Gesundheit heute

Parkinson-Medikamente

Für die Behandlung der Parkinson-Krankheit gibt es zahlreiche Medikamente mit unterschiedlichen Wirkmechanismen, die zur Wirkungsverstärkung fast alle miteinander kombiniert werden können:

  • L-Dopa (Levodopa) ist die Vorstufe von Dopamin und soll das fehlende Dopamin im Gehirn ersetzen. Es lindert die Beschwerden am besten und ist das Medikament der ersten Wahl bei Patienten über 70 Jahren. Bei Jüngeren wird es möglichst vermieden, da es nach 5–10 Jahren häufig an Wirkung verliert und möglicherweise selbst zu Bewegungsstörungen führt. LDopa muss entweder ½–1 Stunde vor oder 1 ½ Stunden nach den Mahlzeiten eingenommen werden, da Eiweiß in der Nahrung seine Aufnahme ins Blut verhindert. Beispiele: Madopar®, Nacom®
  • Dopaminagonisten unterscheiden sich zwar chemisch vom Dopamin, greifen aber an den gleichen „Andockstationen“ im Gehirn an und wirken somit ähnlich. Da zusätzliche Bewegungsstörungen nach mehrjähriger Behandlung bei ihnen seltener beobachtet wurden als bei L-Dopa und möglicherweise der Nervenzelluntergang günstig beeinflusst wird, sind sie bei Patienten unter 70 Jahren Mittel der Wahl. Reichen Dopaminagonisten alleine nicht aus, reduzieren sie zumindest die notwendige Dosis von L-Dopa. Von älteren Menschen und Patienten mit weiteren Begleiterkrankungen werden sie aber durchschnittlich schlechter vertragen. Leider kommt es unter Einnahme von Dopaminagonisten bei einigen Patienten zu Impulskontrollstörungen. Diese äußern sich durch Ess-Attacken, Zwangshandlungen, gesteigerte Lipido oder riskantes Verhalten bis hin zur Spiel- oder Kaufsucht. Der Zusammenhang zu der Medikamenteneinnahme ist oft nur schwer zu erkennen. Beispiele: Bromocriptin (Pravidel®), Cabergolin (Cabaseril®), Pergolid (Parkotil®), Pramipexol (Sifrol®), Ropinirol (Requip®), Piribedil (Clarium®). Eine Studie zum Dopaminagonisten Rotigotin hat ergeben, dass dieser nicht nur gegen die motorischen Symptome der Krankheit wirkt, sondern auch die psychischen Beschwerden lindert. Studienteilnehmer, die Rotigotin nahmen, hatten weniger Depressionen, Schlafstörungen und Schmerzen und dadurch eine bessere Lebensqualität.
  • COMT-Hemmer hemmen den Dopaminabbau und erhöhen dadurch die Dopaminkonzentration im Gehirn. Beispiel: Entacapon (Comtess®), Tolcapon (Tasmar®) und Opicapon (Ongentys®). COMT-Hemmer werden immer mit Levodopa und DOPA-Decarboxylase-Hemmern kombiniert. Sie sollen die Wirksamkeit von Levodopa verbessern, indem sie gemeinsam mit einem DOPA-Decarboxylase-Hemmer den Abbau von Levodopa reduzieren und so dessen Blutkonzentration erhöhen. Die Zusatzbehandlung mit COMT-Hemmern kommt für Patienten infrage, bei denen die Erkrankung weit fortgeschritten ist und die immer wiederkehrende Bewegungsstörungen haben, trotz Behandlung mit Levodopa und DOPA-Decarboxylase-Hemmern. Der 2016 zugelassene COMT-Hemmern Opicapon ist im Gegensatz zu früheren Vertretern seiner Klasse nicht lebertoxisch und muss aufgrund seiner langen Wirkungsdauer nur einmal täglich verabreicht werden.
  • MAO-B-Hemmer steigern ebenfalls die Dopaminverfügbarkeit im Gehirn, indem sie das Dopamin abbauende Enzym MAO-B hemmen. Ob sie darüber hinaus den Zelluntergang verlangsamen können, ist unklar. Sie wirken eher schwach und reichen daher als einziges Medikament nur bei leichtem Beschwerdebild. Beispiele: Selegilin (Movergan®), Rasagilin (Azilect®)
  • NMDA-Antagonisten sollen das gestörte Gleichgewicht zwischen den verschiedenen Botenstoffen im Gehirn verbessern. Auch sie werden vor allem im späteren Krankheitsverlauf in der Kombinationsbehandlung eingesetzt. Wegen der Gefahr von Schlafstörungen sollte Amantadin nach etwa 16 Uhr nicht mehr eingenommen werden. Beispiel: Amantadin (PK-Merz®), Budipin (Parkinsan®)
  • Anticholinergika sollen ebenfalls das gestörte Botenstoffgleichgewicht wiederherstellen. Sie verbessern die Bewegungsarmut aber nur wenig. Beispiele: Biperiden (Akineton®), Metixen (Tremarit®)

Da alle genannten Medikamente Nebenwirkungen haben, sind sie rezeptpflichtig. Besonders häufige Nebenwirkungen sind Halluzinationen und andere psychotische Symptome. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind unerlässlich.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Urlaub mit dementen Menschen

Für Familien mit einem dementen Familienmitglied gibt es spezielle Urlaubsangebote.

Urlaub mit dementen Menschen

Lieblingstasse und Fotos einpacken!

Das Zusammenleben mit dementen Menschen ist oft eine enorme psychische Belastung. Eine gemeinsame Auszeit ist dann manchmal eine gute Idee. Denn bei guter Planung ist auch ein Urlaub mit Demenzkranken möglich.

Vorab Rahmenbedingungen klären

Demente Familienmitglieder zu pflegen und zu versorgen, ist eine große Herausforderung. Für schöne Erlebnisse bleibt beim anstrengenden Alltag oft kaum Zeit.Manchen Familien hilft es dann, sich einen gemeinsamen Urlaub zu gönnen. Das ist vor allem mit Kranken in frühen und mittleren Demenzstufen gut machbar.

Damit der Urlaub gelingt, ist eine gute Planung notwendig. Denn der Urlaubsort sollte einige Voraussetzungen erfüllen: Verpflegung, Barrierefreiheit, Freizeitangebote und Betreuungmöglichkeiten sollten gut zum Stadium der Erkrankung passen.

Reizüberflutung meiden

Bei der Wahl des Ortes berücksichtigt man am besten bisherige Urlaube und besondere Vorlieben der Betroffenen. Besonders günstig sind z.B. Ferienwohnungen, an die schon mehrmals gereist wurde. Rundreisen führen dagegen leicht zu einer Reizüberflutung. Damit die ganze Sache nicht zu anstrengend wird, sollte die Anreise nicht zu lang sein.

Ganz wichtig ist es, die gewohnten Tagesabläufe möglichst akribisch einzuhalten. Schlafen, Essen, Körperpflege sollten zur gleichen Zeit und in der gleichen Reihenfolge stattfinden wie zuhause. Am besten packt man einige persönliche Gegenstände wie Familienfotos oder die Lieblingstasse ein. Sie sorgen in der fremden Umgebung für Vertrautes.

Spezielle Urlaubsangebote nutzen

Eine besondere Möglichkeit zur Erholung für Demenzkranke und ihre Angehörigen sind spezielle Angebote, bei denen geschultes Fachpersonal für stundenweise Betreuung zur Verfügung steht. Auf diese Weise können betroffene Familien gemeinsam Urlaub machen, und pflegende Angehörige zwischendurch etwas Zeit für sich in Anspruch nehmen. Adressen für Urlaubsangebote für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen stellt die Deutsche Alzheimergesellschaft e. V. auf ihrer Webseite zur Verfügung.

Tagesausflüge als Test

Gemeinsam etwas Schönes erleben lässt sich aber auch gut mit Tagesausflügen. Bestens geeignet dafür sind Orte, an denen die Betroffene früher gelebt hat oder mit denen angenehme Erinnerungen verbunden werden. Klappen solche Tagesausflüge gut, lassen sie sich auch als Vorbereitung für einen gemeinsamen Urlaub nutzen.

Quelle: ptaheute, Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V.

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images/Westend61/HalfPoint