Gesundheit heute

Pilzinfektionen

Pilzbedingte Hauterkrankungen (Hautmykosen, Dermatomykosen): Infektionen der Haut durch Pilze, die je nach betroffenem Hautbereich mit unterschiedlichen Beschwerden einhergehen (für den Fußpilz sind beispielsweise juckende, schuppige Rötungen im Zehenzwischenraum typisch).

Die häufigsten Erreger sind Fadenpilze (Dermatophyten), die bevorzugt in den Hornzellen von Haut, Nägeln und Haaren siedeln. Hefepilze (Candida) führen v. a. zu Infektionen der Schleimhäute und der großen Hautfalten. Derartige Erkrankungen werden als Soor bezeichnet und äußern sich z. B. als Windelausschlag, Mundsoor oder Pilzinfektion im Genitalbereich.

Pilzinfektionen breiten sich im Gegensatz zu bakteriellen und viralen Infektionen der Haut nur langsam über Wochen und Monate hinweg aus. Die oft ebenso langwierige Behandlung erfolgt mit Antipilzmitteln (Antimykotika). Häufig reicht die äußerliche Therapie mit Salben, Gelen oder Shampoos aus, in schweren Fällen ist die Einnahme von Antimykotika in Tablettenform erforderlich.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Ausschlag, Rötungen
  • Risse, Hauterweichungen
  • Trockene Abschuppungen
  • Blasenbildung, Ablösen der Haut
  • Fast immer Juckreiz.

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn

  • typische Hauterscheinungen auftreten und eine Grunderkrankung mit allgemeiner Abwehrschwäche besteht (z. B. Diabetes, HIV-Infektion).

Demnächst, wenn

  • typische Hauterscheinungen auftreten
  • ein vermeintlicher Fußpilz der Selbsttherapie trotzt.

Die Erkrankung

Pilze kommen nahezu überall vor, im Erdboden, auf Haustieren und auf Menschen. Gesunde wie auch kranke Haut ist stets von Pilzen besiedelt. Wenn die Haut bereits geschädigt ist oder wenn günstige Wachstumsbedingungen vorliegen, z. B. feucht-warmes Milieu in Schuhen bei verstärktem Schwitzen, können sich die Pilze vermehren, in die Haut eindringen und zu einer Infektion führen.

Formen

Am häufigsten anzutreffen ist der Fußpilz (Tinea pedum, Tinea pedis), der sich zunächst in den Zehenzwischenräumen und im weiteren Verlauf auch über die gesamte Fußsohle ausbreitet. In den Zehenzwischenräumen kommt es zu Juckreiz, kleinen Rissen, schuppenden Hauterweichungen bis hin zu Blasenbildung und Ablösung der Haut. An den Fußsohlen sind trockene Schuppungen, manchmal auch entzündete, mit Wasser gefüllte Bläschen sichtbar.

Typischerweise überträgt sich ein Fußpilz beim Barfußlaufen in öffentlichen Bädern, Saunen und Sportanlagen. Die Infektion wird begünstigt durch enge, luftundurchlässige Schuhe, aber auch durch Diabetes, Durchblutungsstörungen und Erkrankungen, die mit einer Abwehrschwäche einhergehen. Fußpilz führt leicht zu Nagelpilz und umgekehrt.

Der Handpilz (Tinea manuum) entsteht durch eine Übertragung von Mensch zu Mensch, aber auch durch Selbstübertragung. Liegt beispielsweise eine Fußpilzinfektion vor, kann beim Kratzen der Füße Pilzmaterial unter die Fingernägel gelangen und andere Körperhautareale durch Kontakt infizieren.

Pilzinfektionen am Körper (Tinea corporis) äußern sich anfangs in kleinen rötlichen, schuppenden Herden von Münzgröße, die sich binnen Tagen und Wochen vergrößern. Die rundlichen Herde besitzen einen von der gesunden Haut deutlich abgegrenzten, geröteten, erhabenen Rand mit einer Schuppung 28b42(Hexenringe), in ihrer Mitte sind sie eher flach und hautfarben.

