Gesundheit heute

Ulcus molle und Lymphogranuloma inguinale

Ulcus molle (weicher Schanker): In Mitteleuropa selten, in warmen Ländern häufiger vorkommende und in tropischen Gebieten Afrikas, Amerikas und Asiens sehr häufig auftretende, "klassische" Geschlechtskrankheit, die durch Infektion mit dem Bakterium Haemophilus Ducreyi ausgelöst wird.

Lymphogranuloma inguinale (Lymphogranuloma venereum, venerische Lymphknotenentzündung, Nicolas-Favre-Krankheit, Chlamydiose, vierte Geschlechtskrankheit): In Mitteleuropa sehr seltene, in Ostafrika, Lateinamerika und Ostasien häufige Geschlechtskrankheit durch Infektion mit dem Bakterium Chlamydia trachomatis Typ L. Seit einigen Jahren treten auch – vor allem in Großstädten – in Europa und den USA vermehrt Fälle bei Reisenden auf, die aus den Tropen zurückkehren, sowie bei homosexuellen Männern.

Symptome und Leitbeschwerden

Ulcus molle

Bei Frauen:

  • Ein oder mehrere schmerzlose Knötchen (Papeln) an der Eintrittsstelle der Bakterien im Genitalbereich
  • Nach dem Aufbrechen der Papeln: mehrere münzgroße, rot geränderte, weiche und schmerzhafte, leicht blutende Geschwüre mit ausgefransten Rändern im Geschlechtsorganbereich
  • Schwellung der Lymphknoten in der Leiste.

Bei Männern:

  • Ein oder mehrere schmerzlose Knötchen (Papeln) an der Eintrittsstelle der Bakterien im Genitalbereich (meist am Penisschaft, an der Vorhaut und an der Eichel)
  • Nach dem Aufbrechen der Papeln: rundlich-ovale, daumennagelgroße, weiche und sehr schmerzhafte Geschwüre mit unregelmäßig gezacktem, scharfen Rand sowie eitriger Oberfläche.

Lymphogranuloma inguinale

Bei Frauen:

  • Kleine, schmerzlose Geschwüre oder Bläschen in der Geschlechtsorganregion mit strangartigen und schmerzhaften Schwellungen in der Leiste, die spontan heilen, oft vor Beginn der krankhaften Schwellung von Lymphknoten
  • Später massives Anschwellen der in der Nähe gelegenen, entzündeten Lymphknoten (in der Leiste, im Dammbereich oder an der Innenseite der Beckenschaufel)
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.

Bei Männern:

  • Kleine, schmerzlose Knötchen oder mit Flüssigkeit gefüllte Bläschen an den Eintrittsstellen des Erregers im Genitalbereich, beispielsweise am Penis, an der Eichel, der Vorhaut, dem Enddarm oder der Harnröhre
  • Kleine Geschwüre, die nach einigen Tagen von selbst wieder abheilen.
  • Später massives, schmerzhaftes Anschwellen der in der Nähe gelegenen, entzündeten Lymphknoten (in der Leiste, im Dammbereich oder an der Innenseite der Beckenschaufel)
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Geschwüre im Genitalbereich und/oder eine Lymphknotenschwellung im Leistenbereich auftreten.

Die Erkrankung

Beide Erkrankungen werden ausschließlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Ohne oder nach unzureichender Therapie drohen schwerwiegende Lymphabflussstörungen im Geschlechtsorgan- und Analbereich sowie bei Frauen Unfruchtbarkeit. Neben Syphilis und Tripper gehören beide zu den 4 klassischen Geschlechtskrankheiten.

Ulcus molle. Das Bakterium Haemophilus ducreyi gelangt über die verletzte Haut oder die Schleimhäute in das Gewebe und verursacht bei der Infektion ein schmerzhaftes Geschwür an der Eintrittsstelle. Nachfolgend kommt es häufig zu einer Ausbreitung über die Lymphgefäße. Der Erreger wird in den meisten Fällen beim Geschlechtsverkehr übertragen, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen.

Lymphogranuloma inguinale. Hierbei handelt es sich um eine im Lymphabflussgebiet der Sexualorgane liegende, chronisch verlaufende Entzündung der Lymphknoten in der Genital- und/oder Leistengegend. Hervorgerufen wird sie durch die Bakteriengattung Chlamydia trachomatis, die ausschließlich sexuell übertragen wird.

Abgrenzung. Primäre Syphilis, HIV-Infektion und andere sexuell übertragene Erkrankungen.

Risikofaktoren

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr mit einem infizierten Partner
  • Reisen ins Ausland bzw. in die Tropen.

Verlauf

Ulcus molle. Es dauert 2–10 Tage, bis die Knötchen sichtbar werden. Brechen diese Papeln auf, entstehen daraus mehrere münzgroße, rot geränderte, schmerzhafte, zum Teil blutende und eiternde Geschwüre. Ohne Behandlung folgen im weiteren Verlauf Komplikationen wie Lymphknoten-Abszesse oder Harnröhrenverengungen.

Lymphogranuloma inguinale. Im Primärstadium treten oft noch keine Symptome auf. Unbehandelt geht die Krankheit in ein Sekundärstadium über. Es kommt nach einigen Tagen bis Wochen zu einer weiteren Verbreitung der Erreger über die Lymphwege. Mögliche Folgen sind Entzündungen der Lymphknoten oder von Anus und Enddarmbereich einschließlich Abszessen und Fisteln.

Ohne Behandlung geht das Sekundärstadium in ein chronisches Tertiärstadium über, das sich durch ausgedehnte Fistelbildung und einer krankhaften Vermehrung des Bindegewebes auszeichnet. Der Lymphabfluss ist gestört mit der Folge eines chronischen Lymphödems. Im Extremfall droht eine Elephantiasis mit grotesker Vergrößerung des Genitals durch einen chronischen Lymphstau.

Diagnosesicherung

Ulcus molle. Die Diagnose gelingt anhand der charakteristischen Symptome und durch einen Erregernachweis. Findet der Gynäkologe oder Urologe bereits im Rahmen der Untersuchung typische Geschwüre im Genitalbereich und Lymphknotenschwellungen in der Leistengegend, so ist die Diagnose meist eindeutig. Zusätzlich wird ein Abstrich des Geschwürs auf Erreger untersucht.

Lymphogranuloma inguinale. Der Nachweis auf Erreger kann zum einen durch einen direkten DNA-Nachweis oder durch einen Abstrich der Pusteln bzw. Bläschen erfolgen.

Behandlung

Ulcus molle. In der Regel Antibiotika, die gezielt die bakteriellen Erreger bekämpfen: Eine Woche wird Erythromycin verabreicht, alternativ 3 Tage Ceftriaxon. Penizillin, Sulfonamide und Tetrazykline eignen sich nicht zur Therapie, da der Erreger bereits Resistenzen dagegen entwickelt hat.

Zusätzlich müssen die aufgebrochenen Geschwüre regelmäßig gesäubert und trocken gehalten werden. Zur Therapie gehört außerdem, dass der Partner mitbehandelt wird und bis zur vollständigen Ausheilung kein Geschlechtsverkehr stattfindet.

Lymphogranuloma inguinale. In der Regel orale Gabe von Antibiotika, die über einen Zeitraum von meist 3 Wochen eingenommen werden und so die bakteriellen Erreger bekämpfen und abtöten sollen. Bei schweren Verläufen muss das Antibiotikum evtl. als Infusion verabreicht werden.

Auch hier gilt: Um eine weitere Ausbreitung der Entzündung und gegenseitige Neuansteckungen zu vermeiden, müssen die Partner, mit denen in den letzten beiden Monaten vor Auftreten der Symptome Geschlechtsverkehr stattfand, ebenfalls untersucht werden und gegebenenfalls auch Antibiotika nehmen. Während der Therapie und mindestens 1 Woche danach sollte auf Geschlechtsverkehr ganz verzichtet werden.

Prognose

Ulcus molle. Hier besteht normalerweise eine gute Prognose, da die Therapie meist relativ einfach gelingt.

