Gesundheit heute

Aktinische Keratose

Aktinische Keratose (aktinische Präkanzerose, Keratosis actinica, Sonnenschwiele, Sonnenwarze, Lichtwarze): Durch chronische Lichtschädigung verursachte Veränderung der Haut. Typisch sind einzelne oder mehrere rote bis rotbraune Flecken, Knoten und Papeln, vor allem an Hautarealen, die der Sonne ausgesetzt sind (Stirn, Nase, Ohrmuscheln, Wangen und Handrücken). Die aktinische Keratose gilt als Krebsvorstufe, bei der die Entwicklung eines Spinalioms droht.

Die Zahl der aktinischen Keratosen (und damit auch die Zahl der Spinaliome) nimmt in Ländern wie Deutschland unter den hellen Hauttypen stark zu. Risikofaktoren sind v. a. starke Sonnen- bzw. UV-Strahlenbelastung sowie ein höheres Alter. Männer entwickeln doppelt so häufig eine aktinische Keratose wie Frauen.

Zum Entfernen der aktinischen Keratose stehen je nach Befall verschiedene Verfahren zur Verfügung z. B. die lokale Salbentherapie, die Kürettage (Abschabung), die Lasertherapie oder die chirurgische Operation.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Rötliche bis rotbraune Herde mit größeren Schuppen und einem Durchmesser von wenigen Millimetern bis zu mehreren Zentimetern; zeitweise scheinbar verschwunden, um später wiederzukehren
  • Alternativ spitze festhaftende Hornkegel
  • V. a. im Gesicht und auf wenig behaarter Kopfhaut
  • Im fortgeschrittenen Stadium weißliche Verfärbung durch vermehrte Hornzellen
  • Im Spätstadium deutlich erhabene Wucherungen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • die oben beschriebenen Hautveränderungen länger als einige Wochen bestehen bleiben oder sogar größer werden.

Die Erkrankung

Die Zahl der aktinischen Keratosen nimmt in Ländern wie Deutschland stark zu. Betroffen sind vor allem hellhäutige Personen und Menschen, die beruflich über eine lange Zeit der Sonne ausgesetzt sind wie beispielsweise Bauarbeiter oder Feldarbeiter. Da die lebenslange Sonnenexposition mit dem Alter ansteigt, steigt die Häufigkeit stark mit dem Lebensalter: Bei den über 60-Jährigen sollen in mehr als 40 % aktinische Keratosen nachweisbar sein, ab dem 70. Lebensjahr sogar in über 50 %.

Die aktinische Keratose gilt als Frühform eines bösartigen Tumors (Carcinoma in situ) an. Durch das Sonnenlicht verändern sich immer mehr Stachelzellen (das sind die Hautzellen, die das schützende Keratin produzieren) und bilden atypische Formen. Wenn diese die Grenzschichten zwischen Ober- und Lederhaut durchbrechen, sind die Kriterien eines Spinalioms erfüllt. Es wird vermutet, dass Humane Papillomviren an der Entartung beteiligt sind.

Klinik

Aktinische Keratosen finden sich v. a. an sonnenexponierten Stellen wie Gesicht und Kopfhaut. Seltener entwickeln sie sich am Dekolleté, im Nacken, am Handrücken oder den Streckseiten der Unterarme. Meist treten die Hautläsionen flächenhaft auf. Sie zeigen sich je nach Typ in verschiedener Ausprägung:

  • Der erythematöse Typ besteht zunächst aus kleinen, stets scharf begrenzten entzündlich geröteten Papeln mit rauer, horniger Oberfläche. Er kann über einen Zentimeter groß werden und nach Verletzungen bluten.
  • Beim keratotischen Typ stehen Papeln und Plaques mit dicken, weißlich-gelblichen oder auch bräunlichen Hornauflagerungen im Vordergrund. Nehmen die Hornauflagerungen eine Kegelform an, spricht der Arzt auch von einem Cornu cutaneum (Hauthorn).
  • Der pigmentierte Typ fällt wiederum durch eine vermehrte bräunliche Pigmentierung auf.

