Gesundheit heute

Das medizinische Fachgebiet Schmerzmedizin

Die Schmerzmedizin hat sich weltweit zu einer eigenen medizinischen Fachrichtung entwickelt, aber es gibt in Deutschland (noch) keinen Facharzt für Schmerzmedizin. Stattdessen können sich Fachärzte anderer Fachgebiete im Rahmen einer einjährigen Weiterbildung qualifizieren und zu ihrem Fachgebiet (meist Neurologie, Anästhesie oder Innere Medizin) den Zusatz „Schmerzmedizin“ oder „und Schmerztherapie“ führen. Weil aber die Anzahl der erforderlichen Weiterbildungsplätze in Deutschland viel zu gering ist, gibt es bisher nur ~ 600 qualifizierte Schmerztherapeuten. Angesichts von rund 15 Millionen Menschen, die nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie unter ständigen Schmerzen leiden, signalisiert diese Zahl eine deutliche Unterversorgung. Größere Krankenhäuser helfen deshalb in Schmerzambulanzen schmerzgeplagten Patienten.

Chronische Schmerzen sind außerdem ein Betätigungsfeld für Naturheilverfahren. Es gibt wohl kein alternatives Therapieverfahren, das nicht in Anspruch nimmt, chronische Schmerzen beseitigen oder zumindest deutlich lindern zu können. Studien bescheinigen eine Wirkung vor allem bei mäßigen bis mittelschweren Schmerzen, in schwersten Fällen helfen Naturheilverfahren allenfalls ergänzend (eben „komplementär“).

Von: Dr. med. Dorit Maoz, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Vorsicht mit Brausetabletten!

Vor allem Schmerzmittel werden oft als Brausetabletten eingenommen.

Vorsicht mit Brausetabletten!

Weil Natrium drin steckt

Ob Schmerzmittel oder Hustenstiller: Viele Medikamente lassen sich über in Wasser aufgelöste Brausetabletten einnehmen. Nimmt man diese aber zu oft ein, kann das fürs Herz gefährlich werden.

Nicht mehr als 2 Gramm Natrium täglich

Arzneimittel als Brausetabletten haben zwei große Vorteile. Versprudelt im Wasser nimmt man gleichzeitig mit dem Wirkstoff ausreichend Flüssigkeit auf. Das bessert die Verträglichkeit der meisten Medikamente. Außerdem ist die flüssige Zufuhr von Schmerzmitteln oder Hustenstillern ideal für Menschen mit Schluckbeschwerden.

Allerdings haben Brausetabletten auch eine Kehrseite: Das in ihnen enthaltene Natrium wird genauso wie das Natrium aus dem Speisesalz über den Darm aufgenommen. Dadurch erhöht sich die Gesamtzufuhr des Spurenelements. Was durchaus problematisch ist: Denn Natrium begünstigt die Entwicklung von Bluthochdruck und damit auch von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Deshalb empfiehlt die WHO eine maximale Tagesaufnahme von 2 Gramm.

Mehr Schlaganfälle und Herzinfarkte

Die besonders beliebten Brausetabletten mit dem Schmerzmittel Paracetamol enthalten allerdings durchschnittlich schon zwischen 0,38 und 0,44 Gramm Natrium. Wer die maximale Tagesdosis Paracetamol über Brausetabletten einnimmt, führt sich allein damit schon über 3 Gramm Natrium zu – weit mehr, als die WHO empfiehlt.

Das hat Folgen, wie die Analyse von Daten aus mehr als 14 Millionen britischen Hausarztpraxen zeigt. So steigerten Paracetamol-Brausetabletten bei Hochdruckpatient*innen das Risiko, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, um 59%. Auch bei Menschen mit normalem Blutdruck war die Einnahme von Paracetamol-Brausetabletten mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden.

Gilt auch für andere Wirkstoffe

Dass laut dieser Studie die Brausetabletten und nicht etwa der Wirkstoff Paracetamol Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen, folgern die Forscher*innen aus einer weiteren Analyse: Die Einnahme von Brausetabletten mit den Arzneimitteln Ranitidin oder Ibuprofen erwies sich in puncto Herz-Kreislauf-Erkrankungen als ähnlich riskant.

Quelle: Ärzteblatt

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Shotshop/imago-images.de