Gesundheit heute

Haarbalgentzündung und Furunkel

Haarbalgentzündung (Follikulitis): oberflächliche, meist bakteriell bedingte Entzündung des Haarbalgs, vor allem im Gesicht (bei Männern im Bartbereich), im Nacken und am Gesäß. Manchmal entwickeln sich Haarbalgentzündungen zu abgekapselten Eiteransammlungen (Furunkel).

Infektiöse Haarbalgentzündungen und ihre Folgen (Furunkel, Karbunkel) werden je nach Ausmaß mit lokaler Desinfektion und/oder Antibiotika behandelt. Furunkel und Karbunkel muss der Arzt manchmal operativ eröffnen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Haarbalgentzündung: ein oder mehrere gerötete schmerzhafte Knötchen mit einer gelblich-grünen Pustel um ein Haar herum, oft von einem rötlichen Saum umgeben
  • Furunkel: entzündlich geröteter druckschmerzhafter Knoten, oft mit einem Eiterpfropf in der Mitte.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn entzündete Haarbälge oder Furunkel

  • nicht von allein abheilen
  • in großer Zahl auftreten.

Heute noch, wenn

  • Grunderkrankungen vorliegen, bei denen die allgemeine Abwehr geschwächt ist z. B. Diabetes, AIDS
  • Fieber und Abgeschlagenheit hinzukommen
  • ein Furunkel im Gesicht auftritt, insbesondere an Nase und Oberlippe.

Die Erkrankung

Ursachen und Risikofaktoren

Haarbalgentzündungen sind meist infektiös verursacht, entweder spontan (meistens) oder im Rahmen einer eitrigen Entzündung in einem anderen Organ (selten). Erreger sind in erster Linie Bakterien (vor allem Staphylokokkus aureus, seltener Klebsiellen, Enterobakterien), aber auch Pilze (Malassezien) und Parasiten (z. B. Demodex) können einen Haarbalg infizieren. Als Auslöser bzw. Risikofaktoren für infektiöse Haarbalgentzündungen gelten

  • mangelnde Hygiene, z. B. nach dem Rasieren
  • Benutzung von Whirlpools
  • geschädigte Haut, z. B. im Rahmen einer Neurodermitis oder Akne
  • Diabetes, Blutkrebs (Leukämie) und Nierenerkrankungen (hier vor allem als Furunkulose).

Haarbalgentzündungen entstehen manchmal aber auch nicht-infektiös. Mögliche Auslöser sind z. B.

  • Medikamente wie Bromoderm oder Tyrosinkinaseinhibitoren
  • sehr fettige Hautpflegeprodukte wie Vaseline oder Massageöle
  • (meist beruflicher) Kontakt zu Teer und Öl
  • mechanische Reizung, z. B. durch Rasieren der Unterschenkel.

Daneben führen krankheitsbedingte Haarwachstumsstörungen oder Verhornungsstörungen der Haut zu Haarbalgentzündungen, in manchen Fällen entwickeln sie sich auch ohne jeden erkennbaren Grund, d. h. idiopathisch.

Lokalisation und Verlauf

Überall dort, wo Haare sitzen, können sich auch deren Haarbälge entzünden. Bevorzugt finden sich Haarbalgentzündungen an Nacken, Gesicht, Achselhöhlen, Gesäß, Armen und Beinen.

Breitet sich die Haarbalgentzündung auf das umliegende Gewebe aus, entsteht ein Furunkel. Das schubweise Auftreten zahlreicher Furunkel an verschiedenen Körperteilen bezeichnet man als Furunkulose.

Beim Zusammenschmelzen mehrerer Furunkel entsteht ein großflächiger, sehr schmerzhafter Karbunkel, gekennzeichnet durch brettharte Schwellungen mit Eiterdurchbrüchen. Die Betroffenen leiden unter Abgeschlagenheit, Fieber, Schüttelfrost und schmerzhaften Lymphknotenschwellungen.

Komplikationen

Bei einem Karbunkel und bei unsachgemäßen Behandlungsversuchen eines Furunkels besteht die Gefahr, dass die auslösenden Erreger aus dem Haarbalg in die Blutbahn gelangen und dadurch eine lebensgefährliche Blutvergiftung (Sepsis) auslösen. Besonders gefährlich sind Furunkel im Lippen-, Nasen- und Wangenbereich, weil die Keime über den Blutweg oder den Lymphabfluss aus dem Nasenbereich leicht ins Gehirn gelangen und dort lebensbedrohliche Infektionen auslösen können.