Aktinische Keratosen schmerzen manchmal bei Berührung, in manchen Fällen sogar auch schon bei Sonnenexposition.

Ursachen und Risikofaktoren

Für die Entstehung einer aktinischen Keratose spielen sowohl Auslöser als auch Risikofaktoren eine Rolle. Als Auslöser gelten:

  • Strahlung
    • Hohe chronische Sonnenexposition, d. h. vor allem die Menge an angesammelten Sonnenstrahlen auf der Haut. Die Hautschäden werden sowohl von UVA- als auch von UVB-Strahlen ausgelöst
    • Röntgenstrahlen, Strahlentherapie
    • Infrarotstrahlung
  • Chemische Karzinogene wie aromatische Kohlenwasserstoffe oder Arsen
  • Humane Papilloma-Viren (HPV), wahrscheinlich im Zusammenspiel mit UV-Strahlen.

Die oben genannten Auslöser werden durch folgende Risikofaktoren begünstigt:

  • Hellhäutigkeit
  • Hohes Alter
  • Geschwächte körperliche Abwehr, z. B. durch Immunsuppression nach Organtransplantation
  • Vererbte Hauterkankungen wie z. B. Albinismus oder Xeroderma pigmentosa
  • Einnahme photosensibilisierender Medikamente.

Diagnosesicherung

Die aktinische Diagnose ist in vielen Fällen eine Blickdiagnose, d. h. der Hautarzt erkennt die Erkrankung an ihren typischen Hauterscheinungen mithilfe der Lupe oder eines tragbaren Handmikroskops (Auflichtmikroskop oder Dermatoskop).

Bei unklaren Befunden entnimmt der Arzt mit einer Kürette eine Probe von verdächtigen Herden. In einigen Fällen, z. B. wenn der Herd sehr klein ist, kann auch eine Probeentnahme per Stanzbiopsie vorgenommen werden. Das Gewebe wird anschließend feingeweblich untersucht.

Differenzialdiagnosen. Basaliom, Spinaliom, Alterswarze und Altersflecken sehen häufig ähnlich aus wie eine aktinische Keratose.

Behandlung

Für die Behandlung der aktinischen Keratose gibt es abtragende Verfahren wie die Operation oder die Lasertherapie, aber auch Wirkstoffe, die man als Salben oder Lösungen auf die betroffene Haut aufträgt. Welche Behandlung vorzuziehen ist hängt vor allem davon ab, ob es sich um einzelne Läsionen handelt oder um ein flächenhaftes Auftreten. Auch das Alter des Patienten, sein Allgemeinzustand und nicht zuletzt der Patientenwunsch spielen bei der Wahl der Therapie eine Rolle.

Folgende Verfahren empfehlen sich für die Behandlung einzelner Läsionen:

