Gesundheit heute

Prostatavergrößerung, gutartige

(Gutartige) Prostatavergrößerung (BPS = Benignes Prostatasyndrom, BPH = Benigne Prostatahyperplasie, Prostataadenom): Bereits ab etwa dem 30. Lebensjahr beginnende, über Jahre langsam fortschreitende Vergrößerung der Drüsen der inneren Prostataanteile, die zu Beschwerden beim Wasserlassen führt. Ursache sind die sich mit zunehmendem Alter einstellenden hormonellen Veränderungen. Die gutartige Prostatavergrößerung ist eine der häufigsten Erkrankungen im höheren Alter; etwa 50 % der Männer über 50, 70 % der Siebzigjährigen sowie 90 % der Achtzigjährigen sind betroffen. Zunächst helfen Medikamente, oft aber ist früher oder später ein operativer Eingriff erforderlich, um die Blasenentleerung wieder zu gewährleisten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Erste Beschwerden: Startverzögerung beim Wasserlassen, schwächerer Harnstrahl sowie Nachträufeln des Harns
  • Häufiges nächtliches Wasserlassen, dann auch tagsüber häufigerer Harndrang unwillkürlichem Urinabgang
  • Gefühl der unvollständigen Blasenentleerung
  • häufige Blasenentzündungen durch die Restharnbildung
  • Inkontinenz (sog. Überlaufblase).

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen bei

  • häufigerem Wasserlassen und Harnstrahlabschwächung.

Am nächsten Tag bei

  • schmerzhaftem Wasserlassen oder bei blutigem Urin (oft Blutung aus Prostatavenen).

Sofort bei

  • Harnverhalt (Unmöglichkeit des Wasserlassens)
  • andauerndem, unkontrollierbarem Verlust kleinerer Urinmengen ("Überlaufblase")
  • Nierenschmerzen (Rückstau von Urin bis in die Nieren)
  • Fieber und Schüttelfrost (Zeichen einer Nierenentzündung).

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung und Verlauf

Die etwa kastaniengroße Prostata liegt unterhalb der Blase auf dem Beckenboden und produziert die Hauptmenge des Ejakulats. Mehrere Faktoren führen mit zunehmendem Alter zu einer Vergrößerung der Prostata. Bei der Mehrzahl der Männer ab dem 50. Lebensjahr geraten die Sexualhormone aus dem Gleichgewicht: Hierfür scheint eine vermehrte Umwandlung von Testosteron in das Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) innerhalb der Prostata verantwortlich zu sein.

Aufgrund dieses hormonellen Ungleichgewichts vermehrt sich das Prostatagewebe und engt die Harnröhre in ihrem Verlauf durch die Prostata ein. Deswegen kann die Blase schlechter entleert werden und der Druck beim Wasserlassen nimmt zu. Häufig verbleibt trotzdem ein Urinrest in der Blase, der Restharn. Um den vermehrten Kraftaufwand leisten zu können, wachsen und verdicken sich die Muskelzüge in der Blase, und es entsteht eine so genannte Balkenblase. Diese führt nun zu einer Einengung der Harnleitermündungen, wodurch sich der Urin bis in die Nieren zurückstauen kann und ein vesikorenaler Reflux entsteht.

Erhöhte Restharnmengen erhöhen wiederum die Gefahr für wiederkehrende Infektionen. Öffnet sich der Blasenauslass schließlich überhaupt nicht mehr, kommt es zu einem sehr schmerzhaften Harnverhalt. Bildet sich der Harnverhalt hingegen langsam aus, so gehen unkontrolliert immer wieder kleine Urinmengen ab, die das Fassungsvermögen der bereits vollen Blase übersteigen – der Mediziner nennt dies eine Überlaufinkontinenz.

Alle diese Beschwerden erzwingen bei der Mehrzahl der Männer früher oder später eine invasive Therapie in Form einer Operation. Selbst wenn diese erfolgreich verläuft, treten in manchen Fällen die gleichen charakteristischen Beschwerden einige Jahre später erneut auf, wenn die restlichen verbliebenen Prostatazellverbände weiterhin wachsen.

