Gesundheit heute

Arzneimittelexanthem

Arznei[mittel]exanthem: Hautausschlag und Schleimhautentzündung als Arzneimittelnebenwirkung, am häufigsten ausgelöst durch Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline (z. B. Ampicillinexanthem). Daneben können auch andere Antibiotika, Herz- und Blutdruckmedikamente, Schmerzmittel, Antiepileptika, Schilddrüsenmedikamente und andere Wirkstoffe ein Arznei[mittel]exanthem verursachen.

Nach Absetzen des verdächtigen Medikaments ist die Symptomatik meist innerhalb von 1–2 Wochen rückläufig. Die Hauterscheinungen selbst werden je nach Ausmaß mit kühlenden Umschlägen, juckreizstillenden Antihistaminika und/oder Kortison behandelt.

Symptome und Leitbeschwerden

  • (Meist) juckender Ausschlag, der typischerweise 7–12 Tage, bei wiederholtem Behandlungszyklus 2 Tage nach Einnahmebeginn auftritt.
  • Oft kleinfleckig und leicht erhaben, ähnlich wie bei Masern oder Scharlach
  • Selten netzförmig, großfleckig, mit Quaddeln, Blasen, kleinen Hautblutungen oder ausgedehnten Rötungen.

Wann zum Arzt

Am gleichen Tag, wenn

  • im Zusammenhang mit der Einnahme von Tabletten oben genannte Hauterscheinungen auftreten.

Die Erkrankung

Die Haut ist das Organ, das am häufigsten von unerwünschten Arzneimittelwirkungen betroffen ist. So erleiden z. B. bis zu 10 % aller Patienten, die das Antibiotikum Ampicillin einnehmen, einen Hautausschlag. Bei anderen Arzneimitteln ist die Rate deutlich niedriger. In den meisten Fällen ist die Nebenwirkung auf den eigentlichen Wirkstoff des Arzneimittels zurückzuführen, gelegentlich jedoch auch auf Hilfsstoffe wie Füllmittel, Konservierungs-, Geschmacks- oder Farbstoffe.

Krankheitsentstehung

Ursache des Hautausschlags beim Arzneimittelexanthem ist eine allergische oder eine pseudoallergische Reaktion.

  • Die allergische Reaktion wird entweder systemisch (im ganzen Körper) nach innerlicher Einnahme, z. B. durch Tabletten oder Spritzen ausgelöst, oder lokal als Kontaktallergie nach Auftragen auf die Haut oder die Schleimhaut. Sie ist eine Allergie vom verzögerten Typ und zeigt sich erst mehrere Stunden bis Tage nach Behandlungsbeginn mit einem neuen Medikament. In manchen Fällen tritt sie erst Wochen später oder sogar erst nach dem Absetzen des Medikaments auf. Erst bei weiteren Behandlungszyklen kommt es auch hier zu früheren Hautreaktionen, oft bereits nach 6–48 Stunden.
  • Die pseudoallergische Reaktion (Pseudoallergie) entsteht dadurch, dass die Medikamenteneinnahme zur Freisetzung von körpereigenen Stoffen wie Histamin führt, die ihrerseits Hautausschläge hervorrufen. Dabei werden die Mastzellen im Gegensatz zu einer echten Allergie unspezifisch, d. h. ohne ein Allergen aktiviert. Die pseudoallergische Reaktion tritt deshalb im Gegensatz zur echten Allergie bereits nach erstmaliger Einnahme eines Arzneimittels auf und benötigt keine Sensibilisierung.

