Gesundheit heute

Phemphigus und Pemphigoid

Pemphigus: Sammelbegriff für verschiedene autoimmunbedingte Hauterkrankungen, die mit Blasenbildung innerhalb der Oberhaut einhergehen. Die häufigste und schwerste Form ist der Pemphigus vulgaris (Blasensucht), bei der sich auf scheinbar unveränderter Haut plötzlich schlaffe Blasen mit klarem Inhalt bilden, die platzen und schmerzhafte Wunden hinterlassen. Bei großflächigem Befall leiden die Betroffenen oft unter Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Da schwere Infektionen der Wundflächen drohen, ist in diesem Fall oft eine stationäre Behandlung erforderlich.

Pemphigoide: Sammelbegriff für verschiedene autoimmunbedingte, meist weniger gefährliche Hauterkrankungen, die mit Blasenbildung unterhalb der Oberhaut einhergehen. Am bedeutendsten ist das bullöse Pemphigoid (auch Alterspemphigoid genannt), gekennzeichnet durch pralle, teilweise mit Blut gefüllte Blasen auf geröteter Haut, die stark jucken. Auch hier drohen Infektionen und Sepsis als Komplikationen.

Wichtigste Therapiemaßnahme bei Pemphigus und Pemphigoid ist die Unterdrückung der Autoimmunreaktion mit Kortison, Immunsuppressiva oder Zytostatika. Daneben sind bei schwerer Ausprägung oft intensivmedizinische Maßnahmen nötig.

Symptome und Leitbeschwerden

Pemphigus vulgaris

  • Aphthen und Geschwüre in der Mundschleimhaut
  • Schlaffe Blasen auf ansonsten unauffälliger Haut
  • Geplatzte Blasen, Erosionen, Läsionen
  • Vor allem im Gesicht, am Rumpf, Achselhöhlen und Leistenbeugen oder an Stellen mit Druckbelastung
  • Eventuell Brennende Schmerzen
  • Evtl Heiserkeit (Beteiligung des Kehlkopfs), Schluckstörungen (Beteiligung der Speiseröhre), Nasenbluten (Beteiligung der Nasenschleimhaut).

Pemphigoid

  • Stabile, große Blasen auf meist roter Haut
  • Daneben Verkrustungen, abgeheilte Läsionen, Milien (buntes Bild)
  • Schleimhäute meist nicht betroffen
  • Starker Juckreiz und Schmerzen.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • oben genannte Hautveränderungen auftreten.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Betroffen sind meist Menschen im mittleren (Pemphigus) und höheren Lebensalter (Pemphigoid). Den Veränderungen sowohl bei Pemphigus als auch bei Pemphigoid liegt eine Autoimmunerkrankung zugrunde, bei der Antikörper gegen Hautbestandteile gebildet werden. Bei entsprechender Veranlagung bricht die Erkrankung entweder spontan aus oder wird ausgelöst durch virale und bakterielle Infektionen, Medikamente (NSAR, Mittel gegen Bluthochdruck, Antibiotika), intensive UV-Bestrahlung oder Krebserkrankungen.

Klinik

Pemphigus vulgaris. Die Veränderungen beginnen oft mit Erosionen oder Aphthen an den Schleimhäuten, zum Beispiel im Mund oder im Genitalbereich. Später kommt es zu schlaffen Blasen auf unveränderter Haut, betroffen werden vor allem Gesicht, Rumpf, Achselhöhlen und Leisten, insbesondere die Stellen, die Druck oder Reibung ausgesetzt sind (zwischen den Zehen oder am Gesäß). Kopf und Nägel sind meist ausgespart, wenn Kehlkopf oder Speiseröhre befallen werden, kommt es zu Heiserkeit und Schluckstörungen. Nach Abheilen der Läsionen bleiben meist keine Narben zurück.

