Gesundheit heute

Haarausfall, androgener und diffuser

Haarausfall, androgener und diffuser
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Haarausfall (Effluvium, Defluvium): Vermehrtes oder verfrühtes Ausfallen der Kopfhaare. Man unterscheidet den androgenen Haarausfall (Alopecia androgenetica), der 90 % der Fälle ausmacht und auch bei Frauen auftritt, vom diffusen Haarausfall (Effluvium diffusum), bei dem sich kein eindeutiger Verlaufstyp erkennen lässt. Misch- und Übergangsformen sind möglich. Abzugrenzen ist der kreisrunde Haarausfall.

Leitbeschwerden

  • Täglicher Verlust von mehr als ~ 100 Haaren über einen längeren Zeitraum
  • Die Dichte der Haare nimmt ab, die Kopfhaut scheint durch.
  • Beim androgenen Haarausfall: Glatzenbildung mit Geheimratsecken, Tonsur („Platte“) und schließlich Haarkranz
  • Beim diffusen Haarausfall: insgesamt lichteres Haar mit meist dünneren Stellen an Stirn und Kopfdecke.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn

  • Der Mann sich durch die verfrühte oder zu schnelle Glatzenbildung belastet fühlt
  • Für Mann oder Frau die Haare zu schnell lichter werden.

Die Erkrankung

Androgener Haarausfall. Beim androgenen Haarausfall wandeln sich unter dem Einfluss männlicher Geschlechtshormone (v. a. Dihydrotestosteron, DHT) die kräftigen Terminalhaare in feinere Vellushaare. Ein Mann mit Haarausfall verfügt über gleich viele Haarbälge wie einer mit vollem Haarschopf, nur dass sich die Wachstumsphase der Haare so sehr verkürzt, dass sie kaum noch sichtbar sind. Später schrumpfen die Haarbälge und verlieren ihre Funktion (Atrophie).

Bei Männern sind Zeitpunkt, Ausbildung und Ausmaß der Glatzenbildung genetisch festgelegt (z. B. Vererbung vom Großvater mütterlicherseits), hängen aber auch von äußeren Faktoren wie der Ernährung ab. Glatzenbildung wird klinisch in vier Stadien eingeteilt. Zunächst entstehen Geheimratsecken (Verlust der Haarfelder an den Schläfen), dann lichtet sich zusätzlich das Haar des Hinterkopfs (Tonsur), woraufhin die kahlen Flächen zusammenfließen, bis schließlich nur noch ein hufeisenförmiger Haarkranz übrig bleibt.

Der androgene Haarausfall kann schubweise schnell voranschreiten, aber auch in jedem Stadium für längere Zeit stoppen oder sogar beendet sein. Da die Haarbälge verkümmern, ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Haartracht im Gegensatz zum diffusen Haarausfall nicht möglich.

Diffuser Haarausfall. Meist handelt es sich um einen androgenen Haarausfall, der bei Frauen auftritt. In der Regel ist der vordere Scheitel betroffen, wobei typischerweise an der Stirn ein Streifen von etwa 2 cm unverändert bleibt.

Als Auslöser kommen Medikamente, aber auch Vollnarkosen, Hormonumstellungen wie Schwangerschaften, Pubertät oder Wechseljahre, die Anti-Baby-Pille ebenso wie Störungen der Schilddrüsenfunktion infrage. Nicht zuletzt kann Stress bei dafür empfänglichen Personen zu schubweisem Haarausfall führen.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Mit Trichogramm und Trichoscan gelingt es dem Arzt, das Ausmaß des Haarausfalls objektiv zu beurteilen: Im Trichogramm, auch als klassischer Haarwurzelstatus bezeichnet, werden die Wurzeln von 50–100 ausgezupften Haaren unter dem Mikroskop untersucht und das Verhältnis zwischen wachsenden Haaren und Haaren in der Ruhe- und Übergangsphase ermittelt. Außerdem lassen sich auf diese Weise dystrophische Haare entdecken, also Haare, die infolge von Infektionen, inneren Erkrankungen oder durch Medikamente geschädigt sind. Mindestens 8 Wochen vor der Untersuchung muss auf Dauerwellen etc. verzichtet werden, um das Ergebnis nicht zu verfälschen.

Eine moderne Weiterentwicklung des Trichogramms ist der Trichoscan, den nur spezialisierte Ärzte durchführen. Dabei wird ein Bezirk von etwa 1,3 x 1,3 cm rasiert, nach 3 Tagen mit einem bestimmten Farbstoff gefärbt und vergrößert fotografiert. Aus den verschiedenen Färbungen und der Länge der nachgewachsenen Haare berechnet eine Software die notwendigen Angaben zum Haarstatus.

Bei diffusem Haarausfall muss der Arzt abklären, ob nicht bestimmte Medikamente verantwortlich sein können. So sind beispielsweise das Gichtmittel Allopurinol, blutdrucksenkende Betablocker, blutverdünnende Cumarine oder das Aknemittel Tretinoin als Auslöser bekannt. Auch viele Zytostatika führen zu einem vorübergehenden Ausfall aller Haare, die allerdings nach dem Ende der Chemotherapie wieder nachwachsen.

Vier Laborparameter, die standardmäßig erhoben werden sollten, helfen zusätzlich bei der Basisdiagnose zu diffusem Haarausfall:

  • Hämoglobin-Wert: Eine Anämie beeinträchtigt nicht nur viele Organe, sondern auch die Haarwurzeln.
  • Ferritin-Wert: Auch ohne Anämie kann ein Speichereisenmangel der Grund für diffusen Haarausfall sein. Die kritische Grenze für Haarwuchs liegt bei 40–70 mg Ferritin pro Liter Serum.
  • TSH-Wert
  • Blutsenkung (BSG) oder ein anderer Entzündungsparameter.

Nicht mehr zur Basisdiagnostik gehören:

  • Marker für Autoimmunerkrankungen
  • Syphilis-Serologie
  • Hormondiagnostik. Die Hormonwerte sollten bei Patientinnen überprüft werden, die zusätzlich zum Haarausfall ein männliches Behaarungsmuster zeigen oder deren Zyklus gestört ist. Bei auffälligen Werten sollte ein Endokrinologe zu Rate gezogen werden.

Therapie. Für die medikamentöse Behandlung von Haarausfall stehen zwei gesicherte Wirkstoffe zur Verfügung: Finasterid und Minoxidil.

Jüngere Männer können durch die langfristige Einnahme von täglich 1 mg Finasterid (z. B. Propecia®) den Haarausfall meist stoppen, einige erreichen sogar eine Verdickung der verbliebenen Haare. Die Wirkung setzt in der Regel nach 3–6 Monaten ein. Nachteilig sind jedoch die jahrelange, selbst zu zahlende Einnahme und die noch nicht abschließend beurteilbaren Restrisiken eines Eingriffs in den Hormonhaushalt (der Wirkstoff greift in den Umbau des Testosterons im Haarbalg ein). Daher sind regelmäßige Laborkontrollen erforderlich. Beim Absetzen des Wirkstoffs fallen die Haare aus, die während der Einnahme „zurückgehalten“ wurden. Die Glatzenbildung lässt sich demnach nur verschieben, solange das Medikament eingenommen wird. Bei Männern jenseits des 50. Lebensjahrs ist die Wirkung nicht belegt.

Für Frauen ist der Wirkstoff wegen seiner Nebenwirkungen nicht zugelassen. Nur in Einzelfällen wird er an Universitäts-Hautkliniken bei jüngeren Frauen getestet. Während der Behandlung muss die Betroffene zwingend sicher verhüten, da bei einer Schwangerschaft ein Missbildungsrisiko für das Kind besteht.

Für Männer und Frauen wird Minoxidil (z. B. Regaine® Frauen) als äußerlich anzuwendende Lösung in verschiedener Stärke eingesetzt. Sie wirkt jedoch nicht gegen Geheimratsecken. Minoxidil kann zu lokalen Hautreaktionen führen, einschließlich Angio-Ödem (Schwellung in der Unterhaut): Starke Schwellungen des Gesichts, der Lippen oder des Rachens. Das Angio-Ödem kann sich zu einem Notfall entwickeln. Patienten sollten einen Arzt aufsuchen oder in schweren Fällen den Notarzt verständigen, wenn sie entsprechende Beschwerden nach dem Auftragen des Mittels beobachten.

