Gesundheit heute

Endometriose

Endometriose (Endometriosis): Gewebeinseln, die in ihrem Aufbau Ähnlichkeit mit der Gebärmutterschleimhaut haben und sich außerhalb der Gebärmutterhöhle angesiedelt haben. Einige Endometrioseherde können sich genauso wie die "echte" Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) hormonabhängig im Monatsrhythmus auf- und wieder abbauen. Etwa 10 % aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen, wobei die Beschwerden stark variieren. Je nach Ausmaß und Ort der Ansiedelung kommt es beispielsweise zu verstärkten Regelschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder chronischen Unterleibsschmerzen. Außerdem kann die Erkrankung zur Unfruchtbarkeit führen – so sollen etwa 40 % der Fälle ungewollter Kinderlosigkeit auf einer Endometriose beruhen.

Behandelt wird je nach Ausprägung und Beschwerden mit Schmerzmitteln und Hormonen, manchmal ist auch eine operative Entfernung der Endometrioseherde erforderlich. Leider neigt die Erkrankung zu Rezidiven, das heißt, sowohl nach Absetzen einer Hormontherapie als auch nach operativer Entfernung der Herde entstehen häufig wieder neue Gewebsinseln. Durch Absinken der Östrogenspiegel in den Wechseljahren bessern sich die Beschwerden meist und verschwinden häufig sogar ganz. In seltenen Fällen kann die Erkrankung jedoch über die Menopause hinaus bestehen bleiben oder sogar neu auftreten.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Besonders schmerzhafte, starke und unregelmäßige Monatsblutung, Schmerzmaximum typischerweise 1–2 Tage vor Beginn der Monatsblutung
  • Schmerzen während des Eisprungs
  • Zwischenblutungen
  • Plötzlich auftretende Ohnmachtsanfälle im Zusammenhang mit Menstruationsschmerzen
  • Schmerzen beim oder nach dem Geschlechtsverkehr durch Endometrioseherde im Gebärmutterhals
  • Schmerzen bei gynäkologischen Untersuchungen
  • Unfruchtbarkeit durch Endometriose in der Gebärmutterwand, an den Eileitern oder am Eierstock
  • Dauerhafte Bauchschmerzen, häufige Übelkeit oder Erbrechen
  • Müdigkeit oder fehlende Energie.

Bei Befall von Harnblase oder Harnleiter

  • Zyklisch blutiger Urin
  • Schmerzen beim Wasserlassen.

Bei Befall des Darms

  • Schmerzen beim Stuhlgang, Verstopfung, Blähungen oder Durchfall
  • Zyklische Blutbeimengungen im Stuhl.

Bei Befall von Lunge oder Zwerchfell

  • Zyklisches Bluthusten
  • Zyklische Kurzatmigkeit, Brustschmerzen und Schulterschmerzen (vor allem rechtsseitige Schulterschmerzen, da die Endometrioseherde häufiger an der rechten Seite des Zwerchfells sitzen).

Wann zur Frauenärzt*in

In den nächsten Wochen, wenn

  • die Beschwerden regelmäßig mit der Monatsblutung auftreten.

In den nächsten Tagen, wenn

  • plötzlich blutiger Urin oder blutiger Stuhl auftritt.

Die Erkrankung

Die Endometriose ist die zweithäufigste Erkrankung unter den Frauenleiden. 10 % aller Frauen zwischen Pubertät und Wechseljahren sollen davon betroffen sein, viele Gynäkolog*innen gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer aus. Sehr selten erkranken auch Frauen in den Wechseljahren oder danach daran: Etwa 2,55 % aller Endometriose-Patientinnen haben die Menopause schon hinter sich. Aufgrund von Schmerzen und/oder Unfruchtbarkeit sind viele Frauen mit Endometriose in ihrer Lebensqualität extrem eingeschränkt. Dazu kommt, dass durchschnittlich 10 Jahre vergehen, bis die Erkrankung erkannt wird und den Betroffenen geholfen wird.

Krankheitsentstehung

Die Entstehung der Endometriose ist bis heute nicht vollständig geklärt. Es werden zahlreiche Theorien diskutiert.

  • Die Transplantationstheorie geht davon aus, dass während der Monatsblutung Schleimhautstücke aus der Gebärmutter durch die Eileiter in den Bauchraum gelangen und an anderer Stelle wieder anwachsen. Das passiert zum Beispiel dann, wenn das Menstruationsblut durch die Eileiter in die Bauchhöhle eindringt – statt durch Gebärmutter und Scheide abzufließen. Die versprengten Schleimhautinseln reagieren dann genauso wie die Gebärmutterschleimhaut während des Zyklus, d. h. mit Aufbau und Abstoßung des Gewebes, also mit einer Blutung.
  • Die Metaplasietheorie besagt wiederum, dass sich noch nicht ausdifferenzierte Zellen schon im Embryo an falscher Stelle – z. B. im Bauchraum, am Darm oder am Eierstock – zu Endometriumzellen entwickeln.
  • Bei der "Tissue Injury and Repair"-Theorie geht man davon aus, dass es durch Muskelbewegungen der Gebärmutter zu kleinen Verletzungen in Schleimhaut und Gebärmutterwand kommt und Endometriumzellen auf diese Weise verschleppt werden.
  • Genetische Faktoren sollen ebenfalls eine Rolle spielen. Hierfür spricht die Beobachtung, dass Endometriose familiär gehäuft auftritt.

Diskutiert wird auch eine metastasenähnliche Streuung von Endometriumzellen über die Lymphe oder das Blut. Möglicherweise ist zudem eine Störung des Immunsystems an der Entwicklung einer Endometriose beteiligt. Denn normalerweise sorgt die körpereigene Abwehr dafür, dass sich Gewebe aus einem Organ nicht in anderen Bereichen des Körpers ansiedelt.

Risikofaktoren

Auch wenn die Ursache noch nicht vollständig geklärt ist, so sind doch eine Reihe von Faktoren bekannt, bei denen die Endometriose gehäuft vorkommt:

  • Starke Monatsblutungen
  • Kurze Regelzyklen, viele Monatsblutungen im Laufe des Lebens
  • Frühe erste Menstruation (˂ 11 Jahre)
  • Späte letzte Menstruation
  • Kinderlosigkeit
  • Späte erste Schwangerschaft.

Lokalisation

Endometrioseherde können überall im Körper vorkommen. Am häufigsten finden sie sich im Bauchfell des Beckens, im Bereich der Eierstöcke und an dem bindegewebigen Band, das die Gebärmutter mit dem Kreuzbein verbindet. Typische Lokalisationen im Genitalbereich sind zudem die Gebärmuttermuskulatur, die Eileiter, Scheide, Schamlippen und der Damm.

Außerhalb des Genitalbereichs wurden Endometrioseherde schon in Harnblase und Harnleiter, im Darm, am Bauchfell, im Bauchnabel, am Wurmfortsatz, am Zwerchfell und – als Raritäten – sogar in der Lunge und im Gehirn gefunden. Manchmal kommt es auch nach Unterleibsoperationen, Kaiserschnitt oder Dammrissen zu einer mechanischen Übertragung von Endometriumzellen in die Operationsnarben, also in die Haut.

Klinik

Ausmaß und Art der Beschwerden gestalten sich bei der Endometriose höchst unterschiedlich, weshalb man die Erkrankung auch als "Chamäleon der Frauenheilkunde" bezeichnet. Bei manchen Frauen werden die Endometrioseherde zufällig bei einer Bauchspiegelung entdeckt. Andere haben stärkste chronische Schmerzen, wieder andere sind aufgrund der Endometriose ungewollt kinderlos.

Zyklusabhängige Beschwerden erreichen meist kurz vor oder während der Menstruation ihr Maximum. Dazu gehören der verstärkte Regelschmerz (häufig nach vorher unauffälligen Blutungen) und Blutungsanomalien (verlängerte oder verstärkte Blutungen, zusätzliche vaginale Schmierblutungen). Auch die außerhalb des Genitals liegenden Endometrioseherde verhalten sich zyklusabhängig, deshalb kann es zu zyklischem Bluthusten (bei Lungenbefall), Blut im Stuhl (bei Darmbefall) und Blut im Urin (Blasenbefall) kommen.

Zyklusunabhängige Beschwerden. Werden Endometrioseherde größer und bilden sich durch nicht abfließendes Blut Zysten, führen sie oft zu dauerhaften Unterleibsschmerzen. Auch Verklebungen und Verwachsungen zwischen Gebärmutter, Eileitern, Eierstöcken, Harnblase und Darm sind möglich. Dann entwickeln sich häufig chronische Beschwerden wie Unterleibs- und Rückenschmerzen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder Verstopfung bis hin zum Ileus.

Eine besonders schwerwiegende Folge ist die Unfruchtbarkeit. Sie entsteht beispielsweise durch Befall der Eierstöcke oder der Eileiter, die dann ihre Funktion nicht mehr ordnungsgemäß ausführen können. Sitzen Endometrioseherde in der Gebärmuttermuskulatur, behindern sie zudem die Einnistung und Ausbreitung des Embryos, es drohen Fehlgeburten.

Verlauf

Die Endometriose betrifft vor allem gebärfähige Frauen zwischen 20 und 40 und begleitet diese meist jahre- bis jahrzehntelang. Häufig werden die Beschwerden weniger oder hören ganz auf, wenn altersbedingt die Östrogenspiegel absinken. Eine aktuelle Studie konnte jedoch zeigen, dass die Erkrankung auch in den Wechseljahren und sogar danach noch auftreten kann. Dabei hatten die perimenopausalen Endometriose-Patientinnen vor allem Herde an den Eierstöcken, die postmenopausalen dagegen in der Gebärmutter.