Pilzinfektionen des Gesichts, der Kopfhaut und der Haare (Tinea capitis) treten bevorzugt bei Kindern auf. Das Beschwerdebild reicht von Kopfschuppen, Rötung bis hin zu starken Entzündungen, die mit Bläschen und Haarausfall einhergehen können.

Eine Sonderform unter den Pilzinfektionen der behaarten Kopfhaut ist die Mikrosporie. Sie wird meist durch den von Hunden oder Katzen übertragenen Pilz Microsporum canis hervorgerufen. Bei Fortschreiten der Infektion ist ein großflächiger Verlust von Haaren möglich, weil diese unmittelbar über der Hautoberfläche abbrechen (nicht ausfallen). Oft ist gleichzeitig der Körper betroffen.

Die Bartpilzflechte wird vor allem durch Kontakt mit infizierten Rindern oder Nagern übertragen, Erreger sind Trichophyton-Arten. Neben der entzündlichen, herdförmigen schuppenden Rötung im Bartbereich leiden die Betroffenen manchmal auch unter Fieber und Abgeschlagenheit.

Der durch Hefepilze ausgelöste Soor betrifft v. a. Schleimhäute sowie Körperregionen, an denen Hautoberflächen direkt aufeinanderliegen. Typische Lokalisationen sind Mund, Genitalbereich, Analfalte, Leiste, Achseln und der Bereich unter den Brüsten. Eine besondere Anfälligkeit für Soor zeigen Säuglinge sowie Menschen mit Diabetes oder einer Schwäche des Abwehrsystems, z. B. im hohen Alter, bei antibiotischer Behandlung, bei Chemotherapie, Kortisontherapie oder Drogenmissbrauch. Eine schwere Störung der Abwehrfunktionen, wie sie z. B. bei AIDS vorkommt, kann sogar zu einer Infektion der Speiseröhre oder der inneren Organe führen.

Auch Schimmelpilze (Aspergillus) können beim Menschen Erkrankungen auslösen. Sie befallen Haut, Schleimhäute und Nägel, manchmal auch den Gehörgang oder die Nasennebenhöhlen. Werden die Pilzsporen inhaliert, ist vor allem die Lunge betroffen und es entwickelt sich ein Asthma, eine Lungenentzündung oder eine lokale, abgeschottete Ansiedlung der Schimmelpilze, das sogenannte Aspergillom. Bei Menschen mit verminderter Immunabwehr können die Pilze auch über die Lunge in das Blut gelangen und weitere innere Organe befallen.

Diagnosesicherung

Zunächst untersucht der Arzt die betroffene Haut gründlich, wobei Ort und Aussehen der Läsionen den Verdacht auf eine Pilzerkrankung lenken. Bei hartnäckigem und/oder großflächigem Befall bestimmt der Arzt den Erreger unter dem Mikroskop oder in der Pilzkultur, wozu er nur wenige Hautschuppen, Haare oder etwas Nagelmaterial benötigt. Einige Pilzarten kann er auch mit einer speziellen Lampe (Wood-Licht) direkt auf der Haut erkennen.

Differenzialdiagnosen. Ähnliche Rötungen, Schuppungen und Juckreiz finden sich auch bei der Schuppenflechte, beim seborrhoischen Ekzem, dem Lichen planus (Knötchenflechte), dem allergische Kontaktekzem und bei der Dyshidrose.

Behandlung

Äußerliche Behandlung

Fußpilz, Handpilz und nicht-entzündliche Formen der Pilzinfektionen am Körper behandelt der Arzt meist mit äußerlich anzuwendenden Antipilzmitteln. Die meisten Wirkstoffe richten sich gleichermaßen gegen Faden- und Hefepilze. Es gibt sie in verschiedenen Darreichungsformen wie Creme, Spray, Gel, Shampoo und Nagellack, z. B. Bifonazol in Canesten® Extra Pumpspray oder Amorolfin in Loceryl® Creme. Andere häufig verwendete Pilzmittel sind Clotrimazol (Canifug®Creme), Terbinafin (Terbiderm®Creme) oder Econazol (z. B. Epi-Pevaryl®).