Lymphogranuloma inguinale. Die Infektion heilt schnell und ohne Folgeschäden ab, wenn die Erkrankung im Frühstadium rechtzeitig und konsequent mit Antibiotika behandelt wird.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Gehen Sie zum Arzt.
  • Vermeiden Sie Geschlechtsverkehr mit infizierten Partnern.
  • Der/die Geschlechtspartner müssen sich ebenfalls untersuchen und behandeln lassen.

Prävention

Der beste Schutz vor Ansteckung und Übertragung besteht im Gebrauch von Kondomen.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Beschreibung“, „Symptome und Leitbeschwerden“, „Wann zum Arzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Was hilft bei Scheidentrockenheit?

Scheidentrockenheit kann Frauen in jedem Alter treffen.

Was hilft bei Scheidentrockenheit?

Wenn´s unten juckt und brennt

Es juckt, brennt und schmerzt im Intimbereich? Das muss nicht immer eine Infektion sein. Manchmal steckt nur eine Scheidentrockenheit dahinter. Dagegen gibt es Hilfe aus der Apotheke.

Nur jede Zweite sucht Hilfe

Scheidentrockenheit ist noch immer ein Tabuthema. Viele Frauen sind davon betroffen, aber kaum eine spricht gern darüber – und nur jede Zweite sucht dagegen Hilfe. Dabei beeinträchtigt eine trockene Scheide die Lebensqualität oft deutlich. Neben dem unangenehmen Jucken und Brennen gestaltet sich der Geschlechtsverkehr meist so schmerzhaft, dass Betroffene lieber ganz darauf verzichten.

Hormonmangel und Intimhygiene

Ursachen für die Scheidentrockenheit gibt es viele. Besonders häufig ist ein Östrogenmangel während und nach den Wechseljahren schuld. Bis zu 85% der postmenopausalen Frauen sollen daran leiden. Auch Hormonumstellungen in Schwangerschaft und Stillzeit sowie die Einnahme der Pille können zu Scheidentrockenheit führen. Häufig ist auch eine übertriebene Intimhygiene dafür verantwortlich, dass die vaginalen Schleimhäute austrocknen.

Seltenere Ursachen sind Operationen an den Eierstöcken, Bestrahlungen des Unterleibs oder Autoimmunerkankungen wie die Multiple Sklerose. Schlussendlich trocknen auch manche Medikamente die Scheide aus, z. B. Antidepressiva, Antihistaminika oder bestimmte Wirkstoffe gegen Brustkrebs.

Das hilft lokal

Doch die Scheidentrockenheit lässt sich meist recht gut lindern. Liegt eine Grunderkrankung oder Hormonstörung vor, hilft häufig schon deren Behandlung. An Ort und Stelle wirken folgende Maßnahmen:

  • Cremes, Gele oder Vaginalzäpfchen zum Befeuchten. Als Wirkstoffe geeignet sind vor allem Hyaluronsäure und Glycerol, denen oft weitere lindernde Substanzen wie z. B. Hamamelis beigefügt werden. Diese rezeptfreien Befeuchtungsmittel aus der Apotheke eignen sich auch als Gleitgel. Vorsicht, einige der Gele können Latex angreifen. Wer mit Kondomen verhütet, sollte also unbedingt latexfreie Produkte verwenden.
  • Hormone. Bei Scheidentrockenheit aufgrund von Östrogenmangel kann auch lokal zugeführtes Östrogen helfen. Dafür gibt es Östrogentabletten zum Einführen in die Scheide sowie östrogenhaltige Scheidenzäpfchen und Cremes. Empfohlenes Östrogen ist Estriol, alle hormonhaltigen Präparate sind verschreibungspflichtig.
  • Binden verwenden! Tampons saugen während der Periode nicht nur Blut, sondern auch Scheidensekrete auf. Deshalb raten Frauenärzt*innen dazu, bei Scheidentrockenheit statt Tampons lieber Binden zu benutzen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: DisobeyArt/shutterstock.com