Bei jüngeren Frauen wird versucht, den Haarausfall mit Östrogenen und Antiandrogenen zu stoppen. Auch hier ist eine konsequente Verhütung zwingend. Oft hilft eine niedrig dosierte Kortisontherapie mit 1–2 Milligramm Kortison pro Tag. Hintergrund ist, dass ein Überwiegen von Androgenen oft auf angeborenen Enzymstörungen beruht, so dass zu wenig Kortison und als ungewollter Nebeneffekt zu viele Androgene produziert werden.

Bei starkem Leidensdruck oder vollständigem Haarverlust kommen eine Transplantation von Eigenhaar oder künstliche Haarteile (Perücken) in Betracht.

Propecia® 1 mg ist verschreibungspflichtig, muss aber selbst bezahlt werden. Wer Geld sparen will, bekommt 5 mg desselben Wirkstoffs als ebenfalls verschreibungspflichtige Proscar®-Tablette für ein Drittel des Preises und kann diese mit einem Tablettenteiler (in Apotheken erhältlich) in 4–5 Tagesdosen aufteilen. Aus medizinischer Sicht besteht dabei kein Risiko. Der positive Einfluss von Finasterid auf das Haarwachstum wurde zunächst als Nebenwirkung von Proscar® entdeckt, erst später kam derselbe Wirkstoff in veränderter Dosis als Propecia® auf den Markt. Von vermeintlich günstigen Angeboten im Internet sollte man jedoch Abstand nehmen.

Von einer Haaranalyse, bei der Haare im Labor auf Spurenelemente oder andere Substanzen hin untersucht werden, ist abzuraten. Das Verfahren ist zwar zum gerichtlichen Nachweis von Drogen oder Giften geeignet, nicht aber als Hilfe bei Haarerkrankungen. Die einzige Ausnahme ist der Nachweis einer sehr seltenen Vergiftung mit den Schwermetallen Blei, Arsen oder Quecksilber, die Haarausfall bewirken können.

Selbsthilfe

Das Angebot an Haarwassern, Haartonika und Wundermitteln aller Art ist groß. Den Beweis für ihre Wirksamkeit sind sie aber meist schuldig geblieben.

Bei diffusem Ausfall hilft jedoch eine konsequente Schonung des Haars. Es empfiehlt sich, milde Shampoos zu verwenden, auf Fönen, Tönungen, Dauerwellen oder Färbung sowie auf Zöpfe oder fest gebundene Pferdeschwänze zu verzichten. Ein stressarmer Lebensstil wie auch die Einnahme der Mineralstoffe Zink, Selen und Eisen (Übersicht Mineralstoffe) können unterstützend wirken.

Komplementärmedizin

Meist kann der androgene Haarausfall nur unzureichend therapiert werden, man sollte also auch von komplementärmedizinischen Maßnahmen nicht allzu viel erwarten. Am ehesten erzielen Akupunktur, Homöopathie und Pflanzenheilkunde Einzeleffekte zur Anregung von (erneutem) Haarwuchs, unterstützend können Kieselerde oder Gelatinekapseln eingenommen werden.

Pflanzenheilkunde. Die Durchblutung der Kopfhaut wird durch Massagen mit Haartonika aus Rosmarin oder Thymol angeregt, enthalten z. B. in Criniton® Lösung. Auch Lavendelöl und Aufgüsse aus Brennnesselblättern können einmassiert werden. Bei androgenem Haarausfall kann die Kopfhaut täglich mit Birkensaft oder Klettenwurzelöl behandelt werden, bei diffusem Haarausfall zusätzlich noch mit Zinnkrautessenz, Arnikatinktur oder Rosmarinöl.

Homöopathie. Sofern der Haarausfall eine Reaktion auf Stress ist, empfiehlt die Homöopathie Acidum phosphoricum, bei Haarausfall infolge einer hormonellen Umstellung Sepia. Bei Haarausfall, gekoppelt mit unreiner Haut, kommt Selenium als homöopathisches Mittel der Wahl infrage.

Weiterführende Informationen

  • www.hairberlin.com – Unter der Rubrik Patienteninfo finden Sie ausführliche Informationen des Kompetenzzentrums für Haare und Haarerkrankungen der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Charité Berlin.

Von: Dr. med. Berthold Gehrke, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps