Gesundheit heute

Spielsucht

Spielsucht (pathologisches Glücksspiel): Dem zwanghaften Bedürfnis zu spielen, meist Glücksspiele am Automaten, kann nicht widerstanden werden, selbst wenn Familie und Beruf sowie die eigene Person ruiniert werden. Schätzungsweise ist 1 % der Bevölkerung davon betroffen. Ähnlich wie beim (krankhaften) Drogenkonsum steht der mit dem Spiel verbundene „Kick“ im Vordergrund, während die Aussicht auf finanziellen Gewinn oder Spaß an derartiger Freizeitgestaltung kaum eine Rolle spielen.

Davon abzugrenzen ist das gewohnheitsmäßige Spielen. Diese Spieler schränken ihre Aktivität ein, wenn die finanziellen Verluste zu groß werden.

Eine neue Form der Spielsucht ist die Internet-, Computer- oder Onlinesucht. Die Beschwerden und auch die Therapieprinzipien entsprechen denen der Spielsucht.

Gekennzeichnet ist die Internetsucht dadurch, dass der Versuchung, im Internet zu surfen, nicht widerstanden werden kann. Der Alltag wird durch den Computer geprägt, es kommt – wie bei anderen Suchterkrankungen auch – zu Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, sozialer Isolation, Verschuldung oder dem Verlust des Arbeitsplatzes.

Leitbeschwerden

  • Steigerung der Spieleinsätze und Spielhäufigkeit
  • Unfähigkeit zur Abstinenz, erhöhte Reizbarkeit und Ruhelosigkeit, wenn nicht gespielt werden kann
  • Schuldgefühle mit Verbergungstendenz
  • Rückzug aus dem sozialen Leben, finanzielle Probleme.

Die Erkrankung

In spielfreien Phasen steigt die Anspannung bei den Betroffenen, bis sie diese im Spiel wieder abbauen können. Nach dem Spiel werden sie in der Regel dann von Schuld- oder Reuegefühlen beherrscht.

Die Spielsucht hat die Tendenz zu Folgeproblemen und -krankheiten: Neben finanziellen Schwierigkeiten oder Partnerschaftskonflikten kommt es im Verlauf der Spielsucht häufig auch zur Abhängigkeit von anderen Substanzen wie Alkohol oder Medikamenten oder zu Selbstmordversuchen.

Das macht der Arzt oder Therapeut

Hauptsächlich kommen verhaltenstherapeutische Verfahren zur Stärkung der Selbstkontrolle zum Einsatz. Eine Alternative ist die kognitive Verhaltenstherapie oder die systemische Therapie. Hilfreich sind Beratungsgespräche über den Umgang mit dem Spieldruck, den eventuellen Schulden oder Partnerschaftskonflikten sowie über eine alternative Freizeitgestaltung oder die Notwendigkeit professioneller Hilfe.

In schweren Fällen können Psychopharmaka zur Verbesserung der Impulskontrolle (z.B. SSRIs, Lithium) und Linderung der depressiven Symptomatik verordnet werden.

Weiterführende Informationen

  • www.caritas.erzbistum-koeln.de/neuss_cv/sucht_hilfe/gluecksspiel/angebot/therapie.html – Fachstelle Glückspiel des Caritasverbands e. V. für Therapie, Neuss: Mit Online-Hilfe und Angeboten zu kostenlosen Beratungsgesprächen.
  • www.anonyme-spieler.org – Organisation der Anonymen Spieler (GA) Interessensgemeinschaft e. V., Hamburg (analog zu den Anonymen Alkoholikern): Mit Literaturtipps und regionalen Kontaktstellen.
  • www.blaues-kreuz.org/spieler.htm – Website des Bundesverbands der Evangelischen Kirche, Essen: Bietet Adressen von Beratungs- und Behandlungsstellen.
  • www.onlinesucht.de – Website des HSO 2007 e. V. (Verein zur Selbsthilfe für Online-Süchtige), Buxtehude: Betrieben von G. Farke, ehemalige Betroffene und Mitbegründerin des Vereins. Bietet u. a. Informationsbroschüren zum Bestellen.
  • G. Meyer; M. Bachmann: Spielsucht. Ursachen und Therapie. Springer, 2005. Anhand von Fallbeispielen werden Therapieschritte beschrieben, enthalten sind auch die Themen Internet-/Onlinespiele, TV- und Telefonspiele sowie ein ausführliches Therapiemanual.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Gisela Finke in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Wie ADHS-Medikamente langfristig helfen

ADHS kann die Schulkarriere und das Berufsleben der Betroffenen stark beeinflussen.

Wie ADHS-Medikamente langfristig helfen

Weniger Suizide, seltener krank

ADHS-Medikamente wirken einerseits, indem sie akute Beschwerden lindern. Sie haben darüber hinaus aber auch langfristig einen positiven Einfluss auf das Leben der Betroffenen, wie neue Daten zeigen. So senken einige von ihnen das Risiko für Klinikaufenthalte und Selbstmordversuche.

Langfristige Effekte bisher wenig bekannt

Wer heute unter einer Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) leidet, hat mehrere medikamentöse Behandlungsoptionen: So stehen stimulierende (Amphetaminderivate und Methylphenidat) und nicht-stimulierende Wirkstoffe (Atomoxetin) zur Verfügung. Sie können die übermäßige Aktivität lindern und das Konzentrationsvermögen bessern. Bisher war aber unklar, ob diese Medikamente auch einen positiven Einfluss auf die Gesamtsituation der Erkrankten haben, zum Beispiel auf das (spätere) Arbeitsleben. Zudem gab es die Hypothese, dass stimulierende Medikamente womöglich das Risiko für Suizidversuche erhöhen.

Eine schwedische Arbeitsgruppe hat sich dieser Fragen angenommen und die Krankheitsdaten von allen Personen in Schweden analysiert, die mit der Diagnose ADHS registriert waren. 71% der Patient*innen waren jünger als 30 Jahre, 55% männlich. Auf häufigsten nahmen sie Methylphenidat ein, gefolgt von Lisdexamphetamin und Atomoxetin.

Weniger Klinikaufenthalte

Ein Viertel der ADHS-Patient*innen musste im Laufe der Erkrankung in eine psychiatrische Klinik aufgenommen werden. Im Vergleich zu denjenigen, die gar keine Medikamente einnahmen, verringerte Atomoxetin das Risiko für eine Klinikaufnahme um 26%. Methylphenidat tat dies um 7%, Lisdexamphetamin um 12%. Wurden mehrere Präparate kombiniert, sank das Risiko um 15%.

Von den zu Beginn der Studie arbeitsfähigen Erkrankten wurden 30% über die Jahre krankgeschrieben oder verrentet. Im Vergleich zu Personen ohne Medikation reduzierte Atomoxetin dieses Risiko um 15%. Bei Menschen unter 30 Jahren verringerte auch Methylphenidat die Wahrscheinlichkeit, arbeitsunfähig zu werden, und zwar um 12%. Alle anderen Medikamente zeigten keinen Zusammenhang mit der Arbeitsfähigkeit. Wurden mehrere ADHS-Präparate kombiniert, stieg das Risiko für Krankschreibungen und Verrentung dagegen an.

Suizide verringert

ADHS-Betroffene haben auch ein erhöhtes Risiko für Suzide und Suizidversuche. In dieser Untersuchung wurde bei 5% der ADHS-Patient*innen ein solches suizidales Verhalten festgestellt. Amphetamine reduzierten das Risiko für Suizide und Suizidversuche um 30%, Methylphenidat um 8%. Atomoxetin dagegen erhöhte es um 20%. Das könnte nach Einschätzung der Studienautor*innen jedoch ein Artefakt, also ein Verzerrungseffekt, sein. Da Atomoxetin keine stimulierende Wirkung hat, wurde es womöglich bevorzugt bei Patien*innten mit ohnehin erhöhtem Suizidrisiko eingesetzt.

Quelle: Springer Medizin

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Pitopia / Volker Schlichting