Gesundheit heute

Brustentzündung außerhalb des Wochenbetts

Brustentzündung außerhalb des Wochenbetts (Mastitis non-puerperalis, MNP): Akute Entzündung der Brustdrüse, meist Folge anderer Brusterkrankungen wie Mastopathie oder Makromastie, auch nach Einnahme bestimmter Medikamente (Psychopharmaka oder Östrogenpräparate) auftretend, die die Milchsekretion in Gang setzen. Zu etwa 90 % kommt sie bei Frauen im geschlechtsreifen Alter vor, nur 10 % der Fälle betreffen Frauen nach den Wechseljahren. In den letzten Jahren hat die Inzidenz der MNP stark zugenommen, mittlerweile liegt der Anteil an allen Mastitiden bei ca. 50 % (gegenüber früher 5–10 %). Die Gründe dafür sind derzeit noch nicht bekannt.

Diese Form der Brustentzündung ist seltener als die Brustentzündung im Wochenbett (Mastitis puerperalis).

Brustdrüsenabszess: Abgekapselte Eiteransammlung in einem Hohlraum der Brust, der sich durch Einschmelzung von entzündetem Brustdrüsengewebe entwickelt hat. Ein Abszess entsteht in knapp 40 % aller Brustentzündungen außerhalb der Stillzeit und muss in der Regel operativ behandelt werden.

Symptome und Leitbeschwerden

  • In der Regel einseitig schmerzhaft gerötete und überwärmte Brust, die Brustwarze ist besonders schmerzhaft
  • Fieber
  • Ausgeprägtes Krankheitsgefühl mit Kopf- und Gliederschmerzen
  • Vergrößerte Lymphknoten in der Achselhöhle
  • Milchabsonderung
  • Bei Abszessbildung: Schwellung des betroffenen Gewebes.

Wann zum Frauenarzt

Am nächsten Tag, wenn

  • sich an der Brust eine beginnende Rötung und Überwärmung zeigt.
  • kühlende Umschläge keine Besserung bringen.

Sofort, wenn

  • die Brust schmerzhaft gerötet, geschwollen und überwärmt ist.
  • hohes Fieber und Schüttelfrost auftreten.

Die Erkrankung

Ursachen

Auch außerhalb der Stillzeit führen Hormonstörungen und Stress dazu, dass Milch produziert und nach außen abgesondert wird (Galaktorrhö). Entsprechend ist ein Milchstau oft Nährboden für die Vermehrung von Keimen und für die Entwicklung einer Brustentzündung. Die Sekretion aus der Brustwarze ist nicht so sehr die Ursache, sondern eher Ausdruck der Erkrankung.

Eine Brustentzündung wird auch ausgelöst, wenn die Brustwarze nach innen eingezogen wird und so ein Grübchen entsteht (Schlupf- oder Hohlwarze). In diesem Grübchen sammelt sich Sekret. Zusammen mit den auf der Haut vorhandenen Keimen entwickelt sich eine Infektion der Brustdrüse.

Im Rahmen der sog. Galaktografie kommt es manchmal zu einer Infektion. Bei dieser Untersuchung wird Kontrastmittel in die Milchgänge eingespritzt, um anschließend von der Brust eine Mammografie zu machen. Entstehen dabei Einrisse an den Milchgängen, dringt das Kontrastmittel unter Umständen in die Brust – beispielsweise bei mangelnder Hygiene. So gelangen Eitererreger in die Milchgänge, es kommt zur Brustentzündung.

Häufig entzündet sich die Brust bei einer Immunschwäche, bei Diabetes mellitus oder Rheumatoider Arthritis.

Ebenso besteht die Gefahr einer Entzündung beim Brustwarzen-Piercing. Durch mangelnde Hygiene, Reibung durch zu enge Kleidung oder Auswechseln des Ringes vor der vollständigen Abheilung dringen Keime in die Wunde. Diese gelangen in die Milchgänge, es kommt zur Brustentzündung.

Weitere Risikofaktoren sind:

  • Medikamente wie Psychopharmaka oder die "Pille"
  • Rauchen
  • Frühere Verletzung der Brustdrüse
  • Mastopathie.

Verlauf

Die Heilungschancen einer Brustentzündung außerhalb des Wochenbetts sind etwas geringer als bei der Brustentzündung im Wochenbett, es droht ein chronischer Verlauf. In knapp 30 % aller Fälle tritt die Entzündung nach der Behandlung erneut auf.

Auslöser

Die bakterielle MNP wird durch folgende Erreger ausgelöst: Staphylokokkus epidermis (40 %), Staphylokokkus aureus (40 %), Streptokokken, E. coli, Pseudomonas und Proteus.

Diagnosesicherung

Palpation. Die Diagnose lässt sich anhand der Beschwerden und vorsichtiger Tastuntersuchung der überwärmten und sehr schmerzhaften Brust stellen.

Ultraschall. Eine Abszessbildung schließt der Arzt mit einem Ultraschall aus.

Mammografie. Da die Symptome der Brustentzündung ähnlich sind wie bei einer Brustkrebserkrankung, muss das Vorliegen eines Tumors ausgeschlossen werden. Für eine sichere Diagnose sorgt eine Mammografie.

