrisiko dar, als der Prostatakrebs selbst.

Treten Beschwerden durch den Krebs auf, werden die Patienten palliativ therapiert, evtl. auch mit einer Hormontherapie. Oberstes Ziel ist der Erhalt der Lebensqualität, auf das meist nicht mehr erreichbare Ziel einer vollständigen Heilung wird verzichtet. Eine belastende invasive Therapie mit Operation oder Bestrahlung wird deshalb in der Regel vermieden. Beim Watchful Waiting reichen halbjährliche Routineuntersuchungen aus.

Aktive Überwachung (Active Surveillance). Eine Aktive Überwachung kommt ebenfalls vor allem bei einem lokal begrenzten, langsam wachsenden Krebs im Frühstadium in Betracht. Dabei wird zunächst abgewartet und die invasive Behandlung aufgeschoben. Erst wenn der Tumor stark fortschreitet oder Beschwerden hervorruft, leitet der Arzt eine Operation oder Strahlentherapie ein. Ziel der aktiven Überwachung ist auch hier, eine unnötige Behandlung zu vermeiden und die Lebensqualität des Patienten möglichst lange zu erhalten.

Radikale Prostatektomie. Sie erfolgt meist über einen Unterbauchschnitt (Radikale retropubische Prostatektomie), seltener über einen Schnitt am Damm (Radikale perineale Prostatektomie). Zuerst werden die Lymphknoten entlang der Blutgefäße des Beckens entfernt. Der Pathologe untersucht die entnommenen Lymphknoten noch während der Operation (etwa in einer Schnellschnittuntersuchung). Auch laparoskopische (sog. "Schlüsselloch-Technik") oder robotisch-assistierte Verfahren werden genutzt.

  • Sind die Lymphknoten krebsfrei oder nur von wenigen Krebszellen befallen, wird die Operation planmäßig durchgeführt, das heißt die Prostata sowie ein Teil der Harnröhre und beide Samenblasen werden entfernt und die Samenleiter auf beiden Seiten unterbunden. Anschließend wird die Harnblase wieder verschlossen und mit der restlichen Harnröhre vernäht. Um die Naht zu stabilisieren, wird für etwa 5–10 Tage ein transurethraler Katheter in die Blase eingelegt.
  • Sind die Lymphknoten ausgedehnt von Krebszellen befallen, wird die Operation abgebrochen oder beim im CT erhobenen Befund gar nicht erst durchgeführt, da der Krebs durch die Operation nicht zu heilen ist. In diesem Fall schließt sich die Hormonentzugstherapie an.

Wurde die Prostata komplett entfernt, liegt das endgültige Ergebnis der Gewebeuntersuchung wenige Tage nach dem Eingriff vor. In einigen Fällen stellt der Pathologe fest, dass die Krebszellen nicht mehr nur auf die Prostata begrenzt waren, sondern bereits über die Prostatakapsel hinaus gewachsen sind (lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom). In diesem Fall wird zur Sicherheit einige Wochen nach der Operation eine zusätzliche Bestrahlung empfohlen. Alternativ wird abgewartet und erst mit einer zusätzlichen Therapie begonnen, wenn der PSA-Wert ansteigt. Außerdem wird die Bestrahlung empfohlen, wenn sich in der Gewebeuntersuchung zeigt, dass das Prostatakarzinom in der Operation nicht komplett entfernt wurde (sog. R1-Resektion).

  • Komplikationen. Die Heilungsraten nach der Radikalen Prostatektomie sind gut, doch drohen Spätfolgen, so bei ~ 70 % Impotenz und bei ~ 7 % eine Harninkontinenz. Versucht der Chirurg bei der Operation, die sehr nah an der Prostata liegenden "Erektionsnerven" zu schonen, so bleibt die Potenz des Patienten zwar häufiger erhalten – jedoch können dadurch Tumorreste im Körper verbleiben, und es droht ein erneutes Krebswachstum.
  • Die mögliche Harninkontinenz ergibt sich aus der Operationsmethode, bei der der innere Blasenschließmuskel mitentfernt wird, der beim Mann normalerweise zusammen mit dem äußeren Blasenschließmuskel den Urin zurückhält. Um der Inkontinenz entgegenzusteuern, muss nun der äußere Schließmuskel gezielt durch Beckenbodengymnastik gekräftigt werden. Dennoch bleibt manchmal eine geringfügige Inkontinenz dauerhaft bestehen. Umso wichtiger ist es, dass unmittelbar, nachdem der transurethrale Katheter entfernt wurde, mit dem Beckenbodentraining unter ausführlicher Anleitung begonnen wird. Diese Aufgabe übernehmen meist Physiotherapeuten noch während des stationären Krankenhausaufenthalts. Danach ist in jedem Fall eine Anschlussheilbehandlung ("Kur") empfehlenswert: Hier hat der Patient bewusst Zeit zum Üben und ist unter der professionellen Anleitung auch konsequenter und motivierter.
  • Durch die Entfernung von Prostata, Samenblasen und Anteilen der Samenleiter sind die Patienten nach der Operation zeugungsunfähig.

Externe Strahlentherapie. Hier wird die Prostata in mehreren Sitzungen mit jeweils 1,8–2 Gy bestrahlt bis die nötige Gesamtdosis von 74–80 Gy erreicht ist. Zum Schutz der Harnblase sollte diese während der Bestrahlung gefüllt sein. Durch die genaue Planung der Strahlungsverteilung versuchen die Ärzte, sensible Strukturen wie die Harnröhre, den Enddarm oder die Nerven für die Erektion zu schonen. Trotzdem entwickeln etwa 60 % der Betroffenen etwa 2 Jahre nach der Bestrahlung eine erektile Dysfunktion. Bei sehr aggressiven Tumoren empfehlen die Ärzte häufig eine begleitende Hormontherapie.

Brachytherapie. Bei wenig aggressiven Tumoren wird zunehmend eine schonende Form der Bestrahlung, die so genannte Brachytherapie (Strahlentherapie von innen) eingesetzt. Unter Narkose und meist ambulant wird dabei die Prostata mit reiskorngroßen, radioaktiven Zylindern gespickt. Vorteile dieser Methode sind, dass die Bestrahlung gezielt von innen erfolgt, das umliegende Gewebe geschont wird und nur bei etwa 20–30 % der behandelten Patienten eine Impotenz auftritt.

  • Komplikationen von externer und interner Strahlentherapie. Bei großen und aggressiven Tumoren, die eine höhere Strahlendosis erfordern, häufen sich bei der Brachytherapie wie auch bei der konventionellen Bestrahlung Nebenwirkungen wie chronische Darmentzündungen mit schmerzhaften Durchfällen, schmerzhafte abakterielle Blasenentzündungen (Strahlenblase) und erhöhtes Risiko für das Auftreten von Blasenkrebs.

Hormonentzugstherapie. In fortgeschrittenen Krebsstadien, wenn Metastasen bereits in Lymphknoten, Knochen oder inneren Organen vorliegen und wenn die radikale Prostatektomie nicht durchgeführt wurde, empfehlen die Ärzte eine Hormonentzugstherapie (Antiandrogene Therapie, chemische Kastration). Dabei wird die Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron blockiert, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Dies gelingt durch verschiedene Medikamente, welche die Ausschüttung oder die Wirkung des Testosterons blockieren (chemische Kastration). Alternativ werden in seltenen Fällen die Hoden entfernt, die für die Testosteronproduktion zuständig sind (operative Kastration).

Eingesetzt werden dabei beispielsweise Antihormone, sogenannte GnRH-Analoga (LHRH-Analoga): Sie wirken auf das Gehirn und unterdrücken das für die Testosteronausschüttung zuständige Hormon GnRH, und werden dem Patienten alle drei Monate ins Bauchfettgewebe gespritzt. Alternativ wird das Hodengewebe, das für die Testosteronproduktion zuständig ist, operativ aus dem Hodensack geschält (operative Kastration durch beidseitige Orchiektomie).

Nebenwirkungen der Hormonentzugstherapie. Als Nebenwirkungen treten oft – ähnlich den Wechseljahrbeschwerden der Frau – Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Müdigkeit auf. Des Weiteren kommt es zu verminderter Erektionsfähigkeit und Libido, Wachstum der Brustdrüsen (Gynäkomastie), Osteoporose und zu psychischen Auffälligkeiten, z. B. Depressionen. Die Krebszellen passen sich in vielen Fällen nach einigen Jahren an die veränderte Hormonsituation an und wachsen wieder – der Tumor wird "hormontaub" (sog. kastrationsresistentes Prostatakarzinom). Das Fortschreiten der Erkrankung wird dann durch die Umstellung der Hormontherapie, das Verwenden weiterer Medikamente mit Wirkung auf den Testosteronhaushalt und die Chemotherapie verlangsamt.

Chemotherapie. Die Chemotherapie wird beim metastasierten Prostatakrebs oft mit der Hormontherapie kombiniert. Außerdem setzten die Ärzte sie ein, wenn die Hormontherapie nicht oder nicht mehr wirkt. Zu den verwendeten Präparaten gehören vor allem Docetaxel.

Palliative (lindernde) Therapie. Erschwert der unheilbare und fortschreitend wachsende Prostatakrebs das Wasserlassen, können wie bei der Prostatavergrößerung die störenden Prostataanteile durch die Harnröhre entfernt werden (palliative TUR-P). Palliativ können auch Chemotherapie und Bestrahlung angewandt werden, z. B. wenn sich Metastasen im Skelett gebildet haben, wodurch das Tumorwachstum so weit wie möglich gestoppt wird. Zusätzlich eingenommene Biphosphonate helfen, die Knochen zu stabilisieren.

Prognose

Ist der Tumor nur auf die Prostata begrenzt, gelingt meist die Heilung. Sind zusätzlich die Samenblasen befallen, beträgt die 10-Jahres-Überlebensrate immerhin noch 85 %, bei Lymphknotenbefall 55 %. Liegen bereits Metastasen außerhalb der Lymphknoten vor, beträgt sie nur noch ~ 7 %.

