Gesundheit heute

Seborrhoisches Ekzem

Häufigkeit: 4

Seborrhoisches Ekzem (seborrhoische Dermatitis): Schubweise verlaufende schuppende Hautentzündung, bevorzugt an Hautarealen mit hohem Anteil an Talgdrüsen und am behaarten Kopf. 5 % bis 10 % der Bevölkerung leiden an der Hauterkrankung; besonders häufig trifft es Säuglinge, Männer ab dem 40. Lebensjahr und Frauen während oder nach den Wechseljahren. Ein erhöhtes Risiko tragen auch Parkinson-Patient*innen und HIV-Infizierte. Das seborrhoische Ekzem lässt sich mit Cremes und Shampoos gut behandeln, gerade Erwachsene neigen jedoch zu Rückfällen. Bei Säuglingen bildet es sich nach wenigen Monaten meist wieder komplett zurück.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Scharf begrenzte, rötliche Entzündungsflächen mit gelblicher, fettiger Schuppung, überwiegend an behaarter Kopfhaut, Haaransatz, Stirn, Nasenlippenfurche, Genitalbereich, Rücken und über dem Brustbein
  • Fast immer Kopfschuppung
  • Selten Juckreiz.

Wann zum Arzt

In den nächsten Wochen, wenn

  • obige Leitbeschwerden auftreten bzw. diese sich trotz Behandlung nicht bessern.

Die Erkrankung

Seborrhoisches Ekzem des Erwachsenen (Typ I)

Beim Erwachsenen treten die Ekzeme meist im mittleren Lebensalter auf und betreffen vermehrt Männer. Das klinische Bild richtet sich danach, wo die Hauterscheinungen sitzen.

  • Behaarte Kopfhaut. Hier zeigen sich unscharf begrenzte, flächige Rötungen mit locker sitzenden weißen Kopfschuppen. Die Hauterscheinungen überschreiten den Haaransatz nicht und jucken, wenn überhaupt, nur wenig. In manchen Fällen finden sich auch nur weißliche, feine Schuppung der Kopfhaut ohne Entzündungszeichen. Diese sehr milde Variante wird auch als Pityriasis simplex capillitis bezeichnet und oft mit normalen Kopfschuppen verwechselt.
  • Gesicht. Die roten, schuppigen Plaques befinden sich vor allem im Nasenlippenbereich, hinter den Ohren und im Bartbereich. Die Augenbrauen können mitbetroffen sein, in manchen Fällen sind sie sogar ausschließlich befallen, ohne dass der restliche Körper weitere Ekzeme aufweist.
  • Rumpf. An Rücken und Brust treten die Ekzeme in der sogenannten Schweißrinne entlang des Brustbeins und der Wirbelsäule auf. Meist sind die roten oder rotbraunen Flecken scharf begrenzt, sie schuppen unterschiedlich stark und jucken selten.

Krankheitsentstehung. Als Ursache für das seborrhoische Ekzem vermutet man eine Überproduktion der Talgdrüsen (Seborrhö), möglicherweise in Zusammenhang mit einem Überschuss an männlichem Sexualhormon, z. B. Testosteron, das die Talgproduktion stimuliert. Dieser Zusammenhang erklärt das häufige Auftreten des Ekzems bei Männern und bei Frauen während der Wechseljahre. Als begünstigende oder auslösende Faktoren diskutiert man zudem:

  • Der normalerweise harmlose Hefepilz Malessezia furfur (früher Pityrosporum ovale genannt) und andere Malessezien-Arten sollen bei übermäßiger Vermehrung zu einer Entzündung der (mit den Talgdrüsen in Verbindung stehenden) Haarbälge führen.
  • Eine erbliche Veranlagung zum seborrhoischen Ekzem ist bekannt und bei etwa 50 % der Bevölkerung nachweisbar.
  • Stress, Schlafmangel, psychische und starke körperliche Belastungen verschlimmern die Erkrankung.
  • Ob auch die Ernährung, insbesondere die Versorgung mit Zink und Vitaminen, einen Einfluss auf die Beschwerden hat, ist umstritten.

