Gesundheit heute

Schlaganfall

Schlaganfall (Hirnschlag, Hirninfarkt, Apoplexie): Plötzliche Durchblutungsstörung eines Gehirnabschnitts, die typischerweise mit schweren neurologischen Ausfällen wie Sprachstörungen oder Lähmungen einhergeht. Ursache dieser Durchblutungsstörungen sind vor allem arteriosklerotische Veränderungen der Hirngefäße. Pro Jahr treten in Deutschland etwa 270.000 Schlaganfälle auf. Meist sind über 70-Jährige betroffen, Schlaganfälle können aber auch bei Jüngeren vorkommen, z. B. infolge eines nicht behandelten Bluthochdrucks.

Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Innerhalb von vier Wochen ist einer von fünf Patienten verstorben, und von den Überlebenden bleibt jeder zweite dauerhaft pflegebedürftig. Damit ist der Schlaganfall auch die häufigste Ursache bleibender Behinderungen im Erwachsenenalter.

Um die Überlebenschancen zu verbessern und so viel Hirngewebe wie möglich zu retten, ist bei einem Schlaganfall so schnell wie möglich eine Intensivtherapie einzuleiten, je nach Ursache kombiniert mit einer Lysetherapie oder der Entfernung eines Thrombus (Thrombektomie) durch den Neuroradiologen. Nach überlebtem Schlaganfall erhalten die Patienten zur Vorbeugung weiterer Ereignisse meist eine Dauertherapie mit einem Blutverdünner oder einem Thrombozytenaggregationshemmer.

Symptome und Leitbeschwerden

Je nachdem, welche Hirnregion betroffen ist, kommt es zu:

  • Lähmungen an einer Körperhälfte (z. B. des rechten Arms, Beins und/oder der rechten Gesichtshälfte z. B. in Form eines hängenden Mundwinkels)
  • Empfindungsstörungen an einer Körperhälfte, etwa Kribbel- oder Taubheitsgefühl oder Nichtspüren von Berührungen
  • Sehstörungen (z. B. Doppelbilder, Verschwommensehen, einseitiger Sehverlust)
  • Gleichgewichtsstörungen (z. B. Schwindel, "Umfallen" beim Versuch zu sitzen, schwankendes Gehen "wie betrunken")
  • Erschwertes oder undeutliches Sprechen (z. B. Silbenverdrehungen, "Wortsalat") bis hin zur Unfähigkeit zu sprechen
  • Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen
  • Verlust der Blasen- und/oder Darmkontrolle
  • Nichterkennen und Ignorieren von Körperteilen, z. B. des gelähmten Arms
  • Bewusstseinsstörungen, z. B. Verwirrtheit oder Erregtheit, aber auch Benommenheit bis hin zu Bewusstlosigkeit
  • Häufig Beschwerdebeginn am frühen Morgen, z. B. nach dem Aufstehen
  • Meist plötzliches Einsetzen der Ausfälle, seltener über Stunden fortschreitend.

Wann zum Arzt

Sofort zum Hausarzt oder Internisten, wenn

  • die aufgeführten Beschwerden auftreten, auch wenn sie nach einigen Minuten wieder verschwunden sind.
  • Hinweis: Der Schlaganfall ist ein Notfall! Eine Behandlung innerhalb der ersten Stunden ist essenziell wichtig für die Langzeitprognose.

Die Erkrankung

Ist die Gehirndurchblutung beeinträchtigt, werden die empfindlichen Nervenzellen schon nach wenigen Minuten in ihrer Funktion gestört. Wenn nur ein ganz kleines Gebiet des Gehirns betroffen ist, kann dies unbemerkt bleiben. In der Regel zeigen sich jedoch Ausfälle wie z. B. Lähmungen oder Sprachstörungen.

Normalisiert sich die Durchblutung schnell wieder, erholen sich die Nervenzellen und die Ausfälle bilden sich völlig zurück. Dauert die Durchblutungsstörung aber länger an, so sterben die Nervenzellen ab. Dann bleiben fast immer Spätfolgen bestehen.

Zwei häufige Ursachen

Der "Schlaganfall" ist zunächst ein Sammelbegriff für alle plötzlichen Durchblutungsstörungen des Gehirns, die zu länger dauernden Ausfällen führen. Hinter diesen folgenschweren Durchblutungsstörungen können sich viele Ursachen und Erkrankungen verbergen, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: Der Schlaganfall aufgrund eines Gefäßverschlusses und der Schlaganfall infolge einer Hirnblutung.