Neueren Erkenntnissen zufolge verbessert sich die Prognose, wenn Patienten zusätzlich zur Standardtherapie Acetylsalicylsäure einnehmen – den Wirkstoff in Aspirin®. Demnach sank durch Aspirin® das Sterberisiko von 10 % auf 4 %. Bevor diese Behandlung allerdings künftiger Therapiestandard werden kann, sind noch weitere Studien notwendig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Komplementärmedizin

Naturheilkundliche Behandlungsalternativen für Krebs sind ausführlich an anderer Stelle beschrieben. Die dort gegebene Empfehlung, dass die (schulmedizinische) Diagnose und Ersttherapie des Krebses auf keinen Fall verschleppt werden und naturheilkundliche Therapien nur ergänzend (komplementär) erfolgen sollen, gilt ohne Einschränkung auch für den Prostatakrebs.

Prävention und Früherkennung

Aufgrund vieler Studien (z. B. von Moyad oder Deprimos) wird verschiedenen pflanzlichen Stoffen eine schützende Rolle vor Prostatakrebs zugeschrieben. Demnach ist die beste Vorbeugung vor Krebs eine ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch, dafür reichlich Sojaprodukten und pflanzlichen Fetten (die überwiegend z. B. Olivenöl statt Butter verwendet), viel Obst und Gemüse. Auch ein Glas Rotwein pro Tag soll durch die enthaltenen Antioxidanzien vor Prostatakrebs schützen. Hinweisen zufolge setzen auch die Spurenelemente Zink und Selen das Krebsrisiko herab.

Früherkennung. Aufgrund der Häufigkeit des Prostatakrebses sollte die Prostata vorsorglich im Rahmen der gesetzlichen Vorsorgeprogramme ab dem 45. Lebensjahr einmal jährlich per Tastuntersuchung gecheckt werden, um Gewebeveränderungen möglichst früh zu erkennen – leider nehmen bisher nur 20 % der Männer diese Möglichkeit der Krebsfrüherkennung wahr. Ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs haben Männer, deren Vater, Bruder, Onkel oder Großvater vor dem 60. Lebensjahr an Prostatakrebs erkrankte. Diesen Risikopatienten empfiehlt die deutsche Gesellschaft für Urologie, bereits ab einem Alter von 40 Jahren zur Früherkennungsuntersuchung zu gehen.

Eine andere Form der Vorsorge ist das PSA-Screening. Dabei wird der PSA-Wert im Blut bestimmt. Ist dieser erhöht, kann ein Prostatakarzinom vorhanden sein. Jedoch ist das PSA-Screening umstritten, da noch kein Einfluss auf das Gesamtüberleben festgestellt werden konnte.

Weiterführende Informationen

  • www.prostatakrebs-bps.de – Internetseite des Bundesverbands Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. (BPS, Gehrden): Bietet ausführliche Hintergrundinformationen, Forum und Patientenratgeber wie Ich habe Prostatakrebs, was nun? und den blauen Ratgeber Nr. 17 Prostatakrebs der Deutschen Krebshilfe. Zum Bestellen bzw. Herunterladen (Suchbegriff Broschüren).
  • www.prostatakrebs-ratgeber.de – Ebenfalls vom BPS unterhalten, bietet diese Internetseite zahlreiche Tipps und verständlich aufbereitete Informationen, beispielsweise unter der Rubrik Lexikon der Fachausdrücke.
  • L. Weißbach; E.A. Boedefeld: Diagnose: Prostatakrebs. Zuckschwerdt, 2007. Ein Ratgeber – nicht nur für Männer.
  • H.G. Delbrück: Prostatakrebs. Rat und Hilfe für Betroffene und Angehörige. Kohlhammer, 2004. Beschreibt anschaulich den Krankheitsverlauf, unterschiedliche Therapieformen und Vorsorgemöglichkeiten, und widmet sich insbesondere dem Problem der Harninkontinenz.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Das Manneken Pis in Brüssel hat offensichtlich keine Prostatabeschwerden.

Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Damit es wieder richtig läuft

Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden?

Sie wächst und wächst und wächst …

Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt.

Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.

Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:

  • lästiger Harndrang
  • häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen
  • schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln
  • erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen
  • Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn).

Hinweis: In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert.

Erst die Diagnose!

Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs.

Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.

  • Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts.
  • Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.
  • Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.

Vom Beobachten bis zur Operation

Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:

  • Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.
  • Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.
  • Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser.
  • Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen.
  • Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert.

Hinweis: Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen.

Chemisch oder pflanzlich?

In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen:

Alpha-1-Blocker entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen.

5-alpha-Reduktasehemmer hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion.

Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten.

Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören Antimuskarinika. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen.

Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:

  • Sägepalmenfrüchte
  • Brennnesselwurzeln
  • Kürbissamen
  • Gräserpollen, Roggenpollen.

Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet.

Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung.

Hinweis: Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.

Wenn Medikamente nicht ausreichen

Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick.

Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen.

Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft.

Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Anibal Trejo/shutterstock.com