Gesundheit heute

Zyklusstörungen und Monatsblutungsstörungen

Zyklusstörungen und Monatsblutungsstörungen
###IMG_CAPTION###
Copyright: ###IMG_COPYRIGHT###

Zyklusstörungen (dysfunktionelle Blutungen): Vom Normalverlauf abweichender Monatszyklus wie Ausbleiben der Monatsblutung, verlängerter Menstruationszyklus, verkürzter Menstruationszyklus, Schmierblutungen und Zwischenblutungen.

Monatsblutungsstörungen (Menstruationsstörungen): Vom Normalverlauf abweichende Monatsblutung wie verstärkte, abgeschwächte und verlängerte Monatsblutung.

Die überwiegende Zahl der Frauen ist in (mindestens) einer Lebensphase von diesen Störungen betroffen. Der Behandlungsbedarf ergibt sich aus den Beschwerden oder einer mit der Zyklusstörung verbundenen Unfruchtbarkeit.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ausbleiben der Blutung
  • Längerer oder kürzerer Zyklus als normal
  • Schmier- oder Zwischenblutungen.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • die Monatsblutung plötzlich ohne erkennbare Ursache ausbleibt und ein selbst durchgeführter Schwangerschaftstest negativ ausgefallen ist.
  • erstmals Schmierblutungen auftreten.
  • die Monatsblutung so häufig und unregelmäßig kommt, dass kein Rhythmus mehr erkennbar ist.
  • unregelmäßige Zwischenblutungen auftreten.
  • die Blutungen zu schwach sind und ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

In den nächsten Tagen, wenn

  • die Blutung wiederholt übermäßig stark ist oder länger dauert als normalerweise.
  • die Blutungen ausbleiben, nachdem sie eine Zeit lang regelmäßig waren.

Die Erkrankung

Nach ihrem zeitlichen Auftreten unterscheidet man Vor- und Nachblutungen sowie Zwischenblutungen. Je nach Ursache handelt es sich einerseits um hormonell bedingte (dysfunktionelle) Blutungen (Ovulationsblutung), andererseits um organisch bedingte Zusatzblutungen beispielsweise bei Schleimhautpolypen oder Endometritis. Myome und die Endometriose der Gebärmuttermuskulatur sorgen eher für verstärkte und/oder verlängerte Blutungen. Zusatzblutungen sind auch Anzeichen für ein Zervix- oder Endometriumkarzinom.

Im Einzelnen unterscheidet der Mediziner folgende Störungen der Blutungen:

Zyklusstörungen = gestörte Blutungsfrequenz

Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhö). Länger als 3 Monate ausbleibende Blutung, ohne dass eine Schwangerschaft besteht. Kommt es während der Pubertät oder bis nach dem 16. Geburtstag zu keiner Blutung, spricht man von primärer Amenorrhö. Bleibt sie dagegen über 6 Monate oder öfter als dreimal hintereinander aus, nachdem schon ein normaler Zyklus bestanden hat, ist dies eine sekundäre Amenorrhö.

Verlängerter Menstruationszyklus (Oligomenorrhö). Länger als 35 Tage dauernder Menstruationszyklus. Diese Form wird auch als zu seltene Regelblutung bezeichnet. Die Blutung kommt seltener, Stärke und Dauer sind aber normal. Die Blutungen finden in Abständen von 6–12 Wochen statt (normaler Zyklus: 28 +/− 3 Tage). Behandlungsbedürftig ist der verlängerte Menstruationszyklus normalerweise nur bei bestehendem Kinderwunsch.

Verkürzter Menstruationszyklus (Polymenorrhö). Weniger als 25 Tage dauernder Menstruationszyklus. Die Blutung kommt zu häufig, ist aber von normaler Stärke und Dauer. Verkürzte Menstruationszyklen treten vorwiegend bei Frauen über 35 Jahren auf. Die Störung wird dann behandelt, wenn die häufigen Blutungen für die Frau belastend sind oder der Blutverlust zu hoch ist. Da insbesondere bei älteren Frauen häufige Blutungen auch auf einen Tumor hinweisen, sollte ein plötzlich auftretender verkürzter Menstruationszyklus immer vom Arzt geklärt werden.

Schmierblutung (Spotting, Zusatzblutungen). Zusätzlich zur regelmäßigen Monatsblutung auftretende leichte Zwischenblutung. Schmierblutungen dauern 1–2 Tage und treten direkt vor der Monatsblutung (prämenstruelle Blutung) auf oder danach (postmenstruelle Blutung). Schmierblutungen in der Zyklusmitte kurz vor dem Eisprung werden auch als Mittelblutung (mittelzyklische Blutung) bezeichnet. Die Zusatzblutungen sind harmlos, solange sie regelmäßig und zyklusabhängig erscheinen. Eine Behandlung ist dann nicht erforderlich.

Zwischenblutung (Metrorrhagie, dysfunktionelle Dauerblutung, azyklische Dauerblutung). Unregelmäßige Dauerblutung länger als 7 Tage, die keinen Zyklus mehr erkennen lässt. Sie tritt besonders häufig in der Pubertät und im Klimakterium auf sowie bei Entzündung der Gebärmutterschleimhaut und bei verschiedenen Tumoren.

Monatsblutungsstörungen = gestörte Blutungsstärke

Verstärkte Monatsblutung (Hypermenorrhö). Starke Blutung mit einem Blutverlust von 80 Millilitern und mehr. Benötigt werden mehr als 6 Vorlagen oder Tampons täglich oder mehr als 20 Binden oder Tampons während der gesamten Blutung über mehrere Tage hinweg. Häufig gehen mit dem Menstruationsblut auch größere Gerinnsel (Koagel) ab. Einmalig verstärkte Blutungen sind normalerweise harmlos. Bleiben sie jedoch über mehrere Zyklen sehr stark, ist die fachärztliche Abklärung notwendig. Der regelmäßige zusätzliche Blutverlust führt über Monate und Jahre zu Müdigkeit und einer Eisenmangelanämie.

Abgeschwächte Monatsblutung (Hypomenorrhö). Verminderte Blutung, bei der weniger als 2 Vorlagen oder Tampons täglich benötigt werden. Die abgeschwächte Monatsblutung ist zu leicht und von zu kurzer Dauer. Meist ist sie Zeichen einer nachlassenden Funktion der Eierstöcke zur Zeit der Wechseljahre: Die Eierstöcke produzieren geringere Mengen an Östrogen. Folglich wird die Gebärmutterschleimhaut weniger stark aufgebaut, sodass in der Blutungsphase auch nur wenig abblutet.

Verlängerte Monatsblutung (Menorrhagie). Länger als 6 Tage dauernde Monatsblutung bei normaler Zykluslänge. Dies kann Zeichen einer bestehenden Gerinnungsstörung sein oder auf Gebärmuttertumoren hinweisen, die das Zusammenziehen der Gebärmutter behindern. Eine verlängerte Monatsblutung muss vom Arzt geklärt werden.

Hinweis: Bei Zyklusstörungen sind natürliche Verhütungsmethoden wie Kondome oder Temperaturmessung nicht sicher.

Ursachen

Zyklusstörungen

  • Ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhö): Manchmal sind innere Erkrankungen, genitale Fehlbildungen, eine verzögerte Pubertät oder die Einnahme von Medikamenten, z. B. Psychopharmaka, die Ursache. Weit häufiger wird sie jedoch durch körperliche, psychische oder soziale Belastungen hervorgerufen, die dann zu Veränderungen in der hormonellen Steuerung des Zyklus führen.
  • Verlängerte Menstruationszyklen (Oligomenorrhö) kommen beispielsweise häufig nach dem Absetzen der "Pille" vor oder vor Beginn der Wechseljahre. Darüber hinaus führt eine unzureichende Follikelreifung dazu, dass der Eisprung verspätet oder gar nicht stattfindet und sich die Blutung entsprechend verzögert.
  • Verkürzte Menstruationszyklen (Polymenorrhö): Ursache ist meist ein hormonelles Ungleichgewicht.
  • Schmierblutungen (Spotting, Zusatzblutung) werden verursacht durch Störungen des hormonellen Zyklus oder durch Entzündungen und Tumoren und sollten immer ärztlich geklärt werden.
  • Zwischenblutung (Metrorrhagie, dysfunktionelle Dauerblutung, azyklische Dauerblutung): Starke Zwischenblutungen sind häufig organisch bedingt und bedürfen daher immer einer fachärztlichen Abklärung. Seltener treten Zwischenblutungen als Nebenwirkung einer Spirale oder eines Intrauterinpessars auf.

Monatsblutungsstörungen

  • Verstärkte Monatsblutung (Hypermenorrhö): Neben hormonellen Ursachen führen chronische Entzündungen und Tumoren der Gebärmutter sowie Gerinnungsstörungen zu einer verstärkten Monatsblutung.
  • Abgeschwächte Monatsblutung (Hypomenorrrhö): Abgesehen von Schwangerschaft, Stillzeit und der Zeit nach den Wechseljahren sind seelische und körperliche Stresssituationen wie Diäten, Leistungssport, Fernreisen und Krankheiten wie Magersucht oder Depressionen die häufigsten Gründe für Blutungsstörungen. Der Körper der Frau "schützt" sich so vor einer möglichen Schwangerschaft, die er zurzeit nicht verkraften könnte. Bei jüngeren Frauen kann es nach einer Entzündung der Gebärmutterschleimhaut dazu kommen, dass die Schleimhaut nur gering aufgebaut wird und die folgende Blutung abgeschwächt ist.
  • Verlängerte Monatsblutung (Menorrhagie): Am häufigsten liegen hierbei Kontraktionsstörungen der glatten Muskulatur der Gebärmutter vor, die dazu führen, dass sich die Gebärmuttermuskulatur während der Menstruation nicht richtig zusammenzieht. Ebenso verursacht ein Intrauterinpessar eine Menorrhagie. Häufig tritt die Menorrhagie kombiniert mit einer Hypermenorrhö auf.

Diagnosesicherung

Primäre Amenorrhö: Bei der gynäkologischen Untersuchung und einem Kontrastmittelultraschall sieht der Arzt, ob Fehlbildungen im weiblichen Genitaltrakt ein Abfließen des Menstruationsblutes verhindern. Zur Aufdeckung hormoneller Fehlregulationen werden durch eine Blutuntersuchung die Spiegel der Geschlechtshormone sowie des Steuerhormons GnRH bestimmt.

Verlängerter oder verkürzter Menstruationszyklus (Oligomenorrhö oder Polymenorrhö): Anhand von Blut- und Urinuntersuchungen bestimmt der Arzt, ob ein hormonelles Ungleichgewicht besteht und ob es einen Eisprung gibt.

Verstärkte Monatsblutung (Hypermenorrhö): Der Arzt sucht per Ultraschall und Gebärmutterspiegelung nach Myomen, Polypen oder Tumoren in der Gebärmutter und nach anderen Blutungsquellen. Der beste Zeitpunkt für diese Untersuchung ist in der 1. Zyklushälfte. Zur Diagnostik von Gerinnungsstörungen dienen Bluttests.

Abgeschwächte Monatsblutung (Hypomenorrhö): Mit dem Vaginalultraschall misst der Arzt den zyklusabhängigen Aufbau der Gebärmutterschleimhaut und stellt fest, ob er ausreichend ist, damit sich ein befruchtetes Ei einnisten kann. Lässt die Monatsblutung kurz vor den Wechseljahren deutlich nach, wird dies durch die physiologische Verminderung der Hormonproduktion in den Eierstöcken verursacht. Eine Behandlung ist dann nicht notwendig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Die wenigsten Frauen haben immer einen exakt gleichen Menstruationszyklus. Wenn Ihre Regelblutung einmal nach 25 und einmal nach 31 Tagen kommt, besteht kein Anlass zur Sorge. Der heutige Lebensstil mit unregelmäßigen Arbeitszeiten und häufigen, anstrengenden (Flug-)Reisen stört den Rhythmus vieler Frauen. Auch Schicht- und Nachtarbeit, ein auskurierter grippaler Infekt oder stark kalorienreduzierte Diäten bringen das Zusammenspiel der Hormone durcheinander, sodass der Menstruationszyklus stark schwankt. Ein weniger bekannter Störfaktor tritt dann auf, wenn nach monatelanger Pause die sexuelle Aktivität wieder aufgenommen wird; manchmal wird dadurch sogar ein Eisprung ausgelöst. Viele Frauen sind so während des letzten Kriegs in den kurzen Fronturlauben ihrer Männer unerwartet schwanger geworden.

Lebensrhythmus. Viele Frauen wünschen sich einen möglichst immer gleichen Abstand zwischen den Monatsblutungen. Die beste "Medizin" für einen solchen gleichmäßigen Zyklus ist ein geregeltes Leben – ohne Urlaube, ohne Job- oder Partnerwechsel usw. Aber das Leben funktioniert so leider meistens nicht. Auch ist es gar nicht wichtig, ob Ihre Tage "pünktlich" kommen. Wichtig ist, dass Sie die Faktoren kennen, die das Eintreffen Ihrer Menstruation beeinflussen. Wichtig: Bei einem unregelmäßigen Zyklus, aber beschwerdefreier Menstruation sollten Sie bedenken, dass natürliche Verhütungsmethoden problematisch sind.

Zykluskalender. Führen Sie einen Zyklus- und Menstruationskalender. Dazu reicht ein scheckkartengroßer Jahreskalender. In vielen Arztpraxen liegen solche kleinen Zykluskalender zum Mitnehmen aus. Er dient auch als Vorbereitung auf das Arztgespräch.

Fußbad. Bei abgeschwächten Blutungen hilft oft in der Woche vor der erwarteten Menstruation ein tägliches ansteigendes Fußbad. Stellen Sie hierfür beide Füße in eine mit warmem Wasser (etwa 33 °C) gefüllte Wanne und gießen Sie in den nächsten 15 Minuten immer wieder heißes Wasser nach – die Temperatur sollte 40 °C nicht übersteigen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Die therapeutische Wirksamkeit von Mönchspfefferextrakt (Keulschlamm) zur Behandlung von Zyklusstörungen ist nicht ausreichend nachgewiesen. Daher werden die entsprechenden Präparate als "wenig geeignet" beurteilt. Sie sind also vielleicht einen Versuch wert, aber allzu hohe Erwartungen sollten Sie nicht haben.

Teezubereitungen. Ein Tee aus Taubnessel (Lamium album) hilft v. a. bei unregelmäßigen Menstruationszyklen. Auch Teemischungen aus Johanniskraut (Hypericum perforatorum) und Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) wird ein blutungsfördernder Effekt zugeschrieben. Schafgarbe (Achillea millefolia) soll insbesondere bei verstärkter oder verlängerter Menstruation helfen.

Entspannungsverfahren. Entspannungsverfahren wie Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training oder Yoga sind nicht nur zum Abbau von Stress geeignet, sondern wirken auch positiv auf das Hormonsystem. Wichtig ist, die Übungen regelmäßig durchzuführen. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Akupunktur. V. a. bei einem verkürzten oder verlängerten Menstruationszyklus hat sich die Akupunktur bewährt.

Homöopathie. Gleiches gilt für die Homöopathie, die eine individuell abgestimmte Konstitutionsbehandlung empfiehlt.

Ärztliche Behandlung

Primäre Amenorrhö. Eine Heilung und damit auch die Herstellung der Fruchtbarkeit ist nicht immer möglich, gelingt aber oft durch die Einnahme von Hormonen oder Steuerhormonen.

Sekundäre Amenorrhö. Die Behandlung richtet sich nach der zugrunde liegenden Krankheit. Bleibt die Menstruation aufgrund einer Depression oder einer Magersucht aus, verschreiben Ärzte oft Hormone. Untersuchungen haben gezeigt, dass es den betroffenen Frauen mit dem Einsetzen der Menstruation wieder besser geht und damit die Therapie beschleunigt wird.

Verlängerter Menstruationszyklus. Verlängerte Zyklen werden nur dann behandelt, wenn die Frau sich durch den unregelmäßigen Zyklus beeinträchtigt fühlt – und zwar mit der "Pille". Durch den 21-tägigen Einnahmezyklus und der anschließenden 7-tägigen Pause wird dem Körper ein Rhythmus aufgezwungen.

Verkürzter Menstruationszyklus. Bei zu häufigen oder unregelmäßigen Blutungen müssen Polypen und andere Tumoren in der Gebärmutter ausgeschlossen werden. Dazu kann auch eine Ausschabung notwendig sein.

Abgeschwächte Monatsblutung. Prinzipiell ist sie nur behandlungsbedürftig, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch besteht.

Verstärkte Monatsblutung. Die Entfernung der Gebärmutterschleimhaut (Thermoablation der Uterusschleimhaut, Abrasio, Myomektomie) oder der Gebärmutter (Hysterektomie) wird Frauen empfohlen, die unter heftigen und lange dauernden Regelblutungen sehr stark leiden oder die in der Folge eine Anämie (Blutarmut) haben. Die Kombination der Gebärmutterspiegelung mit einer Ausschabung ermöglicht es, in der Spiegelung entdeckte Polypen oder Myome sofort zu entfernen. Operative Verfahren sollten allerdings erst in Betracht gezogen werden, wenn eine medikamentöse Behandlung die Beschwerden nicht ausreichend lindert.

Weiterführende Informationen

  • Im Internet sind brauchbare und ausgewogene Informationen zu Menstruation, Zyklus- und Menstruationsbeschwerden leider rar. Wir konnten uns zu keiner Empfehlung entschließen.
  • Für Buchtipps vgl. auch die allgemeinen Frauengesundheitsbücher
  • T. Kreitman et al.: Problemlos durch die Tage. Was Mädchen über die Periode wissen möchten. Ueberreuther, 2002. Jugendratgeber mit vielen Selbsthilfetipps bei Menstruationsbeschwerden. Nicht nur für Jugendliche.
  • J. Becket (Hrsg.): Rubinrote Zeit – Beginn der Menstruation. Diametric, 2006. Frauen aus vier Generationen erzählen über den Beginn ihrer Monatsblutung. Keine medizinische Fachinformation, dafür aber Einblicke in ein sich stark wandelndes Selbstverständnis.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Beschwerden“, „Wann zum Frauenarzt“, „Die Erkrankung“, „Diagnosesicherung“, „Ihre Apotheke empfiehlt“ und „Ärztliche Behandlung“: Dagmar Fernholz
Zurück
Intimwaschlotionen im Test

Sauberes Wasser reicht zum Reinigen des Intimbereichs.

Intimwaschlotionen im Test

Sauer allein reicht nicht

Dass saure Waschlotionen für den Intimbereich besser sind als die gute alte Seife, hat sich herumgesprochen. Leider heißt aber bei Intimwaschlotionen sauer nicht immer auch gut, wie Ökotest herausgefunden hat.

Selbstreinigung inbegriffen

Die Vagina hat ein ausgeklügeltes Selbstreinigungssystem: Ihr Milieu ist leicht sauer, was ungewollte Bakterien und Pilze in Schach hält. Mit Seife und Duschgel stört man den sauren pH-Wert und fördert das Bakterienwachstum. Deshalb ist es besser, darauf zu verzichten und zum Waschen von Vagina und Vulva auf einfaches sauberes Wasser zu setzen.

Doch manche Frauen fühlen sich durch eine bloße Wasserreinigung nicht ausreichend frisch. Für sie gibt es spezielle Intimwaschlotionen. Diese haben einen sauren pH-Wert und bringen deshalb das gesunde Scheidenmilieu nicht aus dem Lot. Trotzdem tun sich Frauen mit Intimwaschlotionen nicht automatisch etwas Gutes — auch wenn diese eine sanfte Reinigung versprechen. Ökotest hat 20 von ihnen unter die Lupe genommen und einige Gründe gefunden, doch lieber auf reines Wasser zu setzen.

Reihenweise kritische Inhaltsstoffe

Geprüft wurde beispielsweise, ob die Intimlotionen kritische Duftstoffe, Formaldehyd, Silikone, Paraffine und Kunststoffpolymere enthielten. Vor allem Polyethylenglykole und seine Derivate wurden als kritisch eingestuft. Denn diese überflüssigen Inhaltsstoffe machen die Hautbarriere durchlässiger, und zwar sowohl für gewünschte als auch für ungewünschte Substanzen.

Auch Duftstoffe stuften die Tester*innen als problematisch ein. Sie können die Haut nicht nur reizen, sondern nach Aufnahme durch die Haut dem Körper schaden – wie im Fall von Moschusduft und Lilial. Letzterer kann die Fruchtbarkeit gefährden und ist seit März 2022 in Kosmetika verboten. Zwei Waschlotionen enthielten Moschusduft. Hier kritisieren Expert*innen, dass sich das Molekül in Fettgeweben anreichert und in der Muttermilch auftaucht.

Bemerkenswert korrekt waren sämtliche Intimwaschlotionen in puncto pH-Wert. Keiner der Hersteller hatte gemogelt. Alle Lotionen waren „sauer“ und lagen im deklarierten Bereich.

Nur zwei Lotionen „sehr gut“

Insgesamt schnitten von den 20 Lotionen zwei als „sehr gut“ ab. Jessa von dm und Natuvell von Globus enthielten keine Duftstoffe und keine Polyethylenglykole, außerdem waren sie umweltfreundlich ohne Umkarton verpackt. Vier weitere Lotionen bekamen die Note „gut“ (CD, Facell, Ream und Sophie).

Die getesteten Naturkosmetika enttäuschten dagegen. Zwei enthielten PEG und waren parfümiert, sie bekamen deshalb nur ein „ausreichend“. Bioturm und Fairsquared apricot washing lotion verzichteten zwar nicht auf Duftstoffe, aber auf PEG und erhielten dafür immerhin ein „Gut“.

Die sehr gut und gut getesteten Intimwaschlotionen sind nach Ökotest empfehlenswert — wenn es denn unbedingt eine Reinigungslotion sein muss. Klares Wasser tut es aber mindestens genausogut, betonen die Tester*innen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Lunopark/shutterstock.com