Gesundheit heute

Prämenstruelles Syndrom

Prämenstruelles Syndrom (PMS, prämenstruelle dysphorische Störung): Regelmäßig in den Tagen vor der Monatsblutung auftretende, das tägliche Leben beeinträchtigende körperliche und psychische Beschwerden, die mit Einsetzen der Blutung nachlassen. Da die Symptome vielfältig sind und unterschiedlich stark empfunden werden, schwanken die Angaben zur Häufigkeit des PMS. Etwa 20–40 % aller Frauen sind davon betroffen, Frauen über 30 Jahre häufiger als jüngere. Behandlungsbedarf besteht, wenn mindestens 9 von 12 Zyklen starke Beschwerden verursachen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Brustspannen (Mastodynie)
  • Wassereinlagerungen, geschwollene Hände und Füße
  • Rücken- und Unterbauchschmerzen
  • Migräneartige Kopfschmerzen
  • Psychische Labilität: Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Lethargie, Depression mit unkontrollierbarem Weinen, Nervosität, Angstgefühle, sozialer Rückzug
  • Schlaflosigkeit
  • Völlegefühl, Verdauungsstörungen, Heißhunger auf Süßes
  • Gewichtszunahme
  • Hitzewallungen, Schweißausbrüche
  • Unreine Haut, Neigung zu Akne.

Hinweis: Ausmaß und Anzahl der Beschwerden sind sehr unterschiedlich. Für die Diagnose ist die Häufigkeit der Beschwerden jedoch unerheblich. Entscheidend ist das zyklusabhängige Wiederkehren in der 2. Hälfte des Menstruationszyklus. Betroffene sind nach der Menstruation bis mindestens zum Eisprung symptomfrei.

Wann zum Frauenarzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • einige der genannten Beschwerden regelmäßig auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Vor allem in den letzten 3–7 Tagen vor der neuen Menstruation liegt ein hormonelles Ungleichgewicht vor: Der Einfluss von Gestagen (Progesteron) überwiegt den von Östrogen. Dafür spricht auch, dass bei den betroffenen Frauen die Beschwerden während einer Schwangerschaft ausbleiben und dass sie spätestens nach den Wechseljahren verschwinden. Aber auch andere Hormone wie Aldosteron, Prolaktin und Botenstoffe im Gehirn, wie das Glückshormon Serotonin, scheinen eine Rolle zu spielen. So haben viele Frauen während der Tage vor ihrer Monatsblutung Heißhunger auf etwas Süßes. Dies kann ein Signal dafür sein, dass der Serotoninstoffwechsel im Gehirn gestört ist.

Eine andere Theorie besagt, dass nicht das hormonelle Ungleichgewicht ein PMS auslöst, sondern dass Frauen überempfindlich auf die zyklischen hormonellen Schwankungen reagieren.

Auch eine genetische Veranlagung spielt eine Rolle. So fand man bei den betroffenen Frauen ein Gen, das verantwortlich ist für einen Botenstoff im Blut und im Gehirn: Brain Derived Neurotropic Factor – kurz BDNF. Zusammen mit Östrogen wirkt BDNF auf ein wichtiges Stimmungs- und Gedächtniszentrum im Gehirn (das sog. Limbische System). Frauen mit diesem Gen reagieren empfindlicher und intensiver auf die monatlichen Hormonschwankungen.

Außerdem beeinflussen psychische Probleme die PMS-Beschwerden stark, allen voran Partnerschaftskonflikte, sexuelle Probleme in der Beziehung oder chronische Überforderung im Beruf oder in der Mutterrolle.

Sonderform prämenstruelle dysphorische Störung

Handelt es sich um eine schwere Form des PMS, bei der die psychische Problematik im Vordergrund steht, sprechen Mediziner von einer prämenstruellen dysphorischen Störung (PMDS). Kennzeichnend sind depressive Stimmung, Konzentrationsstörungen und ungewohnt impulsives Handeln. Die PMDS setzt in der 2. Zyklushälfte 4–14 Tage vor dem Eintreten der Blutung ein. Davon betroffen sind etwa 3–8 % der Frauen; einige davon sind in ihren beruflichen und sozialen Aktivitäten stark eingeschränkt. PMDS tritt familiär gehäuft auf.

Die genaue Ursache für das PMDS ist unbekannt, ein Faktor dabei ist wahrscheinlich eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber den Sexualhormonen Östrogen und Progesteron. Auch Störungen im Serotonin-Stoffwechsel könnten eine Teilursache sein.

Hinweis: Frauen mit einer PMDS sind nach der Geburt eines Kindes besonders gefährdet für eine Wochenbettdepression (postpartale Depression).

Diagnosesicherung

Ultraschall. Der Arzt schließt mit der gynäkologischen Untersuchung sowie einem Ultraschall des Unterbauchs organische Ursachen im Bereich der Genitalorgane aus.

