Gesundheit heute

Aufbau und Funktion des weiblichen Beckenbodens

Der Beckenboden ist der bindegewebig-muskulöse Boden der Bauch- und Beckenhöhle. Er wird hinten unter anderem durch den großen Darmschließmuskel, den Musculus levator ani, gebildet und ist durchbrochen vom Mastdarm. Dieser hintere Anteil heißt Diaphragma pelvis. Den vorderen Anteil, Diaphragma urogenitale genannt, bildet ein kompliziertes Geflecht von Muskelzügen und Bindegewebefasern, das bei der Frau leichter erschlaffen kann, weil hier Scheide und Harnröhre durchtreten müssen. Auch wird das Diaphragma urogenitale bei einer Geburt leicht durch Dammrisse oder -schnitte verletzt.

Der Beckenboden hat drei Aufgaben: sich anzuspannen, sich zu entspannen und bei Druckerhöhungen im Bauchraum, wie z. B. beim Niesen, einen Gegendruck aufzubauen:

  • Die erste Funktion, das Anspannen, ist unerlässlich, um den Urin zu halten (der Mediziner sagt, die Kontinenz zu sichern). Dabei stützt die Beckenbodenmuskulatur maßgeblich die Harnröhre und den Schließmuskel der Harnblase.
  • Der Beckenboden entspannt sich beim Wasserlassen, beim Stuhlgang, bei der Frau beim Geschlechtsverkehr sowie beim Mann bei einer Erektion. Beim Orgasmus pulsiert der Beckenboden, Anspannung und Entspannung wechseln sich also ab.
  • Einen erheblichen Gegendruck muss der Beckenboden u. a. beim Tragen schwerer Lasten, beim Husten, Niesen, Lachen oder Hüpfen aufbauen; sonst käme es auch hier zum Urinverlust, genauer gesagt zur Dranginkontinenz.

Bei der Frau kann die Beckenbodenmuskulatur durch komplizierte Geburten geschwächt werden. Wird sie nicht nach jeder Geburt ausreichend trainiert (z. B. mit regelmäßiger Beckenbodengymnastik), droht die Senkung der Organe ins kleine Becken, was sich dann als Harninkontinenz und als Gebärmuttervorfall bemerkbar macht.

Von: Dr. med. Astrid Waskowiak, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Long-Covid mindert die Libido

Long-Covid kann bis ins Schlafzimmer reichen.

Long-Covid mindert die Libido

Neue Beschwerden entdeckt

Luftnot, Schwäche, Konzentrationsprobleme – die Liste an möglichen langfristigen Beschwerden nach einer Coronainfektion ist lang. Nun hat sich herausgestellt, dass Long-Covid auch Haarausfall und sexuelle Probleme auslösen kann.

Studie mit 2,5 Millionen Menschen

Wer länger als zwölf Wochen nach der Infektion mit SARS-CoV-2 noch Beschwerden hat, die durch andere Erkrankungen nicht erklärbar sind, leidet definitionsgemäß an Long-Covid. Am häufigsten quälen die Betroffenen Kurzatmigkeit, Abgeschlagenheit und Denkstörungen. Auch der Geruchssinn kehrt bei vielen Erkrankten erst nach Monaten wieder zurück.

Doch das ist längst nicht alles, wie eine britische Arbeitsgruppe nun herausgefunden hat. Die Forscher*innen verglichen die Gesundheitsprobleme von fast 500.000 Erwachsenen nach einer Coronainfektion mit denen von fast 2 Millionen Erwachsenen ohne Corononainfektion. Um einen realistischen Covideffekt herauszuarbeiten, berücksichtigten sie Begleiterkrankungen, Raucherstatus, Body Mass Index und soziodemografische Merkmale.

Haarausfall und Ejakulationsstörungen

Den größten Unterschied gab es bei der Anosmie, also bei der Störung des Geruchsempfindens. Sie trat bei den Ex-Covid-Patient*innen fast 6,5-Mal so häufig auf wie bei den Nichtinfizierten. Ebenfalls häufiger vertreten waren Niesen, Atemnot in Ruhe, Müdigkeit und Heiserkeit.

Neu waren zwei Beschwerden: So litten Menschen mit durchgemachter Coronainfektion fast 4-mal so oft an Haarausfall wie Menschen ohne Infektion. Auch sexuell machte sich der zurückliegende Infekt bemerkbar. Ehemals infizierte Männer berichteten 2,63-mal häufiger von Ejakulationsstörungen. Über eine verminderte Libido klagten 2,36-mal so viele Männer und Frauen.

Frauen und junge Menschen am stärksten betroffen

Durch die große Untersuchung kamen auch noch weitere Informationen ans Licht. Frauen litten häufiger an Long-Covid als Männer, obwohl sie akut meist weniger schwer daran erkrankt waren. Das höchste Risiko für Long-Covid hatten junge Erwachsene im Alter von 18 bis 30 Jahren.

Quelle: Nature Medicine

Von: Dr.med. Sonja Kempinski; Bild: gpointstudio/shutterstock.com