Hinweis: Lassen Sie sich keinesfalls dazu verleiten, im Gesichtsbereich an eitrigen Entzündungen herumzudrücken. Suchen Sie stattdessen am gleichen Tag einen Arzt auf.

Diagnosesicherung

Das klinische Bild führt den Hautarzt leicht zur Diagnose, im Zweifel entnimmt er einen Abstrich aus dem Pustelgrund und lässt den Erreger im Labor mithilfe einer Kultur nachweisen. Bei der Follikulitis im Bartbereich nutzt er dafür auch ein ausgezupftes Barthaar.

Bei einer Furunkulose oder bei Karbunkeln veranlasst der Arzt meist eine Untersuchung von Blutbild, Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und Blutzucker, um eine zugrundeliegende Erkrankung wie Diabetes mellitus oder Leukämie auszuschließen.

Differenzialdiagnosen. Akne, Pilzinfektionen der Haut sowie Hautläsionen durch eine Syphilis ähneln häufig den Hauterscheinungen einer Follikulitis.

Behandlung

Infektiöse Haarbalgentzündungen

In leichten Fällen ist oft keine Behandlung erforderlich. Nur bei ausgeprägten Formen desinfiziert der Arzt den betroffenen Bereich (z. B. mit Dermowas® Lösung) und öffnet eventuell die Pusteln. Danach verordnet er feuchte antiseptische Umschläge bzw. desinfizierende Cremes oder Lotionen, manchmal auch antibiotische Cremes, z. B. mit Fusidinsäure. Bei ausgedehnten Infektionen ist es erforderlich, interne Antibiotika anzuwenden. Diese verabreicht der Arzt in den ersten Tagen der Behandlung oft intravenös, später wird dann auf Tabletten umgestiegen. Häufig verwendete Wirkstoffe sind dabei Cephalosporine oder Clindamycin.

Ist der Bartbereich betroffen, empfiehlt der Arzt, zunächst auf das Rasieren zu verzichten und die Haut mit antibakteriellen Reinigungslösungen zu behandeln. Außerdem sollte der Rasierer mit 70%igem Isopropanol gereinigt werden. Leichte Formen heilen mit dieser Behandlung häufig aus. Bei einer chronischen Follikulitis im Bartbereich verordnet der Arzt oft eine niedrig dosierte Kortison-Creme für 2–3 Tage. Bleibt die Therapie erfolglos, kommen interne Antibiotika für bis zu 3 Wochen zum Einsatz, in weiterhin hartnäckigen Fällen auch Isotretinoin (z. B. Aknenormin®).

Furunkel und Karbunkel

Ein reifes Furunkel oder einen Karbunkel öffnet der Arzt mit einem Skalpell und legt anschließend mit antibakterieller Lösung getränkte Mullstreifen ein. Diese wirken keimtötend und verhindern einen vorzeitigen Wundverschluss. Sie müssen, wie auch der darüberliegende Verband, täglich gewechselt werden. Hartnäckige oder wiederkehrende Furunkel machen gelegentlich die Einnahme eines Antibiotikums erforderlich, bei stark entzündlichen Reaktionen der Haut verordnet der Arzt auch zusätzlich entzündungshemmende Wirkstoffe wie Diclofenac.

Bei Fieber, Entzündungszeichen im Blut (Leukozytose), großen Gesichtsfurunkeln und geschwächter Immunabwehr ist eine stationäre Aufnahme erforderlich. Hier werden die nötigen Antibiotika intravenös verabreicht.

Nichtinfektiöse Haarbalgentzündung

Bei nicht-infektiösen Haarbalgentzündungen behandelt der Arzt in aller Regel zunächst die Ursache, z. B. die zugrundeliegende Hauterkrankung, oder er versucht, die Auslöser (Medikamente, falsche Hautpflege) zu eliminieren. Eine antibiotische Therapie ist häufig wenig erfolgversprechend. Um die Hautentzündung zum Abklingen zu bringen, verordnet der Arzt evtl. kurzfristig Kortisonsalben.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei einem noch unreifen Furunkel lässt sich der Austritt des eitrigen Inhalts durch feuchtwarme Kompressen sowie Zugsalbe fördern (z. B. Ichtholan® Salbe mit Ammoniumbituminosulfonat). Danach klingt die Entzündung meist rasch ab – allerdings besteht die Gefahr, dass sich die mit dem Eiter austretenden Bakterien ausbreiten. Es empfiehlt sich deshalb, die umliegende Haut und die Hände nach Berührung mit einem offenen Furunkel sorgfältig zu desinfizieren sowie Handtücher und Bettzeug heiß zu waschen.

Komplementärmedizin

Hydrotherapie. Fangopackungen, Quarkwickel oder Umschläge mit Kaliumpermanganat helfen bei beginnender Schwellung. Zur Reifung des Furunkels eignen sich heiße Kompressen und Kamillenbäder. Heilerde-Auflagen (Heilerde mit 1 l Wasser oder Essig anrühren, einen halben Zentimeter dick auf die betroffene Hautpartie aufbringen, nach etwa einer halben Stunde wieder entfernen) vermindern den Juckreiz und verkürzen den Heilungsprozess. Sofern Furunkel wiederholt auftreten, sind Kamille-Schwefel-Bäder mit Sole angezeigt.

Fototherapie. Eine 10- bis 15-minütige Bestrahlung mit Rotlicht oder mit keimtötendem UV-Licht wirkt sich mitunter positiv aus, ebenso wie Bestrahlungen zur allgemeinen Stärkung der Körperabwehr.

Pflanzenheilkunde. Für die äußerliche Anwendung empfehlenswert – auch über Nacht – sind Salbenauflagen mit Mercurialis perennis (Waldbingelkraut). Sie wirken als Zugsalbe und das Furunkel schwillt ab. Ätherische Öle und Harze aus Rosmarin und Myrrhe sind desinfizierend und können, in Form von Salben aufgetragen, das Abheilen von oberflächlichen Entzündungen begünstigen. Um die Reifung zu beschleunigen, bieten sich Auflagen von Leinsamensäckchen (150 g gemahlener Leinsamen wird mit einem halben Liter Wasser gekocht und anschließend ausgedrückt), Kamillenblütentee-Säckchen und heiße Heublumensäckchen (aus der Apotheke) an. Auch Arnikaumschläge, Kamillencreme (Kamillosan®) oder Echinacea-Salbe oder Tinktur beschleunigen den Heilungsprozess. Zur Stimulation der Immunabwehr eignen sich Präparate aus Sonnenhut (Echinacin® Madaus) oder Kombinationspräparate wie Esberitox®.

Prävention

Wer zu Furunkeln neigt, trägt am besten luftige, locker sitzende Kleidung, da sowohl starkes Schwitzen als auch ständiges Scheuern die Furunkelbildung begünstigen. Häufiges Waschen der Bekleidung bei hohen Temperaturen reduziert die Gefahr einer erneuten Infektion durch dort verbleibende Bakterien, eine sorgfältige Desinfektion nach jeder Rasur verhindert, dass aus kleinen Verletzungen eitrige Entzündungen werden.

Bei wiederholten Furunkeln hilft eventuell eine Autovakzination. Dieses individuelle schulmedizinische Verfahren verwendet Krankheitserreger aus dem Eiter des Patienten. Abgetötet werden aus ihnen "maßgeschneiderte" Impfstoffe hergestellt und dem Patienten in steigender Dosis unter die Haut gespritzt. Die Effektivität der Autovakzination ist allerdings (noch) nicht wissenschaftlich gesichert.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Lippenherpes lässt sich bezwingen

Lippenherpes lässt sich bezwingen

Mit Creme, Patch oder Hitze

Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten.

Lebenslange Untermieter

Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus.

Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt.

Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase.

In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen.

Hinweis: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge.

Was HSV aus seiner Zelle lockt

Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche:

  • UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge)
  • Fieber und Infektionskrankheiten
  • Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation)
  • psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata

Hinweis: Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken.

Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern

Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt.

Antivirale Cremes. Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen.

Zink. Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich.

Pflanzliche Salben. Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung.

Hinweis: Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist.

Pflaster und Lippenstift

Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann.

Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden.

Tipp: Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten.

Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung

Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet:

  • Hände regelmäßig waschen und desinfizieren.
  • Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen.
  • Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.
  • Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.
  • Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen.
  • Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen.

In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet.

Tipp: Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden.

Virostatika innerlich

In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten.

Quelle: DAZ 2023, 26: 30

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / BSIP / Chassenet