Gesundheit heute

Restless-legs-Syndrom

Restless-legs-Syndrom (RLS, Syndrom der unruhigen Beine): Vor allem in Ruhephasen (z. B. nachts) auftretende Missempfindungen und Unruhegefühl in den Beinen mit heftigem Bewegungsdrang oft unklarer Ursache. Betroffen sind 5–10 % der Bevölkerung, Frauen häufiger als Männer. Meist beginnt die chronische Erkrankung nach dem 30. Lebensjahr.

Das Restless-legs-Syndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, die allerdings bis vor ungefähr zehn Jahren kaum jemals diagnostiziert und noch seltener richtig behandelt wurde. Immerhin: Auch wenn die Krankheitsentstehung weiterhin unklar ist, gibt es doch inzwischen wissenschaftlich belegte Therapiemöglichkeiten.

Leitbeschwerden

  • Schwer zu unterdrückender, tiefsitzender Bewegungsdrang der Beine, in der Regel gekoppelt an unangenehme Empfindungsstörungen (z. B. Kribbeln) tief in den Beinen, meist von den Unter- zu den Oberschenkeln aufsteigend
  • Möglicherweise zusätzlich gleichartige Beschwerden der Arme
  • Zunahme der Beschwerden bei Ruhe und Entspannung
  • Besserung der Beschwerden durch Bewegung
  • Tagesrhythmik der Beschwerden mit Verstärkung am Abend und in der Nacht (vor allem beim Zubettgehen), dadurch Einschlafprobleme.

Die Erkrankung

In der Hälfte der Fälle lässt sich keine Ursache für die Erkrankung finden. Ein solches idiopathisches Restless-legs-Syndrom ist vermutlich erblich bedingt (mit mehreren betroffenen Familienmitgliedern), wobei eine Störung im Botenstoffwechsel des Gehirns (genauer im Dopaminstoffwechsel) vermutet wird. Beim symptomatischen (sekundären) Restless-legs-Syndrom dagegen lässt sich eine Ursache feststellen, am häufigsten ein Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, eine Nierenfunktionsstörung oder eine rheumatische Gelenkerkrankung.

Das macht der Arzt

Die Diagnose des Restless-legs-Syndroms wird anhand des Beschwerdebildes gestellt. Blutuntersuchungen sollen behandelbare Ursachen aufdecken und die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit eine Polyneuropathie ausschließen, die ähnliche Beschwerden bereiten kann, aber anders behandelt wird. Der Aktigraf dient der objektivierbaren Aufzeichnung der Beinbewegungen.

Besteht ein Eisen-, Vitamin-B12- oder Folsäuremangel, lassen sich die Beschwerden häufig durch eine Substitution der Nährstoffe lindern. Schwieriger ist die Behandlung beim idiopathischen Restless-legs-Syndrom. Sind die Schlafstörungen so stark, dass der Betroffene tagsüber durch Müdigkeit sehr eingeschränkt ist, helfen Medikamente. Mittel der Wahl sind das auch bei der Parkinson-Behandlung eingesetzte L-Dopa und die Dopaminagonisten, was die Hypothese von der Botenstoffwechselstörung als Ursache stützt. Bei unzureichendem Erfolg können Opiate oder bestimmte Antiepileptika versucht werden. Derzeit gibt es in Deutschland ein Opiat mit Zulassung zur Behandlung schwerer bis sehr schwerer Formen des Restless-legs-Syndroms: Targin®. Es enthält eine Kombination aus den Wirkstoffen Oxycodon und Naloxon und wird in einer Dosierung eingesetzt, die unterhalb der in der Schmerztherapie üblichen Opiatdosis liegt. Erste Studien legen eine gute Wirksamkeit nahe. Häufige Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit und Verstopfung.

Selbsthilfe

Nicht wenige Betroffene haben ihre eigenen „Rezepte“ entwickelt, um die Beschwerden in Grenzen zu halten, etwa abendliches Fahrradfahren, Schwimmen, Bürsten- oder andere Massagen der Beine. Solange der Patient mit seinen Beschwerden leben kann, ist keine Behandlung erforderlich.

Diskutiert wird ein Zusammenhang zwischen Restless-legs-Syndrom und Übergewicht, da übergewichtige Menschen signifikant häufiger ein Restless-legs-Syndrom entwickeln als schlanke. Ob eine Gewichtsabnahme die Beschwerden lindert, ist allerdings unklar.

Komplementärmedizin

  • Es liegen positive Berichte der Homöopathie über eine individuelle Konstitutionsbehandlung mit Hochpotenzen vor, zur Selbstbehandlung wird Zincum valerianicum D4 empfohlen.
  • Orthomolekularmedizin. Für die zusätzliche Einnahme von Vitamin- (z. B. Vitamin E oder Vitamine aus der B-Familie) oder Magnesiumpräparaten, wie mitunter empfohlen wird, sollten Sie sich nur dann entscheiden, wenn es Ihnen nicht möglich ist, den täglichen Körperbedarf dieser Nährstoffe durch die Nahrung zu decken.

Zur Linderung von Einschlafstörungen.

Weiterführende Informationen

  • www.restless-legs.org – Website der Deutschen Restless-Legs-Vereinigung e. V. (RLS, München): Bietet Hintergrundinformationen, Diskussionsforen sowie eine hilfreiche Literatur- und Linksammlung.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Helfen Vitamine dem Gehirn?

Zum Fithalten der grauen Zellen empfehlen Experten vor allem tägliches Gehirnjogging - z.B. mit Kreuzworträtseln.

Helfen Vitamine dem Gehirn?

Wenn graue Zellen altern

Mit dem Alter verändert sich nicht nur der Körper. Auch die Leistung des Gehirns nimmt Schritt für Schritt ab. Multivitaminpräparate sollen dabei helfen, diese kognitiven Verluste zu verlangsamen.

Informationen werden langsamer verarbeitet

Älterwerden schlägt auch aufs Gehirn: Ab etwa 60 Jahren verarbeitet es neue Informationen langsamer, und Gedächtnislücken treten häufiger auf – das ist ganz normal. Ob die Einnahme von Multivitaminpräparaten dem Gedächtnisverlust entgegenwirkt, wurde in einer mehrteiligen US-amerikanischen Studie geprüft.

Mehr als 5000 Erwachsene nahmen dafür über zwei bis drei Jahre hinweg täglich entweder ein Präparat aus 20 essenziellen Mikronährstoffen oder ein Scheinmedikament ein. Schon in den ersten beiden Vorstudien ließen sich positive Effekte auf die Kognition erkennen – die Hirnleistungstest waren jedoch nur am Telefon und am PC durchgeführt worden.

Gehirnalterung um zwei Jahre verzögert?

In einer dritten Studie wurden die kognitiven Fähigkeiten genauer unter die Lupe genommen. Dazu testeten die Forscher*innen die allgemeine Kognition und das Gedächtnis bei 500 Proband*innen persönlich mit verschiedenen neuropsychologischen Verfahren. Auch in dieser Studie zeigte sich ein zumindest leichter positiver Effekt der Präparate: Diejenigen Proband*innen, die täglich Multivitamine geschluckt hatten, schnitten in puncto Gedächtnis etwas besser ab als diejenigen, die nur ein Scheinmedikament erhielten.

In einer Metaanalyse bewertete das Team dann die Ergebnisse aller drei Untersuchungen zusammen. Dabei errechnete es, dass das Multivitaminpräparat im Vergleich zum Scheinmedikament die Alterung der Gehirnfunktion (kognitive Alterung) um etwa zwei Jahre verzögert hatte.

Noch zu früh für eine Empfehlung

Soll jetzt jeder täglich zu einer Extraportion Vitamintabletten greifen? Kritiker*innen der Studie betonen, dass es für eine generelle Empfehlung zu früh sei und diese Ergebnisse erst durch weitere Studien unterstützt werden müssen. Zumal es bisher kaum Hinweise darauf gibt, dass Vitamine die Hirnfunktion im Alter verbessern können. Zudem raten sie, die regelmäßige Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln prinzipiell zunächst mit der Hausärzt*in zu besprechen.

Zum Glück gibt es noch andere Möglichkeiten, dem kognitiven Verlust im Alter entgegenzuwirken. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Bewegung und das Gehirn täglich zu fordern und zu trainieren.

Quelle: arznei-news.de

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Image Source