Komplikationen

1,8 % der Frauen mit einer Endometriose entwickeln einen Eierstockkrebs. Damit ist das Risiko für diese seltene Erkrankung im Vergleich zu Frauen ohne Endometriose um etwa 1,3 % erhöht. Typischerweise hat der Endometriose-bedingte Eierstockkrebs eine sehr schlechte Prognose. Außerdem tritt er etwa 10 Jahre früher auf als der "normale" Eierstockkrebs.

Diagnosesicherung

Anamnese und Palpation. Zunächst fragt die Ärzt*in die Beschwerden ab und erkundigt sich, ob nahe Verwandte wie Mutter oder Schwester ebenfalls erkrankt sind.

Gynäkologische Untersuchung. Je nach Lokalisation lassen sich die Endometrioseherde bereits bei der gynäkologischen Untersuchung ertasten oder durch das Spekulum erkennen. Dabei testet die Frauenärzt*in, ob es schmerzt, wenn sie die Gebärmutter leicht bewegt, Druck auf ihre Seiten und Haltebänder sowie auf den Bereich zwischen der hinteren Gebärmutterwand und dem Mastdarm ausübt. Ebenso sind Knoten und Verhärtungen im Bindegewebe des Beckens ein Hinweis auf Endometriose.

Ultraschall. Der Ultraschall durch die Bauchdecke zeigt vorhandene Endometriosezysten an den Eierstöcken. Eine Vaginalultraschalluntersuchung bietet eindeutigere Hinweise auf eine Eierstock-Endometriose.

Bauchspiegelung. Eine sichere Diagnose liefert nur die Bauchspiegelung (Laparoskopie). Für diesen Eingriff unter Vollnarkose sind mindestens zwei kleine Einschnitte durch die Bauchdecke nötig. Die Ärzt*in sucht den Bauchraum nach weiteren Herden ab und beurteilt deren Ausmaß und Aktivität. Wenn möglich, werden die Herde sofort entfernt und anschließend feingeweblich untersucht, um bösartige Erkrankungen auszuschließen.

Weitere technische Untersuchungen. In seltenen Fällen wird zusätzlich ein CT oder MRT gemacht, manchmal ist auch eine Blasen- oder Darmspiegelung erforderlich. Bei Verdacht auf den Befall eines Harnleiters zeigt ein Ultraschall der Nieren, ob ein Harnstau besteht.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Beschwerden finden sich bei der Appendizitis, Tumoren von Eierstöcken oder Gebärmutter, Myomen der Gebärmutter oder bei Verwachsungen nach Bauchoperationen.

Behandlung

Die Behandlung der Endometriose richtet sich prinzipiell nach dem Ausmaß der Beschwerden und dem Alter der Patientin. Nur teilweise ist es möglich, die Endometrioseherde operativ zu entfernen. Ansonsten wird versucht, die Symptome mit Medikamenten erträglich zu machen, bis sie meistens mit den Wechseljahren von selbst verschwinden. Auch nach Schwangerschaften verschwinden die Beschwerden oft völlig.

Folgende Maßnahmen kommen, einzeln oder nacheinander, in Betracht:

Symptomatische bzw. abwartende Behandlung

Treten keine Beschwerden auf und verschlimmert sich die Endometriose nicht, ist normalerweise zunächst keine Therapie notwendig. Dennoch sind regelmäßige Kontrollen bei der Frauenärzt*in notwendig. Bei Frauen mit geringen Symptomen reicht zur Behandlung häufig die Einnahme von Schmerzmitteln bei Bedarf aus.

Pharmakotherapie

Die medikamentöse Behandlung hat vor allem das Ziel, starke Schmerzen oder Krämpfe während der Regelblutung zu lindern oder zu beseitigen.

Schmerzmittel. Zur Verfügung stehen nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac. In höheren Dosierungen sind sie verschreibungspflichtig. NSAR lindern vor allem starke Regelschmerzen, ob sie auch bei Endometriose-bedingten Schmerzen helfen, ist bislang kaum untersucht. Eine langfristige Lösung sind NSAR und ASS nicht, da bei Dauereinnahme eine Schädigung von Leber und Nieren zu befürchten ist. Bei starken Schmerzen werden auch sogenannte Opioide verschrieben, die die Wirkung körpereigener schmerzhemmender Stoffe nachahmen. Sie beeinflussen die Schmerzempfindung im Gehirn. Da bei längerer Anwendung das Risiko einer Abhängigkeit besteht, dürfen sie nur nach ärztlicher Verordnung eingenommen werden. Zur Wirksamkeit bei Endometriose liegen bislang keine verlässlichen Daten vor.

Hormone. Eine effektive hormonelle Therapie verhindert das zyklische Anwachsen der Endometrioseherde, verkleinert die Herde und verringert dadurch bei vielen Betroffenen auch die Schmerzen. Hormone werden bei leichten Formen und als Anfangstherapie verordnet, aber auch nach einer Endometrioseoperation zur Verzögerung neuer Herde.

Leider wachsen zwar bei manchen Frauen unter Hormontherapie die Herde nicht weiter, die Schmerzen bleiben aber bestehen – oder anders herum: die Schmerzen nehmen ab, aber die Herde wachsen weiter. Nicht zu vergessen sind die Risiken einer Hormontherapie: Je nach Präparat steigen beispielsweise das Thrombose- und das Embolierisiko. Eine Hormontherapie ist also immer für jede Frau maßzuschneidern und Wirkung und Nebenwirkungen sind von der Frauenärzt*in regelmäßig zu überwachen.

Die Endometriose-Leitlinie der Deutschen Gynäkologischen Gesellschaft empfiehlt bei der Hormontherapie die orale Gabe von Gestagenen als erste Wahl. Kombinierte orale Kontrazeptiva, Antiöstrogene und gestagen-haltige Intrauterinpessare gehören laut Leitlinie zur Zweitlinientherapie.

  • Gestagene. Oral einzunehmende Gestagene wie Dienogest (z. B. Diemono® oder Endovelle®) halten die Östrogenspiegel niedrig und verringern damit endometriose-bedingte Regelschmerzen und chronische Unterleibsschmerzen. Dienogest soll auch langfristig sicher sein, es ist in Deutschland mit zeitlich unbegrenzter Dauer zur Behandlung der Endometriose zugelassen. Möglich ist auch die Verabreichung von Levonorgestrel über ein Intrauterinpessar. Diese Gestagen-haltige oder LNG-Spirale wird bei Endometriose bisher vor allem als Ergänzung einer vorangegangenen Operation in die Gebärmutter eingesetzt. Sie trägt zusätzlich zur Linderung der Beschwerden bei.
  • Kombinierte orale Kontrazeptiva (die "Pille"). Der Einsatz der Pille zur Behandlung der Endometriose ist so nicht zugelassen, aber möglich. Am ehesten geeignet sind Präparate mit hohem Gestagenanteil (z. B. Marvelon®). Die kontinuierliche Langzeiteinnahme führt zur Rückbildung der Gebärmutterschleimhaut und verringert so die Schmerzen. Die Therapie erfolgt off-label und ist individuell auf die Patientin abzustimmen und sorgfältig mit der Frauenärzt*in zu besprechen.
  • Antiöstrogene Therapie. GnRH-Analoga senken die Östrogenspiegel über die Hypophyse deutlich und reduzieren dadurch Blutungen und Schmerzen. Da sie sozusagen "künstliche Wechseljahre" herbeiführen, drohen typische Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und Kopfschmerzen. Aufgrund der Nebenwirkungen wird diese Therapie oft auf 6 Monate beschränkt. In manchen Fällen werden zusätzlich Östrogen-Gestagen-Präparate verordnet, um die östrogenmangelbedingten Nebenwirkungen zu verringern.

Das früher häufig verordnete, antiöstrogen wirkende Testosteronpräparat Danazol ist aufgrund seiner starken und teils irreversiblen Nebenwirkungen wie tiefer werdende Stimme, Bartwuchs und Akne für die Behandlung der Endometriose nicht mehr zugelassen. Andere Therapieansätze wie Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren oder die bei der Krebstherapie verwendeten Aromatasehemmer werden noch in klinischen Studien geprüft.

Operative Behandlung

Bei ausgeprägtem Befall, nicht beherrschbaren Beschwerden oder endometriose-bedingter Unfruchtbarkeit kommt – wenn möglich – die operative Entfernung der Endometrioseherde in Betracht. Nach heutigem Wissensstand lindert eine Entfernung der Endometriose-Herde und -Zysten im Eierstock (Endometriome) die Schmerzen und viele der Patientinnen mit unerfülltem Kinderwunsch werden danach schwanger. Allerdings bilden sich bei fast 4 von 5 operierten Frauen innerhalb von 5 Jahren erneut Endometriose-Herde.

Bauchspiegelung. Je nach Lage der Endometrioseherde wird die Operation im Rahmen einer Bauchspiegelung (siehe oben unter Diagnose) oder transvaginal durch die Scheide vorgenommen. Dabei verdampft oder verkocht die Ärzt*in die Herde mit Laser, Hitze oder Hochfrequenzstrom oder entfernt sie mit dem Skalpell. Bei abgeschlossener Familienplanung kommt statt dem Verkochen einzelner Herde auch die komplette Entfernung von Gebärmutter (Hysterektomie) und/oder Eierstöcken und Eileitern in Betracht.

Laparotomie (offene Operation über einen Bauchschnitt). Bei einer ausgedehnten Erkrankung mit Befall von Blase oder Darm ist ein offener operativer Eingriff mit Bauchschnitt (Laparotomie) angezeigt. Das Gleiche gilt für Fälle, wo es schon zu massiven Verwachsungen und Verklebungen gekommen ist. Drückt Gewebe auf den Harnleiter und droht ein Harnstau in einer der Nieren, ist ebenfalls eine Operation nötig, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die Niere geschädigt wird.

Prognose

Nicht in jedem Fall gelingt es, alle Beschwerden zu lindern. Solange die Eierstöcke noch Hormone produzieren, ist das Risiko eines Wiederauftretens von Endometriose hoch. Besonders nach dem Absetzen einer medikamentösen Behandlung entstehen oft neue Herde. Ein Ende der Beschwerden ist aber absehbar: Denn mit den Wechseljahren verschwinden die Beschwerden meist von selbst.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Entspannungsverfahren. Gegen Schmerzen helfen oft Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training, aber auch Yoga und Achtsamkeitstraining. Darüber hinaus verändern diese Verfahren das Schmerzempfinden. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Bewegung. Auch regelmäßige körperliche Bewegung vermindert die Schmerzwahrnehmung. Treiben Sie daher viel Sport, am besten ein Ausdauertraining wie Schwimmen, Radfahren oder Joggen.

Wärmeanwendungen. Eine Linderung akuter Beschwerden erreichen einige Frauen auch mit Hausmitteln wie Wärmflasche, mit einem erhitzten Dinkel- oder Kirschkernsäckchen oder mit warmen Umschlägen auf dem Unterbauch oder mit einem warmen Vollbad (z. B. mit Melisse, Kamille oder Bergamotte als Badezusatz). Auch eine Fangopackung auf dem Unterleib oder ein Saunabesuch helfen.

Komplementärmedizin

Die komplementärmedizinischen Behandlungsmöglichkeiten entsprechen denen bei Menstruationsschmerzen.

Pflanzenheilkunde. Sie empfiehlt zur Stabilisierung des Hormonhaushaltes Mönchspfeffer (Vitex agnus-castus, z. B. Agnolyt®, Femicur®) zur längerfristigen Einnahme (4–6 Monate) sowie Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina). Die Präparate sind zwar rezeptfrei erhältlich, sollten jedoch besser nach Rücksprache mit der Frauenärzt*in eingenommen werden. Aus Sicherheitsgründen empfiehlt sich die Verwendung registrierter Präparate.

Teemischungen. Mischungen aus Kamillenblüten (Matricaria recutita), Schneeballbaumrinde (Viburnum prunifolium) und Gänsefingerkraut (Potentilla anserina) wirken krampflösend. Eine Teekur (bis zu 3 Tassen täglich) sollte einige Tage vor dem Einsetzen der Blutung begonnen werden.

TENS-Therapie. Die transkutane elektrische Nervenstimulation hat sich zur Behandlung von Menstruationsschmerzen bewährt. Dabei klebt der Arzt Elektroden auf die Haut, die schwache elektrische Impulse zur Stimulation abgeben. Die TENS-Therapie ist einfach anzuwenden, eine optimale Wirkung ist aber nur bei mehrfacher täglicher Anwendung zu erreichen. Wichtig ist, dass die elektrischen Impulse eine ausreichend hohe Frequenz haben.

Akupunktur. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt Akupunktur generell bei Schmerzen. Im Vergleich mit der TENS-Therapie schneidet sie in ihrer Wirksamkeit allerdings etwas schlechter ab.

Psychotherapie. Gerade bei Kinderlosigkeit, Schmerzen, Problemen mit dem Partner und Stress bieten sich psychotherapeutische Maßnahmen und/oder eine Sexualtherapie für Mann und Frau an.

Weiterführende Informationen

  • www.endometriose.de – Internetseite des Europäischen Endometriose Informations-Centers (EEIC, Aachen): Fundierte Fachinformationen mit Informationsbroschüre zum Herunterladen (Rubrik Info-Materialien).
  • www.endometriose-vereinigung.de – Internetseite der Endometriose-Vereinigung Deutschland e. V., Leipzig: Fachinformationen mit Beratungsmöglichkeit, Links zu Selbsthilfegruppen und Veranstaltungskalender.
  • Wilken, Anna: In der Regel bin ich stark. Endometriose; 1. Aufl. 2019; brosch.; 272 S.; Eden-Books; ISBN: 978-3959102285
  • Ewald Becherer und Adolf E. Schindler (Hrsg.), Endometriose – Ganzheitlich verstehen und behandeln, 3. überarbeitete Auflage 2017, brosch., Kohlhammer Verlag

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dagmar Fernholz, Dr. med. Sonja Kempinski
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Gezielt gegen Blasenschwäche

Bei einer Blasenschwäche ist nicht nur der erhöhte Wäscheaufwand ein Problem für die Betroffenen.

Gezielt gegen Blasenschwäche

Mit Training und Medikamenten

Immer noch ein Tabu, aber weit verbreitet: Unter einer Blasenschwäche leiden in Deutschland Millionen von Frauen und Männern. Gegen den unwillkürlichen Urinverlust helfen allgemeine Maßnahmen und das Trainieren von Blase und Beckenboden. Reicht das nicht aus, kommen Medikamente ins Spiel.

Eingeschränkte Lebensqualität

Blasenschwäche (Harninkontinenz) ist die Unfähigkeit, den Urin in der Harnblase zu halten. Es kommt stattdessen zu unkontrolliertem Urinverlust, entweder tröpfchenweise oder auch im Schwall. Darunter leiden viele Menschen. Bei den 40- bis 60-Jährigen ist jede Zehnte betroffen, bei den Über-60-Jährigen jede Vierte.

Ob jünger oder älter – eine Blasenschwäche ist immer sehr belastend. Je nach Ausmaß wird die Lebensqualität durch die Inkontinenz stark eingeschränkt. Weil sie sich schämen, gehen viele Menschen trotz ihrer Beschwerden nicht zur Ärzt*in. Dabei ist es wichtig, eine Blasenschwäche zu behandeln. Denn nicht nur die psychischen Folgen wie Depressionen und Vereinsamung sind erheblich. Es drohen Hautentzündungen im Intimbereich und wiederkehrende Harnwegsinfektionen bis hin zum Nierenschaden. Zudem fallen alte Menschen mit Blasenschwäche häufiger hin, weil sie die Toilette schnell erreichen wollen. Solche Stürze enden oft mit einer fatalen Oberschenkelhalsfraktur.

Hinweis: Frauen leider öfter an Blasenschwäche als Männer. Ihr Beckenboden ist dehnbarer und hat mehr Durchgänge als der männliche Beckenboden. Außerdem wird der Blasenverschluss beim Mann durch die unter der Blase liegende Prostata unterstützt.

Welche Blasenschwäche ist es?

Blasenschwäche ist nicht gleich Blasenschwäche. Um die Beschwerden zu dokumentieren und besser interpretieren zu können, ist ein Blasentagebuch hilfreich. Darin hält man täglich fest, wieviel man trinkt und wie häufig man auf die Toilette muss. Wenn möglich, misst man auch die Menge des täglich ausgeschiedenen Urins. Mithilfe dieser Informationen kann die Ärzt*in die Blasenschwäche meist gut einordnen.

Belastungsinkontinenz. Jede zweite Frau mit Blasenschwäche leidet an einer Belastungsinkontinenz (früher auch Stressinkontinenz genannt). Dabei verliert die Betroffene Urin, ohne dass sie vorher einen Harndrang bemerkt hat. Der muskuläre Verschluss am Ausgang der Blase funktioniert nicht mehr gut, etwa weil die Beckenbodenmuskulatur schwach ist oder die Beckenbänder geschädigt sind. Dann genügt schon ein kleiner Druckanstieg in der Blase und die Betroffene verliert Urin. Der Druck in der Blase steigt an, wenn sich der Druck im Bauchraum erhöht. Dazu kommt es schon bei ganz normalen körperlichen Beanspruchungen wie Husten, Niesen oder dem Heben schwerer Gegenstände. Begünstigt wird die Belastungsinkontinenz durch eine Gebärmuttersenkung und Übergewicht.

Dranginkontinenz. Bei der Dranginkontinenz muss die Betroffene plötzlich ganz dringend auf die Toilette, ohne dass die Blase richtig gefüllt ist. Wer nicht schnell genug ist, verliert kleine Tropfen Urin, manchmal aber auch einen ganzen Schwall. Das passiert sowohl tagsüber als auch nachts. Auslöser ist eine Störung in der Blasenwandmuskulatur, z.B. durch Entzündungen, Blasensteine oder neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Beim Mann kommt als Ursache auch eine Prostatavergrößerung in Frage.

Mischinkontinenz. Hier leiden die Betroffenen unter beiden Formen der Blasenschwäche. Sie haben wie bei einer Dranginkontinenz auch bei nicht gefüllter Blase Harndrang und ungewollten Urinverlust. Außerdem verlieren sie Urin bei körperlicher Beanspruchung.

Überaktive Blase. Bei dieser Blasenschwäche zieht sich der Muskel am Blasenausgang immer wieder zusammen und lässt dann wieder los. Das Phänomen ist nervenbedingt oder psychisch. Die Patient*innen leiden unter sehr starkem, manchmal sogar schmerzhaftem Harndrang, der sie mehr als acht Mal täglich und auch nachts zur Toilette zwingt. Solange der Beckenboden noch funktioniert, können die Betroffenen den Urin aber noch willkürlich zurückhalten.

Daneben gibt es weitere Formen der Blasenschwäche. Befindet sich z.B. am Blasenausgang ein Tumor oder Blasenstein, entleert sich die Blase beim Wasserlassen nicht komplett. Es bleibt Urin in der Blase, d.h. die Menge an sog. Restharn steigt an. Die Blase ist überfüllt und kann überlaufen. Patient*innen haben meist einen dauerhaften Harndrang und verlieren ständig kleine Mengen an Urin. Andere Ursachen für Blasenschwäche sind Nervenerkrankungen wie z.B. die Querschnittlähmung. Dabei lösen Reflexe (etwa bei gefüllter Blase) das Pinkeln aus. Man spricht dann von einer Reflexinkontinenz.

Ist die Form der Blasenschwäche erkannt, wird nach der Ursache gesucht. Je nach Verdachtsdiagnose kommen spezielle Untersuchungen zum Einsatz. Dazu gehören z.B. die Restharnbestimmung und die Urinanalyse, z.T. auch Blutuntersuchungen zur Überprüfung der Nierenfunktion. Bei Frauen ist eine gynäkologische Untersuchung empfehlenswert, da Veränderungen im Becken häufig eine Blasenschwäche auslösen oder verstärken. Beim Mann ist die Untersuchung der Prostata obligat. In manchen Fällen sind auch Ultraschalluntersuchungen oder eine Blasenspiegelung nötig.

Was gegen die Blasenschwäche hilft

Liegt der Harninkontinenz eine Erkrankung zugrunde, wird diese entsprechend therapiert. Dies ist zum Beispiel bei der Prostatavergrößerung oder bei Blasensteinen der Fall. Häufig gibt es aber keine behandelbare Ursache. In diesen Fällen geht man den ungewollten Urinverlust in Stufen an. Basis sind folgende Allgemeinmaßnahmen:

  • Koffeinkonsum reduzieren. Kaffee, Cola und schwarzer Tee haben aufgrund des Koffeins eine ausschwemmende Wirkung. Bei manchen Betroffenen wird die Blasenschwäche besser, wenn sie diese Genussmittel vermeiden.
  • Übergewicht verringern. Zu viele Kilos erhöhen den Druck im Bauch und folglich auch den Druck auf die Blase. Abnehmen bessert deshalb vor allem die Belastungsinkontinenz.
  • Verstopfung behandeln. Starkes Pressen beim Stuhlgang belastet die Beckenbodenmuskulatur und schwächt diese auf Dauer.
  • Flüssigkeitszufuhr kontrollieren. Vor allem bei der überaktiven Blase kann es helfen, etwas weniger zu trinken. Aber Vorsicht, diese Maßnahme sollte man immer mit der Ärzt*in besprechen. Auf keinen Fall darf man aufgrund seiner Blasenschwäche eine Austrocknung (Dehydrataion) riskieren.
  • Mehr bewegen. Spazierengehen und auch Hausarbeit sind besser als Herumsitzen und Schonen. Denn auch moderate körperliche Bewegung stärkt den Beckenboden.
  • Ungünstige körperliche Belastungen vermeiden. Schweres Heben schadet dem Beckenboden, ebenso sind manche Sportarten ungünstig. Dazu gehören z.B. Trampolinspringen oder Crossfit-Training.
  • Rauchen aufgeben. Raucherhusten geht oft mit einer Belastungsinkontinenz einher.

Tipp: Manche Medikamente verursachen oder fördern eine Harninkontinenz. Dazu gehören Anticholinergika zur Behandlung von Atemwegserkrankungen oder Parkinson, muskelentspannende Mittel, indirekte Parasympathikomimetika oder Beruhigungsmittel. Mit der Ärzt*in sollte besprochen werden, ob diese Arzneimittel reduziert oder ersetzt werden können.

Blase oder Beckenboden trainieren

Auch Training kann bei einer Blasenschwäche helfen. Gestärkt werden dabei je nach Form der Blasenschwäche entweder die Blase selbst oder der Beckenboden.

Das Blasentraining hilft besonders gegen die Dranginkontinenz. Es zielt darauf ab, die Zeiträume zwischen den Toilettengängen zu verlängern. Zunächst versucht die Betroffene, nicht gleich beim ersten Anzeichen eines Harndrangs zur Toilette zu gehen. Schritt für Schritt wird der Gang zur Toilette immer länger verzögert. Hilfreich dabei sind Entspannungsübungen. Auf diese Weise vergrößert sich das Aufnahmevolumen der Blase, der Harndrang wird geringer und das Wasserlassen besser kontrolliert.

Intensives Beckenbodentraining ist dagegen die passende Maßnahme für eine Belastungsinkontinenz. Diese Übungen erlernt man am besten in einer Physiotherapie. Spüren Betroffene mit Belastungsinkontinenz ihre Beckenbodenmuskulatur nicht, kann die Elektrostimulation helfen. Dazu verschreibt die Ärzt*in spezielle Geräte, die über die Scheide oder den Dammbereich elektrische Impulse abgeben.

Tipp: In die Scheide eingelegte Pessare stabilisieren die Harnröhre von innen. Sie helfen besonders bei unwillkürlichem Urinverlust durch körperliche Belastungen im Rahmen einer Belastungsinkontinenz.

Medikamente gegen Urinverlust

Wenn allgemeine Maßnahmen und Training nicht zum erwünschten Erfolg führen, sind stärkere Geschütze geboten. Leider gibt es wenig Hilfe aus dem Reich der Pflanzen. Zwar werden zur Linderung der Beschwerden zahlreiche Extrakte angeboten. Klinische Studien mit eindeutigen Daten zur Wirksamkeit fehlen in den meisten Fällen. Für Kürbissamen gibt es aus einer Beobachtungsstudie mit 117 Betroffenen Hinweise, dass sie Frauen mit überaktiver Blase helfen können.

Anders sieht das mit synthetischen Arzneimitteln aus. Für die Dranginkontinenz und die überaktive Blase gelten Muskarinrezeptor-Antagonisten als effektive Option. Sie verringern spontane Mikrobewegungen in der Blasenwandmuskulatur und reduzieren den Harndrang. Allerdings blockieren die Wirkstoffe nicht nur die Muskarinrezeptoren in der Blase, sondern im gesamten Organismus. Deshalb haben diese Substanzen auch zahlreiche Nebenwirkungen. Dazu gehören u.a. Mundtrockenheit, Sehstörungen und Verstopfung. Oxybutynin führt bei älteren Menschen sogar zu Verwirrtheit und Denkstörungen, vor allem wenn es abgeschluckt wird.

Einige Muskarinrezeptor-Antagonisten (z.B. Tolterodin) sollen beinahe nur auf die Blase wirken und so weniger Nebenwirkungen auslösen. Letzteres gilt auch für Präparate, deren Wirkstoff verzögert freigesetzt wird, sog. retardierte Arzneistoffe.

Eine neue Therapieoption gegen Dranginkontinenz und eine überaktive Blase ist Mirabegron. Die Substanz bindet an Betarezeptoren in der Harnblasenmuskulatur und entspannt dadurch die Blase. Eingesetzt wird Mirabegron, wenn Muskarinrezeptor-Antagonisten nicht ausreichend wirken. Sie sind auch bei älteren Menschen geeignet, weil sie seltener Verwirrtheit oder Denkstörungen auslösen. Als Nebenwirkung ist allerdings eine Erhöhung des Blutdrucks zu beachten.

Ein Wirkstoff zur Behandlung der Belastungsinkontinenz ist das Antidepressivum Duloxetin, ein selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer. Es stärkt den Schließmuskel der Blase und erhöht ihr Fassungsvermögen. Dadurch kommt es seltener zu unwillkürlichem Urinverlust. Das hat allerdings auch bei Duloxetin seinen Preis: Typisch sind Nebenwirkungen im Verdauungstrakt wie Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung. Vor allem bei psychisch nicht gesunden Menschen soll der Wirkstoff aber auch vermehrt Angst und innere Unruhe auslösen.

Mit Operationen an die Blasenschwäche

Manchmal helfen auch Medikamente nicht ausreichend. Ist der Leidensdruck hoch, sind interventionelle oder operative Verfahren eine Option.

Interventionelle Verfahren. Bei der überaktiven Blase und bei der Dranginkontinenz kann die Ärzt*in den Wirkstoff Onabotulinumtoxin A in die Blase instillieren. Dadurch entspannt sich die Blasenmuskulatur und der Harndrang wird weniger. Die Wirkung setzt jedoch erst zwei Wochen nach dem Eingriff ein und hält nur einige Wochen bis Monate an. Eine weitere Option bei überaktiver Blase ist die sakrale Neuromodulation. Dabei wird eine Art Schrittmachers in die Blase eingesetzt. Dieser sendet sanfte elektrische Impulse an den Sakralnerv, der die Blase versorgt. Auf diese Weise lässt sich sowohl eine Überaktivität als auch eine Unteraktivität der Blasenmuskulatur kontrollieren.

Operationen. Die Belastungsinkontinenz kann auch relativ einfach mit einer Band- oder Schlingen-Operationen behandelt werden. Dabei wird das natürliche Band, das die Harnröhre in ihrer Position hält, durch ein künstliches Band verstärkt. Eine weitere Möglichkeit ist das Injizieren von Gel in den Bereich des Harnröhrenabgangs von der Blase. Es entsteht ein Polster, das den Blasenausgang besser verschließt. Manchmal empfehlen die Ärzt*innen auch das operative Anheben des Blasenhalses. Ist bei Männern eine vergrößerte Prostata die Ursache der Blasenschwäche, hilft deren komplette oder teilweise Entfernung.

Quelle: S2k-Leitlinie Harninkontinenz der Frau

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Giuseppe Anello / Alamy / Alamy Stock Photos