  • Kürettage. Nach Betäubung des Hautareals schabt der Arzt die Läsion mit feinen, ringförmigen Schneiden oder einem scharfen Löffel ab.
  • Kryochirurgie, also die Vereisung mit Stickstoff. Einzelne Läsionen betupft der Arzt mit einem in flüssigen Stickstoff getauchten Wattetupfer, flächige Läsionen werden mit einem speziellen Spray eingesprüht.
  • Lasertherapie mit CO2 oder Erbium-Yag-Laser
  • Diclofenac-Natrium-Gel (z. B. Solaraze®). Dieses Gel enthält das als Schmerzmittel wirksame Diclofenac in einer 3%igen Dosierung. Warum es aktinische Keratosen zur Rückbildung bringt, ist noch nicht vollständig geklärt. Das Gel wird zweimal täglich über 60–90 Tage auf die Läsionen aufgetragen. Eine Begrenzung der behandelten Fläche ist nicht notwendig. Die Heilungsrate beträgt 50–80 %.
  • Imiquimod 5 % (z. B. Aldara®). Dieser Wirkstoff stimuliert die lokale, zellvermittelte Immunantwort und bewirkt vermutlich dadurch das Abheilen der Läsionen. Die Creme wird dreimal wöchentlich über 4 Wochen hinweg aufgetragen, die Behandlungsfläche darf bis 25 cm2 betragen. Die Heilungsrate beträgt 40–93 %.
  • 5-Fluorouracil-Creme 0,5%ig plus Salicylsäure 10 % (z. B. Actikerall®). Die Lösung mit dem Zytostatikum 5-Fluorouracil wird einmal täglich bis zum Abheilen der Läsionen aufgetragen (maximal 12 Wochen). Die Behandlung kann mit einer Kürettage kombiniert werden, die Behandlungsfläche darf 25 cm2 nicht übersteigen. Mit 5-Fluorouracil plus Salicylsäure heilen bis zu 98 % der Herde ab.
  • Geeignete Verfahren für die Behandlung flächenhafter Herde
  • Diclofenac-Natrium-Gel (z. B. Solaraze®). Diese Behandlung ist auch für großflächige Herde geeignet, da die Behandlungsfläche nicht begrenzt werden muss (im Gegensatz zu den anderen oben beschriebenen lokalen Therapien).
  • Imiquimod-Creme 3,75%ig (z. B. Zyclara®) Die Creme wird als Intervalltherapie über 2 x 2 Wochen mit einer zweiwöchigen Pause insgesamt 6 Wochen einmal täglich aufgetragen. Die Heilungsrate liegt bei 30–80 %.
  • 5-Fluorouracil-Creme 5%ig (z. B. Efudix®). Die Creme wird zweimal täglich über bis zu 4 Wochen aufgetragen. Die Behandlungsfläche darf 500 cm2 betragen. Mit 5-Fluorouracil heilen bis zu 95 % der Herde ab.
  • Ingenolmebutat-Gel (z. B. Picato®). Das Gel wird einmal täglich an drei aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen, wobei die Behandlungsfläche 25 cm2 nicht übersteigen soll. Die Abheilungsrate beträgt am Gesicht bis zu 85 %, am Rumpf bis zu 100 %. Ingenol fördert das Wachstum von gutartigen Hauttumoren (Keratoakanthomen). Leider steht es aktuell im Verdacht, auch bösartige Hauttumoren wie das Spinaliom zu begünstigen (Stand 2019). Es soll daher bei Patienten, die schon einmal einen Hautkrebs hatten, nicht angewendet werden.
  • Chemische Peelings. Durch Auftragen von Trichloressigsäure werden die oberen Hautschichten abgetragen. Die Abheilungsrate beträgt etwa 30 %.

Sowohl für einzelne Läsionen als auch für flächenhafte ist die fotodynamische Therapie geeignet. Dabei trägt man fotosensibilisierende Wirkstoffe wie 5-Aminolävulinsäure wie z. B. Ameluz® oder 5-Amino-4-oxopentansäure wie z. B. Alacare® oder Metvix® für 3–4 Stunden auf und bestrahlt das Gebiet danach mit Rotlicht für 10–20 Minuten. Alternativ kann als "Bestrahlung" auch eine Tageslichttherapie angewendet werden, d. h. der Patient hält sich nach Auftragen möglichst viel im Freien auf. Die Abheilungsraten der fotodynamischen Therapie betragen etwa 60–90 %.

Prognose

Bei Patienten mit mehr als 5 aktinischen Keratosen beträgt die Wahrscheinlichkeit, in den nächsten 10 Jahren ein Spinaliom (Plattenepithelkarzinom) zu entwickeln, etwa 10 %.

Ihr Apotheker empfiehlt

Prävention

Sonnenschutz. Die Sonnen- bzw. UV-Belastung, v. a. im Gesicht, ist erwiesenermaßen der größte Risikofaktor. Eine ebenso einfache wie effektive Vorsorgemaßnahme ist das Tragen einer Kopfbedeckung in Verbindung mit dem Einsatz von Sonnenschutzcremes.

Nicotinamid. Nach neueren Untersuchungen soll bei Patienten, die schon einmal einen Hautkrebs hatten, die Einnahme von täglich zweimal 500 mg Vitamin B3 (Nicotinamid) das Auftreten aktinischer Keratosen signifikant vermindern.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps