Gesundheit heute

Borreliose

Borreliose (Lyme-Krankheit, Lyme-Borreliose): bakterielle, fast ausschließlich durch Zeckenstiche übertragene Infektion. Ungefähr 15 % der Zecken in Deutschland sind mit den bakteriellen Erregern Borrelien (Borrelia burgdorferi) infiziert, doch erkranken bei Weitem nicht alle Personen, die von einer infizierten Zecke gebissen wurden. Nach einem Zeckenstich beträgt das Risiko einer Borreliose ~ 1 %.

Typische Hauterscheinung bei der Borreliose ist das Erythema migrans, die sogenannte Wanderröte, die sich Tage bis Wochen nach Infektion um den Stich herum ausbreitet. Die weitere Ausbreitung der Borrelien im Körper erfolgt sehr langsam, sodass die vielfältigen Spätsymptome wie Lähmungen oder Gelenkentzündung zum Teil erst nach Jahren auftreten.

Je früher die Erkrankung erkannt und antibiotisch behandelt wird, umso seltener sind schwere Verlaufsformen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Hautrötung um die Einstichstelle herum, die sich ringförmig ausbreitet (Wanderröte, Erythema migrans)
  • Grippeähnliche Symptome wie Abgeschlagenheit, Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn

  • die typische Hautrötung auftritt – selbst wenn kein vorheriger Zeckenstich aufgefallen ist.

Die Erkrankung

In Deutschland erkranken jährlich 100.000 bis 150.000 Menschen an einer Borreliose. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um die milde Form, die sogenannte Wanderröte, Fälle von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis (siehe unten) sind deutlich seltener.

Auslöser

Zecken sind parasitisch lebende Milben, die mit Beißwerkzeugen und Saugrüsseln zum Blutsaugen an Mensch und Tier ausgestattet sind. In Deutschland sind sie v. a. zwischen März und Oktober aktiv, jedoch auch in milden Wintermonaten. Der wichtigste Krankheitsüberträger unter den Zecken ist der [gemeine] Holzbock.

Zecken leben bevorzugt auf hohem Gras, Farnen, Sträuchern und anderem belaubten Niederholz im Wald sowie in Parks und Gärten und gelangen durch Abstreifen auf den Menschen. Dort setzen sie sich gerne an Körperstellen mit dünner, feuchter und warmer Haut fest (z. B. Leistengegend, Kniekehlen, Achselhöhlen, hinter den Ohren). Sie verankern sich mit dem Hypostom fest an der Haut und saugen bis zu 6 Tage lang Blut.

Während der Blutmahlzeit gibt die Zecke ein Betäubungsmittel ab, das die befallene Hautstelle schmerzunempfindlich macht, sodass der Stich zunächst meist unbemerkt bleibt. Ist die Zecke mit Borrelien infiziert, können die Erreger ins menschliche Blut gelangen. Der Stich einer borrelienhaltigen Zecke führt aber nicht bei allen Menschen, sondern nur bei etwa 20–30 der Gestochenen zu einer Infektion.

In sehr seltenen Fällen wird eine Borreliose auch über andere Stechinsekten übertragen, z. B. über Mücken.

Klinik

Eine Borrelien-Infektion verläuft in verschiedenen Stadien (die auch einzeln auftreten können) und mit den unterschiedlichsten Beschwerden, manchmal sogar völlig unbemerkt. Aufgrund dieser Vielfältigkeit gilt die Borreliose auch als "Chamäleon der Medizin".

Meist äußert sich die Borreliose in der Wanderröte (siehe unten), die das einzige Symptom bleiben kann. Typischerweise sehen die Stadien so aus:

  • Stadium I (Tage bis Wochen nach dem Zeckenstich): Wanderröte, manchmal auch Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Stadium II (Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich): (späte) Wanderröte, Nervenborreliose, Lyme-Karditis, Augenbeteiligung, Leberentzündung, wandernde Schmerzen im Bewegungsapparat
  • Stadium III (Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich): Lyme-Arthritis, Acrodermatitis atrophicans, chronische Nervenborreliose.

Wanderröte (Erythema migrans): Einige Tage bis etwa 4 Wochen nach dem Zeckenstich tritt um die Einstichstelle herum eine Hautrötung auf, die sich – teilweise über Wochen hinweg – kreisförmig ausbreitet, während sie innen wieder verblasst. Diese Wanderröte tritt unabhängig davon auf, ob sich die Zecke noch in der Haut befindet oder nicht. Manchmal kommt es begleitend zu grippeähnlichen Symptomen. In ca. einem Drittel der Infektionen bleibt die Wanderröte aber auch aus.

Nervenborreliose (Neuroborreliose, Bannwarth-Syndrom): Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich, manchmal auch ohne das Warnsymptom der anfänglichen Wanderröte, geht die Erkrankung bei etwa 3–12 % der Infizierten in das Stadium der akuten Nervenborreliose über. Diese äußert sich in vielfältigen Beschwerden, z. B. hartnäckigen Nervenschmerzen, Gesichtslähmungen, Störungen der Tastempfindung oder Sehproblemen. Die chronische Nervenborreliose ist noch seltener, sie kann Jahre nach einem Zeckenstich auftreten. Hier dominieren Beschwerden wie Störungen von Blasenfunktion, Gangstörungen und psychische Veränderungen.

Weitere Beschwerden. Daneben können eine Herzmuskelentzündung (Lyme-Karditis) und Gelenkentzündungen auftreten, bevorzugt an Knie- und Fußgelenken (Lyme-Arthritis). Viele Patienten leiden außerdem unter starkem Erschöpfungsgefühl und einer ständigen Müdigkeit. Als seltene Spätfolge tritt eine chronische Hauterkrankung auf, bei der die Haut an Händen und Füßen bläulich und dünn wie Pergamentpapier wird (Akrodermatitis atrophicans).

Auch das Auge wird bei einer Borreliose manchmal in Mitleidenschaft gezogen, z. B. als Bindehautentzündung, Keratitis (Hornhautentzündung) und Entzündung des Sehnervs (Retrobulbärneuritis). Begleitend kommt es zudem auch oft zu einer Leberentzündung (Hepatitis).

Diagnosesicherung

Die Wanderröte ist eine Blickdiagnose, häufig erinnert sich der Patient auch an den "dazugehörenden" Zeckenstich.

In unklaren Fällen entnimmt der Arzt Blut und gegebenenfalls auch Liquor (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit), um nach Antikörpern auf Borrelien zu suchen. Mit keiner der heute verfügbaren Labormethoden gelingt es jedoch, eine frische Borrelieninfektion mit absoluter Sicherheit nachzuweisen oder auszuschließen. Daher wird bei Symptomen wie einer Wanderröte sofort mit einer Antibiotika-Therapie begonnen.

In diagnostisch schwierigen Fällen versucht der Arzt, den Erreger selbst oder dessen DNA nachzuweisen. Dazu verwendet er spezielle Methoden (Kultur, Polymerase-Kettenreaktion PCR). Ein solcher Nachweis gelingt allerdings nicht mit Blut, sondern nur mit Material aus Hautbiopsien, Muskelbiopsien (im Falle einer Herzmuskelentzündung) oder aus Liquor bzw. Gelenkpunktat.

Neben dem Nachweis von Antikörpern und Erreger kommen beim Verdacht auf eine Beteiligung innerer Organe oder der Augen weitere Untersuchungsverfahren zum Einsatz (Röntgen, Echokardiografie, MRT, EKG, Oberbauchsonografie, Untersuchung der Augen).

Differenzialdiagnosen. Die Wanderröte kann verwechselt werden mit der Sklerodermie, dem Erysipel, einem Arzneimittelexanthem, Pilzinfektionen der Haut (Tinea corporis) oder einer Reaktion auf Insektenstiche.