Biopsie. Reicht die Mammografie zur Diagnosesicherung nicht aus, erfolgt eine Biopsie. Damit wird auch geklärt, ob die Brustentzündung evtl. das Symptom einer anderen zugrunde liegenden Grunderkrankung ist wie Tuberkulose, Syphilis oder Pilzinfektionen.

Behandlung

Pharmakotherapie

Da auch bei der Brustentzündung außerhalb des Wochenbettes eine Milchabsonderung aus der Brust auftritt, wird frühzeitig mit Prolaktinhemmern behandelt, die die Milchsekretion blockieren (z. B. Bromocriptin-ct®). Wichtig ist eine ausreichend lange Behandlungsdauer, da sonst die Beschwerden schnell wiederkehren oder das entzündete Gewebe zu einem Abszess einschmilzt.

Sind als Auslöser der Brustentzündung Bakterien nachgewiesen, wird antibiotisch behandelt, beispielsweise mit Flucloxacillin, Cephalosporin oder Oxacillin. Handelt es sich um eine abakterielle Brustentzündung, besteht die Therapie aus Prolaktinhemmern.

Abszessbehandlung

Besteht bereits ein Abszess, wird dieser mit Wärmeanwendungen (Rotlicht oder Kurzwelle) zur Reifung gebracht. Anschließend schneidet der Arzt den Abszess in Kurznarkose ein und leitet die eitrige Flüssigkeit über eine Drainage ab. Zusätzlich wird mit Antibiotika behandelt. Dieser Eingriff ist ambulant möglich.

Prognose

Die Prognose ist gut, wenn es gelingt, die Ursachen der Brustentzündung zu finden und zu behandeln, ansonsten sind Rezidive häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Entlasten Sie die Brust, indem Sie beispielsweise keinen zu straffen BH tragen.
  • Legen Sie kühlende Quarkwickel drei- bis viermal täglich auf die Brust. Nehmen Sie dazu ein sauberes Baumwolltuch oder eine Kompresse und verstreichen darauf einen halben Zentimeter kühlen Speisequark. Legen Sie dann den Wickel so auf die schmerzende Stelle an der Brust, dass zwischen Haut und Quark eine Stoffschicht liegt.
  • Massieren Sie Ihre Brust sanft.
  • Bei einer bakteriellen Entzündung (Abszess) helfen oft Wärme in Form von Rotlicht oder auch warme Umschläge.

Komplementärmedizin

Neben individuell abgestimmten Akutmitteln empfiehlt die Homöopathie Arnika sowie Komplexmittel (z. B. Naranotox plus®), die eine entzündungshemmende Wirkung haben sollen. Bessern sich die Symptome nicht innerhalb von zwölf Stunden, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014).
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Long-Covid mindert die Libido

Long-Covid kann bis ins Schlafzimmer reichen.

Long-Covid mindert die Libido

Neue Beschwerden entdeckt

Luftnot, Schwäche, Konzentrationsprobleme – die Liste an möglichen langfristigen Beschwerden nach einer Coronainfektion ist lang. Nun hat sich herausgestellt, dass Long-Covid auch Haarausfall und sexuelle Probleme auslösen kann.

Studie mit 2,5 Millionen Menschen

Wer länger als zwölf Wochen nach der Infektion mit SARS-CoV-2 noch Beschwerden hat, die durch andere Erkrankungen nicht erklärbar sind, leidet definitionsgemäß an Long-Covid. Am häufigsten quälen die Betroffenen Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und Denkstörungen. Auch der Geruchssinn kehrt bei vielen Erkrankten erst nach Monaten wieder zurück.

Doch das ist längst nicht alles, wie eine britische Arbeitsgruppe nun herausgefunden hat. Die Forscher*innen verglichen die Gesundheitsprobleme von fast 500.000 Erwachsenen nach einer Coronainfektion mit denen von fast 2 Millionen Erwachsenen ohne Corononainfektion. Um einen realistischen Covideffekt herauszuarbeiten, berücksichtigten sie Begleiterkrankungen, Raucherstatus, Body Mass Index und soziodemografische Merkmale.

Haarausfall und Ejakulationsstörungen

Den größten Unterschied gab es bei der Anosmie, also bei der Störung des Geruchsempfindens. Sie trat bei den Ex-Covid-Patient*innen fast 6,5-Mal so häufig auf wie bei den Nichtinfizierten. Ebenfalls häufiger vertreten waren Niesen, Atemnot in Ruhe, Müdigkeit und Heiserkeit.

Neu waren zwei Beschwerden: So litten Menschen mit durchgemachter Coronainfektion fast 4-mal so oft an Haarausfall wie Menschen ohne Infektion. Auch sexuell machte sich der zurückliegende Infekt bemerkbar. Ehemals infizierte Männer berichteten 2,63-mal häufiger von Ejakulationsstörungen. Über eine verminderte Libido klagten 2,36-mal so viele Männer und Frauen.

Frauen und junge Menschen am stärksten betroffen

Durch die große Untersuchung kamen auch noch weitere Informationen ans Licht. Frauen litten häufiger an Long-Covid als Männer, obwohl sie akut meist weniger schwer daran erkrankt waren. Das höchste Risiko für Long-Covid hatten junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Quelle: Nature Medicine

Von: Dr.med. Sonja Kempinski; Bild: gpointstudio/shutterstock.com