Gesundheit heute

Schlafkrankheit

Schlafkrankheit (Afrikanische Trypanosomiasis): Infektionskrankheit, die durch Trypanosomen, einzellige Parasiten, ausgelöst wird. Sie kommt in den tropischen Feuchtregionen Afrikas vor und wird durch den Stich der Tsetsefliege übertragen. Die Schlafkrankheit ähnelt zunächst einer Grippe. Daraus entwickelt sich eine fortschreitende Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute mit typischen Schlaf- und Bewusstseinsstörungen. Ohne Behandlung endet die Erkrankung immer tödlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Fieber
  • Kopf- und Gliederschmerzen
  • Lymphknotenschwellung
  • Verhaltensänderungen
  • Verwirrtheit
  • Koordinationsstörungen
  • Schlafstörungen
  • Bewusstseinsstörungen.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • während oder nach einer Afrikareise die beschriebenen grippeartigen Symptome auftreten.

Sofort, wenn

  • während oder nach einer Afrikareise Verwirrtheit, Verhaltensauffälligkeiten oder schwere Schlafstörungen auftreten.

Die Erkrankung

Verbreitung und Häufigkeit

Die Schlafkrankheit tritt vor allem in der afrikanischen Subsahara auf. Insbesondere ist sie in den Feuchtgebieten verbreitet, also dem bevorzugten Lebensraum der Tsetsefliege. Bis in die späten 90iger Jahre gab es in Afrika immer wieder Epidemien der Schlafkrankheit. In den vergangenen 25 Jahren ist die Zahl der Betroffenen durch kontinuierliche Bekämpfungsprogramme der WHO deutlich zurückgegangen (von 40.000 Fällen im Jahr 1998 auf unter 1.000 Fälle im Jahr 2018). In Deutschland wird die Erkrankung nur in Einzelfällen bei Afrikareisenden beschrieben.

Krankheitsentstehung

Die Schlafkrankheit wird durch einzellige Parasiten, die Trypanosomen, ausgelöst.

Hauptüberträger der Trypanosomen ist die Tsetsefliege, die durch ihren Stich die Erreger von erkrankten Menschen und Tieren aufnimmt und auf Gesunde überträgt. Selten kommt es auch zu Übertragungen über die Plazenta von befallenen Müttern auf den Fetus während der Schwangerschaft oder in Einzelfällen durch sexuellen Kontakt.

Krankheitsverlauf

Bei der Schlafkrankheit lassen sich zwei Formen unterscheiden, die unterschiedlich schnell fortschreiten. Die westafrikanische Form entwickelt sich langsam über Monate hinweg. Sie kann auch erst Monate nach dem Stich der infizierten Fliege auftreten. Die seltenere ostafrikanische Form zeigt einen akuten Verlauf über wenige Wochen.

Die Erkrankung verläuft bei beiden Formen in 2 Stadien und mit den gleichen Symptomen:

  • In Stadium 1 zirkulieren die Erreger im Blut und Lymphsystem. Die Betroffenen leiden an Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, sowie einer schmerzlosen Lymphknotenschwellung, zumeist im Halsbereich. Einige, aber nicht alle Infizierte zeigen eine schmerzhafte Rötung um die Bissstelle der Tsetsefliege. Die Bissstelle kann sich auch verhärten, abschuppen, verfärben oder ein Geschwür bilden, heilt aber nach einigen Wochen spontan ab. Manche Infizierte entwickeln außerdem eine Schwellung der Leber, der Milz oder des Gesichts, Juckreiz, Gewichtsverlust oder Magen-Darm-Störungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Kommt es auch zu einer Entzündung des Herzens, sterben manche Patient*innen an Herzversagen, bevor sie das 2. Erkrankungsstadium erreichen.
  • Im Stadium 2 erreichen die Parasiten das Gehirn: Nun stehen neurologische Symptome im Vordergrund: Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen, Koordinations- und Sensibilitätsstörungen, Muskelschwäche und Zittern, manchmal auch Bewegungs- und Gangstörungen. Charakteristisch für die Schlafkrankheit sind Schlafstörungen, die sich durch Ein- und Durchschlafstörungen und eine typische Umkehr des Schlaf-Wach-Rhythmus mit ausgeprägter Tagesmüdigkeit zeigen. Möglich sind auch Krampfanfälle und Sprechstörungen. Im weiteren Verlauf verfallen die Betroffenen in einem Dämmerzustand, sie sind nicht mehr in der Lage zu essen und magern ab.
  • Die Erkrankung schreitet unbehandelt bis zum Koma fort und endet dann immer mit dem Tod.

Diagnosesicherung

Die Symptome der Schlafkrankheit sind unspezifisch, daher müssen Betroffene Ihrer Ärzt*in unbedingt mitteilen, dass sie sich in Afrika aufgehalten haben. Da sich auch andere afrikanische Tropenkrankheiten mit ähnlichen Symptomen zeigen, ist eine Laboruntersuchung für die Diagnose nötig. Die Ärzt*in nimmt hierfür eine Blutprobe. Sind schon neurologische Symptome vorhanden, wird zusätzlich eine Rückenmarkspunktion durchgeführt, um das Gehirnwasser (Liquor) zu untersuchen.

