Gesundheit heute

Scheidenmykose (Pilzinfektion der Scheide)

Scheidenmykose (Soorkolpitis, Vaginalcandidose, Candidiasis, Vulvovaginitis mycotica, Moniliasis): Infektion der Scheide mit dem Hefepilz Candida albicans. Diese Pilzinfektion ist die häufigste Infektion von Vagina und Vulva; fast jede Frau erkrankt im Lauf ihres Lebens mindestens einmal daran. Mit entsprechender Behandlung verschwinden die Beschwerden schnell und folgenlos; Rückfälle sind aber häufig.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Starker Juckreiz der Scheide und im äußeren Genitalbereich
  • Brennen der Scheide
  • Grauweißer, krümeliger Ausfluss aus der Scheide (wie Hüttenkäse)
  • Rötung und Reizung des äußeren Genitalbereichs
  • Unangenehmer Geruch im Intimbereich
  • Manchmal Bläschen oder Ausschlag
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Leichte Schwellung der Schamlippen
  • Hautrisse am Scheideneingang.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • grauweißer, krümeliger Ausfluss und starker Juckreiz auftreten.
  • die Haut im Genitalbereich brennt und gerötet ist.
  • die Beschwerden nach mehrtägiger Behandlung nicht verschwinden.
  • die Schmerzen beim Geschlechtsverkehr immer wieder auftreten.
  • zusätzlich Unterbauchschmerzen und Fieber bestehen.

Heute noch, wenn

  • Schmerzen beim Wasserlassen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Hefepilze wie Candida albicans gehören zur normalen Flora der Scheide und sind nur krankmachend (pathogen), wenn sie ein Milieu vorfinden, in dem sie sich überproportional vermehren können.

Neben der Scheide sind in der Regel auch die Vulva und manchmal die Harnröhre betroffen. Dadurch kommt neben den charakteristischen Symptomen wie Juckreiz und veränderter Ausfluss oft auch ein vermehrter und schmerzhafter Harndrang hinzu.

Risikofaktoren

  • Döderlein-Bakterien (Laktobazillen, Normalflora), die im Alter weniger Milchsäure produzieren, sodass das Scheidenmilieu dadurch weniger sauer wird und schädliche Bakterien sich leichter vermehren
  • Zerstörung des natürlichen Säureschutzes der Scheidenschleimhaut durch übertriebene Hygienemaßnahmen wie zu häufiges Waschen, Scheidenspülungen oder hautreizende Substanzen in Seifen oder Intimsprays
  • Vermehrtes Pilzwachstum begünstigt durch Fettleibigkeit und Diabetes mellitus
  • Immunschwäche
  • Stress
  • Veränderter Hormonhaushalt beispielsweise in der Schwangerschaft
  • Strahlentherapie bei Krebserkrankungen
  • Langfristige Einnahme der "Pille"
  • Synthetische und eng anliegende Unterwäsche
  • Einnahme von Breitspektrum-Antibiotika (etwa bei innerer Erkrankung), die die natürliche Darm- und Scheidenflora schwächt oder temporär ganz abtötet. Folge ist ein aufgehobener Säureschutz der Scheidenschleimhaut, sodass sich schädliche Bakterien vermehren
  • Veränderte Hormonkonzentration am Ende der Schwangerschaft, die häufig zur Scheidenmykose führt. Weitere Informationen finden Sie hier.

Diagnosesicherung

Die Diagnose Pilzinfektion vermag der Frauenarzt häufig schon aufgrund der Beschwerden und der entzündlich geröteten Scheidenwand zu stellen. Zur Sicherheit nimmt er einen Abstrich und untersucht ihn unter dem Mikroskop. Bei nicht eindeutigem Ergebnis wird eine Kultur angelegt, d. h. der Arzt streicht das Sekret auf einen speziellen Nährboden und prüft nach 48 Stunden, ob Hefepilzkulturen gewachsen sind. Mit der Behandlung beginnt er normalerweise aber sofort.

Behandlung

Antimykotische Cremes oder Vaginalzäpfchen (mit Clotrimazol, Miconazol oder Nystatin, z. B. Canesten®, Daktar®, Adiclair®) sind einfach anzuwenden und beseitigen den Juckreiz schnell. Wichtig ist, dass die Behandlung ausreichend lange (je nach Präparat 3–7 Tage) und konsequent durchgeführt wird, auch wenn keine Beschwerden mehr bestehen; andernfalls drohen Rückfälle. Reicht die Behandlung mit Creme oder Vaginalzäpfchen nicht aus, verschreibt der Arzt Antimykotika in Tablettenform.

