Gesundheit heute

Behandlung von Krebs

Ziel der Krebsbehandlung ist meist die Heilung oder das Langzeitüberleben des Patienten (kurative Behandlung). Erklärtes Prinzip dabei ist hit hard and early (hart und frühzeitig zuschlagen). Dies ist zwar für den Patienten zunächst belastend, zeigt aber langfristig bessere Ergebnisse als ein weniger aggressives Vorgehen.

Dies bedeutet aber nicht, dass die Belastungen des Patienten durch die Behandlung nicht berücksichtigt werden. Im Gegenteil: In den letzten Jahren rückt die Lebensqualität des Patienten immer mehr in den Vordergrund. Um die Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, werden zum einen in multimodalen Behandlungskonzepten mehrere Therapieformen angewendet, die sich in ihrer Wirkung ergänzen. Zum anderen wird ständig in Studien geprüft, wer wirklich von welcher Behandlung profitieren kann, um möglichst auch nur diese Patienten den Risiken der jeweiligen Therapie auszusetzen. Und nicht zuletzt stehen heute gegen besonders belastende Nebenwirkungen, allen voran Schmerzen und Übelkeit, wirksame Medikamente zur Verfügung.

Überhaupt ist die moderne Krebsbehandlung nicht ohne ein Paket begleitender Maßnahmen möglich, die unter dem Begriff supportive, also unterstützende Behandlung zusammengefasst werden. Hierzu zählen, neben der erwähnten Bekämpfung von Übelkeit und Schmerzen, z. B. die Gabe von Blutprodukten oder Wachstumsfaktoren der Blutbildung bei Mangel an Blutkörperchen, Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen oder Blutungen sowie die Ergänzung der Ernährung durch flüssige Zusatzkost bis hin zur vollständigen künstlichen Ernährung.

Teilweise stellt sich aber heraus, dass sich die bösartigen Zellen schon weiter ausgebreitet haben als zunächst vermutet. Seltener steht schon zum Zeitpunkt der Diagnosestellung fest, dass keine Heilung möglich sein wird. Auch dann lässt sich die Erkrankung aber oft längere Zeit, manchmal über viele Jahre, in Schach halten und die Lebensqualität des Patienten verbessern (palliative Behandlung).

In allen Stadien der Erkrankung wird heute der Lebensqualität und der individuellen Situation des Betroffenen mehr Beachtung geschenkt als früher. Entscheidungen werden mit dem Patienten, nicht über ihn getroffen.

Vor- und Nachbehandlung eines Tumors. Um einen Tumor komplett entfernen zu können, muss er manchmal vor einer Operation mittels Strahlen- oder Chemotherapie verkleinert werden. Dies wird als neoadjuvante Therapie bezeichnet. Noch häufiger soll eine Nachbehandlung (adjuvante Therapie) kleine Nester von Resttumorzellen zerstören.

Besteht die Möglichkeit, den Tumor operativ komplett zu entfernen, so erfolgt eine möglichst frühzeitige Operation. Soweit erforderlich und möglich werden dabei ein Sicherheitsrandsaum von einigen Zentimetern und benachbarte Lymphknoten mit entfernt.

Aber selbst wenn der Tumor nicht komplett entfernt werden kann, verbessert seine Verkleinerung (Debulking) die Chancen weiterer Behandlungsformen. Zudem verhindert die Operation oft Komplikationen durch den wachsenden Tumor, z. B. einen Darmverschluss, und wirkt dadurch trotz der anfänglichen Belastung durch den Eingriff insgesamt lindernd auf die Beschwerden.

Strahlentherapie. Auch die Strahlentherapie hat im Behandlungskonzept vieler Tumoren einen festen Platz. Ziel einer Bestrahlung ist, die Tumorzellen zum Absterben zu bringen. Allerdings werden auch gesunde Zellen geschädigt, woraus sich die Nebenwirkungen der Strahlentherapie ableiten. Meist soll die Strahlentherapie nach einer Operation das Risiko ausschalten, dass sich in der Nähe des Operationsgebiets verbliebene Tumorzellen erneut zu einem Tumor auswachsen und zu einem Lokalrezidiv führen. Bei einigen Tumoren ist die Strahlentherapie alleinige Behandlungsform. Man arbeitet dann mit höheren Dosierungen, etwa bei Gehirntumoren, die so ungünstig sitzen, dass sie nicht entfernt werden können. Insbesondere bei Knochen- oder Gehirnmetastasen wird die Strahlenbehandlung zur Beschwerdenlinderung eingesetzt (palliative Bestrahlung).

Weitere Behandlungskonzepte bei Krebs sind die Chemotherapie, Hormonbehandlung und Lokaltherapien. Einige Patinten profitieren von einer begleitenden Immuntherapie, Ernährungsumstellung oder komplementärmedizinischen Behandlung.

Licht und Bewegung. Sonnenlicht (mit entsprechender Sonnenschutzcreme) und Bewegung werden oft zur Verbesserung der Lebensqualität nahegelegt. Zwar lassen Spaziergänge im Sonnenschein keinen Tumor verschwinden, aber sie erhöhen das eigene Wohlbefinden. Lebensfreude ist nicht auf gesunde Menschen beschränkt. Viele Alternativmediziner betonen, dass Spaß, Lachen und Sex ihren Platz im Leben behalten sollten, denn sie fördern die Ausschüttung von Glückshormonen, was die Stimmung hebt und die Abwehrkräfte stärkt. Das Gleiche gilt für angepasste körperliche Aktivität. Wurde Krebspatienten früher zu Schonung geraten, so hat sich mittlerweile gezeigt, dass mäßige, aber regelmäßige sportliche Aktivität die Lebensqualität steigert, die Erholungsphase nach anstrengenden Therapien verkürzt und über eine Stärkung der Abwehrkräfte möglicherweise den Langzeitverlauf günstig beeinflusst. Diese Sportonkologie ist von der Schulmedizin akzeptiert, immer mehr Kliniken bieten Beratung und entsprechende Angebote begleitend an.

Innere Einstellung. Es gibt viele Hinweise, dass die richtige innere Einstellung hilft, den Krebs besser zu bewältigen, die Lebensqualität erhöht und sogar das Leben verlängert. Überlegen Sie, wie Sie bislang mit Belastungen und Krisen umgegangen sind und ob Ihnen frühere Bewältigungsmechanismen helfen können. Entspannungsverfahren, Yoga und Psychotherapie werden schon lange zur Förderung des Wohlbefindens und zur Schmerzreduktion eingesetzt, auch Selbsthilfegruppen können beitragen, das innere Gleichgewicht (wieder) zu finden. Psychologische Betreuung, auch in Form einer Krisenintervention oder kurzzeitigen Psychotherapie, leistet ebenfalls einen wichtigen Beitrag, die innere Einstellung zum Krebs zu reflektieren und den eigenen Lebenswillen zu festigen. Insbesondere wenn das Umfeld problematisch ist, etwa durch Scheidung oder Todesfälle, oder wenn durch den Auszug der Kinder lieb gewonnene Angehörige ausfallen, sollte man alles tun, um hier rasch professionelle Unterstützung zu bekommen, denn die Wartezeiten sind zum Teil lang.

Versuchen Sie, das für Sie richtige Maß zwischen Über-die-Krankheit-Nachdenken und Entspannung zu finden, denn beides ist nötig, um die Krankheit bewältigen zu können. Lassen Sie sich dabei nicht in ein „Bewältigungsstrategie-Schema“ pressen! Es gibt sicher Wechselbeziehungen zwischen Seele und Körper und, hier besonders interessant, zwischen Seele, Nerven- und Immunsystem (Psychoneuroimmunologie). Ob man aber „kämpferisch“ gegen den Krebs angeht, eher zu den ruhigen Typen zählt oder irgendwann ganz bewusst dem Nachdenken über den Krebs ein Ende setzt, ist nach heutigem Wissen nicht entscheidend für den weiteren Verlauf.

Sauerstoff (O2) und Ozon (O3). In Einzelfällen ist die Gabe von Sauerstoff sicher sinnvoll, zum Beispiel um Atemnot bei Lungenkrebs zu lindern, eine spezifisch krebsheilende Wirkung ist jedoch bislang nicht nachgewiesen. Darüber hinaus kann reiner Sauerstoff auch schädlich sein. Für Ozon gibt es ebenfalls keinen Wirkungsnachweis. Beim Spritzen von Ozon in die Vene gab es tödliche Zwischenfälle. Außerdem treten an Nebenwirkungen unter anderem Kreislaufzusammenbruch, Herzschäden, bleibende Lähmungen und Blindheit auf.

Hormonell wirksame Substanzen. Melatonin, ein Hormon, das zur Behandlung von Schlafstörungen angewendet wird, soll angeblich in hoher Dosierung die Überlebenszeit verlängern, jedoch wurden inzwischen den zugrunde liegenden Studien schwerwiegende Mängel nachgewiesen. Daher ist die Wirkung mehr als fraglich. Es sollte aufgrund von Wechselwirkungen prinzipiell nicht während einer Chemotherapie eingesetzt werden. Nebenwirkungen sind Schwindel, Gereiztheit, Albträume, Magenkrämpfe, verringerte Spermienzahl, geringere Libido sowie Brustentwicklung beim Mann. Vorsicht ist bei psychiatrischen Erkrankungen geboten, da sie durch Melatonin verschlimmert werden können.

Indol-3-Carbinol ist ein Broccolibestandteil, der als Ergänzungstherapie bei hormonabhängigem Brustkrebs eingesetzt wird. Studien zur Wirksamkeit liegen nicht vor.

Krebs-Stoffwechseltherapien (Zellatmungstherapie). Laut dieser Theorie ist Krebs eine Folge von Stoffwechselstörungen und mangelnder Sauerstoffversorgung der Zellen. Die meisten sind kaum empfehlenswert, bis auf das Medikament Ukrain®, eine Mischung aus Schöllkrautalkaloiden und dem Chemotherapeutikum Thiotepa®, für das eine Studie beim Bauchspeicheldrüsenkrebs einen Überlebensvorteil von einigen Monaten gezeigt hat [R11]. Das Mittel ist in Deutschland aber nicht zugelassen, es existieren zu wenig Daten über Wirksamkeit und Sicherheit, und die Therapiekosten sind mit ~ 6 000 € pro Woche extrem hoch.

Frequenz- und Enzymtherapien. Frequenztherapien sollen ein gesundes Energiefeld aufbauen und zum Absterben der Krebszellen führen. Zur Wirkung existieren keine Studien, elektromagnetische Felder sollen sogar bei lang dauernder Einwirkung ihrerseits Krebs verursachen können.

Enzyme mit der Fähigkeit, bestimmte Tumoreiweiße abzubauen, sollen Entzündungsprozesse günstig beeinflussen und erhöhen möglicherweise auch die Wirkung einer Chemotherapie bei gleichzeitig geringeren Nebenwirkungen, insbesondere die Enzymkombination nach Wolf und Ransberger [R08].

Weiterführende Informationen

  • www.krebstherapien.ch – Internetseite des Vereins für integrative Krebstherapien in der Schweiz, Kilchberg: Bietet sehr guten, regelmäßig aktualisierten Überblick sowohl über konventionelle als auch alternative Verfahren zur Krebstherapie.
  • K. Münstedt: Ratgeber Unkonventionelle Krebstherapien. ecomed, 2005. Für Ärzte geschrieben, daher mit vielen Fachwörtern. Trotzdem empfehlenswert, da sachlich sorgfältig recherchiert, umfassend und gut auf den Punkt gebracht.
  • L. Hirneise: Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe. Enzyklopädie der unkonventionellen Krebstherapien. Sensei, 2005. Gut lesbar und leicht verständlich, aber ziemlich einseitig – konventionelle Therapien sind prinzipiell schlecht, unkonventionelle gut. Daher kritisch lesen.
  • www.krebshilfe.de – Internetseite der Deutschen Krebshilfe e. V., Bonn: Unter der Rubrik Informieren können Sie Broschüren und Infomaterial kostenlos bestellen.
  • L. Hirneise: Chemotherapie heilt Krebs und die Erde ist eine Scheibe. Enzyklopädie der unkonventionellen Krebstherapien. Sensei, 2005. Gut lesbar und leicht verständlich, aber einseitig – konventionelle Therapien sind prinzipiell schlecht, unkonventionelle gut. Daher kritisch lesen.

Von: Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Tipps für sicheren Grillspaß

In Deutschland wird pro Jahr etwa 100 Millionen Mal der Grill angeworfen.

Tipps für sicheren Grillspaß

Heißes Sommervergnügen

Von Verbrennungen bis zu Magen-Darm-Infektionen: Das allseits beliebte Grillen hält eine ganze Menge Gefahren bereit. Hier gibt es Tipps, wie man sich davor schützt.

100 Millionen Grillfeuer jährlich in Deutschland

Die Deutschen sind wahre Grillmeister*innen: Ein Viertel von ihnen genießt die Speisen vom Rost mindestens ein Mal pro Woche. Bei etwa 100 Millionen Grillfeuern pro Jahr ereignen sich bis zu 5000 Unfälle, rechnen Fachgesellschaften vor. Dabei tragen etwa 500 Menschen schwere Folgen davon. Um Unfälle zu verhüten, raten Plastische Chirurg*innen zu folgendem Vorgehen:

  • Den Grill auf eine stabile, feuerfeste Unterlage und in den Windschatten stellen. In der Nähe darf sich nichts Brennbares befinden.
  • Zum Anzünden Würfel auf Petroleumbasis oder Holzwolle verwenden – sie gelten als am sichersten. Wer stattdessen Brennspiritus, Benzin oder gelartige Grillpasten nimmt, riskiert gefährliche Verpuffungen und Rückzündungen.
  • Gasgrillgeräte regelmäßig auf die Dichte ihrer Schläuche, Flaschen und Ventile prüfen.
  • Grillschalen verwenden, damit kein Fett auf heiße Kohlen tropft und Stichflammen auslöst.
  • Sich vor Funkenflug mit Grillhandschuhen und Grillschürze schützen und eine geeignete Grillzange verwenden.
  • Immer einen Eimer Sand, einen Feuerlöscher oder eine Löschdecke bereithalten. Wasser ist ungeeignet für Fettbrände, es droht eine Fettexplosion.

Keine Hausmittel auf Brandwunden!

Ist es trotz aller Vorsicht zu Verbrennungen gekommen, hängt das weitere Vorgehen von deren Ausmaß ab. Sind nur bis zu 10% der Körperoberfläche verbrannt, soll die Stelle 10 bis 15 Minuten mit Leistungswasser gekühlt werden – Hausmittel wie Puder, Mehl, Öle oder Salben sind verboten. Danach ist eine Ärzt*in aufzusuchen. Sind größere Flächen verbrannt oder Gesicht oder Gelenke betroffen, muss unverzüglich der Rettungsdienst alarmiert werden!

Magen-Darm-Infekt und Hepatitis

Doch beim Grillen drohen nicht nur Verbrennungen. Auch Magen-Darm-Infektionen werden durch diese Art der Zubereitung begünstigt. Typischer Überträger von Keimen wie z.B. Campylobacter ist nicht ausreichend gegartes Geflügelfleisch. Um die Gefahr zu senken, sollte das Fleisch direkt aus dem Kühlschrank auf den Rost gelegt und ausreichend heiß gegrillt werden.

Ausreichend heiß bedeutet mindestens 70°C und gilt genauso für Fisch und Meeresfrüchte. Schweinefleisch sollte bei dieser Temperatur etwa 20 Minuten bruzzeln. Wird es nicht heiß genug gegrillt, droht eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus und damit eine Leberentzündung.

Für besonders eifrige Grillende gibt´s noch einen Extra-Tipp: Auch wenn es einen professionellen Eindruck macht – Grillgut sollte nicht so oft gewendet werden. Denn dabei verliert es an Hitze.

Quelle: medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Caia Image / Tom Merton