Diagnosesicherung

Zunächst fragt der Arzt den Patienten nach der durchschnittlichen Häufigkeit des Wasserlassens tagsüber und nachts und nach den Beschwerden, wozu oftmals ein standardisierter Fragebogen verwendet wird wie z. B. der IPPS (Internationaler Prostata-Symptomen-Score-Test). Da viele Medikamente wie z. B. Antidepressiva das Wasserlassen beeinträchtigen, sollte der Patient alle eingenommenen Medikamente mit dem Arzt besprechen.

Als nächstes folgt eine Prostata-Tastuntersuchung, um mögliche Verhärtungen und die ungefähre Größe der Prostata (normalerweise ~ 20 g = 20 ml) festzustellen. Für eine genauere Beurteilung des Prostatagewebes verwendet der Arzt die transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS). Zusätzlich führt er einen "normalen" Ultraschall durch, um auszuschließen, dass sich Urin in die Nieren zurückstaut. Außerdem lässt sich so die Restharnmenge bestimmen, die 50 ml nicht übersteigen darf.

Mit einer Urinuntersuchung prüft der Arzt, ob eine Harnwegsinfektion vorliegt; die Kontrolle des Kreatininwerts im Blut gibt Aufschluss darüber, ob bereits eine Nierenschädigung besteht.

Hinweis: Um einen eventuell gleichzeitig bestehenden Prostatakrebs mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit ausschließen zu können, wird die Konzentration des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Labor bestimmt.

Wichtig für die Therapieplanung ist außerdem die Harnstrahlmessung. Hierfür erscheint der Patient mit gut gefüllter Blase in der Praxis und lässt dann durch eine Art Trichter Wasser. Die aufgezeichnete Kurve zeigt die Geschwindigkeit des Harnflusses und liefert zusammen mit der Restharnmenge sowie den Beschwerden des Patienten eine Entscheidungsgrundlage für die Art der Behandlung.

Eine Blasenspiegelung ermöglicht es dem Arzt, weitere Erkrankungen – beispielsweise der Blase – auszuschließen und einen Blick auf die Prostata von der Harnröhre aus zu werfen. Sie wird meist eingesetzt, wenn eine medikamentöse Therapie versagt oder wenn Harnverhalt oder Blut im Urin Hämaturie auftreten. Röntgenologische Untersuchungen, wie z. B. das Urogramm werden heutzutage nur noch selten eingesetzt. In unklaren Fällen, wenn z. B. zusätzliche Störungen des Blasenmuskels wie bei Diabetes vorliegen, veranlasst der Arzt vor einer geplanten Operation auch eine komplette Urodynamik.

Differenzialdiagnosen: Beschwerden beim Wasserlassen kommen typischerweise auch vor bei der chronischen Prostatitis, Beckenbodenmyalgie, neurogenen Blasenentleerungsstörungen und beim Prostatakarzinom.

Behandlung

Watchful Waiting

Bei noch weitgehend normalen Werten von maximalem Harnstrahl und Restharn kann auf eine Therapie zunächst verzichtet werden (kompensiertes Prostataadenom). Bei 40 % der Patienten bessern sich die Beschwerden spontan wieder. Bleiben die Beschwerden bestehen, folgt eine medikamentöse Behandlung oder eine Operation.

Pflanzliche Präparate

Viele Ärzte empfehlen jedoch schon in der Phase des Watchful Waitings die Einnahme von pflanzlichen Mitteln (Phytotherapeutika). Sie wirken regulierend auf den Hormonhaushalt, antientzündlich und hemmen das Wachstum der Prostata. Am häufigsten werden folgende Substanzen einzeln oder in Kombination verordnet:

  • Sägepalmenfrüchte (Zwergpalmenfrüchte, Sabal z. B. Prostagutt®)
  • Kürbiskerne und Kürbiskernsamen (z. B. Granu Fink®)
  • Brennnesselwurzel (z. B. Prostaforton®)
  • Roggenpollen (z. B. Cernilton®)
  • Vitamin-B6-Präparate.