Erregernachweis. Die Trypanosomen sind im Blut und Gehirnwasser unter dem Mikroskop gut an ihrer typischen länglichen Form und dem fadenförmigem Fortbewegungsapparat (Geißel) zu erkennen.

Antikörpernachweis. Für die westafrikanische Form der Erkrankung gibt es auch einen Schnelltest. Hierbei werden Antikörper im Blut nachgewiesen, also Abwehrstoffe, die das Immunsystem der Infizierten nach der Infektion gegen den Erreger gebildet hat.

Biopsie. Wenn die Erreger im Blut nicht nachweisbar sind, wird eine Gewebeprobe (Biopsie) untersucht. Hierzu entnimmt die Ärzt*in Gewebe aus vergrößerten Lymphknoten oder der Haut im Bereich der Bissstelle und untersucht es unter dem Mikroskop. Dort sieht man die Erreger häufig in einem frühen Stadium der Erkrankung, auch wenn sie im Blut noch nicht nachweisbar sind.

Behandlung

Zur Behandlung stehen verschiedene Arzneimittel wie Suramin, Pentamidin, Melarsoprol und Eflornithin zur Verfügung. Da die Medikamente viele Nebenwirkungen haben, werden Betroffene im Krankenhaus behandelt und überwacht. Hierzu werden sie in eine auf Tropenmedizin oder Infektionskrankheiten spezialisierte Klinik überwiesen.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Infektionsprophylaxe. Afrikareisende sollten sich vor Insektenstichen schützen, vor allem durch

  • die Verwendung von Insektenvertreibungsmitteln (Repellents), Insektiziden und spezieller Tsetse-Fallen
  • das Tragen heller, hautbedeckender, robuster und imprägnierter Kleidung und die Vermeidung blauer und dunkler, die Tsetsefliegen anziehender Farbtöne
  • Schlafen unter imprägnierten Moskitonetzen
  • Geschlossene Autofenster, weil Tsetse-Fliegen oft großen, sich bewegenden Objekten folgen.

Von: Dr. Bernadette Andre-Wallis, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Daniela Grimm.
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Ab in die Mucki-Bude!

Beim Krafttraining sollten alle Muskelgruppen im Wechsel trainiert werden.

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Migräneattacken vorbeugen

Migräneattacken lässt sich nicht nur mit Medikamenten vorbeugen. Auch Sport kann die Anfälle ausbremsen. Amerikanische Forscher*innen empfehlen dafür ein konkretes Fitnessprogramm.

Über 1000 Migränepatient*innen im Test

Die Migräne ist eine chronische Erkrankung, bei der die Betroffenen immer wieder unter typischen Kopfschmerzen leiden. Diese werden oft von Übelkeit und anderen Beschwerden begleitet. Manche Menschen haben nur ein- bis zweimal im Jahr damit zu tun, andere werden mehrmals im Monat von den Attacken heimgesucht.

Mit Arzneimitteln kann man den Kopfschmerz-Anfällen vorbeugen. Es gibt allerdings auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, die eine Migräne ausbremsen. Dazu gehört körperliches Training. Welcher Sport am besten gegen Migräne hilft, hat nun eine amerikanische Arbeitsgruppe bei der Analyse von 21 entsprechenden Untersuchungen mit mehr als 1000 Migränepatient*innen herausgefunden.

Krafttraining hilft am besten

Zunächst einmal: Jedes Training reduziert die Migräneattacken und ist damit besser als körperliche Schonung. Die größte Wirksamkeit zeigte das Krafttraining: Es senkte die Anzahl der Migränetage pro Monat um 3,5. Mit intensivem Ausdauertraining wurden die Migränetage um 3,1 reduziert, mit moderatem Ausdauertraining um 2,2.

Krafttraining stärkt die Nackenmuskulatur und wirkt womöglich so positiv auf Schmerzimpulse der oberen Halswirbelsäule, vermuten die Forschenden. Für den positiven Effekt des Ausdauersports machen sie u.a. eine gesteigerte Endorphinausschüttung verantwortlich.

Große Muskeln abwechselnd trainieren

Beim Krafttraining sollen dreimal wöchentlich zwei bis drei Trainingssets à 15 Wiederholungen durchgeführt und die Belastung wöchentlich gesteigert werden. Wichtig ist, dass man alle großen Muskeln einschließlich der Halsmuskulatur trainiert und die Muskelgruppen regelmäßig wechselt (z. B. Tag 1 Nacken, Schulter, Arme; Tag 3 Po, Ober- und Unterschenkel; Tag 5 Stamm- und Rückenmuskeln, Tag 7 wie Tag 1).

Ergänzend soll die Ausdauer trainiert werden. Nach WHO-Empfehlung 150 Minuten wöchentlich mit moderatem oder 75 Minuten mit intensivem aerobem Training. Wer sich an dieses Fitnessprogramm hält, hat gute Chancen, seltener unter Migräneattacken zu leiden, schreibt die Arbeitsgruppe.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Dmytro Zinkevych/shutterstock.com