Bei einer häufiger auftretenden Pilzinfektion der Scheide (mehr als 4-mal im Jahr) muss der Arzt andere Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus ausschließen, aber auch andere Faktoren, die die Entwicklung einer Pilzinfektion begünstigen, wie Hygiene, Ernährung, Medikamenteneinnahme.

In manchen Fällen wird die bakterielle Fehlbesiedlung auch vom Mann auf die Frau übertragen. Treten Beschwerden wie bei einer Harnröhreninfektion oder Prostataentzündung auf, sollte er zum Urologen gehen – und kann im günstigen Fall das eigene Problem und das der Partnerin lösen.

Behandlung in der Schwangerschaft. Durch die veränderte Hormonkonzentration können bei werdenden Müttern am Ende der Schwangerschaft Hefepilze im Genitalbereich auftreten. Bei einer vaginalen Geburt werden diese Pilze in 80 % der Fälle auf die Haut des Neugeborenen übertragen, um dann über den Mund in den Körper des Kindes zu gelangen. Frühchen unter 1500 g können dadurch an einer Infektion durch Pilze (Candidasepsis) erkranken. Zwar ist eine Pilzprophylaxe in der Schwangerschaft bis jetzt noch nicht routinemäßig vorgesehen, sie wird jedoch empfohlen. Hierfür wird ab der 34. Schwangerschaftswoche eine Pilzkultur angelegt, unabhängig davon, ob Beschwerden auftreten oder nicht. Lassen sich Hefepilze nachweisen, eignen sich für eine lokale Therapie Imidazole wie Fenticonazol, Miconazol, Econazol und Clotrimazol am besten, da sie wirken und sowohl für die werdende Mutter als auch für den Embryo und den Fetus unschädlich sind.

Achtung. Während einer Schwangerschaft dürfen Sie keine oralen Antipilzmittel einnehmen! Droht eine Frühgeburt, müssen Pilzkultur und Behandlung entsprechend früher erfolgen.

Prognose

In den meisten Fällen ist die Pilzinfektion zwar langwierig, aber ungefährlich. Wird die Therapie zu früh beendet oder ist der Geschlechtspartner ebenfalls betroffen, kann die Behandlung erfolglos bleiben.

Bei immungeschwächten Frauen drohen eine Ausbreitung der Scheidenmykose auf den ganzen Körper und ein Befall der inneren Organe.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Nehmen Sie die verschriebenen Mittel ausreichend lange und brechen Sie die Therapie nicht vorzeitig ab.
  • Verwenden Sie zur Intimpflege eine pH-neutrale Waschlotion, möglichst jedoch nur Wasser.
  • Tragen Sie kochfeste, luftdurchlässige Baumwollwäsche.
  • Verzichten Sie möglichst während der Zeit des Pilzbefalls auf Geschlechtsverkehr.
  • Kürzen Sie die Schamhaare etwas.
  • Verzichten Sie auf Oralverkehr während der Infektion.
  • Wechseln Sie nicht ungeschützt zwischen Anal- und Vaginalverkehr, da sich sonst Pilze oder andere Keime aus dem Darm oder Analbereich in der Scheide ansiedeln können.
  • Eine durch die Einnahme von Antibiotika geschädigte Darmflora können Sie z. B. durch probiotische Joghurts wieder aufbauen.

Geeignete Medikamente

Als Therapie empfiehlt sich, die Scheidenflora mit Milchsäurepräparaten (z. B. Eubiolac Verla® Vaginaltabletten) oder Döderlein-Bakterien (z. B. Vagiflor® Vaginalzäpfen) zu verbessern. Als Vaginaltherapeutika bezeichnet man Cremes, Salben, Tabletten und Zäpfchen, die direkt in die Scheide eingebracht werden. Vaginaltabletten und -zäpfchen lösen sich in der Scheide von selbst auf oder schmelzen bei Körpertemperatur. Daher ist es wichtig, sie vor dem Einführen nicht zu lange in der Hand zu halten.