In den Anfangsstadien der Erkrankung sollen diese Substanzen die Häufigkeit des Wasserlassens tagsüber und nachts vermindern, den Harnstrahl verbessern und die Restharnmenge verringern.

Ob die pflanzlichen Präparate wirklich helfen, ist allerdings nicht klar. Ein positiver Effekt konnte in neueren Studien nicht nachgewiesen werden.

Pharmakotherapie

Wenn die Beschwerden zunehmen, verordnet der Arzt häufig Alphablocker (z. B. Tamsulosin wie Omnic®, Alna® und Prostadil® oder Alfuzosin wie UroXatral® oder Alfunar®), die den Blasenauslass öffnen. Sie sind jedoch nicht frei von Nebenwirkungen, am häufigsten treten Blutdruckabfall und Schwindel auf.

Ist die Prostata auf über 40 ml vergrößert, verschreibt der Arzt alternativ die enzymhemmenden 5-Alpha-Reduktase-Hemmer wie Finasterid (z. B. Proscar®) oder Dutasterid (z. B. Avodart®). Sie wirken auf den Testosteronstoffwechsel und verringern dadurch das Prostatavolumen, haben aber einige Nebenwirkungen: Hauptsächlich verfälschen sie den PSA-Wert und können zu Impotenz führen.

Bei Harnwegsproblemen im Zusammenhang mit einer gutartigen Prostatavergrößerung ist auch ein Therapieversuch mit Tadalafil (Cialis® 5 mg) möglich. Das Arzneimittel soll innerhalb von zwei Wochen die Durchblutung verbessern und die Muskulatur von Prostata und Blase entspannen.

Operative Behandlung

Medikamente zögern eine Operation zwar oft jahrelang hinaus, verhindern sie aber nicht immer. Unerlässlich ist eine Operation, wenn

  • Harnverhalte oder Harnwegsinfektionen immer wiederkehren
  • eine Hämaturie (Blut im Urin) länger besteht
  • Blasensteine vorliegen
  • sich eine durch eine Prostatavergrößerung ausgelöste Nierenschädigung abzeichnet.

Bei einer Vergrößerung der Prostata bis zu etwa 70 ml Volumen kommen folgende Verfahren in Frage:

  • (Transurethrale Resektion der Prostata, TUR-P, TUR-Prostata, Elektroresektion). Hier führt der Arzt durch die Harnröhre eine Hochfrequenzstrom führende Metallschlinge ein und "hobelt" damit die vorstehenden Anteile der Prostata ab (ähnlich der TUR-B). Der Eingriff wird unter Vollnarkose vorgenommen. Nach dieser Operation ist die Ejakulation nach außen oft vermindert oder fehlend, wodurch der Hauptanteil des Ejakulats in die Blase gelangt (rückläufige Ejakulation), folglich besteht nach der Operation meist Zeugungsunfähigkeit.

  • Eine TUIP (Transurethrale Inzision der Prostata) ist eine Minimalvariante der TUR-P und wird manchmal bei nur gering vergrößerter Prostata vorgenommen. Dabei schneidet der Arzt nur eine kleine Kerbe in die Prostata (Prostatakerbung). Bei Drüsengrößen von ca. 30 ml ist die TUIP genauso erfolgreich wie die TURP.
  • Bei der TUNA (Transurethrale Nadelablation der Prostata) werden Nadeln über die Harnröhre in die Prostata platziert und erhitzt, was zu einer Hitzenekrose, also dem Absterben von Prostatagewebe führt. Diese Technik eignet sich vor allem für Patienten, bei denen eine TURP nicht in Frage kommt. Sie ist komplikationsarm, jedoch sind öfter als bei der TURP Zweiteingriffe nötig.
  • Der Eingriff mit dem Holmium-Laser zeigt ähnliche Erfolge wie die TURP. Hier wird das Prostatagewebe nicht "abgeschnitten", sondern mit einem Laser entfernt. Vorteil bei diesem Verfahren ist die niedrigere Komplikationsrate.
  • Die TUMT (= Transurethrale Mikrowellentherapie der Prostata) wird manchmal bei Patienten mit stark erhöhtem Narkoserisiko eingesetzt, da sie ohne Narkose durchgeführt wird. Hier führt der Arzt dünne Sonden in die Harnröhre ein und erwärmt die Prostata auf Temperaturen über 70 °C. Durch das Absterben von Prostatagewebe und die Zerstörung der Nervenfasern verkleinert sich die Prostata und die Beschwerden bessern sich.

Hat die Prostata ein Volumen über 70 ml erreicht, entfernt sie der Arzt in einer offenen Operation über einen Bauchschnitt. Im Unterschied zur Operation des Prostatakrebses werden bei der Operation der gutartigen Prostatavergrößerung Prostatakapsel und Samenblasen nicht entfernt. Wegen der kräftigen Prostatavenen treten nach der Operation manchmal starke Nachblutungen auf. Deshalb muss in den ersten 12–24 Stunden nach der OP ein Katheter in der Blase verbleiben, über den die Blase ständig gespült wird, um eventuell entstandene Blutgerinnsel sofort aus der Blase abzuleiten.

Akuttherapie

Bei Restharnmengen ab ungefähr 100 ml, einer Überlaufblase und als Sofortmaßnahme beim kompletten Harnverhalt muss die Blase über einen Katheter vollständig entleert werden. Die Katheterisierung führt der Urologe durch, notfalls auch jeder Hausarzt. Am einfachsten ist der natürliche Zugang durch den Penis (transurethraler Katheter).

Wenn der Patient operiert werden kann, schließt sich in den Folgetagen die operative Therapie an – ist dies zunächst nicht möglich, muss der Katheter als Dauerkatheter in der Blase belassen werden. Das ist nicht immer ganz problemlos: Vor allem beim transurethralen Katheter besteht die Gefahr von Infektionen. Dauerkatheter sind also keine Dauerlösung, vor allem da inzwischen mehrere minimal-invasive OP-Techniken zur Verfügung stehen, die auch für hochbetagte und nicht narkosefähige Patienten zumutbar sind. Muss der Katheter dennoch längere Zeit verbleiben, punktiert der Arzt die Blase oberhalb des Schambeins und legt den Katheter durch die Bauchwand (suprapubischer Katheter).

Prognose

Bei einem Vergleich von konservativem Management, Lasertherapie und klassischer TUR-P schnitt die TUR-P in einer Untersuchung bezüglich der Wirksamkeit am besten ab: Ein Jahr nach Beginn der Therapie zeigte sich eine deutliche Besserung der Beschwerden bei

  • 15 % der medikamentös Behandelten
  • 67 % der Patienten, die eine Lasertherapie erhalten hatten
  • 81 % der TUR-P-Patienten.

Die TUR-P schont zudem die Potenz. Bei immerhin 95 % der Patienten, die eine TUR-P erhalten hatten, zeigten sich hier nach der Operation keine Einschränkungen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Auch wenn sich die Ursachen der Prostatavergrößerung nicht bekämpfen lassen, gibt es einige Maßnahmen, um die Beschwerden bei einer mäßig vergrößerten Prostata zu lindern. Wirkungsvoll ist es, alle mechanischen Reizungen der Prostata zu minimieren.

  • Vermeiden Sie langes Sitzen: Stehen Sie z. B. bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten immer mal wieder auf und gehen Sie einige Minuten auf und ab.
  • Ihre Unterwäsche sollte bequem, d. h. nicht zu eng sein.
  • Unterdrücken Sie den Harndrang nicht: Je häufiger die Blase entleert wird, desto geringer ist die Gefahr, dass die Blase überfüllt bzw. überdehnt wird.
  • Sorgen Sie für regelmäßigen Stuhlgang, damit nicht zusätzlich Druck auf Blase und Harnwege entsteht.

Komplementärmedizin

Der Stellenwert alternativmedizinischer Verfahren ist bei diesem Krankheitsbild gering, da bei leichten Beschwerden sowieso meist gut verträgliche pflanzliche Mittel eingenommen werden. Am ehesten sind hier noch homöopathische Substanzen wie Conium bei nächtlichem Wasserlassen oder Sabal serrulata bei abgeschwächtem Harnstrahl zu empfehlen.

Prävention

Eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend sekundären Pflanzenstoffen schützt vermutlich – nach den bisher vorliegenden Daten – durch die vorhandenen Phytophenole auch vor einer Prostatavergrößerung. Dazu zählen die Phytoöstrogene, schwach östrogenartig wirkende Pflanzenbestandteile, die etwa in Sojabohnen, Spinat und Brokkoli vorkommen. Ihnen wird nachgesagt, dass sie die hormonellen Veränderungen im Alter mindern.

Weiterführende Informationen

  • T. Ebert; B.J. Schmitz-Dräger: Prostata – Diagnose und Therapie. Kilian-Verlag, 2000. Sehr guter, hilfreicher Ratgeber.
  • G. Leibold: Prostata. Oesch-Verlag, 2005. Dieser Ratgeber geht detailliert auf die Prostata ein und hilft, naturheilkundlich Beschwerden vorzubeugen, Leiden zu erkennen und zu behandeln. Auch die Chancen und Risiken operativer Behandlungen bleiben nicht außer Acht.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Das Manneken Pis in Brüssel hat offensichtlich keine Prostatabeschwerden.

Was hilft bei vergrößerter Prostata?

Damit es wieder richtig läuft

Häufiger Harndrang, nächtliches Wasserlassen und ein schwacher Harnstrahl sind die typischen Beschwerden bei einer vergrößerten Prostata. In frühen Stadien helfen Allgemeinmaßnahmen, Medikamente und Pflanzenextrakte. Doch was kann man von der konservativen Therapie erwarten? Und wann muss operiert werden?

Sie wächst und wächst und wächst …

Die Prostata oder auch Vorsteherdrüse gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie sitzt direkt unter der Blase und umschließt die daraus abgehende Harnröhre. Von dort aus gibt sie ein Sekret ab, das die Spermien nährt und sie vor dem sauren Sekret in der Scheide schützt. Außerdem ziehen sich die Muskelzellen der Prostata beim Orgasmus zusammen. Dadurch wird der Samenerguss ruckartig durch die Harnröhre ausgestoßen. Die Kontraktion der Prostata verhindert gleichzeitig, dass das Sperma in die falsche Richtung, nämlich in die Blase fließt.

Beim gesunden jungen Mann ist die Prostata mit einem Durchmesser von 3,5 cm etwa kastaniengroß. Doch ab dem 30. Lebensjahr beginnt die Drüse, sich bei vielen Männern zu vergrößern. Die Ursache dafür ist noch unklar. Von einer solchen gutartigen Prostatavergrößerung (benigne Prostatahypertrophie, BPH) sind bei den 60-Jährigen etwa 45% betroffen, bei den 70-Jährigen etwa 70% und bei den 80-Jährigen sogar 80%.

Eine leichte BPH muss keine Beschwerden machen. Ab einem gewissen Volumen engt eine vergrößerte Prostata jedoch die Harnröhre ein. Das stört das Wasserlassen, die Blase lässt sich irgendwann nicht mehr komplett entleeren. In diesem Stadium spricht man vom gutartigen (benignen) Prostata-Syndrom (BPS). Dies sind die typischen Beschwerden:

  • lästiger Harndrang
  • häufiges, auch vermehrt nächtliches Wasserlassen
  • schwacher bis tröpfelnder Harnstrahl, Nachträufeln
  • erschwertes, manchmal schmerzhaftes Wasserlassen
  • Gefühl, dass die Blase nicht vollständig entleert wird (Restharn).

Hinweis: In sehr seltenen Fällen löst eine vergrößerte Prostata einen kompletten Harnverhalt aus. Dann kann man trotz hohem Blasendruck und starken Schmerzen kein Wasser lassen. Bei diesem Notfall legt die Ärzt*in zunächst einen Urinkatheter durch die Harnröhre und lässt den Harn so aus der Blase ab. Einige Tage später wird dann meist die Prostata operativ verkleinert.

Erst die Diagnose!

Kommt es zu den oben genannten Beschwerden, sollten diese – auch wenn sie nur mild sind - ärztlich abgeklärt werden. Zwar steckt sehr häufig eine gutartige Prostatavergrößerung dahinter. Probleme beim Wasserlassen können aber andere Ursachen haben. Dazu gehören z.B. Harnsteine, Harnwegsinfektionen und die Entzündung der Prostata (Prostatitis), aber auch bösartige Prostatageschwülste wie der Prostatakrebs.

Steht die Diagnose BPS, wird sie je nach Beschwerden in verschiedene Stadien eingeteilt. Danach richten sich dann auch die Behandlungsoptionen.

  • Im Stadium 1 (Reizblasenstadium) kommt es nur zu ausgeprägtem Harndrang und häufigem Wasserlassen, auch nachts.
  • Im Stadium 2 (Restharnstadium) ist die Harnröhre schon so verengt, dass immer Restharn in der Blase bleibt. Hier drohen Blaseninfektionen und Blasensteine.
  • Im Stadium 3 (Dekompensationsstadium) ist der Harnabfluss aus der Blase so stark gestört, dass sich der Urin von der Blase zurück in Harnleitern und Niere staut. Deshalb spricht man auch von einer Überlaufblase. Der Rückstau bringt die Niere in Gefahr, im schlimmsten Fall droht ein Nierenversagen.

Vom Beobachten bis zur Operation

Die Behandlung der vergrößerten Prostata richtet sich nach dem Ausmaß der Beschwerden und reicht vom „aktiven Beobachten“ mit regelmäßigen Kontrollen über die Einnahme pflanzlicher Arzneimittel und Medikamente bis zur Operation. In allen Stadien sind folgende Allgemeinmaßnahmen sinnvoll:

  • Vor dem Schlafengehen weniger trinken. Die empfohlene Trinkmenge von 1,5 Litern über den Tag verteilen.
  • Alkohol, Kaffee und grünen/schwarzen Tee nur in Maßen konsumieren. Sie entwässern stark und fördern dadurch den Harndrang.
  • Direkt nach dem Wasserlassen einen kurzen Moment warten und dann noch einmal versuchen, zu urinieren. Damit entleert sich die Blase besser.
  • Die Harnröhre nach dem Urinieren ausstreichen.
  • Die Blase trainieren. Die Speicherfähigkeit der Blase lässt sich erhöhen, indem man den Toilettengang beim Harndrang etwas hinauszögert.

Hinweis: Manche für andere Erkrankungen eingenommenen Medikamente verstärken die Prostatabeschwerden, indem sie (ungewünscht) entwässern oder auf die Blase wirken. Es macht deshalb Sinn, alle einzunehmenden Präparate von der Ärzt*in darauf zu prüfen zu lassen.

Chemisch oder pflanzlich?

In Stadium 1 und bei leichten Formen des Restharnstadiums (Stadium 2) reicht ergänzend zu den oben genannten Allgemeinmaßnahmen eine konservative Therapie mit Medikamenten meist aus. Bei den verschreibungspflichtigen Wirkstoffen unterscheidet man folgende Gruppen:

Alpha-1-Blocker entspannen die Muskulatur an Prostata und Harnröhre und verbessern dadurch den Urinabfluss. Sie wirken deshalb relativ schnell. Die Größe der Prostata verändern sie nicht. Schwindel, Müdigkeit und Kopfschmerzen sind ihre typischen Nebenwirkungen.

5-alpha-Reduktasehemmer hemmen den wachstumsfördernden Einfluss von Testosteron auf die Prostata. Die Prostata wird nicht größer, bei manchen Patienten schrumpft sie sogar wieder. Bis sich dadurch die Beschwerden bessern, dauert es bis zu einem Jahr. Wichtige Nebenwirkung dieser Substanzgruppe sind Libidoverlust und erektile Dysfunktion.

Da sich Alpha-1-Blocker und 5-alpha-Reduktasehemmer in ihrer Wirkung ergänzen, verordnet die Ärzt*in häufig eine Kombinationstherapie aus beiden Wirkstoffen. Auf diese Weise werden die Beschwerden rasch gelindert und das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufgehalten.

Zu den weiteren chemischen Wirkstoffen gehören Antimuskarinika. Sie entspannen die Blasenmuskulatur und bessern Beschwerden wie Harndrang und häufiges Wasserlassen. Als Nebenwirkung verursachen sie Mundtrockenheit. Auch Phosphodiesterase-Typ 5-Hemmer sind effektiv bei BPS. Sie entspannen die Muskelzellen des unteren Harntrakt und lindern dadurch die Beschwerden. Ob sie einen Einfluss auf die Prostatagröße haben, ist noch nicht bekannt. Häufige unerwünschte Wirkungen bei Phosphodiesterasehemmern sind Kopfschmerzen und Hitzewallungen.

Manche Männer mit BPS möchten keine chemischen Medikamente einnehmen, sondern lieber natürliche Wirkstoffe. In Deutschland werden bei Prostatabeschwerden vor allem Extrakte aus folgenden Pflanzen eingesetzt:

  • Sägepalmenfrüchte
  • Brennnesselwurzeln
  • Kürbissamen
  • Gräserpollen, Roggenpollen.

Wie gut pflanzliche Extrake bei BPS helfen, wird unterschiedlich beurteilt. Zumindest in Laborversuchen konnten verschiedene Wirkungen nachgewiesen werden. Dazu gehörten z.B. entzündungshemmende und antihormonelle Effekte. Sägepalmenextrakt hatte zudem einen Einfluss auf die glatte Muskulatur im Bereich von Prostata und Blasenmuske, Kürbiskerne waren antioxidativ. In klinischen Studien mit Patienten waren die Ergebnisse jedoch unterschiedlich. So zeigten sich in einigen Untersuchungen positive Effekte auf die Beschwerden des Wasserlassens und die Lebensqualität. Für keines der pflanzlichen Extrakte konnte jedoch nachgewiesen werden, dass sie das Fortschreiten der Prostatavergrößerung aufhalten. Aufgrund der unbefriedigenden Datenlage werden seit 2004 pflanzliche Extrakte zur Behandlung des BPS von den allermeisten Krankenkassen nicht mehr erstattet.

Die Extrakte sind alle gut verträglich. Deswegen spricht nichts dagegen, es bei sehr milden BPS-Beschwerden zunächst mit einer pflanzlichen Behandlung versuchen. Die Wirkstoffe stehen als Monotherapie und als Kombinationspräparate (z.B. Extrakte aus Sägepalmenfrüchten und Brennnesselwurzel) zur Verfügung.

Hinweis: Pflanzliche Extrakte für die Prostata gibt es in einer großen Vielzahl. Für die bestmögliche Auswahl sollte man sich in der Apotheke beraten lassen.

Wenn Medikamente nicht ausreichen

Um drohende Blasen- und Nierenschäden abzuwenden, muss spätestens im Stadium 3 die Prostata mit einer Operation verkleinert werden. Auch im Stadium 2 ist dies häufig ratsam, z.B. wenn die Restharnmenge zu groß wird oder der Blasenauslassmuskel zu dick.

Für die operative Therapie gibt es verschiedene Verfahren. Am häufigsten nutzt man dabei den Weg über die Harnröhre. Die Chirurg*in geht also mit einem Endoskop in die Harnröhre ein und trägt von dort die Prostata mithilfe von Strom, Mikrowellen oder einem Laser schichtweise ab. Manchmal wird das Prostatagewebe auch nur eingeschnitten, um der Harnröhre mehr Platz zu verschaffen.

Ist die Prostata sehr groß, muss offen operiert werden. Das heißt, dass der Chirurg sich über einen Schnitt Zugang zur Prostata verschafft. Entweder wird die Prostata dann komplett entfernt oder nur ein Teil des Gewebes. Ein neueres Verfahren ist der künstliche Verschluss (Embolisation) der Prostatagefäße (Prostata-Arterien-Embolisation, PAE). Durch die verminderte Blutversorgung sterben Teile der Prostata ab, wodurch diese schrumpft.

Quellen: Jenett-Siems K, DAZ 2022, 14:32, Leitlinien Konservative und medikamentöse Therapie des benignen Prostatasyndroms

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Anibal Trejo/shutterstock.com