Formen und Verlauf

  • Die häufigste Arzneimittelinduzierte Hautreaktion ist das sogenannte makulopapulöse Arzneimittelexanthem. Dieses ist sehr vielgestaltig, kann den ganzen Körper oder Rumpf betreffen oder sich auf eine kleine Stelle beschränken. Juckreiz ist häufig vorhanden, jedoch nicht zwingend. Auch das Auftreten des Exanthems variiert sehr stark. Es tritt üblicherweise 4–14 Tage nach der ersten Zufuhr des Medikaments auf, bei wiederholter Gabe verkürzt sich die Reaktionszeit auf 1–4 Tage. Meist bilden sich die Beschwerden nach Absetzen des auslösenden Arzneimittels vollständig zurück, gelegentlich finden sich jedoch als Restzustand vorübergehend schiefergraue Hautverfärbungen.
  • Die akute generalisierte Pustulose tritt 1–12 Tage nach Einnahme eines Medikaments auf und klingt nach 5–7 Tagen ab. Häufige Auslöser sind Antipilzmittel wie Terbinafin, Antibiotika, aber auch Paracetamol, Allopurinol oder Sulfasalazin. Der Ausschlag beginnt meist im Gesicht und an den Gelenkbeugen, es kommt zu Rötungen, Pusteln und Schuppungen. Die Schleimhäute sind selten betroffen. Fieber und Abgeschlagenheit sind typisch, im Blut sind die weißen Blutkörperchen erhöht. Die Erkrankung wird meist mit Kortison therapiert, kann aber auch spontan abheilen.
  • Beim fixen Arzneimittelexanthem (fixen Arzneimittelexanthem) entwickeln sich 30 Minuten bis zu 8 Stunden nach Medikamenteneinnahme in Gelenknähe oder auf Schleimhäuten einzelne oder mehrere münzgroße rötliche Flecken. Die Flecken bleiben häufig nach Absetzen des auslösenden Medikaments (z. B. Barbiturate oder Antibiotika wie Tetrazykline) für Monate bis Jahre bestehen, oft entwickeln sie auch eine dunkelbraune Färbung (Hyperpigmentierung). Kortisonhaltige Salben beschleunigen die Abheilung.
  • Das [medikamentöse] Lyell-Syndrom (oder Toxische epidermale Nekrolyse TEN) ist die Maximalvariante einer arzneimittelbedingten Hautreaktion, die 4 bis 28 Tage nach Einnahme von Medikamenten im Rahmen eines harmlosen Infekts auftritt. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer, das Durchschnittsalter der Patienten liegt bei 60–70 Jahren. Typisch sind schmerzhafte Blasen und hohes Fieber, neben Haut und Schleimhäuten sind meist auch die Bindehäute beteiligt. Zu den lebensbedrohlichen Komplikationen gehören der Kreislaufschock aufgrund von Flüssigkeitsverlusten, bakterielle Hautinfektionen, Sepsis und Lungenentzündungen.
  • Eine fototoxische Reaktion nach Medikamenteneinnahme führt erst nach Sonnenbestrahlung (auch durch Fensterglas) zu einem Arznei[mittel]exanthem, das meist auf den dem Licht ausgesetzten Hautbereich beschränkt ist.

Diagnosesicherung

Die Diagnose ist einfach, wenn der Ausschlag typisch und der Betroffene ansonsten gesund ist und nur ein Medikament im fraglichen Abstand zum Auftreten des Ausschlags eingenommen wurde.

Viele Arznei[mittel]exantheme treten aber bei Patienten mit chronischen Mehrfacherkrankungen auf, die verschiedene Medikamente einnehmen. In diesem Fall sind aufwendige Laboruntersuchungen und Hauttests erforderlich, um die Diagnose zu stellen.

Relativ einfach ist der Reexpositionsversuch durchzuführen, bei dem das fragliche Medikament erneut gegeben und ein Wiederauftreten des Ausschlags abgewartet wird. Dieser Versuch kann allerdings erst 3 Wochen nach Abklingen der Hautveränderungen erfolgen.

Differenzialdiagnosen. Verwechslungsgefahr besteht mit den Hauterscheinungen bei viralen oder bakteriellen Infekten, ausgeprägten pustulösen Formen der Schuppenflechte und auch Lichtdermatosen.

Behandlung

Der erste und wichtigste Behandlungsschritt besteht darin, das auslösende Medikament wegzulassen und auf ein Präparat aus einer anderen Wirkstoffgruppe umzustellen.

In leichten Fällen reicht es eventuell, die Beschwerden durch kühlende Umschläge, Auftragen von juckreizstillenden Lotionen, Gels und Cremes (z. B. Anaesthesulf®-Lotio, Fenistil® Gel) oder Einnahme von Antihistaminika (z. B. Cetirizin) zu lindern.

Kortison ist das Mittel der Wahl bei stärkeren Reaktionen, meist in Form von Lotionen und Cremes, in schweren Fällen auch in Form von Tabletten oder intravenös.

Die lebensbedrohliche Form des Arzneimittelexanthems, das Lyell-Syndrom, benötigt meist eine intensivmedizinische Behandlung.

