Gesundheit heute

Psychosomatische Störungen

Psychosomatische Störungen: Psychische Probleme wie chronischer Stress, berufliche Überforderung oder private Konflikte, die sich in organischen Erkrankungen manifestieren. Diese sind jedoch – im Gegensatz zu somatoformen Störungen – eindeutig nachweisbar, d.h. es liegt eine organische, diagnostizierbare Schädigung vor. Psychosomatische Erkrankungen können bereits in der Kindheit beginnen und sind bei Frauen häufiger als bei Männern.

Leitbeschwerden

Diese hängen ab von der Art der Erkrankung. Gemeinsam bei allen aber sind:

  • Stark fluktuierende Beschwerden (mal gibt es erträgliche Tage und Wochen, mal ist es ganz schlimm)
  • Das oft fehlende oder nur langsam erfolgende Voranschreiten der Erkrankung trotz des chronischen Charakters
  • Schmerzen und Allgemeinsymptome wie Müdigkeit oder Erschöpfung.

Die Erkrankungen

Jede Erkrankung betrifft immer sowohl die Psyche als auch den Körper – schließlich hat jede länger dauernde körperliche Erkrankung auch psychische Folgen und umgekehrt. Insofern wird das Konzept der psychosomatischen Medizin von uns Autoren inzwischen als überholt angesehen: Wenn das Beschwerdebild zumindest aller chronischen Krankheiten psychisch mitbedingt ist, kann man nicht mehr von psychosomatischen Erkrankungen als abgrenzbare Krankheitsgruppe sprechen. Die Autoren, die sich aber dieser Argumentation nicht anschließen, zählen folgende zu den psychosomatischen Erkrankungen:

  • Starkes Übergewicht (Adipositas)
  • Asthma
  • Bluthochdruck
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa und Morbus Crohn
  • Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte.
  • Fibromyalgie
  • Chronische Reizblase
  • Tinnitus.

Das macht der Arzt oder Therapeut

Die Diagnostik und Therapie richtet sich zunächst nach den im Vordergrund stehenden Symptomen. So werden neben der Therapie der somatischen Erkrankung auch psychotherapeutische Verfahren in die Behandlung mit einbezogen, z. B. Gruppen- und Einzelgespräche, Entspannungstechniken oder künstlerische Verfahren.

Weiterführende Informationen

  • H. Morschitzky; S. Sator: Wenn die Seele durch den Körper spricht. Psychosomatische Störungen verstehen und heilen. Walter-Verlag, 2004. Überblick über die wichtigsten somatoformen und psychosomatischen Störungen und ihre Behandlung anhand von Fallbeispielen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Krankheitsangst raubt Lebensjahre

Menschen mit Hypochondrie leben in der beständigen Angst, an einer Erkrankung zu leiden.

Krankheitsangst raubt Lebensjahre

Gefährliche Hypochondrie

Hypochonder*innen werden oft belächelt oder sogar ausgelacht. Doch das ist nicht fair: Denn sie sterben tatsächlich früher als andere Menschen. Nur meist nicht an der Erkrankung, die sie sich einbilden.

Krankheitsangst mit Folgen

Unter Hypochondrie leiden Menschen, die überzeugt davon sind, krank zu sein - es aber gar nicht sind. Ihre Gedanken kreisen fortwährend um ihre Gesundheit, sie beobachten sich und ihren Körper genauestens und werten die kleinsten Unregelmäßigkeiten als Hinweise auf schwere Krankheiten. Dieser Zustand gilt sogar als psychosomatisches Krankheitsbild und wird hypochondrische Störung genannt.

Mit ihrer Art sind diese Menschen oft eine Zielscheibe für Spott und Hohn. Witze, Bücher und Filme handeln von ihnen, der bekannteste Vertreter in der Literatur ist wohl der Hypochonder Argan in Molières Komödie „Der eingebildete Kranke“.

Suizidrate um das Vierfache höher

Doch die Hypochondrie ist offenbar gefährlicher als angenommen: Ein schwedisches Forscherteam hat herausgefunden, dass davon betroffene Menschen durchschnittlich fünf Jahre kürzer leben als gleichaltrige Männer und Frauen ohne diese Befürchtungen. Ihrer Untersuchung liegen die Daten von über 4000 Personen mit der Diagnose „Hypochondrie“ zugrunde.

Das Ergebnis der Analyse: Obwohl Hypochonder*innen oft glauben, dass sie an unheilbarem Krebs erkrankt sind, starben sie in dieser Untersuchung nicht häufiger an einem Malignom als Menschen ohne Hypochondrie. Erhöht war allerdings ihr Risiko, an einer Atemwegserkrankung oder einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. Und ihnen droht weitere Gefahr: Menschen mit Hypochondrie hatten ein um das Vierfache gesteigertes Risiko für eine Selbsttötung, schreibt das Autorenteam. Alle genannten Zusammenhänge blieben auch nach Berücksichtigung von Depressionen oder Angsterkrankungen bestehen.

Nicht ernst genommen von den Ärzt*innen

Gründe für die kürzere Lebenserwartung könnten der hypochondriebedingte Stress und ein ungesunder Lebensstil sein, vermuten die Autor*innen. Letzterer liegt womöglich auch daran, dass Hypochonder*innen häufig ein geringeres Einkommen haben und allein leben. Nicht zu vernachlässigen sei zudem die Möglichkeit, dass Ärzt*innen Menschen mit Hypochondrie weniger ernst nehmen und es deshalb zu verzögerten Diagnosen kommt.

Quelle: SpringerMedizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Science Photo Library / Microgen Images