Gesundheit heute

Der Besuch beim Frauenarzt

Gynäkologische Anamnese

Vor der gynäkologischen Untersuchung befragt der Frauenarzt die Patientin zu den momentanen Beschwerden, nach Häufigkeit und Dauer der Periode, praktizierter Verhütung, Schwangerschaften, Krebserkrankungen in der Familie (vor allem Brust-, Gebärmutter- und Darmkrebs) und früheren gynäkologischen Eingriffen. Nach dieser gynäkologischen Anamnese und Messung des Blutdrucks erfolgt die gynäkologische Untersuchung und die der Brust.

Gynäkologische Untersuchung

Für die gynäkologische Untersuchung setzt sich die Patientin mit freiem Unterkörper auf den gynäkologischen Stuhl. Die Beine werden dabei etwas angewinkelt nach beiden Seiten weit geöffnet und durch eine schalenförmige Halterung für die Knie gehalten. Für viele Frauen ist diese Situation unangenehm, da sie intimste Körperbereiche einem Fremden zeigen müssen. Um keine Zweifel aufkommen zu lassen, ist bei den meisten Frauenärzten und auch -ärztinnen eine Arzthelferin während der Untersuchung zugegen.

Der Arzt beginnt mit der Inspektion und Untersuchung des äußeren Geschlechtsorgans: Er achtet auf Veränderungen wie Entzündungen, Wucherungen, Fehlbildungen oder krankhaften (pathologischen) Ausfluss. Anschließend folgt die bimanuelle Tastuntersuchung (Untersuchung mit beiden Händen). Zur Beurteilung der Gebärmutterrückseite sowie des Raums zwischen Gebärmutter und Mastdarm (Douglas-Raum) tastet der Frauenarzt mit einem Finger auch den Enddarm aus (rektale Untersuchung).

Untersuchung mit dem Spekulum und Abstrichentnahme

Mit einem Scheidenabstrich untersucht der Arzt oder das von ihm beauftragte Labor, ob eine Infektion mit Pilzen oder Bakterien vorliegt. Dazu wird die mit einem Wattetupfer entnommene Probe auf einem Objektträger abgerollt und unter dem Mikroskop betrachtet.

Zum Nachweis von Chlamydien macht der Arzt bei Frauen unter 25 zusätzliche einen Muttermundabstrich bzw. seit 2009 eine Urinuntersuchung.

Für die Untersuchung der Scheide führt der Arzt ein angewärmtes Spekulum (Spiegel) ein, um den Scheideneingang, die Innenwand der Scheide, den Gebärmutterhals und den Muttermund beurteilen zu können.

Um bösartige Entartungen der Schleimhaut am Muttermund frühzeitig zu erkennen, wird bei jeder Krebsfrüherkennung sowie bei verdächtigen Veränderungen ein Abstrich mit Zellen vom äußeren Muttermund und aus dem Gebärmutterhalskanal entnommen (Gebärmutterhalsabstrich). Die gewonnenen Zellen werden auf eine kleine Glasplatte (Objektträger) aufgetragen, in einem Labor eingefärbt und unter dem Mikroskop auf abnorme Veränderungen und Krebszellen untersucht (zytologische Untersuchung). Die nach dem griechischen Anatom und Pathologen George Nicolas Papanicolaou benannte Färbung gab dem Test auch seinen zweiten Namen: Papanicolaou- oder Pap-Test. Je nach Grad der Zellveränderung wird das Ergebnis in die Klassen I bis V eingeteilt:

  • Pap I: Unverdächtiger Befund
  • Pap II: Mäßig entzündliche Veränderungen; nächster Abstrich nach einem Jahr
  • Pap III: Stärkere entzündliche oder degenerative Veränderungen; Wiederholung des Pap-Tests nach drei Monaten
  • Pap III D (für Dysplasie): kann die Vorstufe eines bösartigen Tumors sein; engmaschige Wiederholung alle drei Monate. Besteht der Befund über zwölf Monate fort, wird eine Biopsie gemacht.
  • Pap IV A, Pap IV B: Krebserkrankung möglich, evtl. Konisation und engmaschige Kontrollen notwendig
  • Pap V: Krebserkrankung wahrscheinlich.

Manche Frauenärzte raten ihren Patientinnen zu einer anderen Methode: Der Gebärmutterhalsabstrich wird nicht wie sonst üblich auf einem Objektträger fixiert, sondern in eine spezielle Flüssigkeit eingetaucht und im Reagenzglas zum Labor transportiert. Die Überlegenheit dieser Flüssigkeitszytologie gegenüber dem fixierten Gebärmutterhalsabstrich ist wissenschaftlich nicht gesichert, die Mehrkosten werden von den gesetzlichen Kassen deshalb auch nicht übernommen. Wir Autoren halten diese IGeL-Leistung für überflüssig.

Seit Beginn der Früherkennung durch den Gebärmutterhalsabstrich im Jahr 1971 ist die Sterblichkeit von Frauen mit Gebärmutterhalskrebs um über zwei Drittel zurückgegangen. (Seit 2007 wird eine Impfung gegen Humane Papillom Viren empfohlen, die verantwortlich sind für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs.) Der zytologische Test ist allerdings mit erheblichen Problemen verbunden:

  • Wie jeder andere Früherkennungstest ist auch die Diagnose aus einem Gebärmutterhalsabstrich nicht 100%ig zuverlässig: Der Übergang zwischen normalen Zellen und Krebszellen ist fließend. Deshalb werden Befunde manchmal entweder übersehen oder überdiagnostiziert.
  • In Deutschland wird dieses Problem durch mangelnde Qualitätskontrolle verschärft, denn die Diagnosen schwanken von Labor zu Labor erheblich.

Die diagnostische Unsicherheit hat Folgen: Nach einem auffälligen Gebärmutterhalsabstrich folgt zunächst eine Scheidenspiegelung (Kolposkopie), eventuell mit Entnahme von Gewebeproben oder einer Ausschabung des Gebärmutterkanals. Sind auch diese Proben auffällig, wird das veränderte Gewebe durch Laser oder Skalpell entfernt (Konisation). Mit einer Konisation ist aber nicht nur ein Operationsrisiko verbunden; bei jüngeren Frauen steigt nach dieser Behandlung auch das Risiko einer Frühgeburt [N22]. Bei Frauen, deren Familienplanung abgeschlossen ist, wird manchmal zur Entfernung der Gebärmutter geraten. Pro Jahr werden in Deutschland wegen Krebsvorstufen 150 000 operative Eingriffe durchgeführt, von denen einige vermutlich nicht notwendig wären – im internationalen Vergleich nimmt Deutschland daher eine Spitzenstellung ein. [N21]

Untersuchung der Brust

Nach der Untersuchung der inneren und äußeren Geschlechtsorgane folgt die Brustuntersuchung. Das Abtasten der Brüste gehört ab dem 30. Lebensjahr zur jährlichen Krebsfrüherkennung. Der Arzt sieht sich die Brüste auf Form- und Größenunterschiede hin an, sucht nach Entzündungen, Schwellungen und Einziehungen der Haut. Veränderungen wie bei einer Zellulite („Orangenhaut“) können auch Anzeichen eines bösartigen Tumors in der Brust sein. Der Arzt tastet die Brust anschließend mit kreisenden und streichenden Bewegungen ab und prüft durch leichten Druck auf die Brustwarze, ob Sekret austritt. Die Untersuchung der Achselhöhlen ist notwendig, um vergrößerte Lymphknoten zu entdecken.

Unterschiede zwischen den Brüsten werden vom Arzt registriert; sie sind im Allgemeinen nicht krankhaft: Viele Frauen haben seit ihrer Jugend ungleich große Brüste, andere haben beim Stillen auf einer Seite eine Brustentzündung bekommen, die die Brustform verändert hat. Ein Warnhinweis ist jedoch, wenn sich eine Brust prall anfühlt, die andere aber nicht.

Untersuchung zur Krebsfrüherkennung

Jede Frau ab dem 20. Lebensjahr ist in Deutschland aufgefordert, jährlich eine Untersuchung zur Krebsfrüherkennung durchführen zu lassen. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten. Zu den gynäkologischen Früherkennungsuntersuchungen gehören:

  • Die gynäkologische Untersuchung des äußeren und inneren Geschlechtsorgans einschließlich Scheidenspiegelung und Abstrichentnahme
  • Ab dem 30. Lebensjahr die Tastuntersuchung der Brust mit Anleitung zur Selbstuntersuchung
  • Zwischen dem 50. und 69. Lebensjahr die Mammografie, bei Frauen mit Risikofaktoren für Brustkrebs sogar in jedem Lebensalter.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Intimwaschlotionen im Test

Sauberes Wasser reicht zum Reinigen des Intimbereichs.

Intimwaschlotionen im Test

Sauer allein reicht nicht

Dass saure Waschlotionen für den Intimbereich besser sind als die gute alte Seife, hat sich herumgesprochen. Leider heißt aber bei Intimwaschlotionen sauer nicht immer auch gut, wie Ökotest herausgefunden hat.

Selbstreinigung inbegriffen

Die Vagina hat ein ausgeklügeltes Selbstreinigungssystem: Ihr Milieu ist leicht sauer, was ungewollte Bakterien und Pilze in Schach hält. Mit Seife und Duschgel stört man den sauren pH-Wert und fördert das Bakterienwachstum. Deshalb ist es besser, darauf zu verzichten und zum Waschen von Vagina und Vulva auf einfaches sauberes Wasser zu setzen.

Doch manche Frauen fühlen sich durch eine bloße Wasserreinigung nicht ausreichend frisch. Für sie gibt es spezielle Intimwaschlotionen. Diese haben einen sauren pH-Wert und bringen deshalb das gesunde Scheidenmilieu nicht aus dem Lot. Trotzdem tun sich Frauen mit Intimwaschlotionen nicht automatisch etwas Gutes — auch wenn diese eine sanfte Reinigung versprechen. Ökotest hat 20 von ihnen unter die Lupe genommen und einige Gründe gefunden, doch lieber auf reines Wasser zu setzen.

Reihenweise kritische Inhaltsstoffe

Geprüft wurde beispielsweise, ob die Intimlotionen kritische Duftstoffe, Formaldehyd, Silikone, Paraffine und Kunststoffpolymere enthielten. Vor allem Polyethylenglykole und seine Derivate wurden als kritisch eingestuft. Denn diese überflüssigen Inhaltsstoffe machen die Hautbarriere durchlässiger, und zwar sowohl für gewünschte als auch für ungewünschte Substanzen.

Auch Duftstoffe stuften die Tester*innen als problematisch ein. Sie können die Haut nicht nur reizen, sondern nach Aufnahme durch die Haut dem Körper schaden – wie im Fall von Moschusduft und Lilial. Letzterer kann die Fruchtbarkeit gefährden und ist seit März 2022 in Kosmetika verboten. Zwei Waschlotionen enthielten Moschusduft. Hier kritisieren Expert*innen, dass sich das Molekül in Fettgeweben anreichert und in der Muttermilch auftaucht.

Bemerkenswert korrekt waren sämtliche Intimwaschlotionen in puncto pH-Wert. Keiner der Hersteller hatte gemogelt. Alle Lotionen waren „sauer“ und lagen im deklarierten Bereich.

Nur zwei Lotionen „sehr gut“

Insgesamt schnitten von den 20 Lotionen zwei als „sehr gut“ ab. Jessa von dm und Natuvell von Globus enthielten keine Duftstoffe und keine Polyethylenglykole, außerdem waren sie umweltfreundlich ohne Umkarton verpackt. Vier weitere Lotionen bekamen die Note „gut“ (CD, Facell, Ream und Sophie).

Die getesteten Naturkosmetika enttäuschten dagegen. Zwei enthielten PEG und waren parfümiert, sie bekamen deshalb nur ein „ausreichend“. Bioturm und Fairsquared apricot washing lotion verzichteten zwar nicht auf Duftstoffe, aber auf PEG und erhielten dafür immerhin ein „Gut“.

Die sehr gut und gut getesteten Intimwaschlotionen sind nach Ökotest empfehlenswert — wenn es denn unbedingt eine Reinigungslotion sein muss. Klares Wasser tut es aber mindestens genausogut, betonen die Tester*innen.

Quelle: ptaheute

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Lunopark/shutterstock.com