Ein Gefäßverschluss ist in etwa 85 % der Fälle die Ursache eines Schlaganfalls. Das Gehirngewebe "hinter" dem verstopften Gefäß bekommt kein Blut und damit keinen Sauerstoff mehr und stirbt ab. Man spricht dann auch von einem Hirninfarkt (Hirnischämie, ischämischer Schlaganfall).

  • Häufigste Ursache eines solchen Gefäßverschlusses ist die Gefäßverkalkung (Arteriosklerose). Die arteriosklerotischen Ablagerungen engen eine Halsschlagader oder ein Gefäß innerhalb des Gehirns immer mehr ein, bis ein winziges Gerinnsel ausreicht, um einen kompletten Verschluss hervorzurufen. Doch selbst wenn die Ablagerungen das Gefäß nicht völlig verschließen, besteht die Gefahr eines Schlaganfalls: Abgelöste Teilchen können mit dem Blut in kleinere Gehirngefäße gelangen und diese schließlich verstopfen (Hirnembolie).
  • Zweithäufigste Ursache sind Blutgerinnsel im Herzen, z. B. infolge eines Vorhofflimmerns, von denen Teile mit dem Blutstrom verschleppt werden und ein Gehirngefäß verlegen.
  • Seltene Ursachen sind z. B. Gefäßentzündungen oder eine gesteigerte Neigung des Bluts zu gerinnen, sodass das Blut ohne besondere Ursache verklumpt. Diese Ursachen spielen vor allem bei jüngeren Menschen eine Rolle.
  • Bei etwa 20–25 % der ischämischen Schlaganfälle bleibt trotz aufwendiger Diagnostik die Ursache unklar.

Bei den übrigen 15 % der Schlaganfallpatienten ist eine Blutung in das Gehirn Ursache des Schlaganfalls. Dies wird als Hirnblutung (intrazerebrale Blutung, Hirnmassenblutung) bezeichnet. Das Gehirn wird durch die Blutung zusammengedrückt und geschädigt. Häufig entsteht eine solche Blutung, wenn ein durch Bluthochdruck vorgeschädigtes Gefäß platzt (hypertone Massenblutung), seltener ist eine angeborene Gefäßwandschwäche die Ursache.

Warnung: TIA (Transitorische ischämische Attacke)

Eine kurzzeitige Durchblutungsstörung des Gehirns (ohne Hinweise auf einen kompletten Hirninfarkt) mit vorübergehenden neurologischen Ausfällen nennen die Ärzte TIA, umgangssprachlich auch als "Schlägelchen" bezeichnet. Dabei kommt es z. B. zu kurz andauernden Lähmungen, Gefühlsstörungen (z. B. eines Arms) oder Sehstörungen. Meist bestehen diese Symptome nur einige Minuten und verschwinden dann wieder. Trotz der spontanen Besserung ist die TIA häufig ein Vorbote für einen Schlaganfall, vor allem in den ersten Tagen danach ist das Risiko besonders hoch. Daher sollte die Ursache möglichst schnell, optimalerweise noch am gleichen Tag geklärt werden, um den drohenden Schlaganfall rechtzeitig abzuwenden.

Risikofaktoren

Ein Bluthochdruck erhöht das Risiko für einen Schlaganfall um das 4–5-Fache, Vorhofflimmern um das bis zu 15-Fache. Weitere wichtige Risikofaktoren sind

  • Diabetes, Fettstoffwechselstörungen
  • Rauchen, Alkoholmissbrauch und Kokainmissbrauch
  • Bewegungsmangel
  • Adipositas
  • Stress und Depressionen
  • Gerinnungsstörungen
  • Schwangerschaft, Einnahme der "Pille", Hormonersatztherapie.

Diagnosesicherung

Time is Brain – Zeit ist Gehirn. Da die Gehirnzellen sehr empfindlich sind, sterben sie schon nach kurzer Zeit ohne Sauerstoffversorgung ab. Daher gilt es bei Verdacht auf Schlaganfall, die Diagnostik möglichst schnell voranzutreiben. Optimalerweise beginnt sie schon auf dem Weg in das Krankenhaus. Der Patient wird an einen Überwachungsmonitor angeschlossen, um Atmung und Kreislauf zu kontrollieren und ein EKG dient der Feststellung von Herzrhythmusstörungen.