Prognose

Nach Absetzen des auslösenden Medikaments heilen die Hauterscheinungen in der Regel gut ab.

Beim Lyell-Syndrom ist die Prognose dagegen ernst, 20–25 % der Betroffenen sterben daran.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was sie selbst tun können

Aufpassen bei neuen Medikamenten. Seien Sie aufmerksam, wenn Sie neue Medikamente einnehmen! Suchen Sie Ihren Arzt auf, wenn Sie einen juckenden Ausschlag wie oben beschrieben oder andere neuartige Hauterscheinungen bemerken.

Arzt informieren. Wenn Sie schon einmal mit einem Ausschlag auf ein Medikament reagiert haben, teilen Sie dies Ihrem Arzt vor einer neuen Arzneimittelverordnung mit.

Allergiepass immer mitnehmen. Ist eine Arzneimittelallergie nachgewiesen, stellt der Arzt einen Allergiepass aus, in den er die unverträglichen Medikamente einträgt. Tragen Sie diesen Pass immer bei sich.

Komplementärmedizin

Da das Arznei[mittel]exanthem nach naturheilkundlicher Betrachtungsweise der Nesselsucht ähnelt, finden sich die therapeutischen Möglichkeiten der Komplementärmedizin an entsprechender Stelle.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Lippenherpes lässt sich bezwingen

Lippenherpes lässt sich bezwingen

Mit Creme, Patch oder Hitze

Lippenherpes juckt, schmerzt und ist mit seinen gelblichen Krusten alles andere als eine Zierde. Häufig taucht er gerade dann auf, wenn man ihn am allerwenigstens gebrauchen kann. Zum Glück gibt es gegen die üblen Fieberbläschen inzwischen viele Gegenmittel. Wer sie frühzeitig einsetzt, hat gute Chance, den Herpes im Zaum zu halten.

Lebenslange Untermieter

Herpes-simplex-Viren (HSV) sind weit verbreitet. Am häufigsten kommt der Typ HSV-1 vor: Neun von zehn Erwachsenen tragen ihn in sich. Die meisten stecken sich damit schon in der frühen Kindheit an. Das Virus gelangt dabei über Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekrete zunächst auf die Schleimhaut oder wird eingeatmet. Von dort erreicht es dann die Blutbahn. Nach dieser ersten, oft unbemerkten Infektion ziehen sich die Viren in bestimmte Nervenzellen (Ganglienzellen) zurück und bleiben lebenslang im Körper. Werden die „schlafenden“ Viren allerdings durch Stress oder andere Faktoren reaktiviert, wandern sie die Nervenbahnen entlang und lösen Geschwüre und Bläschen an der Haut aus.

Besonders häufig sitzen die Herpesviren in den Ganglienzellen des Nervus trigeminus. Dieser innerviert die Gesichtshaut, die Lippen und die Mundschleimhaut. Werden die Viren reaktiviert, kommt es in diesen Gebieten zu Symptomen. Am allerhäufigsten betroffen sind dabei die Lippen und der Bereich um den Mund herum. Im Volksmund nennt man die dann auftretenden kleinen schmerzhaften Geschwüre Fieberbläschen. Fachleute sprechen von einem Herpes labialis, wenn er an den Lippen oder im Mund sitzt, vom Herpes nasalis, wenn er die Nase befällt.

Fieberbläschen kündigen sich oft durch Brennen, Kribbeln oder Jucken an. Innerhalb weniger Stunden blüht der Herpes auf: Es entwickelt sich ein münzgroßer, geröteter Herd mit kleinen Blasen. Diese sind prall gefüllt mit HSV. Nach wenigen Tagen platzen sie und trocknen schließlich aus. Dabei bilden sich höchst schmerzhafte Krusten. Nach acht bis zehn Tagen ist die Wunde abgeheilt, und die Haut sieht wieder so aus wie vorher. Dummerweise bleibt es meist nicht bei der einen Attacke. Bei vielen Menschen, die das HSV in sich tragen, kommt das Fieberbläschen immer wieder. Oft an der gleichen Stelle, manchmal auch in anderen Bereichen des Mundes oder an der Nase.