Bullöses Pemhigoid. Tage bis Wochen zuvor kündigt sich die Erkrankung oft durch rötliche juckende Hautflecken an. Schließlich entstehen meist pralle, teils mit Blut gefüllte Blasen auf geröteter Haut. Nach Platzen der Blasen verkrusten diese und es entsteht ein buntes Bild von Blasen, Verkrustungen und abheilenden Läsionen nebeneinander, in der Regel auf dem Rumpf, den Oberarmen, den Innenseiten der Oberschenkel und in den Achselhöhlen. Im Gegensatz zum Pemphigus vulgaris sind die Schleimhäute selten betroffen. Nach Abheilen der Hautveränderungen bleiben oft Narben, dunkle Verfärbungen oder Hautgries (Milien) zurück. Meist leiden die Patienten unter heftigem Juckreiz.

Komplikationen

  • Bei großflächigem Hautbefall Flüssigkeitsverluste und Elektrolytengleisungen
  • Infektionen der Läsionen, Sepsis
  • Kachexie durch Schmerzen bei der Nahrungsaufnahme.

Diagnosesicherung

Der Hautarzt untersucht Haut und Schleimhäute auf die verschiedenen Blasen hin genau. Dabei prüft er auch das sogenannte (Nikolski-Phänomen), indem er vorsichtig seitlich schiebenden Druck auf gesunde Haut ausübt. Beim Pemphigus vulgaris lassen sich dadurch neue Blasen erzeugen, beim bullösen Pemphigoid ist dies nicht möglich. Im Zweifel entnimmt er eine Hautbiopsie und untersucht diese unter dem Mikroskop. Häufig kommen auch spezielle, elektronenmikroskopische Verfahren zum Einsatz.

Auch Laboruntersuchungen veranlasst der Hautarzt: Beim bullösen Pemphigoid lassen sich im Blut erhöhte IgE-Spiegel und vermehrte Eosinophile (eine bestimmte Art der weißen Blutkörperchen) nachweisen. Sowohl beim Pemphigus vulgaris als auch beim Pemphigoid finden sich spezielle Antikörper im Blut.

Bei Schluckstörungen und Heiserkeit zieht der Hautarzt zur Abklärung meist einen Internisten oder HNO-Arzt hinzu.

Differenzialdiagnosen. Wichtige Differenzialdiagnosen sind die autoimmunbedingten blasenbildenden Erkrankungen untereinander (Pemphigoid und Pemphigus vulgaris). Ansonsten gibt es noch eine Vielzahl von Hauterkankungen, die mit Blasen einhergehen. Eine Auswahl sind Blasen bei akuten Verbrennungen oder Erfrierungen, beim Sonnenbrand, Druckblasen, infektiös bedingte Blasen (Staphylococcal scalded skin syndrome, Impetigo contagiosa) oder auch Blasen durch Arzneimittelreaktionen wie beim Lyell-Syndrom.

Behandlung

Zur Behandlung der blasenbildenden Autoimmunerkrankungen steht dem Hautarzt ein großes Arsenal an Wirkstoffen zur Verfügung. Eingesetzt werden antiseptische Cremes, Kortison (als Salbe, Creme oder auch in Tablettenform), bei mangelnder Wirksamkeit oder bedrohlichen Verläufen auch immunsupprimierende Medikamente (z. B. Ciclosporin A), Zytostatika und spezielle Antikörper.

Prognose

Die Prognose beim Pemphigus vulgaris ist schlecht. Unbehandelt versterben die Patienten meist innerhalb von 1–2 Jahren. Bei ausreichender Immunsuppression vermindert sich die Aktivität, eine völlige Abheilung ist jedoch selten.

Das bullöse Pemphigoid verläuft oft schubweise über Monate und Jahre. In jedem 3. Fall klingt die Erkrankung selbst ohne Therapie wieder ab. Bei Komplikation, z. B. Infektionen, sind auch tödliche Verläufe möglich.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Meiden Sie enge Kleidung und Schuhe, um die Haut nicht zusätzlich zu reizen.
  • Wenn der Mund befallen ist, helfen betäubende Mundgele wie Dynexan®Mundgel. Meiden Sie scharfe, säurehaltige Nahrungsmittel, wählen Sie in der Akutphase vitaminreiche Brei- oder Flüssigkost.
  • Bei Läsionen zwischen den Zehen hilft neben dem Eincremen mit den verschriebenen Kortisoncremes das Einlegen von Leinenläppchen zwischen die Zehen.
  • Bleiben Sie beweglich! Bei Läsionen über den Gelenken drohen Einsteifungen. Lassen Sie sich Krankengymnastik verschreiben und wenden Sie die Übungen konsequent zu Hause an.
  • Bullöse Hauterkrankungen sind psychisch oft sehr belastend. Suchen Sie sich Hilfe, scheuen Sie sich nicht vor einer psychotherapeutischen Unterstützung.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Lippen winterfest machen

