Gesundheit heute

Kontaktallergie

Kontaktallergie ([akutes] allergisches Kontaktekzem, allergische Kontaktdermatitis): Durch direkten Kontakt mit einem Allergen ausgelöstes, meist örtlich begrenztes Ekzem. Typische Kontaktallergene sind einige Metalle, insbesondere Nickel (z. B. in Schmuck) oder Chrom, sowie Substanzen in Kosmetikprodukten, Latexhandschuhen oder äußerlich angewandten Medikamenten.

Die Kontaktallergie ist bei Erwachsenen die häufigste Allergieform und eine der häufigsten Berufskrankheiten. Auch nach jahrzehntelangem Kontakt mit einer Substanz kann sich plötzlich eine Kontaktallergie entwickeln, wenn die Barrierefunktion der Haut überfordert ist.

Behandelt werden die Hautbeschwerden vor allem mit Kortison. Gelingt es, das Allergen konsequent zu vermeiden, kann das Ekzem spurenlos abheilen.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Plötzlich auftretende geschwollene, gerötete und nässende Knötchen und Bläschen
  • Später trockener Hautausschlag mit Rötung, Verdickung, Schuppung und Rissen
  • Fast immer starker Juckreiz.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei

  • Verdacht auf eine berufsbedingte Kontaktallergie
  • Übergang des nässenden Ausschlags in eine trockene Form.

Sofort bei

  • großflächigen akuten Hautreaktionen mit Juckreiz, Rötung, Knötchen und Bläschen
  • gleichzeitiger Atemnot und/oder Kreislaufbeschwerden.

Die Erkrankung

Kontaktallergien sind weit verbreitet: 15–20 % der Allgemeinbevölkerung sind gegen eines der häufigen Kontaktallergene sensibilisiert. 5–6 % der Kinder und etwa 8 % der Erwachsenen entwickeln mindestens einmal im Leben ein Kontaktekzem.

Krankheitsentstehung

Die Kontaktallergie ist eine Allergie vom verzögerten Typ, bei dem die allergischen Hautreaktionen nicht sofort, sondern erst 24–72 Stunden nach Allergenkontakt auftreten. Warum sich eine Person gegen einen Stoff sensibilisiert und allergisch reagiert, ist noch nicht geklärt. Offenbar spielen auch genetische Faktoren eine Rolle, so sind z. B. bei zweieiigen Zwillingen häufiger beide Geschwister von einer Nickelallergie betroffen als bei eineiigen Zwillingen. Inzwischen konnten die Forscher auch einige Gene ausfindig machen, die die Entwicklung einer Kontaktallergie beeinflussen (z. B. das Filaggrin-Gen oder die Gene der N-Acetyltransferasen).

Auslöser

Die weitaus häufigste Kontaktallergie ist die Nickelallergie bzw. eine Allergie auf Nickelsalze wie Nickelsulfat. Nickel findet man z. B. in Schmuck (auch Silber- und Weißgoldschmuck), Brillenrahmen, Armbanduhren, Verschlüssen von Kleidungsstücken, Türklinken, Geldmünzen, Scheren (eine Nickelallergie ist bei Friseuren eine anerkannte Berufskrankheit), Messern und Küchengeräten. Ohrstecker und Piercings bergen ein besonderes Risiko, weil sie das Allergen besonders tief in bzw. unter die Haut bringen.

Selbst Nahrungsmittel können Probleme bereiten, wenn Nickelspuren aus dem Boden in die Pflanze gelangen (z. B. bei Bohnen, Erdnüssen, Haselnüssen oder Kakao) oder wenn saure Speisen Nickelmoleküle aus dem Kochtopf herauslösen. Der immunbiologische Wirkmechanismus der Nickelallergie wurde erst jüngst entschlüsselt: Die sich herauslösenden Nickelpartikel heften sich an ein Rezeptor-Eiweiß mit dem englischen Namen toll-like receptor 4 (TLR4) und aktivieren dadurch das Immunsystem. Dieses bildet verstärkt entzündungsfördernde Stoffe, die das Ekzem auslösen.