Die Behandlung ist langwierig, sie dauert oft Wochen bis Monate und muss auch nach Abklingen der Beschwerden mindestens 3 Wochen fortgesetzt werden – ein Rückfall ist sonst vorprogrammiert. Ausnahme ist das Präparat Lamisil Once®. Diese Lösung mit dem Inhaltstoff Terbinafin ist zur Einmalbehandlung des Fußpilzes zugelassen und führt bei etwa 2/3 der Betroffenen zu einer Abheilung

Die überaus hartnäckige Nagelpilzinfektion erfordert eine spezielle Behandlung, mehr dazu im Artikel Nagelpilz.

Interne Behandlung

Bleibt eine äußerliche Behandlung wirkungslos, verordnet der Arzt ein Antipilzmittel zum Einnehmen. Häufig verwendete Wirkstoffe sind Fluconazol (z. B. Diflucan® Kapseln) oder Itraconazol, beide Wirkstoffe können jedoch die Leber schädigen. Inzwischen gibt es Itraconazol in einer neuen Zubereitung, die vom Körper besser aufgenommen wird (z. B. Itraisdin®). Dadurch lässt sich die nötige Dosis halbieren, was die Therapie deutlich verträglicher macht. Für Kinder sind diese Wirkstoffe in Deutschland nicht zugelassen, sie werden stattdessen meist mit Griseofulvin (z. B. Griseo®-CT) behandelt.

Weitere Einsatzgebiete für interne Antipilzmittel sind:

  • Befall der Kopfhaut
  • Lokal nicht behandelbarer Befall Nagelpilz (mehr dazu siehe unter Nagelpilz)
  • Großflächige Ausbreitung der Pilzinfektion
  • Pilzinfektionen mit ausgeprägten Entzündungen
  • Pilzinfektionen der Haut bei Patienten mit Abwehrschwäche, z. B. Diabetiker, Immunsupprimierte, HIV-Patienten.

Bei sehr starkem Juckreiz und/oder ausgeprägter Entzündung kann der Arzt zusätzlich zur antimykotischen Behandlung vorübergehend Kortison und beruhigende Antihistaminika verordnen.

Prognose

Die Behandlung von Pilzinfektionen der Haut ist meist langwierig, Rückfälle sind häufig.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

  • Wenden Sie das Antipilzmittel unbedingt wie verordnet an und beenden Sie die Behandlung frühestens 3 Wochen nach der offensichtlichen Besserung Heilung. Beim Nagel muss die gesunde Nagelplatte komplett durchgewachsen sein. Achten Sie bei Einmaltherapien penibel auf die Anwendungshinweise: Tragen Sie die Lösung immer auf beide Füße auf, benetzen Sie Zehen und Zehenzwischenräume gründlich und lassen Sie den Film antrocknen, bis Sie sich Strümpfe anziehen.
  • Tägliches Waschen der befallenen Körperstellen dient dazu, die abgestoßenen, pilzhaltigen Hautpartikel zu entfernen. Trocknen Sie die Haut sorgfältig ab, auch zwischen den Zehen. Wenn Sie mögen, benutzen Sie zum Trocknen auch einen Fön.
  • An Körperstellen, wo Haut auf Haut liegt (z. B. Leisten, weibliche Brüste, Bauchfalten, Zehenzwischenräume) lässt sich die Heilung durch eingelegte Mullstreifen oder Baumwollkompressen fördern; diese saugen Feuchtigkeit auf und verbessern die Belüftung der Haut.
  • Wichtig ist die Desinfektion aller Textilien, die mit der pilzbefallenen Haut in Kontakt kommen, um eine spätere Neuinfektion zu verhindern. Dazu eignet sich eine Wäsche mit mindestens 60 °C heißem Wasser.
  • Bei Fußpilz empfiehlt es sich, auch die Turnschuhe regelmäßig in der Waschmaschine zu reinigen, möglichst unter Zusatz eines Desinfektionsmittels. Nicht waschbare Schuhe können Sie durch Einsprühen mit handelsüblichen Anti-Pilz-Sprays desinfizieren. Auch spezielle Einlegesohlen oder Schuhspanner aus Zedernholz scheinen eine desinfizierende Wirkung zu besitzen.
  • Da pilzbefallene Haut generell von frischer Luft profitiert, ist im Sommer strumpffrei getragenes Schuhwerk und noch besser Barfußlaufen, wo immer möglich, wichtig und sinnvoll.
  • Benutzen Sie in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern, Saunen, Sportplätzen oder Hotelzimmern immer Badeschlappen, um andere vor einer Infektion zu schützen.

Komplementärmedizin

Komplementärmedizinische Maßnahmen sind bei Hautpilzerkrankungen zur Vorbeugung wirksam, können jedoch bei einer eingetretenen Infektion die schulmedizinische Behandlung nicht ersetzen.

Hydrotherapie. Bei Fußpilz bieten sich begleitend zur Behandlung wie auch vorbeugend regelmäßige Fußbäder mit Kampfer, Rosmarin, Thymian, Lavendel, Nelken-, Kümmel- oder Teebaumöl an. Bei Infektionen mit Hefepilzen haben sich Bäder mit dem Kamillewirkstoff Bisabolol bewährt. Wer unter wiederkehrenden Pilzerkrankungen leidet, profitiert eventuell von einer Stärkung des Immunsystems durch Abhärtung, z. B. mit Kneippschen Güssen (Wechselbädern).

Pflanzenheilkunde. Synthetische Präparate wie Antimyotika sind bei der Bekämpfung von Hautpilz pflanzlichen Wirkstoffen überlegen. Bei Fußpilz kann das betroffene Hautareal unterstützend mit einer aufgeschnittenen Knoblauchzehe behandelt werden, aber auch mit Ringelblumensalbe (z. B. Calendula-Echinacea-Salbe Helixor). Die ätherischen Öle folgender Pflanzen wirken dem Wachstum von Pilzen entgegen: Teebaum, Kampfer, Kümmel, Lavendel, Myrrhe, Nelken und Thymian. Generell müssen alle therapeutischen Maßnahmen noch mehrere Wochen nach Abklingen der Symptome fortgeführt werden, um alle Pilzsporen abzutöten.

Weitere Therapiemöglichkeiten von Pilzinfektionen sind bei speziellen Krankheitsbildern beschrieben: Windelausschlag, Mundsoor und Pilzinfektionen der Scheide.

Prävention

Wer unter Fußpilz leidet, sollte auf atmungsaktives Schuhwerk achten und Socken oder Strümpfe aus Baumwolle tragen. Sandalen oder Flip-Flops sind besser als geschlossene Schuhe. Nasse Halb- oder Winterschuhe sind möglichst rasch auszuziehen (insbesondere am Arbeitsplatz) und komplett zu trocknen. Ein täglicher Wechsel von Socken und Schuhen ist anzuraten, jeder Schuh kommt also höchstens jeden zweiten Tag "dran". Sobald die Füße nass geworden sind (z. B. bei Regen) oder schwitzen, sollten die Socken gewechselt werden, denn das Vermeiden von Feuchtigkeit zwischen den Zehen ist das A und O der Vorsorge.

Wenn die Haut an den Füßen trocken und rissig ist, stehen konsequente Fußpflegemaßnahmen im Vordergrund, um mögliche Eintrittspforten für die Pilze zu vermeiden. Übermäßiger Fußschweiß muss ebenso behandelt werden, da die Pilze feuchtes Milieu lieben.

Nach Dusche oder Bad ist es wichtig, die Körperfalten und Zehenzwischenräume sorgfältig abzutrocknen. Vorsicht ist geboten bei einem Besuch in "Gefahrenzonen" wie öffentlichen Duschen, Umkleidekabinen oder Saunen. Hier empfiehlt es sich dringend, Badesandalen zu tragen und anschließend die noch feuchten Füße mit einem Desinfektionsspray einzusprühen.

Eine weitere Infektionsquelle stellen kommerziell verliehene Ski- und Schlittschuhe dar, die fast ausnahmslos mit Pilzsporen behaftet sind. Nach dem Tragen sollten deshalb die Füße sofort gewaschen und anschließend möglichst mit einem Anti-Pilz-Spray behandelt werden.

Weiterführende Informationen

 www.leitlinien.net – Stichwortsuche Tinea: Ärztliche Leitlinien zur Diagnostik und Therapie von Pilzinfektionen der Haut.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps