Gesundheit heute

Prostataentzündung, akute

Akute Prostataentzündung (Akute [bakterielle] Prostatitis): Durch Bakterien wie Escherichia coli und andere ausgelöste, akute, hochschmerzhafte Entzündung der Prostata. Sie tritt häufig bei älteren Männern zusätzlich zu einer Prostatavergrößerung auf, da sie durch Harnabflussstörungen begünstigt wird. Besonders bei Einwirkung von Nässe oder Kälte erkranken auch jüngere Männer, vor allem bei zusätzlich vorliegenden Harnröhrenverengungen. Die Erkrankung lässt sich gut mit Antibiotika behandeln. Rückfälle und ein Übergang zur chronischen Prostataentzündung sind jedoch nicht selten, wenn die Entzündung nicht ausreichend therapiert wird.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starke Schmerzen in der Damm- und Analregion, oft in Leiste oder Penis ausstrahlend
  • Schmerzen beim Stuhlgang
  • Häufiger Harndrang, Harnabflussstörungen wie abgeschwächter oder unterbrochener Harnstrahl, Brennen beim Wasserlassen oder verlängerte Miktionszeit
  • Gelegentlich Harnverhalt
  • Schlechter Allgemeinzustand
  • Hohes Fieber, evtl. Schüttelfrost.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • erstmaligem Auftreten der Leitbeschwerden.

Sofort in die Klinik bei

  • hohem Fieber, Schüttelfrost und/oder schlechtem Allgemeinzustand.

Die Erkrankung

Ursachen und Verlauf

Die akute Prostataentzündung wird meistens im Rahmen einer normalen Blasenentzündung oder Harnröhrenentzündung ausgelöst, wenn Bakterien über die Harnwege in die Prostata gelangen. Besteht durch Harnabflussstörungen ein erhöhter Widerstand beim Wasserlassen, können Bakterien regelrecht aus der Harnröhre in die dort mündenden Prostataausführungsgänge gepresst werden. Auch nach urologischen Eingriffen wie einer Blasenspiegelung oder einer Prostatabiopsie kommt es durch Einschleppung von Keimen manchmal zu einer Prostataentzündung.

Samenblasen und Nebenhoden können, wenn sie entzündet sind, eine Prostataentzündung auslösen, aber auch im Verlauf einer Prostataentzündung selbst infiziert werden. Eine schwere Komplikation ist die Urosepsis, also der Übertritt der Erreger in die Blutbahn.

Risikofaktoren

Harnabflussstörungen wie eine Phimose oder eine Harnröhrenverengung begünstigen die Entwicklung einer Prostatitis ebenso wie ein zur Harnableitung gelegter Dauerkatheter. Auch Analverkehr oder Prostatabiopsien erhöhen das Risiko, an einer Prostataentzündung zu erkranken.

Diagnosesicherung

Wegweisend ist die Prostata-Tastuntersuchung, die als Befund eine druckschmerzhafte, angeschwollene Prostata ergibt. Der Nachweis einer bakteriellen Entzündung erfolgt mit dem Mittelstrahlurin. Bei Ausfluss aus der Harnröhre entnimmt der Arzt auch hier Abstriche, um seine Diagnose zu sichern.

Bei Fieber veranlasst der Arzt häufig eine Blutkultur, außerdem bestimmt er Entzündungswerte wie CRP und die weißen Blutkörperchen im Blut. Um sicher auszuschließen, dass kein Prostatakrebs vorliegt, wird das Prostataspezifische Antigen (PSA) gemessen. Dieses ist zwar auch bei einer akuten Prostataentzündung im Blut mäßig bis deutlich erhöht, sinkt aber nach einigen Wochen wieder – anders als bei einer Krebserkrankung – in den Normbereich ab.

Im akuten Stadium führt der Arzt keine Ultraschalluntersuchung der Prostata durch, da hierdurch Keime in die Blutbahn gelangen können, was im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung führt (Urosepsis, wie die von den Harnwegen ausgehende Blutvergiftung heißt). Zudem ist jeder Druck auf die Prostata bei einer akuten Prostataentzündung extrem schmerzhaft, sodass der Arzt auch mit dem Transrektalen Ultraschall (TRUS) bis zum Abklingen der Entzündung wartet. Jedoch ist es manchmal notwendig, nach Beginn einer antibiotischen Behandlung durch die TRUS-Untersuchung eine eitrige Einschmelzung (Abszess) der Vorsteherdrüse auszuschließen. Alternativ dazu kann auch eine CT- oder MRT-Untersuchung veranlasst werden.

Behandlung

Der Arzt verordnet Antibiotika für vier bis sechs Wochen. In Frage kommen bei einer Prostatitis zum Beispiel Cephalosporine und Gentamicin. Gegen Schmerz und Fieber erhält der Patient entzündungshemmende Medikamente wie z. B. Diclofenac oder Metamizol. Um den schmerzhaften Stuhlgang zu erleichtern, lässt sich der Stuhl mithilfe von Laktulose erweichen.

Bei schwerem Verlauf ist eine Einweisung in die Klinik notwendig, um die Antibiotika hochdosiert per Infusion zu verabreichen. So ist es auch möglich, bei einer sich abzeichnenden Abszessbildung sofort chirurgisch einzugreifen.

Bei erhöhter Restharnmenge wird vorübergehend ein Bauchdeckenkatheter (suprapubischer Katheter) gelegt, um die Entzündung nicht durch das erschwerte Wasserlassen noch weiter zu verstärken.

Ultraschall-Verlaufskontrollen sind wichtig, um einen Prostataabszess rechtzeitig zu erkennen. Dabei handelt es sich um eine abgekapselte Eiteransammlung in der Prostata. Je nach Größe des Abszesses stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Kleiner Abszess: Behandlung mit Antibiotika oder Eröffnung des Abszesses durch Punktion mit einer Nadel und wenn nötig Anlegen einer Drainage. Die Abheilung sollte dann regelmäßig über TRUS kontrolliert werden.
  • Großer Abszess: Operative Eröffnung und Entfernung des Abszesses, um eine lebensbedrohliche Blutvergiftung zu verhindern.

Prognose

Eine frühzeitige und ausreichend lange antibiotische Therapie ist meist ausreichend, damit die Prostataentzündung wieder abheilt. Bei etwa 20 % der Patienten geht die akute in eine chronische bakterielle Prostataentzündung über.

Ihr Apotheker empfiehlt

Nehmen Sie die verschriebenen Antibiotika unbedingt so lange ein, wie sie Ihr Arzt verordnet hat, auch wenn Ihre Beschwerden schnell nachlassen. Bei zu kurzer Behandlung droht die Infektion von Nebenhoden und Samenblasen und der Übergang in eine chronische Prostataentzündung.

Komplementärmedizin

Wärmeanwendungen, wie z. B. ansteigende Fußbäder oder Sitzbäder mit Heublumen ersetzen zwar keinesfalls die Behandlung mit Antibiotika, wirken aber schmerzlindernd auf Prostata und Blase und können deshalb begleitend eingesetzt werden. Anschließend sollte der Patient Ruhe halten oder am besten gleich zu Bett gehen.

Um die Bakterien auszuspülen, ist es ratsam, viel zu trinken. Gut geeignet sind Wasser sowie spezielle Nieren- und Blasentees.

Homöopathen empfehlen zur Behandlung einer Prostatitis häufig Sabal serrulatum (Sägepalme). Studien zeigen aber, dass diese wirkungslos sind.

Von: Dr. med. Martina Sticker, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Potenzmittel können Augen schaden

Sehstörungen sollten immer in der Augenarztpraxis abgeklärt werden.

Potenzmittel können Augen schaden

Bei regelmäßiger Einnahme

Unterstützt von Viagra & Co. können viele Männer trotz Erektionsstörungen ein erfülltes Sexleben genießen. Bei regelmäßiger Einnahme drohen jedoch Komplikationen im Auge. Tauchen Sehstörungen auf, steht deshalb eine augenärztliche Untersuchung an.

Durchblutungsstörungen des Sehnerven

Immer mehr Männer mit Erektionsstörungen helfen ihrer Potenz mit Phosphodiesterasehemmern wie Sildenafil oder Tadalafil auf die Sprünge. Nur bei bestimmten Kontraindikationen sollen die Wirkstoffe nicht genutzt werden. Dazu gehören schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder die gleichzeitige Einnahme von Nitraten. Ansonsten gelten die Phosphodiesterase-Hemmer (PDE) in der Regel als gut verträglich.

Es gibt jedoch Hinweise, dass sie in seltenen Fällen zu einer ischämischen Optikusatrophie, also zu Durchblutungsstörungen des Sehnerven führen. Dadurch kann sich die Sehkraft auf dem betroffenen Auge deutlich verschlechtern. Ein kanadisches Team hat geprüft, wie häufig es zu einer Optikusatrophie kommt und ob vielleicht auch andere Komplikationen am Auge drohen.

Akuter Sehverlust durch Gefäßverschluss

Und tatsächlich: Männer, die regelmäßig zu PDE-Hemmern greifen, erkranken doppelt so oft an einer Optikusatrophie wie Männer, die solche Potenzmittel nicht nutzten. Dieses Ergebnis war unabhängig davon, ob die Männer an anderen, Sehnerv-gefährlichen Erkrankungen wie Arteriosklerose oder Bluthochdruck litten.

Auch zwei weitere Augenkomplikationen traten bei den Anwendern häufiger auf. Zum einen handelte es sich dabei um den Verschluss großer Netzhautgefäße. Dadurch drohen akute, in einigen Fällen aber auch sich über Wochen und Monate schleichend entwickelnde Sehverschlechterungen. Die andere Komplikation war eine Netzhautablösung. Sie führt zu einer Verzerrung, später auch zu einer dauerhaften Einschränkung des Sehens.

Bei Sehstörungen zur Augenärzt*in

Die Risiken für die genannten Augenkomplikationen sind durch die regelmäßige Einnahme von PDE-Hemmern zwar erhöht, insgesamt aber zum Glück selten, betonen Expert*innen. Trotzdem ist es für Ärzt*innen und Männer wichtig, die Gefahr zu kennen. Nutzer von PDE-Hemmern dürfen eventuelle Sehstörungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. Kommt es dazu, sollte der Betroffene das Mittel erst einmal nicht mehr verwenden und sich augenärztlich untersuchen lassen.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: sebra/shutterstock.comsebra/shutterstock.com