Behandlung

Mittel der Wahl sind Antibiotika (z. B. Doxycyclin in Doxycyclin® Stada, bei Kindern Amoxicillin). Sie werden je nach Krankheitsstadium 2–3 Wochen lang eingenommen. Bei schweren Verläufen wie z. B. einer Nervenborreliose erhält der Betroffene Antibiotika wie Ceftriaxon als Spritze oder Infusion über mindestens 2 Wochen.

Beschwerden, die durch die Beteiligung von Gelenken, ZNS oder Herz entstanden sind, behandelt der Arzt symptomatisch, z. B. mit Physiotherapie, Kühlung der Gelenke oder dem vorübergehenden Einpflanzen eines Herzschrittmachers bei Rhythmusstörungen. Gegen Schmerzen und Entzündungen verordnet er manchmal auch zusätzlich nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR).

Prognose

  • Die Prognose der Borreliose ist gut, die Erkrankung heilt bei frühzeitiger antibiotischer Therapie meist komplett aus. Bei der Wanderröte sind Spontanheilungen auch ohne eine antibiotische Therapie möglich (aufgrund des Risikos von Nervenborreliose oder Lyme-Arthritis sollte die Wanderröte trotzdem immer antibiotisch behandelt werden).
  • Wird die Erkrankung erst sehr spät erkannt und behandelt, können Beschwerden am Nervensystem oder an den Gelenken zurückbleiben.
  • Eine durchgemachte Borreliose hinterlässt keine Immunität, Neuinfektionen sind jederzeit möglich.
  • Bei bis zu 5 % der Betroffenen tritt das (umstrittene) Post-Borreliose-Syndrom (siehe unten) auf.

Post-Borreliose-Syndrom

Manche Patienten klagen nach Behandlung einer Borreliose monate- bis jahrelang über verstärkte Leistungseinschränkung, Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Muskel- und Gelenkbeschwerden. Mehrere Untersuchungen zeigten jedoch, dass die genannten Beschwerden bei Patienten nach Lyme-Borreliose nicht häufiger als bei gesunden Kontrollgruppen auftreten. Selbsthilfegruppen und selbsternannte "Borreliose-Fachleute" nennen diesen Zustand "Post-Borreliose-Syndrom" oder auch chronische Borreliose. Sie propagieren häufig weitere Blutuntersuchungen und sogar langfristige antibiotische Behandlungen. Experten raten sowohl von den wiederholten Blutuntersuchungen und noch mehr von der langfristigen Antibiotikaeinnahme ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

  • Suchen Sie bei sich ringförmig ausbreitenden Hauterscheinungen den Arzt auf. Je früher eine Wanderröte behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
  • Tipps zur Zeckenentfernung und Vorsorge

Weiterführende Informationen

Website des Nationalen Referenzzentrums für Borrelien:
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borreliose/index.htm

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Lippenherpes lässt sich bezwingen

Lippenherpes lässt sich bezwingen

Mit Creme, Patch oder Hitze

Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten.

Lebenslange Untermieter

Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus.

Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt.

Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase.

In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen.

Hinweis: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge.

Was HSV aus seiner Zelle lockt

Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche:

  • UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge)
  • Fieber und Infektionskrankheiten
  • Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation)
  • psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata

Hinweis: Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken.

Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern

Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt.

Antivirale Cremes. Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen.

Zink. Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich.

Pflanzliche Salben. Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung.

Hinweis: Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist.

Pflaster und Lippenstift

Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann.

Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden.

Tipp: Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten.

Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung

Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet:

  • Hände regelmäßig waschen und desinfizieren.
  • Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen.
  • Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.
  • Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.
  • Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen.
  • Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen.

In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet.

Tipp: Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden.

Virostatika innerlich

In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten.

Quelle: DAZ 2023, 26: 30

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / BSIP / Chassenet