Blutuntersuchung. Eine Bestimmung der Hormonkonzentrationen im Blut deckt nur in wenigen Fällen ein Ungleichgewicht auf.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Wenn Sie zu den Frauen zählen, die eine Neigung zu PMS haben, werden Sie höchstwahrscheinlich bis zu den Wechseljahren darunter leiden. Mit einer Umstellung der bisherigen Lebensweise und einer ausreichenden Entspannung können die Symptome jedoch oft gelindert werden.

Hier die erfahrungsgemäß wirkungsvollsten Maßnahmen:

Bewegung. Den größten therapeutischen Nutzen während der Tage vor der Menstruation bringt sportliche Aktivität. Experten empfehlen mindestens dreimal pro Woche Sport.

Ernährung. Frauen mit Übergewicht leiden deutlich häufiger unter PMS als schlanke Frauen. Eine kohlenhydrat- und vitaminreiche Ernährung sowie die Reduktion von Salz, Zucker, Alkohol und Koffein lindern in vielen Fällen die Symptome des PMS.

  • Ein mäßiger Verzehr von Schokolade in den Tagen vor der Regel bessert oft die Stimmung, da Kakao die Serotoninausschüttung stimuliert und Schokolade die Serotoninvorstufe Tryptophan enthält.
  • Manche Frauen profitieren auch vom "Nervenvitamin" B6, das z. B. in Avocados, Bananen, Haferflocken, Nüssen und Vitamin-B-Kombinationspräparaten enthalten ist.
  • Möglicherweise hilft die Einnahme von muskelentspannendem Magnesium (hochdosiert z. B. 350 mg täglich) und Kalzium, das in Milchprodukten sowie in speziellen Kalzium-Brausetabletten enthalten ist.
  • Auch ungesättigte Fettsäuren wie Linolen-, Öl- oder Linolsäure helfen, PMS-Beschwerden zu lindern. Oliven- und Kürbiskernöl enthalten viele solcher ungesättigten Fettsäuren.

Schlaf. Versuchen Sie, möglichst ausreichend zu schlafen. Wenn Sie Nachtdienst leisten müssen, sollten die Nachtschichten nach und nicht vor Ihren Tagen liegen.

Wärme. Gegen Krämpfe im Unterleib hilft feuchte Wärme (z. B. eine in ein feuchtwarmes Tuch gewickelte Wärmflasche); ein warmes Vollbad wirkt entspannend.

Seelische Konflikte und Stress. Bei ungelösten Konflikten sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Je weniger seelische "Lasten" Sie zu tragen haben, desto leichter werden Sie auch Ihre PMS-Beschwerden ertragen.

Geeignete Medikamente

Bei vorübergehenden, aber starken (Kopf-)Schmerzen werden Schmerzmittel vom NSAR-Typ wie Indometacin empfohlen (z. B. IndoHexal®).

Wassereinlagerungen lassen sich mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) behandeln.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Behandelt wird das PMS mit den gleichen Heilpflanzen wie bei Menstruationsschmerzen; standardisiertem Mönchspfefferextrakt (Vitex agnus-castus, z. B. Agnolyt®, Femicur®) wird der größte therapeutische Stellenwert eingeräumt. Keinen Nachweis der Wirksamkeit gibt es bislang für die ebenfalls häufig empfohlenen pflanzlichen Mittel Nachtkerzenöl (Oenothera biennis) und Ginkgo (Ginkgo biloba).

Teemischungen. Je nach vorherrschenden Symptomen helfen:

  • Aufgegossene Birkenblätter (Betula pendula) oder Schachtelhalm zur Entwässerung bei Wassereinlagerungen und gegen Spannungsgefühle (z. B. in den Brüsten)
  • Johanniskraut (Hypericum perforatorum) zur Stimmungsaufhellung. Aber Vorsicht: Johanniskraut kann die Wirkung der "Pille" vermindern
  • Hopfenblüten (Humulus lupulus), Baldrian (Valeriana officinalis) und Melisse (Melissa officinalis) gegen Schlafstörungen
  • Salbei (Salvia officinalis) bei hormonell bedingten Schweißausbrüchen
  • Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum) zum Einreiben der Schläfen oder der Stirn bei Kopfschmerzen.

Massage. Auch sie wirkt sich positiv auf Häufigkeit und Verlauf des PMS aus, wobei der Effekt unmittelbar nach einer Massagesitzung am größten ist. Für eine dauerhafte Besserung ist es deshalb ratsam, eine Behandlungseinheit mit mehreren Massagen in regelmäßigen Abständen zu wiederholen.

Akupunktur. Zahlreiche Erfahrungsberichte von Betroffenen bestätigen, dass Akupunktur bei PMS wirksam ist – auch wenn die Studienergebnisse in Bezug auf den therapeutischen Nutzen widersprüchlich sind. Es spricht also nichts gegen einen Versuch, die Beschwerden mittels Akupunktur zu lindern.ss

Fußreflexzonenmassage. Es gibt Hinweise, dass die Fußreflexzonenmassage zur Behandlung von PMS geeignet ist. Die Behandlung sollte allerdings von einem erfahrenen Therapeuten durchgeführt werden.

Ärztliche Behandlung

Bei PMS: Das schulmedizinische Therapieangebot ist zwar reichhaltig, aber nicht immer effektiv. Deshalb gehen die Empfehlungen der Frauenärzte weit auseinander. Die Therapie sollte sich danach richten, welche Symptome im Vordergrund stehen.

Hormonpräparate. Wirksam, wenn auch bei Patientinnen meist wenig beliebt, ist die Behandlung mit Hormonen. Eine klassische Empfehlung sind Gestagenpräparate (Progesteron) während der 2. Zyklushälfte, z. B. täglich 30 mg Medroxyprogesteronacetat. Die "Minipille" wird versuchsweise als Dauertherapie ausprobiert. Zu ihren häufigsten Nebenwirkungen zählt das komplette Ausbleiben der Menstruation. Die Einnahme von Danazol Ratiopharm® und von GnRH-Agonisten ist ebenso möglich (sie werden alle auch bei der Endometriose eingesetzt und dort einschließlich ihrer Nebenwirkungen ausführlich beschrieben).

Bei PMDS: Zu erwägen sind Antidepressiva vom Typ der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI). Die Behandlung schlägt frühestens nach 6 Wochen an, sie sollte deshalb für mindestens 3 Monate erfolgen.

Prävention

Entspannungsverfahren. Wer zu Stress neigt, sollte Entspannungstechniken ausprobieren. Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson oder Autogenes Training, aber auch Yoga und Achtsamkeitstraining sind sehr wirksam. Es braucht aber 2–3 Monate, bis eine solche Entspannungstechnik wirkt.

Zykluskalender. Eine gute Vorbereitung auf den nächsten Arztbesuch ist die Protokollierung aller Zyklusbeschwerden über mehrere Monate. Tragen Sie dort sämtliche Beschwerden ein. Dies kann Ihnen selbst Aufschlüsse geben, es erleichtert das Gespräch mit Ihrem Arzt und die Suche nach einer bestmöglichen Behandlungsstrategie.

Orthomolekularmedizin. Die Orthomolekularmedizin empfiehlt Kombinationstherapien, z. B. von hochdosiertem Magnesium, Vitamin B6 und Omega-3-Fettsäuren. Eine Alternative ist die Monotherapie mit einem der genannten Nährstoffe. Ein wissenschaftlicher Wirkungsnachweis steht jedoch noch aus.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen „Symptome und Beschwerden“, „Die Erkrankung“, „Ihre Apotheke empfiehlt“ und „Ärztliche Behandlung“: Dagmar Fernholz
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Hormonersatztherapie mit Folgen

Nächtliche Hitzewallungen können den Schlaf erheblich stören.

Hormonersatztherapie mit Folgen

Risiko für Depressionen steigt

Für manche Frauen sind die Wechseljahre eine echte Quälerei. Sind Hitzewallungen und Schlafstörungen nicht mehr auszuhalten, kann die Einnahme von Hormonen helfen. Doch dabei drohen Nebenwirkungen, und nach neuen Erkenntnissen auch Depressionen.

Hormonersatztherapie mit Vor- und Nachteilen

Mit dem Alter sinkt bei Frauen die Produktion von weiblichen Geschlechtshormonen. In diesem Zuge kommt es zu individuell unterschiedlich starken Wechseljahrsbeschwerden wie Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen. Denen kann mit der Gabe künstlicher Hormone, einer sog. Hormonersatztherapie (HRT), entgegengewirkt werden.

Doch die HRT ist durchaus umstritten, denn zusätzlich zu den positiven Effekten drohen unerwünschte Nebenwirkungen. Diskutiert wird beispielsweise, ob die Hormongabe das Risiko von Brustkrebs erhöht. Auch die Gefahr von Schlaganfall, Thrombosen und Herzinfarkt soll steigen – vor allem, wenn weitere Risikofaktoren wie z.B. Übergewicht vorliegen. Nun kommen Hinweise dazu, dass auch die Psyche von der künstlichen Hormoneinnahme negativ beeinflusst wird.

Vor allem im ersten Behandlungsjahr mehr Depressionen

Zu diesem Ergebnis kamen dänische Forscher*innen bei der Auswertung der Daten von mehr als 800000 über 45-jährigen Frauen. Diejenigen, die Hormone gegen Wechseljahrsbeschwerden einnahmen, entwickelten häufiger Depressionen als Frauen, die ohne Hormontabletten oder -pflaster auskamen. Besonders stark erhöht war das Risiko im ersten Jahren nach Therapiebeginn, und zwar sowohl bei der Einnahme von ausschließlich Östrogenen als auch bei der Kombination von Östrogen und Progestin.

Als Ovulum oder Creme ungefährlich

Ganz anders sah das bei den Frauen aus, die ihre Wechseljahrsbeschwerden wie trockene Scheide oder Harninkontinenz lokal mit Zäpfchen, Ovula oder Cremes behandelten. Bei ihnen war die Hormongabe nicht mit Depressionen assoziiert. Im Gegenteil: Hatten sie damit jenseits des 54. Lebensjahres angefangen, reduzierte sich ihr Risiko für Depressionen sogar.

Quelle: Ärzteblatt, JAMA

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: fizkes/shutterstock.com