Gesundheit heute

Trigeminusneuralgie

Trigeminusneuralgie (Gesichtsneuralgie): Häufigste Neuralgie mit heftigsten pulsförmigen Gesichtsschmerzen. In Deutschland sind rund 30 000 Menschen betroffen, hauptsächlich Ältere. Neuralgien sind eine besondere Form von Nervenschmerzen.

Leitbeschwerden

  • Blitzartig einschießende, unerträglich starke, brennende Schmerzen im Augen-, Wangen- oder Mundbereich einer Gesichtshälfte
  • Dauer Sekunden bis zu zwei Minuten, aber bis zu 100 Schmerzattacken am Tag möglich
  • Meist ausgelöst durch bestimmte Reize, z. B. Waschen, Zähneputzen, Rasieren, Kauen, Sprechen
  • Möglicherweise Hautrötung, Tränen- oder Speichelfluss nach den Schmerzen
  • Möglicherweise Muskelzuckungen in der betroffenen Gesichtshälfte.

Die Erkrankung

Der Trigeminusnerv (Nervus trigeminus) leitet die Wahrnehmungen des Gesichts zum Gehirn. Ursächlich für die Trigeminusneuralgie ist wahrscheinlich ein zu enger Kontakt zwischen Trigeminusnerv und einem Blutgefäß ganz nah am Gehirn (neurovaskuläre Kompression). Dadurch wird die „Schutzhülle“, die die Nervenzellen umgibt, beeinträchtigt und Signale von Berührungsfasern können auf Schmerzfasern überspringen. Da dies aber lange unbekannt war, trägt diese klassische Trigeminusneuralgie nach wie vor den Namen idiopathische (ursächlich ungeklärte) Trigeminusneuralgie.

Hingegen steckt bei der symptomatischen Trigeminusneuralgie eine Grunderkrankung hinter der Nervenreizung, etwa eine Multiple Sklerose oder ein Tumor. Oft sind die Beschwerden dann nicht ganz typisch (z. B. dauert der Schmerz länger) oder es bestehen auch zwischen den Schmerzattacken Auffälligkeiten wie etwa eine verminderte Berührungsempfindung im Schmerzbereich.

Mitunter ruft eine Zahn(wurzel)behandlung eine Trigeminusneuropathie hervor. Der Schmerzcharakter unterscheidet sich jedoch grundlegend von der klassischen Trigeminusneuralgie. In diesem Fall besteht ein Dauerschmerz und blitzartige Attacken fehlen.

Das macht der Arzt

Selbst bei typischen Beschwerden empfiehlt sich ein Kernspin des Gehirns, um eine Multiple Sklerose oder einen Tumor auszuschließen.

Normale Schmerzmittel helfen bei der Trigeminusneuralgie nicht. Gut wirksam ist aber das Antiepileptikum Carbamazepin, auch Gabapentin ist möglich. Sie werden zunächst täglich gegeben. Nach ungefähr zwei Monaten Beschwerdefreiheit kann versucht werden, das Medikament stufenweise wieder abzusetzen.

Nur wenn Medikamente nicht ausreichend wirksam, ihre Nebenwirkungen auf Dauer zu stark sind oder eine Dauerbehandlung über Jahrzehnte nötig wäre, werden tiefer greifende Behandlungen in Betracht gezogen, vor allem eine mikrochirurgische Trennung von Nerv und Gefäß, um ein Überspringen der Signale zu verhindern. Alternativen z. B. bei Inoperabilität sind die Schädigung der "zuständigen" Trigeminusfasern durch die Haut hindurch oder durch Strahlenbehandlung (Gamma-Knife).

Komplementärmedizin

In Anbetracht der Schwere der akuten Schmerzattacken spielt die Naturheilkunde bei der Therapie der Trigeminusneuralgie nur eine untergeordnete Rolle.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt Aconitum (C3, D4, D6), Arsenicum album (D6, D12 und D30) und Spigelia (D6, D12) für den Akutfall sowie individuell abgestimmte Mittel zur Konstitutionstherapie.

Akupunktur. Ob Akupunktur hilft, ist umstritten. Die WHO hat die Trigeminunsneuralgie aber als eine von 40 Indikationen für die Akupunktur berücksichtigt. Wichtig ist, dass im akuten Schub nicht in der Schmerzregion und generell keine Triggerpunkte genadelt werden, in diesem Fall kann die Schmerzintensität sogar zunehmen. Zwischen den Anfällen kann versucht werden, die Akupunkturpunkte je nach genauer Schmerzlokalisation zu nadeln.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Ab in die Mucki-Bude!

Beim Krafttraining sollten alle Muskelgruppen im Wechsel trainiert werden.

Ab in die Mucki-Bude!

Migräneattacken vorbeugen

Migräneattacken lässt sich nicht nur mit Medikamenten vorbeugen. Auch Sport kann die Anfälle ausbremsen. Amerikanische Forscher*innen empfehlen dafür ein konkretes Fitnessprogramm.

Über 1000 Migränepatient*innen im Test

Die Migräne ist eine chronische Erkrankung, bei der die Betroffenen immer wieder unter typischen Kopfschmerzen leiden. Diese werden oft von Übelkeit und anderen Beschwerden begleitet. Manche Menschen haben nur ein- bis zweimal im Jahr damit zu tun, andere werden mehrmals im Monat von den Attacken heimgesucht.

Mit Arzneimitteln kann man den Kopfschmerz-Anfällen vorbeugen. Es gibt allerdings auch nicht-medikamentöse Maßnahmen, die eine Migräne ausbremsen. Dazu gehört körperliches Training. Welcher Sport am besten gegen Migräne hilft, hat nun eine amerikanische Arbeitsgruppe bei der Analyse von 21 entsprechenden Untersuchungen mit mehr als 1000 Migränepatient*innen herausgefunden.

Krafttraining hilft am besten

Zunächst einmal: Jedes Training reduziert die Migräneattacken und ist damit besser als körperliche Schonung. Die größte Wirksamkeit zeigte das Krafttraining: Es senkte die Anzahl der Migränetage pro Monat um 3,5. Mit intensivem Ausdauertraining wurden die Migränetage um 3,1 reduziert, mit moderatem Ausdauertraining um 2,2.

Krafttraining stärkt die Nackenmuskulatur und wirkt womöglich so positiv auf Schmerzimpulse der oberen Halswirbelsäule, vermuten die Forschenden. Für den positiven Effekt des Ausdauersports machen sie u.a. eine gesteigerte Endorphinausschüttung verantwortlich.

Große Muskeln abwechselnd trainieren

Beim Krafttraining sollen dreimal wöchentlich zwei bis drei Trainingssets à 15 Wiederholungen durchgeführt und die Belastung wöchentlich gesteigert werden. Wichtig ist, dass man alle großen Muskeln einschließlich der Halsmuskulatur trainiert und die Muskelgruppen regelmäßig wechselt (z. B. Tag 1 Nacken, Schulter, Arme; Tag 3 Po, Ober- und Unterschenkel; Tag 5 Stamm- und Rückenmuskeln, Tag 7 wie Tag 1).

Ergänzend soll die Ausdauer trainiert werden. Nach WHO-Empfehlung 150 Minuten wöchentlich mit moderatem oder 75 Minuten mit intensivem aerobem Training. Wer sich an dieses Fitnessprogramm hält, hat gute Chancen, seltener unter Migräneattacken zu leiden, schreibt die Arbeitsgruppe.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Dmytro Zinkevych/shutterstock.com