Eine weitere häufige Kontaktallergie ist die 28k29Latexallergie, häufig auftretend bei medizinischem Pflegepersonal, das Schutzhandschuhe tragen muss. Bei sehr allergieanfälligen Patienten kann man manchmal ein Latexasthma beobachten.

Weit verbreitete Allergene sind auch die Chromsalze; vor allem das vierwertige Chrom (Chrom IV) ist stark allergisch. Da Chromsalze zum Gerben von Leder genutzt werden, kann das Schuhleder an den Füßen Kontaktallergien auslösen. Eine Alternative sind pflanzlich und chromfrei gegerbte Schuhe. Aber auch in älteren, zementhaltigen Baustoffen finden sich Chromsalze: So sind die Schuhe von Maurern, Bergarbeitern und Galvanisatoren häufig mit Baustoffen kontaminiert, wodurch die Füße ständig mit dem Allergen in Kontakt kommen und ebenfalls eine Kontaktallergie droht. Seit 2006 ist es glücklicherweise Vorschrift, das gefährliche Chrom IV im Zement durch Zinnsulfat-Zusätze unschädlich zu machen. Diese sorgen dafür, dass das Chrom IV zu dem viel weniger schädlichen Chrom III reduziert wird. Seitdem sind Chromallergien viel seltener geworden.

Bei Reinigungspersonal finden sich häufig Kontaktallergien an den Händen, hervorgerufen durch Haushaltsreiniger. Der ständige Kontakt mit Wasser und Reinigungsmitteln stört den Fett- und Säureschutzmantel der Haut und erleichtert dadurch das Eindringen von Allergenen.

Auch unter den Pflanzen und Hölzern gibt es eine Reihe von Auslösern für eine Kontaktallergie, nicht nur bei direktem Kontakt, auch bei Verwendung von Holzbeizen und Naturkosmetik. Häufige Allergene finden sich z. B. in Kamille, Rainfarn und Arnika.

Weitere Allergieauslöser finden sich in Textilien, Medikamenten (z. B. in Neomycin, Benzocain, Bufexamac), Kosmetika, Haarfärbemitteln, Seifen und anderen Pflegepräparaten. Es handelt sich z. B. um Duft-, Konservierungs- und Gerbstoffe, oder Desinfektionsmittel.

Klinik

Je nach Allergenmenge und Dauer des Allergenkontakts entwickeln sich unterschiedliche Hautveränderungen:

  • Bei der akuten Kontaktallergie, ausgelöst durch kurzzeitigen, intensiven Allergenkontakt, kommt es zu einer ausgeprägten Hautrötung mit Knötchen und wassergefüllten Bläschen, die sich später öffnen und nässen. Fast immer tritt starker Juckreiz auf. Kratzen verursacht zusätzliche Hautschäden. Die Hautveränderungen sind meistens auf die mit dem Allergen in Berührung gekommenen Hautstellen begrenzt. Lediglich bei allergisierenden Stäuben (wie Zement, Sägemehl, trockene Pflanzenteile) oder Duftstoffen (Sprays, Dämpfe, Parfüm) ist ein unscharf begrenzter Hautauschlag insbesondere im Gesicht möglich.
  • Wirkt ein Allergen in geringen Mengen, jedoch fortdauernd auf die Haut ein, kommt es zur subakuten Kontaktallergie. Typisch für diese Form ist neben einer juckenden und nässenden Hautrötung ein vergröbertes Hautbild mit Schuppung.
  • Ständiger Kontakt mit einem Allergen, z. B. im Berufsalltag, führt zu einer chronischen Kontaktallergie, gekennzeichnet durch eine trockene, gerötete, grobe, verdickte Haut mit starker Schuppung. Ein chronisches Geschehen kann über die Stellen des Allergenkontakts hinaus sogar an ganz anderer Stelle auftreten (das Ekzem "streut"). Vereinzelt kommt es zu begleitenden Reaktionen an den Atemwegen, die schlimmstenfalls zu asthmaähnlichen Beschwerden führen.