Da Vaginaltherapeutika beim Gehen aus der Scheide herausfließen können, sollten sie am besten abends vor dem Schlafengehen im Liegen eingeführt werden. Die optimale Wirkung entfaltet sich, wenn das Medikament mit einem Applikator vorsichtig in das hintere Scheidengewölbe geschoben wird. Je nach Präparat kann es während der Anwendung zu gefärbtem Ausfluss aus der Scheide kommen. Slipeinlagen ohne Kunststoffbeschichtung schützen in dieser Zeit die Wäsche vor Verfärbungen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Sind die äußeren Schamlippen stark gerötet, tragen Sie auf diese bei jedem Toilettengang sanft Johanniskrautöl auf. Warme Sitzbäder mit Kamille bringen in einigen Fällen Linderung gegen den Juckreiz und das Brennen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt eine individuell abgestimmte Konstitutionstherapie, die sich nach der körperlichen, seelischen und geistigen Verfassung der Patientin richtet, insbesondere wenn die Pilzinfektionen häufig auftreten.

Prävention

Zur Prävention gehört vor allem die richtige Hygiene:

  • Vermeiden Sie häufige Schaumbäder, die dem Scheidenmilieu schaden.
  • Reinigen Sie sich nach dem Stuhlgang von vorn nach hinten, sonst können Pilze oder andere Keime aus dem Darm oder Analbereich in die Scheide gelangen.
  • Vorbeugend sollten Sie die Handtücher häufiger wechseln und diese bei mindestens 60 Grad waschen.
  • Achten Sie auch darauf, dass jeder im Haushalt ein eigenes Handtuch benutzt.
  • Verzichten Sie auf kunststoffbeschichtete Slipeinlagen und Binden, die zu einem Wärme- und Feuchtigkeitsstau führen, in dem sich die Pilze ansiedeln können.
  • Wechseln Sie verschwitzte Unterwäsche oder nasse Badesachen zügig.

Ansonsten gilt zur Vorbeugung:

  • Verwenden Sie Kondome während der Pilzinfektion.
  • Der Sexualpartner sollte sich ebenfalls behandeln lassen.
  • Schonen Sie die Haut im Genitalbereich.
  • Meiden Sie Zucker, Süßigkeiten und süßes Obst, das entzieht den Hefepilzen die Nahrung.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Leitbeschwerden“, „Die Erkrankung“, „Behandlung“, „Prognose“ und „Ihre Apotheke empfiehlt“: Dagmar Fernholz
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Hormonersatztherapie mit Folgen

Nächtliche Hitzewallungen können den Schlaf erheblich stören.

Hormonersatztherapie mit Folgen

Risiko für Depressionen steigt

Für manche Frauen sind die Wechseljahre eine echte Quälerei. Sind Hitzewallungen und Schlafstörungen nicht mehr auszuhalten, kann die Einnahme von Hormonen helfen. Doch dabei drohen Nebenwirkungen, und nach neuen Erkenntnissen auch Depressionen.

Hormonersatztherapie mit Vor- und Nachteilen

Mit dem Alter sinkt bei Frauen die Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen. In diesem Zuge kommt es zu individuell unterschiedlich starken Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Denen kann mit der Gabe künstlicher Hormone, einer sog. Hormonersatztherapie (HRT), entgegengewirkt werden.

Doch die HRT ist durchaus umstritten, denn zusätzlich zu den positiven Effekten drohen unerwünschte Nebenwirkungen. Diskutiert wird beispielsweise, ob die Hormongabe das Risiko von Brustkrebs erhöht. Auch die Gefahr von Schlaganfall, Thrombosen und Herzinfarkt soll steigen – vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie z.B. Übergewicht vorliegen. Nun kommen Hinweise dazu, dass auch die Psyche von der künstlichen Hormoneinnahme negativ beeinflusst wird.

Vor allem im ersten Behandlungsjahr mehr Depressionen

Zu diesem Ergebnis kamen dänische Forscher*innen bei der Auswertung der Daten von mehr als 800000 über 45-jährigen Frauen. Diejenigen, die Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden einnahmen, entwickelten häufiger Depressionen als Frauen, die ohne Hormontabletten oder -pflaster auskamen. Besonders stark erhöht war das Risiko im ersten Jahren nach Therapiebeginn, und zwar sowohl bei der Einnahme von ausschließlich Östrogenen als auch bei der Kombination von Östrogen und Progestin.

Als Ovulum oder Creme ungefährlich

Ganz anders sah das bei den Frauen aus, die ihre Wechseljahrsbeschwerden wie trockene Scheide oder Harninkontinenz lokal mit Zäpfchen, Ovula oder Cremes behandelten. Bei ihnen war die Hormongabe nicht mit Depressionen assoziiert. Im Gegenteil: Hatten sie damit jenseits des 54. Lebensjahres angefangen, reduzierte sich ihr Risiko für Depressionen sogar.

Quelle: Ärzteblatt, JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: fizkes/shutterstock.com