In manchen Fällen bleibt es bei der Reaktivierung nicht beim harmlosen Fieberbläschen. Vor allem bei immungeschwächten Patient*innen und Neugeborenen drohen Komplikationen. Das Virus kann sich im gesamten Körper ausbreiten und das zentrale Nervensystem, die Lunge und die Leber infizieren. Atemnot, Fieber und Krampfanfälle sind nur einige der lebensbedrohlichen Folgen.

Hinweis: Manchmal kommt es durch die Reaktivierung von HSV-1 zu einer Augeninfektion. Dabei sind v.a. die Hornhaut und die Bindehaut betroffen. Bemerkbar macht sich der Augenherpes durch Rötung, Schmerzen, Juckreiz und Fremdkörpergefühl im Auge.

Was HSV aus seiner Zelle lockt

Fast alle Menschen sind mit HSV-1 infiziert. Doch nicht alle leiden unter Fieberbläschen. Das liegt daran, dass das Virus reaktiviert werden muss, bevor es aus den Nervenzellen auswandert und an der Haut zu Beschwerden führt. Provokationsfaktoren oder Trigger gibt es zahlreiche:

  • UV-Strahlung der Sonne (eine andere Bezeichnung für den Herpes labialis ist auch der „Gletscherbrand“ durch starke UV-Strahlen im Gebirge)
  • Fieber und Infektionskrankheiten
  • Hormonumstellungen (z.B. bei der Menstruation)
  • psychische Faktoren wie Stress, Ekel oder Traumata

Hinweis: Wer sehr häufig oder jeweils sehr lange unter Fieberbläschen leidet, sollte dies ärztlich abklären lassen. Dahinter kann eine Immunschwäche stecken.

Beschwerden mit Cremes und Gelen lindern

Das traditionelle Fieberbläschen ist nicht gefährlich, aber überaus lästig. Zum Glück gibt es inzwischen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Besonders häufig werden spezielle Cremes eingesetzt.

Antivirale Cremes. Diese Cremes enthalten ein Virostatikum, das die Vermehrung der Viren stoppt. Trägt man sie schon beim ersten Kribbeln auf, bilden sich manchmal erst gar keine Bläschen aus. Ansonsten kann der Wirkstoff helfen, dass das Bläschen schneller abheilt und weniger schmerzt. Die Cremes sollten so früh wie möglich und dann alle drei bis vier Stunden eingesetzt werden. Für das Virostatikum Aciclovir gibt es keine Alterseinschränkung. Penciclovir darf erst ab einem Alter von zwölf Jahren angewendet werden. Aciclovir steht auch in Kombination mit antientzündlichem Hydrokortison zur Verfügung. Die Kombination soll die Symptome schneller lindern und die Wundheilung beschleunigen.

Zink. Zink soll auf Herpesviren ebenfalls einen hemmenden Effekt ausüben. Es wird für die virale Bläschenphase und die Zeit der Heilung empfohlen. Speziell für den Lippenherpes hergestellte Gele mit Zinksulfat-Heptahydrat sind in der Apotheke erhältlich.

Pflanzliche Salben. Melissenöl, Teebaumöl und Pfefferminzöl sind im Labor antiherpetisch wirksam, andere Pflanzeninhaltsstoffe haben desinfizierende Eigenschaften. Für den Lippenherpes gibt es spezielle Mixturen, z. B. Rephaderm mit Rosmarin-, Myrrhen- und Wermutkrautextrakten. Der Mikroalgenaktivstoff Spirulina-platensis-Extrakt (z.B. in Spiralin oder Ilon Lippencreme) soll das Eindringen und Anhaften von HSV in die Hautzellen verhindern. Dadurch kann er im Akutfall verhindern, dass das Bläschen weiter aufblüht. Auch vorbeugend soll Spirulina herpesanfällige Lippen schützen können. Außerdem reduziert der Algenwirkstoff die Krustenbildung und fördert die Abheilung.

Hinweis: Bei den Virostatika kommt es auch auf die Salbengrundlage an. So dringt Studien zufolge Aciclovir besonders gut in die Schleimhaut ein, wenn es mit einem Anteil von 40% Propylenglykol zubereitet ist.

Pflaster und Lippenstift

Statt Cremes lässt sich der Lippenherpes auch mit speziellen Pflastern oder Patches behandeln. Sie fördern durch Hydrokolloide die Wundheilung und reduzieren die Krustenbildung. Dabei sind sie auch ohne Wirkstoff etwa ebenso effektiv wie virostatische Cremes. Die Pflaster haben durchaus Vorteile: Sie schützen vor Infektionen und Weiterverbreitung der Viren. Außerdem lassen sie sich gut überschminken, d.h. das Fieberbläschen fällt weniger stark auf. Die Patches sollen 24 h auf der Läsion verbleiben. Beim Austausch lösen sich die Krusten mit ab – was allerdings recht schmerzhaft sein kann.

Ein weiteres Therapieprinzip ist Hitze. HSV sind wärmeempfindlich und lassen sich deshalb mit speziellen elektrischen Lippenstiften bekämpfen. Ab dem ersten Kribbeln soll man das Gerät stündlich für drei Sekunden auf die betroffene Stelle aufsetzen. Kribbelt es weiter, kann man die Behandlung nach zwei Minuten insgesamt fünf Mal pro Stunde wiederholen. Offene Bläschen oder verletzte Haut dürfen damit allerdings nicht behandelt werden. Außerdem muss die Haut frei von Cremes und trocken sein. Um eine Virenübertragung zu vermeiden, sollte der elektrische Stift nur von einer Person verwendet werden.

Tipp: Für ihre Vermehrung brauchen Herpesviren die Aminosäure L-Arginin. Nimmt man deren Gegenspieler L-Lysin ein, kann das die Abheilung unterstützen. L-Lysin ist in verschiedenen Nahrungsergänzungsmitteln (Kapseln oder Kautabletten) enthalten.

Allgemeine Maßnahmen verhindern die Ansteckung

Egal wie man seinen Lippenherpes behandelt: Auf jeden Fall sollte man dafür sorgen, dass man andere nicht infiziert. Denn die Flüssigkeit in den Bläschen ist prall gefüllt mit Viren. Hygiene ist bei einem akuten Lippenherpes deshalb oberstes Gebot. Das bedeutet:

  • Hände regelmäßig waschen und desinfizieren.
  • Bläschen nicht berühren oder öffnen. Cremes und Gele am besten mit einem Wattestäbchen auftragen.
  • Körperkontakt mit Kindern und Schwangeren meiden.
  • Läsionen mit einem Herpespatch oder Pflaster abdecken.
  • Als Kontaktlinsenträger mit aktivem Lippenherpes lieber eine Brille tragen, um die Viren nicht in die Augen zu verschleppen.
  • Nach dem Abheilen Zahnbürsten austauschen.

In manchen Fällen kann man dem wiederkehrenden Lippenherpes vorbeugen. Dazu muss man allerdings die Faktoren kennen, die das Aufblühen triggern. Ist Sonne der Auslöser, hilft Sonnenschutz – vor allem ein Lippenstift mit hohem Lichtschutzfaktor. Auch Kälte und trockene Luft kann HSV aufwecken. Deshalb sollte man im Winter die Lippen gut pflegen und draußen mit einem Schal oder Rollkragen vor eisigen Temperaturen schützen. Bei stressbedingtem Herpes können Entspannungstherapien zu einer besseren Stresskontrolle führen. Infektionen vermeidet man, indem man die empfohlenen Impfungen wahrnimmt und vor allem in der Erkältungszeit die Gebote der Hygiene beachtet.

Tipp: Wenn der Lippenherpes regelmäßig aufblüht, sollte man darüber Buch führen. Dadurch lassen sich die triggernden Faktoren leichter herausfinden.

Virostatika innerlich

In manchen Fällen müssen virostatische Medikamente auch innerlich eingesetzt werden. Dass ist z.B. der Fall, wenn schwere Verläufe drohen – wie bei Patient*innen mit Immunerkrankungen oder bei Neugeborenen. Meist verabreichen die Ärzt*innen den Wirkstoff dann über die Vene. Vor Zahnoperationen oder Schönheitsoperationen im Gesicht empfehlen Ärzt*innen oft die Einnahme von Aciclovir-Tabletten, um das Aufblühen von Läsionen zu verhindern. Bei immungeschwächten Menschen, die häufig Rezidive erleiden, wird zur Vorbeugung manchmal auch zu einer Langzeittherapie mit Valaciclovir oder Aciclovir in Tablettenform geraten.

Quelle: DAZ 2023, 26: 30

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / BSIP / Chassenet