Typische Lokalisationen

Manche Lokalisationen sind für bestimmte Kontaktallergien besonders typisch:

  • Augenregion: Brillengestell, Make Up, Augentropfen
  • Behaarter Kopf: Haarfärbemittel, Klammern, Dauerwelle
  • Ohren: Ohrstecker, Piercings
  • Mitte des Dekolletés, Kettenlinie um den Hals: Kettenanhänger und Ketten
  • Achselhöhle: Enthaarungsmittel und Deos
  • Handgelenk: Uhr, Armband
  • Hände: Latex- oder Gummihandschuhe, Chromsalze
  • Taille: Gürtel, Gummiband der Unterwäsche
  • Bauchnabel: Hosenknöpfe, Gürtelschnalle, Piercings
  • Genitalbereich: Kondome, Intimpflegemittel, Enthaarungsmittel, Piercings
  • Analfalte: feuchtes Toilettenpapier, Seife
  • Hinterer Oberschenkel: Toilettensitz
  • Vorderer Oberschenkel (Hosentasche): Feuerzeug, Schlüssel
  • Unterschenkel: Thrombosestrümpfe
  • Füße: Fußspray, Socken, Fußkettchen.

Diagnosesicherung

Die Diagnose stellt der Hautarzt anhand der typischen Hautveränderungen, ihrer Lokalisation und der Angaben des Patienten. Welche Allergene für das Ekzem verantwortlich sind, lässt sich nach Abheilen des Ekzems am sichersten durch einen Epikutantest herausfinden.

Je nach vermutetem Auslöser stehen für einen solchen Hauttest neben einer Standardreihe mit 27 häufigen Allergenen wie z. B. Nickelsulfat, Duftstoff-Mixe und Perubalsam weitere spezifische Testreihen zur Verfügung, so

  • eine Standardreihe für Kinder
  • eine Testreihe für Konservierungsmittel
  • eine Testreihe für Augenmedikamente
  • eine Testreihe für Leder und Schuhe
  • eine Testreihe für Friseurstoffe.

Differenzialdiagnosen. Neurodermitis, Erysipel und Pilzinfektionen der Haut sehen häufig ähnlich aus wie ein Kontaktekzem. Außerdem wird das Kontaktekzem leicht mit dem toxischen Kontaktekzem verwechselt, das auf einer Schädigung der Haut durch aggressive chemische oder physikalische Einflüsse beruht. Dazu kommt, dass sich eine Kontaktallergie leicht auf dem Boden eines toxischen Kontaktekzems entwickelt. Mischformen sind also häufig.

Auch die Unterscheidung zwischen Ekzem und Dermatitis ist unscharf. Beide Begriffe beschreiben entzündliche Hautzustände, die durch eine Unverträglichkeitsreaktion verursacht werden. Es gibt zwar keinen einheitlichen medizinischen Sprachgebrauch, aber tendenziell werden akute Hautreaktionen eher als Dermatitis und chronische eher als Ekzem bezeichnet.

Behandlung

Wichtigster Schritt bei einer Kontaktallergie ist zuerst einmal die Allergenkarenz, also das Meiden des auslösenden Stoffes (mehr dazu unter "Ihr Apotheker empfiehlt".

Pharmakotherapie

Therapie der Wahl ist das Eincremen der betroffenen Hautareale mit Kortisonpräparaten. Bei nässendem Ausschlag werden eine wasserreiche O/W-Emulsion (z. B. Dermatop® Creme mit Prednicarbat) und eventuell zusätzlich feuchte Umschläge mit 0,9%iger Kochsalzlösung oder Bäder mit Gerbstoffen (Tannolact®) verordnet.

Chronische und trockene Ekzeme erfordern ein Kortisonpräparat mit hohem Fettanteil, z. B. Ecural®Salbe oder Dermatop®Fettsalbe. Haben sich auf der Haut schuppende und verdickte Plaques gebildet, unterspritzt der Arzt diese mit Kortison (z. B. Triam Injekt®).

Prognose

Wird das Allergen gefunden und gemieden, heilt das Ekzem meist folgenlos ab.

Ihr Apotheker empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Allergenkarenz. Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung und Behandlung einer Kontaktallergie besteht darin, das Allergen herauszufinden und zu meiden (Allergenkarenz). Manchmal erfordert diese Maßnahme, ein Hobby aufzugeben oder sogar den Arbeitsplatz zu wechseln. In anderen Fällen reicht z. B. die Verwendung von Schutzhandschuhen, Hautschutzsalben oder Hautschutzschaum.

Frühzeitig zum Hautarzt. Bei fortbestehendem Allergenkontakt heilt die Krankheit nicht, sondern wird chronisch. Deshalb ist es wichtig, beim geringsten Verdacht auf eine berufsbedingte Kontaktallergie einen Hautarzt aufzusuchen, der entsprechende Vorsorgemaßnahmen vorschlägt und einleitet.

Komplementärmedizin

Bei der Kontaktallergie steht die Suche nach dem auslösenden Reiz durch Allergietests im Vordergrund, daher sind alternative Maßnahmen nur unterstützend zur Behandlung der Beschwerden relevant. Bewährt haben sich v. a. die Hydrotherapie und Pflanzenheilkunde, bei chronischen Formen kommen dieselben komplementärmedizinischen Methoden in Betracht, die bei der Neurodermitis aufgeführt sind.

Pflanzenheilkunde. Empfehlenswert sind lokale Maßnahmen, z. B. Anwendungen mit Gerbstoffpräparaten. So profitieren viele Patienten von Kompressen mit Extrakten aus Eichenrinde, Hamamelis (Zaubernuss), Walnussblättern oder schwarzem Tee.

Hydrotherapie. Entzündungshemmend wirken Umschläge mit kaltem abgekochten Wasser, die alle 5 Minuten erneuert werden, auch Umschläge mit Malventee sowie Quarkwickel (solange die Haut nicht offen und blutig ist) zur Kühlung und Rückfettung der Haut haben sich bewährt. Lauwarme Bäder, z. B. mit Zusätzen von Milch (außer bei Milchallergie!) und 1 Esslöffel Olivenöl, abgekochter Eichenrinde oder Weizenkleie sind bei akuten Neurodermitisschüben empfehlenswert. Chronische Ekzeme reagieren dagegen besser auf Ölbäder; sie wirken am besten, wenn das Öl erst nach 5 Minuten Badezeit dem Wasser zugesetzt wird. Für trockene und verdickte Haut eignen sich auch Sole-Bäder mit einem Salzgehalt von 1,5–6 %. Die Badedauer sollte 5–10 Minuten nicht übersteigen. Nach dem Bad empfiehlt sich eine einstündige Bettruhe, anschließend wird die Haut mit klarem Wasser abgeduscht und eingecremt.

Lichttherapie. Mitunter lassen sich die kontaktallergischen Symptome mittels UV-Bestrahlung verbessern, allerdings nicht bei chronischen Verlaufsformen.

Homöopathie. Bei chronischer Kontaktallergie empfiehlt die Homöopathie Acidum formicicum, bei Quaddeln und Entzündung Atropa belladonna sowie bei Verschlechterung der Beschwerden durch Kälte oder Wasser Rhus toxicodendron.

Akupunktur. In manchen Fällen kann Akupunktur den Juckreiz lindern.

Prävention

  • Wer zu Kontaktallergien neigt, tut gut daran, auf Modeschmuck, Piercings, Weichspüler, Desinfektionsmittel und Duftstoffe zu verzichten und mit Reinigungsmitteln eher sparsam umzugehen.
  • Regelmäßige und sorgfältige Pflege der belasteten Hautareale hilft, den Säureschutzmantel der Haut zu erhalten und ihre Barrierefunktion zu stärken. Zur Reinigung empfehlen sich seifenfreie Waschlösungen und rückfettende Badezusätze, zum Eincremen Pflegeprodukte mit hohem Fettanteil.
  • Speziell für die Hände sind im Handel zahlreiche Cremes und Salben erhältlich, die pflegende Zusätze wie Harnstoff oder Dexpanthenol enthalten. Für eine optimale Wirkung ist es erforderlich, das Eincremen nach jedem Händewaschen zu wiederholen.

Weiterführende Informationen

Viele Informationen zu Allergien und Kontaktallergien sowie eine Liste der häufigen Allergene finden Sie auf der Website des Allergieinformationsdienstes des Helmholtz Zentrums München: https://www.allergieinformationsdienst.de/immunsystem-allergie/allergene/kontaktallergene.html

Von: Dr. Ute Koch, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps