Gesundheit heute

Medizintechnische Diagnostik in der Neurologie

Elektroenzephalografie. Die Gehirntätigkeit geht stets mit dem Fließen kleinster elektrischer Ströme und mit Spannungsschwankungen einher, die mithilfe der Elektroenzephalografie, kurz EEG, erfasst werden können. Die Aufzeichnung („Ableitung“) eines EEGs ist schmerzlos und ohne Nebenwirkungen: Es werden etwa 20 kleine Elektroden auf die Kopfhaut aufgesetzt, ggf. mit einer Kappe befestigt und über Kabel mit dem EEG-Gerät verbunden. Die EEG-Aufzeichnung dauert meist 20–30 Minuten. Bis auf einen Verzicht auf anregende Getränke wie Cola oder Kaffee am Untersuchungstag sind keine Einschränkungen zu beachten.

Das EEG kann entweder sofort auf Papier gedruckt oder auf einem Computermonitor dargestellt, gespeichert und später ausgedruckt werden. Normal ist ein regelmäßiges Muster feiner Kurven („Wellen“), das sich mit der Aktivität des Gehirns ändert.

Unverzichtbar ist das EEG bei der Diagnostik und Verlaufskontrolle von Epilepsien (Einzelheiten zu den hier angefertigten Spezial-EEGs). Bei unklarer oder länger andauernder Bewusstlosigkeit kann es zur Abschätzung der weiteren Aussichten des Patienten hilfreich sein. Außerdem wird es bei der Untersuchung im Schlaflabor zur Bestimmung der Schlafstadien sowie bei manchen Operationen zur Überwachung der Narkose eingesetzt.

Evozierte Potenziale. Bei der Ableitung der evozierten Potenziale wird die Antwort des Gehirns auf einen definierten Sinnesreiz registriert. Sehen wir z. B. einen Gegenstand an, so führt die Informationsweiterleitung auf ihrem Weg vom Auge zum Gehirn zu ganz regelhaften Änderungen der elektrischen Gehirnaktivität, die sich an bestimmten Stellen der Kopfhaut als typische Kurve registrieren lassen. Erkrankungen, welche die Weiterleitung des Reizes oder seine Verarbeitung im Gehirn beeinträchtigen, verändern die elektrische Gehirnaktivität und damit die evozierten Potenziale.

  • Bei der Messung der visuell evozierten Potenziale (VEP) wird der Sehsinn erregt, indem der Patient ein Schachbrettmuster ansieht oder flackerndem Licht ausgesetzt wird.
  • Entsprechend wird bei den akustisch evozierten Potenzialen (AEP) der Hörsinn angeregt, etwa durch Klicklaute.
  • Wird die Weiterleitung von Reizen aus dem Körper (etwa aus der Haut) zum Gehirn untersucht, handelt es sich um somatosensibel evozierte Potenziale (SSEP).
  • Auch die umgekehrte Leitungsrichtung kann geprüft werden: Bei den motorisch evozierten Potenzialen (MEP) wird die Großhirnoberfläche durch die Kopfhaut hindurch mit einem Magnetfeld stimuliert und die Antwort des Muskels hierauf registriert.

Während VEP und AEP schmerzlos sind, können SSEP und MEP durch die notwendige elektrische Reizung bzw. die unwillkürlichen Muskelzuckungen unangenehm sein. Reichen Oberflächenelektroden nicht aus, müssen Nadelelektroden benutzt werden, bei denen zusätzlich der Einstich der Nadel spürbar ist.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie Hunde kranken Menschen helfen

Ein Assistenzhund kann auch im Fitnesstudio helfen.

Wie Hunde kranken Menschen helfen

Doktor Bello

Hunde gehören nicht nur zu den besten Freunden der Menschen. Die Vierbeiner gewinnen auch als medizinische Helfer immer mehr an Bedeutung: Sie führen Blinde über die Straße, erschnüffeln Unterzucker und beruhigen in Stresssituationen.

Helfen, warnen, Krankheiten aufspüren

Jede Hundefreund*in liebt seinen Vierbeiner auch ohne zusätzliche Meisterleistungen. Doch es ist wirklich erstaunlich, was die klugen Tiere nach entsprechender Ausbildung und Prüfung alles bewerkstelligen können: Als Assistenzhunde führen sie nicht nur Sehbehinderte durch die Straßen. Für Menschen, die aufgrund ihrer Erkrankung gelähmt sind oder sich nur schwer bewegen können, öffnen sie Türen, betätigen Lichtschalter und heben kleine Dinge auf. Gehörlosenhunde melden, wenn Telefon oder Türglocke klingeln oder der Feuermelder Alarm gibt. Demenz-Hunde passen auf ihren Patient*innen auf und holen Angehörige oder Pflegende, wenn ihre Bezugsperson etwas Ungewöhnliches tut.

Signalhunde sind darauf trainiert, bestimmte Stoffwechselzustände zu erschnüffeln. Wie sie das genau machen, ist Inhalt intensiver Forschung. Diabetes-Warnhunde erkennen z.B. die Unterzuckerung von Herrchen oder Frauchen frühzeitig am Geruch. So alarmiert können die Betroffenen der drohenden Bewusstlosigkeit mit der Aufnahme von Zucker gut gegensteuern. Andere Hunde erschnüffeln Bakterien im Urin und machen so auf Harnwegsinfekte aufmerksam. Dass hilft bei Personen gut, die nicht mehr gut auf sich achten können. Neu sind die Forschungen in Bezug auf epileptische Anfälle. Auch diese können Hunde offenbar am Geruch betroffener Menschen vorhersagen. Wie gut das im Vorfeld klappt, wird jetzt erforscht.

Auch vor Krebs können die Fellnasen warnen. Prostatakrebs erkennen sie an flüchtigen organischen Verbindungen im Urin, zum Erschnüffeln von Darmkrebs müssen sie an Stuhlproben oder Atemluft-Proben riechen. Derzeit trainiert man Hunde auch für das Aufspüren von Melanomen, also dem schwarzen Hautkrebs.

Coronainfizierte werden erschnüffelt

Ihren hervorragenden Geruchssinn konnten die Hunde auch in der Pandemie gut einsetzen. Auf den Geruch von COVID-19-trainierte Fellnasen waren in der Lage, Coronainfizierte aus einer Menge von Schulkindern herauszufischen – nur, indem sie an deren Knöcheln und Füßen rochen.

Ganz ohne Geruchssinn helfen Hunde auch gegen depressive Verstimmungen und Angst. Während der Pandemie waren Hundebesitzer*innen z.B. deutlich besser vor Depressionen und Ängsten geschützt als Menschen, die keinen Hund hatten. Therapiehunde verringerten in einer US-amerikanischen Studie Schmerzen und Ängste von Patient*innen in der Notaufnahme. Autistische Kinder profitieren von Assistenzhunden, die sie in stressigen Situationen beruhigen und ihre Ängste verringern.

Schon der normale Haushund nützt

Man muss jedoch gar nicht krank oder verstimmt sein, um gesundheitlich von seinem Vierbeiner zu profitieren. Immer wieder zeigen Studien, dass Hundehalter*innen weniger psychischen Stress haben und seltener an kardiovaskulären Erkrankungen leiden.

Quelle: medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / RossHelen editorial / Alamy / Alamy Stock Photos