Ohne Extraportion Fett werden Lippen im Winter leicht rissig.

Lippen winterfest machen

Mit Pflegestift oder Olivenöl

Trockene Heizungsluft und klirrende Kälte machen den Lippen zu schaffen. Sie trocknen aus und werden rau und rissig. Da hilft nur eins: die richtige Pflege.

Lippen ohne Eigenschutz

Lippen sind besonders empfindlich und anfällig für störende Reize von außen. Das liegt nicht nur daran, dass Lippenhaut keine Talg- und Schweißdrüsen besitzt. Ihr fehlen weitere Schutzfunktionen: So baut sie bei Belastung keine Hornhaut auf und bildet bei Sonneneinstrahlung keine Melaninpigmente gegen die UV-Strahlen.

Im Winter sollte man seine Lippen deswegen besonders gut pflegen und so selbst für Schutz sorgen. Die Basis ist Feuchtigkeit. Viel trinken sorgt dafür, dass der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen bleibt und die Haut schon von innen keinen Feuchtigkeitsmangel hat. Damit es in den Räumen nicht zu trocken wird hilft es, die Heizung nicht zu hoch drehen und die Zimmerluft immer mal wieder mit einer Sprühflasche befeuchten.

Lecken trocknet noch mehr aus

Mit der Zunge darf man seine trockenen Lippen nicht befeuchten – auch wenn das ein weit verbreiteter Reflex ist. Denn durch die Verdunstung des Speichels trocknet die Lippenhaut nur noch mehr aus. Stattdessen ist im Winter eine passende Lippenpflege angesagt. Hier gibt es laut Ökotest einiges zu beachten.

Wichtig ist, dass die Lippenpflegestifte einen hohen Anteil an Fett, Ölen oder Wachsen besitzen. Denn diese Substanzen bilden eine schützende Schicht auf den Lippen und verhindern, dass die Haut durch Wind und Kälte Feuchtigkeit verliert. Dabei kommt es allerdings darauf an, woraus die Fette bestehen. Rohstoffe aus der Natur integrieren sich besser in die Haut als synthetische Fette und sind deshalb laut Ökotest vorzuziehen.

Paraffine und Silikonöle meiden

Zudem warnt Ökotest vor potenziell krebserregenden Mineralölbestandteilen in Lippenpflegeprodukten. Diese finden sich häufig in erdölbasierten Fetten wie Paraffinum liquidum oder Petrolatum, die bei manchen Pflegestiften fast die Hälfte der Bestandteile ausmachen. Besser ist es, zu Naturkosmetik zu greifen. Dort verwendet man statt Paraffinen und Silikonölen natürliche Öle und Wachse.

Welche Lippenpflegestifte am besten schützen und am wenigsten schaden, hat Ökotest 2021 getestet. Bestnoten erhielten dabei Dr. Hauschka Lippengold, Weleda Everon Lippenpflege und Alterra Lippenpflege (die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest).

Mit Olivenöl und Honig

Wer möchte, kann seine Lippen auch mit Naturprodukten pflegen. Raue Lippen profitieren von Bienenhonig. Dazu streicht man den Honig auf die Lippen und lässt ihn zehn Minuten einwirken. Danach tupft man die Reste wieder ab. Ölivenöl oder Sheabutter gelten wiederum als Schutzschild gegen Kälte. Sie sollten als Blitzkur für etwa drei Minuten auf die Lippen aufgetragen werden, bevor es nach draußen geht.

Quelle: Oekotest

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: xAntonioGuillemx/imago-images.de