Gesundheit heute

Leitbeschwerden bösartiger Erkrankungen

Das Wichtigste vorab: Echte Leitbeschwerden im Sinne krebstypischer Beschwerden gibt es kaum. Fast alle bei Krebs auftretenden Beschwerden können auch bei harmlosen Erkrankungen auftreten. Und: Frühzeichen sind selten. Das ist ein wesentlicher Grund für die nach wie vor in der Regel späte Diagnose von Krebserkrankungen.

Tumoren beeinträchtigen durch ihr Wachstum umgebende Strukturen und können dadurch zu Beschwerden führen. So kann z. B. ein Bauchspeicheldrüsenkrebs die Gallenwege zusammendrücken und durch den Gallenstau mit nachfolgendem Gallenübertritt ins Blut die Haut gelb werden lassen. Ein Darmtumor kann in die Darmlichtung hinein bluten und so zu sichtbaren Blutbeimengungen im Stuhl führen. Tumoren können auch durch Produktion von Hormonen oder anderen Botenstoffen, Veränderungen der Blutgerinnung oder Immunvorgänge „Fernwirkungen“ haben, die als paraneoplastische Symptome (Paraneoplasien) bezeichnet werden. Beispiel ist ein Cushing-Syndrom bei Lungenkrebs, auch Muskelbeschwerden, Hautveränderungen und Nervenstörungen sind relativ häufig. Im weiteren Sinne werden auch die Allgemeinerscheinungen bei fortgeschrittenen Krebsleiden, z. B. allgemeine Erschöpfung oder Gewichtsverlust, dazu gerechnet.

Trotzdem können Warnzeichen formuliert werden, die sicherheitshalber vom Arzt abgeklärt werden sollten:

  • Neu aufgetretene Hautveränderungen oder Veränderungen an bereits bestehenden Muttermalen, kleine Hautwunden oder schorfige Stellen, die nicht heilen (Merkmale eines Melanoms)
  • Tastbare Knoten oder Schwellungen einschließlich länger dauernde Lymphknotenvergrößerungen
  • Anhaltende Schluckbeschwerden, Übelkeit oder Völlegefühl
  • Länger als drei Wochen bestehender Husten oder Heiserkeit
  • Blut in Stuhl oder Urin, bei Frauen auch Blutungen aus der Brustwarze und unklare Scheidenblutungen außerhalb der Regelblutung
  • Veränderungen beim Wasserlassen oder Änderung der Stuhlgewohnheiten, z. B. neu aufgetretene Verstopfung
  • Unerklärbare, länger dauernde Müdigkeit und Leistungsminderung
  • Gewichtsverlust ohne Diätanstrengung
  • Schmerzen ohne erkennbare Ursache.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Sparsam mit CT bei Kindern!

Die Strahlenbelastung im CT ist höher als bei einer konventionellen Röntgenaufnahme.

Sparsam mit CT bei Kindern!

Weil Blutkrebs droht

Bei Kindern sollte man es sich besonders gut überlegen, ob eine CT-Untersuchung wirklich notwendig ist. Neue Daten zeigen, dass jede Computertomographie das Risiko für Blutkrebs erhöht.

Höhere Strahlenbelastung als normales Röntgen

CT-Untersuchungen sind mit einer höheren Strahlenbelastung verbunden als konventionelle Röntgenaufnahmen. Das liegt daran, dass meist eine Serie von Aufnahmen aus verschiedenen Winkeln gemacht wird, um detaillierte Querschnittsbilder zu erhalten.

Radioaktive Strahlung kann jedoch zu hämatologischen Krebserkrankungen führen. Vermutet wird schon lange, dass es einen Zusammenhang zwischen CT-Untersuchungen im Kindesalter und der späteren Entwicklung von Blutkrebs gibt. Bisherige Studien hatten allerdings etliche Schwächen. So war in ihnen häufig die genaue Strahlendosis nicht dokumentiert. Oder es war nicht klar, ob ein erhöhte Krebsrisiko auf eine andere Ursache zurückging.

Große internationale Studie mit fast 900 000

Teilnehmenden Aussagekräftigere Daten liefert jetzt eine aktuelle internationale Studie mit fast 900 000 Teilnehmenden. Sie hatten mindestens eine CT-Untersuchungen vor dem 22. Lebensjahr erhalten, 70% von ihnen sogar vor dem 15. Geburtstag. Die Strahlendosen waren jeweils genau dokumentiert und andere krebserregende Ursachen ausgeschlossen worden.

Während der Nachbeobachtungszeit von durchschnittlich 7,8 Jahren entwickelten 790 Teilnehmende einen Blutkrebs. Dabei handelte es sich vor allem um maligne Lymphome, myeloische Neoplasien und akute Leukämien.

Ein bis zwei Kinder von 10 000 bestrahlten Kindern bekommen Krebs

Das Risiko für Kinder und Jugendliche, bis zum 18. Lebensjahr eine Leukämie oder ein Lymphom zu entwickeln, beträgt etwa 0,15 %. Bei der Analyse der Daten zeigte sich, dass jede CT-Untersuchung dieses Risiko für Blutkrebs um weitere 16% erhöhte, berichtet das Forscherteam. In absoluten Zahlen bedeutet dies Folgendes: Von 10 000 Kindern, die sich einer typischen CT-Untersuchung mit 8 mGy unterziehen, werden in den folgenden zwölf Jahren ein bis zwei Kinder an Blutkrebs erkranken.

Quelle: Nature Medicine

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Dmitriy Shironosov / Alamy / Alamy Stock Photos