Verlauf und Komplikationen. In der Regel ist das seborrhoische Ekzem eine zwar kosmetisch störende und häufig wiederkehrende, aber harmlose Hauterkrankung. Gelegentlich infizieren Bakterien die betroffenen Hautareale und verstärken die Entzündung. Bei starkem und wiederholtem Befall der Kopfhaut kommt es manchmal zu Haarausfall.

Seborrhoisches Säuglingsekzem

Diese auch seborrhoisches Ekzem Typ II genannte Hauterkrankung tritt bei bis zu 5 % der Säuglinge innerhalb der ersten 3 Lebensmonate auf. Charakteristisch sind gelbliche, fettige, fest haftende Schuppenkrusten, v. a. am behaarten Kopf (Milchschorf oder Gneis genannt), außerdem an den Augenbrauen, hinter den Ohren und am Hals. Ursache sind die nach der Geburt kurzfristig hohen Spiegel männlicher Hormone, die die Talgdrüsen des Kindes vorübergehend aktivieren. Meistens heilt das seborrhoische Säuglingsekzem schon nach wenigen Wochen auch ohne Behandlung folgenlos ab. Nur sehr selten breitet es sich im 2. Lebensmonat auf den ganzen Körper aus und führt dann zu einem schweren Krankheitsbild mit Fieber, Erbrechen und Durchfall.

Hinweis: Milchschorf kann auch ein Anzeichen einer Neurodermitis sein.

Diagnosesicherung

Meistens diagnostiziert die Hautärzt*in ein seborrhoisches Ekzem anhand der typischen Hautveränderungen und einer Befragung der Patient*in oder ihrer Eltern. Im Zweifel bringt eine mikroskopische Untersuchung der Schuppen Klarheit.

Differenzialdiagnosen. Abzugrenzen sind andere Hauterkrankungen wie Schuppenflechte und Neurodermitis, die ähnlich aussehen können, aber auch Pilzerkrankungen der Haut.

Behandlung

Erwachsene

Zur Behandlung der Kopfhaut reichen in leichten Fällen manchmal austrocknende Shampoos wie Mineralsalzshampoos oder Sebamed flüssig. Meist sind jedoch Shampoos mit einem pilztabtötenden Wirkstoff, also einem Antimykotikum wie Ketoconazol (z. B. Terzolin®) oder Ciclopirox (z. B. Stieprox® intensiv) erforderlich. Ausgeprägte Schuppen müssen vor der Kopfwäsche mit einem Keratolytikum wie Salicylsäure (z. B. Squamasol®Gel) abgelöst werden. Bei stark entzündeter Kopfhaut verordnet die Ärzt*in ein Kortisonpräparat wie Mometason (z. B. Ecural®-Lösung), das für 2–3 Wochen auf den behaarten Kopf aufgetragen wird.

Für das Gesicht eignen sich ebenfalls Antimykotika wie Ketoconazol oder Ciclopirox in Form von Cremes oder Lotionen (z. B. Nizoral® Creme, Oliprox® Creme). Alternativ helfen auch die entzündungshemmenden und immunsupprimierenden Calcineurininhibitoren Pimecrolimus (z. B. Elidel®) oder Tacrolimus (z. B. Protopic Salbe®).

Bei ausgeprägten Entzündungen außerhalb des Gesichtsbereichs verordnet die Ärzt*in vorübergehend auch Salben oder Cremes mit Kortison wie Hydrocortison (z. B. Alfason®). Eine starke Schuppenbildung macht den Einsatz von Präparaten erforderlich, die Keratolytika wie Salicylsäure oder Harnstoff enthalten.

Systemische Therapie. In besonders schweren Fällen kann die Einnahme von Kortison oder Tetrazyklin helfen. Kortison darf aufgrund der drohenden Nebenwirkungen wie Blutdruckanstieg, Gewichtszunahme und Wassereinlagerungen nur kurzfristig eingesetzt werden und wird dann wieder vorsichtig ausschleichend abgesetzt.

Behandlung von Säuglingen

Beim seborrhoischen Säuglingsekzem erfolgt die Kopfwäsche mit einem milden Babyshampoo oder auch leicht austrocknenden Shampoos wie Sebamed flüssig. Die Schuppen lassen sich mit Salicylsäure in Ölivenöl ablösen. Auch Gerbstoffe wie Tannolact sind hilfreich. Bei nässenden Stellen verordnet die Ärzt*int leicht austrocknende Salben auf Zinkbasis. Im Falle einer zusätzlichen Infektion mit Pilzen oder Bakterien kommen entsprechende antimykotische oder antibakterielle Salben oder Cremes zum Einsatz (z. B. Candiol Hermal Softpaste mit Nystatin oder Fucidine Salbe® mit Fucidinsäure). Generell soll auf penible Hygiene geachtet werden. So sind Windeln und Wäsche häufig zu wechseln, außerdem ist eine leichte, lockere Bekleidung ratsam.

Prognose

Das seborrhoische Ekzem lässt sich nicht heilen, mit den richtigen Therapiemaßnahmen aber deutlich lindern. Typisch ist ein schubweiser Verlauf mit Besserung in den (sonnenreichen) Sommermonaten und regelmäßiger Verschlechterung im Winter.

Bei Säuglingen heilt das seborrhoische Ekzem in der Regel nach einigen Monaten von selbst aus.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Bei starken Kopfschuppen kann in Absprache mit der Ärzt*in in regelmäßigen Abständen eine Kur mit Schuppenshampoo (z. B. Terzolin®) durchgeführt werden. Zwischenzeitlich sind milde Haarshampoos (z. B. Physiogel® oder ein Babyshampoo) empfehlenswert. Mitunter hilft auch Apfelessig: Zu gleichen Teilen mit Wasser verdünnt, wird er auf die betroffenen Stellen aufgetragen.

Prävention

Auch nachdem das akute Stadium eines seborrhoischen Ekzems abgeklungen ist, braucht die betroffene Haut intensive Pflege, um Rückfälle zu vermeiden oder zumindest zu verzögern.

  • Geeignet sind fettarme Basispräparate (Cremes), eventuell mit Zusatz von Salicylsäure oder Harnstoff.
  • Da Stress und Anspannung einen negativen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben, empfiehlt sich als vorbeugende Maßnahme auch das Erlernen von Entspannungsmethoden, z. B. Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung nach Jacobson.

Komplementärmedizin

Da das seborrhoische Ekzem u. a. auf eine Überproduktion der Talgdrüsen zurückzuführen ist, kombiniert die Komplementärmedizin in erster Linie Verfahren zur Reduktion der Talgbildung und Methoden zur Stabilisierung des Immunsystems mit Entspannungsverfahren.

Hydrotherapie. Eine verminderte Produktion der Talg- und Schweißdrüsen lässt sich durch Abreibungen mit verdünnten, alkoholischen Lösungen erreichen, alternativ auch durch Umschläge mit warmem Eichenrindensud. Bäder mit Fichtennadelextrakt (nicht länger als eine Viertelstunde) sind ebenfalls empfehlenswert. Nach dem Bad sollte auf eine Rückfettung der Haut durch Öle oder Lotionen allerdings verzichtet werden.

Lichttherapie. Da Sonnenstrahlung offensichtlich positive Auswirkungen auf seborrhoische Ekzeme hat, bieten sich neben einer Bestrahlung mit Höhensonne ausgedehnte Spaziergänge an (Luft- und Sonnenbad). Die klimatischen Bedingungen am Meer und im Gebirge haben einen besonders günstigen Einfluss. Hartnäckige Ekzeme reagieren oft auch gut auf eine Behandlung mit UVB-Strahlen.

Pflanzenheilkunde. Im Vordergrund stehen zum einen milde, die Haut zusammenziehende Pflanzenextrakte wie Eichenrinde, die auch als Fertigpräparate (z. B. Tannosynt® flüssig) zur Verfügung stehen. Zum anderen hat die Behandlung zum Ziel, die Schweißsekretion zu hemmen; dazu eignet sich z. B. Salbei, der sowohl innerlich als Tee genossen als auch äußerlich in Form von Kompressen verwendet werden kann.

Von: Dr. med. Arne Schäffler, Dr. Bernadette Andre-Wallis in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung der Sektionen : Dr. med. Sonja Kempinski
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Lippen winterfest machen

Ohne Extraportion Fett werden Lippen im Winter leicht rissig.

Lippen winterfest machen

Mit Pflegestift oder Olivenöl

Trockene Heizungsluft und klirrende Kälte machen den Lippen zu schaffen. Sie trocknen aus und werden rau und rissig. Da hilft nur eins: die richtige Pflege.

Lippen ohne Eigenschutz

Lippen sind besonders empfindlich und anfällig für störende Reize von außen. Das liegt nicht nur daran, dass Lippenhaut keine Talg- und Schweißdrüsen besitzt. Ihr fehlen weitere Schutzfunktionen: So baut sie bei Belastung keine Hornhaut auf und bildet bei Sonneneinstrahlung keine Melaninpigmente gegen die UV-Strahlen.

Im Winter sollte man seine Lippen deswegen besonders gut pflegen und so selbst für Schutz sorgen. Die Basis ist Feuchtigkeit. Viel trinken sorgt dafür, dass der Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen bleibt und die Haut schon von innen keinen Feuchtigkeitsmangel hat. Damit es in den Räumen nicht zu trocken wird hilft es, die Heizung nicht zu hoch drehen und die Zimmerluft immer mal wieder mit einer Sprühflasche befeuchten.

Lecken trocknet noch mehr aus

Mit der Zunge darf man seine trockenen Lippen nicht befeuchten – auch wenn das ein weit verbreiteter Reflex ist. Denn durch die Verdunstung des Speichels trocknet die Lippenhaut nur noch mehr aus. Stattdessen ist im Winter eine passende Lippenpflege angesagt. Hier gibt es laut Ökotest einiges zu beachten.

Wichtig ist, dass die Lippenpflegestifte einen hohen Anteil an Fett, Ölen oder Wachsen besitzen. Denn diese Substanzen bilden eine schützende Schicht auf den Lippen und verhindern, dass die Haut durch Wind und Kälte Feuchtigkeit verliert. Dabei kommt es allerdings darauf an, woraus die Fette bestehen. Rohstoffe aus der Natur integrieren sich besser in die Haut als synthetische Fette und sind deshalb laut Ökotest vorzuziehen.

Paraffine und Silikonöle meiden

Zudem warnt Ökotest vor potenziell krebserregenden Mineralölbestandteilen in Lippenpflegeprodukten. Diese finden sich häufig in erdölbasierten Fetten wie Paraffinum liquidum oder Petrolatum, die bei manchen Pflegestiften fast die Hälfte der Bestandteile ausmachen. Besser ist es, zu Naturkosmetik zu greifen. Dort verwendet man statt Paraffinen und Silikonölen natürliche Öle und Wachse.

Welche Lippenpflegestifte am besten schützen und am wenigsten schaden, hat Ökotest 2021 getestet. Bestnoten erhielten dabei Dr. Hauschka Lippengold, Weleda Everon Lippenpflege und Alterra Lippenpflege (die vollständigen Testergebnisse gibt es bei Ökotest).

Mit Olivenöl und Honig

Wer möchte, kann seine Lippen auch mit Naturprodukten pflegen. Raue Lippen profitieren von Bienenhonig. Dazu streicht man den Honig auf die Lippen und lässt ihn zehn Minuten einwirken. Danach tupft man die Reste wieder ab. Ölivenöl oder Sheabutter gelten wiederum als Schutzschild gegen Kälte. Sie sollten als Blitzkur für etwa drei Minuten auf die Lippen aufgetragen werden, bevor es nach draußen geht.

Quelle: Oekotest

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: xAntonioGuillemx/imago-images.de