In der Klinik folgen Blutentnahmen zur Einschätzung der Stoffwechsellage und zum Ausschluss anderer Ursachen (siehe unten, Differenzialdiagnosen). Erfahrene Neurologen führen eine fokussierte Untersuchung auf verschiedenste neurologische Ausfälle und Auffälligkeiten durch. Zur schnellen orientierenden Einschätzung eignen sich die Prüfung der Gesichtsmotorik (Zähnefletschen, Wangen aufblasen, Lächeln, Stirnrunzeln), der Arm- und Beinmotorik und die Prüfung von Sprachverständnis und Sprechen.

Schnellstmöglich, spätestens aber 25 Minuten nach Aufnahme des Patienten, wird eine Computertomografie oder alternativ eine Kernspintomographie des Schädels durchgeführt. Ist eine Hirnblutung als Ursache ausgeschlossen, beginnen die Ärzte sofort mit der Behandlung (siehe unten).

Differenzialdiagnosen. Bei bis zu 30 % aller Verdachtsfälle auf Schlaganfall liegen den plötzlichen neurologischen Ausfällen andere Ursachen zugrunde. Die wichtigsten davon sind Unterzuckerung (Hypoglykämie), Alkoholvergiftung, Nervenschädigungen, Migräne mit Aura, epileptische Anfälle und die Sepsis.

Behandlung

Intensivmedizinische Soforttherapie

Je schneller die Gehirndurchblutung normalisiert wird, desto größer sind die Überlebenschancen. Gleiches gilt für die Rückbildung der neurologischen Ausfälle, auch bei ausgeprägten Symptomen. Das Zeitfenster für mögliche Behandlungen ist allerdings klein, es schließt sich schon 4,5 Stunden nach Beschwerdebeginn.

Grundpfeiler der medizinischen Behandlung ist eine optimale Einstellung der Herz-Kreislauf-Situation, der Atemfunktion und des Stoffwechsels. Ein ausreichender Blutdruck und die zusätzliche Sauerstoffgabe über einen Nasenschlauch können für geschädigte, aber noch nicht abgestorbene Nervenzellen den Unterschied zwischen Überleben oder Untergang und für den Patienten den Unterschied zwischen Selbstständigkeit oder Hilfsbedürftigkeit im Alltag bedeuten. Ein hoher Blutzucker und Fieber sind ungünstig und müssen behandelt werden. Der Flüssigkeitshaushalt wird mittels Infusionen reguliert.

Wiederherstellung der Durchblutung beim Hirninfarkt

Sind eine Hirnblutung und weitere Kontraindikationen ausgeschlossen, versuchen die Ärzte, die Durchblutung in den minderdurchbluteten Hirngebieten wiederherzustellen. Dazu gibt es derzeit zwei Verfahren

  • Thrombolysetherapie (Lysetherapie)
  • Mechanische Thrombektomie.

Bei der Lysetherapie versucht man, das Blutgerinnsel mithilfe von Medikamenten aufzulösen. Dafür werden Fibrinolytika wie Alteplase (z. B. Actilyse®) über eine Infusion verabreicht. Eine solche Therapie ist allerdings nur innerhalb der ersten 4,5 Stunden nach Beschwerdebeginn erfolgversprechend, nur in Einzelfällen wird sie auch später eingesetzt. Die Lyse ist auch mit Risiken behaftet, vor allem steigt die Gefahr von Hirnblutungen. Außerdem darf sie in zahlreichen Situationen nicht durchgeführt werden, z. B. bei erhöhter Blutungsgefahr (frisches Magengeschwür, Speiseröhrenkrampfadern), Schwangerschaft, nach vorangegangenen großen Operationen, bei nicht kontrollierbarem Bluthochdruck oder gestörter Blutgerinnung. Aus diesem Grund wird die Lyse selbst bei frühzeitiger Krankenhausaufnahme nur bei etwa 20 % der Hirninfarktpatienten angewendet.

Ist eines der großen hirnversorgenden Gefäße durch einen Thrombus verschlossen, erwägen die Ärzte eine Thrombektomie. Dazu schieben sie über die große Oberschenkelarterie zunächst einen dünnen Führungsdraht bis vor den Gefäßverschluss und stellen Gefäße und Engstelle mithilfe von Kontrastmittel röntgenologisch dar. Danach wird ein spezieller kleiner Katheter eingeführt und damit der Thrombus entfernt. Das Verfahren birgt einige Risiken: So können Gefäße geschädigt und dadurch Blutungen ausgelöst, Gerinnselbrocken verschleppt oder Gefäßverkrampfungen verursacht werden. Auch für diese Therapie existiert ein Zeitfenster, typischerweise bis zu 6 Stunden nach Beginn der Beschwerden, im Einzelfall auch länger. Aufgrund dieses Zeitfensters und der oben genannten Kontraindikationen sind nur ungefähr 5–10 % der Schlaganfallpatienten für eine Thrombektomie geeignet.

Für Patienten, bei denen weder eine Lyse noch eine Thrombektomie in Frage kommt, bleibt nur die intensivmedizinische, symptomatische Versorgung, um den Zustand zu stabilisieren und Komplikationen zu vermeiden. Daneben startet bei diesen wie auch bei allen anderen Schlaganfallpatienten so früh wie möglich die frühzeitige Rehabilitation (siehe unten).

Therapie bei Hirnblutung

Bei einer Hirnblutung sind in aller Regel keine speziellen Behandlungen möglich. Eine operative Entfernung des Bluts aus dem Gehirn klingt zwar logisch, hat sich aber nur für bestimmte Blutungen als vorteilhaft erwiesen (z. B. beim akuten Subduralhämatom). Ob gerinnungsfördernde Medikamente die Blutung schnell zum Stillstand bringen können, wird derzeit untersucht. Grundpfeiler der Therapie sind deshalb wie beim Hirninfarkt die intensivmedizinische Stabilisierung und Überwachung des Patienten, die Vermeidung bzw. Behandlung von Komplikationen und, sofern möglich, die Frührehabilitation.

Sondertext: Stroke Unit – das Beste für die ersten Behandlungstage.

Behandlung von Komplikationen

Treten Komplikationen auf, sollten diese so früh wie möglich behandelt werden. In den ersten Tagen kann das Gehirngewebe stark anschwellen. Die daraus resultierende Hirndrucksteigerung schädigt das Gehirn zusätzlich und muss deshalb umgehend behandelt werden, z. B. durch hirndrucksenkende Medikamente, Ableitung des Hirnwassers über eine Drainage nach außen oder eine operative Entfernung des Schädeldeckels, damit das Gehirn die Möglichkeit hat, sich auszudehnen.

Bei Blasenfunktionsstörungen wird zunächst ein Blasendauerkatheter gelegt, Schluck- bzw. Bewusstseinsstörungen machen eine Sondenernährung erforderlich.

Entscheidend für die Prognose ist zudem, durch die Bettlägerigkeit entstehenden Risiken entgegenzuwirken. Dazu zählen die medikamentöse Thromboseprophylaxe sowie Vorkehrungen gegen Wundliegen und Lungenentzündung.

Frühe rehabilitative Behandlung

Um noch vorhandene Fähigkeiten zu erhalten und Folgeschäden zu reduzieren, kommen schon während der Akuttherapie Rehabilitationsmaßnahmen zum Einsatz. Dazu gehört neben Physio- oder Ergotherapie und logopädischen Verfahren auch das Bobath-Konzept. Dieses wurde speziell für Patienten mit gestörter Funktion, Bewegung und Haltungskontrolle bei Schädigung des Zentralnervensystems entwickelt.

Wie lange ein Patient in einer Stroke Unit oder einem Krankenhaus verbleibt, ist unterschiedlich. Nach der Akuttherapie schließt sich meist eine 4–6-wöchige Rehabilitation in speziell dafür eingerichteten Kliniken an.

Sekundärprophylaxe gegen erneute Ereignisse

Menschen, die schon eine TIA oder einen Schlaganfall hatten, haben ein hohes Risiko für eine erneute Durchblutungsstörung. Je nach Grunderkrankung ist deshalb eine sogenannte Sekundärprophylaxe durch Hemmung der Blutgerinnung erforderlich.

  • Patienten mit Vorhofflimmern erhalten eine therapeutische Antikoagulation mit Kumarinen (z. B. Marcumar®) oder direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK), wie z. B. Dabigatran (z. B. Pradaxa®) oder Apixaban (Eliquis®).
  • Patienten ohne Vorhofflimmern erhalten auf Dauer ein Medikament, das das Verklumpen der Blutplättchen und damit die Gerinnselbildung hemmt, meist Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin 100®), bei hohem Risiko vorübergehend kombiniert mit Clopidogrel (z.B. Plavix®).

Daneben werden erhöhte Blutfettwerte und Blutzuckerspiegel sowie Bluthochdruck medikamentös behandelt. Außerdem gilt es, weitere Risikofaktoren wie z. B. Übergewicht nachhaltig zu bekämpfen.

Prognose

Die Prognose hängt bei einem Schlaganfall entscheidend davon ab, welches Hirngebiet betroffen ist, wie groß der Schaden ist und wie schnell die Durchblutung wiederhergestellt werden kann. Langfristig ist ebenso bedeutend, wie gut die Rehabilitation auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten zugeschnitten ist und wie gut dieser mitarbeitet.

Generell haben junge Patienten mit geringen Ausfallerscheinungen eine größere Chance, dass sich die Ausfallerscheinungen wieder rückbilden.

Ihr Apotheker empfiehlt

Vorsorge und Nachsorge

Das Auschalten bzw. Minimieren von Risikofaktoren ist entscheidend für die Vorbeugung sowohl bei (Noch-)Gesunden als auch bei Menschen, die bereits einen Schlaganfall oder eine TIA hatten. Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:

  • Blutdruck optimieren. Bluthochdruck ist ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung von Gefäßverkalkungen – und das nicht nur im Gehirn! Durch regelmäßige körperliche Aktivität kann der Blutdruck positiv beeinflusst werden. Reicht dies nicht aus, besprechen Sie das Problem mit Ihrem Hausarzt. Leiden Sie bereits unter Bluthochdruck, nehmen Sie Ihre Medikamente wie verordnet ein.
  • Blutzucker kontrollieren. Auch ein Diabetes führt zu diversen Gefäßveränderungen, daher sollte ein erhöhter Blutzucker gesenkt und eine antidiabetische Therapie konsequent eingehalten werden. Ein weiterer wichtiger Schritt ist eine ausgewogene und gesunde Ernährung.
  • Rauchen aufgeben. Rauchen schädigt nicht nur die Lunge, sondern auch die Gefäße. Versuchen Sie den Nikotinkonsum Schritt für Schritt einzuschränken, bis Sie das Rauchen komplett aufgeben. Eine Nikotinersatztherapie oder Medikamente können Sie beim Rauchstopp unterstützen. Tipps zur Raucherentwöhnung finden Sie im Beitrag Nikotinabhängigkeit.
  • Blutfette optimieren: Hauptbestandteil von Gefäßplaques sind Fette. Um ein weiteres Wachsen (bis hin zum Gefäßverschluss) zu verhindern, sollten die Blutfette (vor allem das LDL-Cholesterin) verbessert werden. Auch hier ist eine gesunde Ernährung sowie körperliche Aktivität der wichtigste Schritt. Eine medikamentöse Therapie empfiehlt bei Bedarf Ihr Hausarzt.
  • Gewicht halten oder reduzieren. Übergewicht ist ein weiterer Risikofaktor, der die Gefäße schädigt. Regelmäßige Bewegung und Sport tragen zur Gewichtsreduktion bei und senken effektiv das Schlaganfallrisiko. Hilfreiche Tipps und Informationen zum Thema Abnehmen finden Sie im Beitrag Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen.
  • Spazierengehen. Eine Studie hat ergeben, dass bei Frauen über 45 Jahren regelmäßige Spaziergänge von insgesamt mindestens zwei Stunden pro Woche das Schlaganfall-Risiko um 30 Prozent reduzieren.
  • Weniger Alkohol trinken. Wer seine Gefäße schützen will, muss nicht vollständig auf Alkohol verzichten. Gegen einen maßvollen Alkoholkonsum ist nichts einzuwenden – der ist aber geringer als die meisten vermuten würden. So sollten Männer pro Tag nicht mehr als ca. 20 g Alkohol zu sich nehmen (das entspricht etwa 0,5 l Bier oder 0,2 l Wein), Frauen nicht mehr als ca. 10 g (also etwa 0,25 l Bier oder 0,1 l Wein).

Medikamente zur Prävention

Medikamente werden zur Schlaganfallvorbeugung bei Gesunden nicht empfohlen. Anders ist es bei Menschen mit bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Für Patienten mit einer koronaren Herzkrankheit wird die Einnahme eines Statins empfohlen, das über seine blutfettsenkende Wirkung hinaus einen günstigen Effekt auf die Gefäße zu haben scheint. Auch niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (z. B. Aspirin 100®) ist empfehlenswert – sie verhindert das Verklumpen von Blutplättchen und damit die Gerinnselbildung in Gefäßen. Bei Vorhofflimmern, Ausbuchtungen der Herzwand (Aneurysmen) oder bestimmten Klappenfehlern beugt eine medikamentöse Gerinnungshemmung (z. B. mit Eliquis®) der Gerinnselbildung im Herzen und damit einem Schlaganfall vor.

Eine vorbeugende Operation oder Aufdehnung von Verengungen der Halsschlagader ist nur sinnvoll, wenn diese stark ausgeprägt sind, rasch fortschreiten oder bereits zu einer TIA geführt haben. Bei leichten oder mäßigen Verengungen und Beschwerdefreiheit ist das Eingriffsrisiko höher als das Schlaganfallrisiko.

Weiterführende Informationen

Von: Dr. med. Nicole Menche in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Vorsicht, FSME-Gefahr!

In Risikogebieten ist jede tausendste bis zwanzigste Zecke mit FSME-Viren infiziert.

Vorsicht, FSME-Gefahr!

Zecken mit Viren im Gepäck

Jedes Jahr infizieren sich in Deutschland hunderte Menschen durch einen Zeckenstich mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis, kurz FSME genannt. Meist verläuft die Infektion harmlos. Doch bei einigen Patient*innen bleiben neurologische Schäden zurück, und jede hundertste verstirbt daran. Im aktuellen Ratgeber erfahren Sie, wann ein Zeckenstich gefährlich ist und wie man sich vor der FSME schützen kann.

FSME-Viren weltweit verbreitet

Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Infektionskrankheit, bei der es zur Entzündung von Gehirn, Gehirnhaut (Meningen) und Rückenmark kommt. Ursache sind FSME-Viren, die durch Zecken übertragen werden. Sticht eine von FSME-Viren befallene Zecke zu, gelangen die Viren über den Zeckenspeichel in das Blut des Menschen und können so die Erkrankung auslösen. Im Jahr 2022 war dies in Deutschland bei 554 Personen der Fall.

FSME-Viren sind weltweit verbreitet, aber nicht überall gleich stark vertreten. In ganz Europa gibt Risikogebiete, in denen besonders viele Zecken das Virus in sich tragen. Dort infizieren sich entsprechend auch mehr Menschen durch Zeckenstiche mit FSME. Eine Region gilt dann als Risikogebiet, wenn etwa jede tausendste bis zwanzigste Zecke die Erkrankung überträgt. Außerhalb von Risikogebieten ist das FSME-Virus so selten, dass es trotz Zeckenstichen nur selten zur Infektion kommt.

In Deutschland gehören zu den Risikogebieten vor allem

  • Bayern und Baden-Württemberg
  • Südhessen und das südöstliche Thüringen
  • Sachsen und das südöstliche Brandenburg.

Seit einigen Jahren gibt es aber auch im Westen und Norden Deutschlands vereinzelte Risikogebiete. Dies sind z.B. das Emsland, die Landkreise Solingen (Nordrhein-Westfalen) und Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) sowie der Saarpfalz-Kreis. Das Robert Koch-Institut veröffentlich auf seiner Webseite regelmäßig Informationen zu den aktuellen Risikogebieten in Deutschland. Informationen zu den europäischen FSME-Risikogebieten sind auf den Seiten des European Center for Disease Prevention and Control (ECDC) erhältlich.

Doch die FSME-Gefahr wächst nicht nur dadurch, dass die Viren geographisch immer weiter von Süden nach Norden vorrücken. Hinzu kommt: Zecken werden bei Temperaturen über 8° C aktiv - die Hauptübertragungszeit ist deshalb zwischen April und Oktober. Durch die Klimaerwärmung verlängert sich die Zeckensaison aber zunehmend und damit steigt auch das Risiko, von Zecken gestochen zu werden.

Hinweis: Wer sich in den Bergen aufhält, muss FSME und andere von Zecken übertragene Erkrankungen weniger fürchten. Krankheitsübertragende Zecken kommen bisher nur in Höhen bis etwa 2000 m vor.

Bei zweiphasigem Verlauf wird´s brenzlig

Krankheitserscheinungen entwickeln etwa ein Drittel der Menschen, die von einer mit FSME-Viren befallenen Zecke gestochen werden. Von schwerwiegenden Symptomen und bleibenden Schäden sind eher Erwachsene und vor allem älteren Menschen betroffen. Kinder haben meist leichtere Krankheitsverläufe.

Ein bis zwei Wochen nach dem Zeckenstich beginnt die Erkrankung zunächst mit leichten grippeartigen Symptomen wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel. In den meisten Fällen bilden sich diese Beschwerden wieder zurück und die Krankheit ist überstanden.

In etwa 10% der Infektionen kommt es jedoch nach einem fieberfreien Intervall zu einem weiteren Krankheitsgipfel mit Beteiligung des zentralen Nervensystems. Die Erkrankten leiden unter hohem Fieber, Übelkeit, Erbrechen und starken Kopfschmerzen. Als Zeichen für entzündete Hirnhäute ist die Nackensteifigkeit typisch. Das bedeutet, dass das Beugen des Kopfes nach vorn zur Brust schmerzhaft und daher nur eingeschränkt möglich ist. In sehr schweren Fällen schädigt die Infektion sogar die Nerven und es drohen Lähmungen (auch der Atemmuskeln) und Schluckstörungen.

Sind nur die Hirnhäute betroffen, heilt die Erkrankung meist folgenlos aus. Schlechter ist die Prognose, wenn das Gehirn auch infiziert ist. Dann muss jede Fünfte mit bleibenden Schäden wie Lähmungen, epileptischen Anfällen oder Gleichgewichtsstörungen rechnen. Jede Hundertste der Patient*innen mit Beteiligung des zentralen Nervensystems stirbt sogar an seiner FSME-Infektion. Am höchsten ist dieses Risiko, wenn neben dem Gehirn auch das Rückenmark beteiligt ist.

Zeckenstich – wann zur Ärztin?

Wer an sich oder seinem Kind eine Zecke entdeckt, sollte diese möglichst schnell entfernen. FSME-Viren werden nämlich schon mit dem ersten Zeckenspeichel ins Blut übertragen. Zum Entfernen eignen sich am besten Pinzetten oder spezielle Instrumente, wie Zeckenzangen oder Zeckenkarten. Ihre Apotheker*in berät Sie beim Kauf, wie man diese am effektivsten einsetzt.

Nach dem Herausziehen der Zecke desinfiziert man die Einstichstelle gründlich. Kommt es in der Woche nach dem Zeckenstich zu Fieber, Kopfschmerzen oder gar Nackensteifigkeit, muss unbedingt die Hausärzt*in aufgesucht werden. Tritt an der Einstichstelle eine ringförmige Rötung auf, könnte eine weitere durch Zecken übertragene Infektion, die Borreliose, dahinterstecken. Auch in diesem Fall sollte man schleunigst eine Arztpraxis aufsuchen. Denn gegen die Borreliose helfen – früh eingesetzt – Antibiotika.

In der Arztpraxis wird ein Verdacht auf FSME über eine Blutentnahme abgeklärt. In den ersten beiden Wochen nach der Infektion lässt sich direkt das Virus bestimmen. Später ist das nicht mehr möglich, dann sucht die Ärzt*in nach Antikörpern, die der Körper zur Abwehr des Virus bildet. Diese lassen sich im Blut oder in der Hirnflüssigkeit (Liquor) nachweisen.

Eine spezielle Therapie gegen FSME gibt es nicht. Behandelt werden die Symptome. Gegen Kopfschmerzen und Fieber bekommen die Betroffenen z.B. Ibuprofen oder Paracetamol. Bei sehr schweren Verläufen mit Atemlähmung oder Bewusstseinsstörungen müssen die Erkrankten intensivmedizinisch betreut werden.

Hinweis: Neurologische Schäden wie Lähmungen oder Sprechstörungen erfordern oft eine lange Behandlung. Etwa 40% der Betroffenen benötigen Rehamaßnahmen. Zum Einsatz kommen dabei vor allem Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie.

Vorbeugen ist besser als erkranken

Da es zur Behandlung der FSME keine spezielle Therapie gibt, ist Vorbeugen umso wichtiger. Basismaßnahme ist der Schutz vor Zeckenstichen. Wer sich in der Natur aufhält, sollte geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und Beinen und feste Schuhe tragen. Sehr hilfreich ist es, die Hosenbeine in die Strümpfe zu stecken. Entgegen landläufiger Meinung fallen die Zecken selten von Ästen. Sie heften sich eher von unten an den Menschen, z.B. über Gräser, und krabbeln dann unter die Kleidung die Beine entlang in Richtung Kniekehle oder Leiste. Um unbedeckte Hautstellen zeckenfrei zu halten, gibt es zeckenabweisende Mittel – diese halten allerdings nur wenige Stunden an.

Die sicherste Maßnahme gegen die FSME ist die Impfung. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung verschiedenen Bevölkerungsgruppen:

  • Personen, die in Risikogebieten leben oder sich dort kurzfristig aufhalten, und dort von Zecken gestochen werden können. Das sind z.B. Wandernde, Hundebesitzer*innen und andere Menschen, die sich viel in der Natur aufhalten.
  • Personen, die in Risikogebieten im Wald oder der Landwirtschaft arbeiten.
  • Menschen, die außerhalb von Deutschland in Risikogebieten Urlaub machen wollen.
  • Laborpersonal.

Kinder sollten ebenfalls gegen FSME geimpft werden – auch wenn die Infektion bei ihnen meist leichter verläuft. Erlaubt ist die Impfung ab dem Alter von zwölf Monaten. Allerdings löst sie bei Kleinkindern unter drei Jahren in bis zu 15% Fieber aus. Ärzt*in und Eltern besprechen deshalb am besten individuell, wie hoch das Risiko für das Kind tatsächlich ist.

Hinweis: Die Krankenkassen tragen die Kosten für Personen, die innerhalb Deutschlands gefährdet sind, also z.B. in einem Risikogebiet wohnen. Ob die Kosten auch als Reiseimpfung für einen Auslandaufenthalt in Risikogebieten übernommen werden, muss man mit seiner Kasse abklären.

Dreimal impfen muss sein

Für den kompletten Impfschutz sind drei Impfungen erforderlich. Je nach verwendetem Präparat erfolgt die zweite Impfung zwei Wochen bis drei Monate nach der Basisimpfung. Impfung Nr. 3 wird dann nach fünf bis zwölf oder neun bis zwölf Monaten verabreicht. Um schon im Frühjahr geschützt zu sein, beginnt man mit den Impfungen am besten im Winter. Etwa zwei Wochen nach der zweiten Impfung hat sich in den meisten Fällen ein Schutz entwickelt, der für eine Zeckensaison anhält. Nach der dritten Impfung hält der Schutz mindestens drei bis fünf Jahre, häufig auch länger. Expert*innen empfehlen, die FSME-Impfung bei Erwachsenen alle drei Jahre aufzufrischen.

Hinweis: Personen mit reduzierter Immunabwehr (z.B. unter einer Therapie mit immununterdrückenden Medikamenten oder bei einer Autoimmunerkrankung) benötigen vielleicht mehr Impfungen. Deswegen prüft die Ärzt*in nach der zweiten Teilimpfung, ob der Körper ausreichend Antikörper gebildet hat.

Nebenwirkung durch die Impfung?

Meist werden die Impfungen gut vertragen. Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle sind häufig, aber harmlos. Manchmal treten in den ersten vier Tagen nach der Impfung grippeähnliche Beschwerden auf, sehr selten auch Missempfinungen oder Kribbeln. Manche Geimpfte klagen auch über Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden. Diese unerwünschten Wirkungen klingen in den allermeisten Fällen aber schnell wieder ab und haben keine Folgen. Oft kommt es auch nur bei der ersten Impfung dazu und nicht bei den Folgeimpfungen.

Anders ist das bei Kindern unter drei Jahren. Diese reagieren in 15% der Impfungen mit Fieber. Die Ärztin bespricht deshalb mit den Eltern individuell, ob die Impfung wirklich nötig ist. Das gilt auch, wenn das Kind eine Hühnereiweißallergie hat. Die FSME-Viren für die Impfstoffentwicklung werden auf Bindegewebszellen von Hühnern gezüchtet. Damit besteht ein minimales Risiko, dass im Impfstoff Hühnereiweiß enthalten ist. Ein Kind mit schwerer Hühnereiweißallergie darf nur unter besonderen Schutzmaßnahmen und mit anschließender Beobachtung geimpft werden.

Schnellschema für Eilige

Normalerweise braucht der Körper mehrere Monate, bis er nach der Impfung einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat. Wer kurzfristig eine Reise in ein Risikogebiet plant, benötigt den Impfschutz deutlich schneller. Dann kann nach einem speziellen Schnellschema geimpft werden.

Auch hierbei hängen die Impfabstände vom verwendeten Impfstoff ab. Dabei werden z.B. die zweite und dritte Impfung sieben bzw. 21 Tagen nach der Erstimpfung verabreicht. In der Regel lässt sich so drei bis fünf Wochen nach der Basisimpfung ein Impfschutz für ein- bis eineinhalb Jahre erreichen. Welches Präparat und Impfschema am besten geeignet ist, muss individuell entschieden werden.

Quellen: Robert Koch-Institut, Fischer S., DAZ 2023;8:32

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images/nature picture library/Jürgen Freund