Gesundheit heute
Leitbeschwerden bösartiger Erkrankungen
Das Wichtigste vorab: Echte Leitbeschwerden im Sinne krebstypischer Beschwerden gibt es kaum. Fast alle bei Krebs auftretenden Beschwerden können auch bei harmlosen Erkrankungen auftreten. Und: Frühzeichen sind selten. Das ist ein wesentlicher Grund für die nach wie vor in der Regel späte Diagnose von Krebserkrankungen.
Tumoren beeinträchtigen durch ihr Wachstum umgebende Strukturen und können dadurch zu Beschwerden führen. So kann z. B. ein Bauchspeicheldrüsenkrebs die Gallenwege zusammendrücken und durch den Gallenstau mit nachfolgendem Gallenübertritt ins Blut die Haut gelb werden lassen. Ein Darmtumor kann in die Darmlichtung hinein bluten und so zu sichtbaren Blutbeimengungen im Stuhl führen. Tumoren können auch durch Produktion von Hormonen oder anderen Botenstoffen, Veränderungen der Blutgerinnung oder Immunvorgänge „Fernwirkungen“ haben, die als paraneoplastische Symptome (Paraneoplasien) bezeichnet werden. Beispiel ist ein Cushing-Syndrom bei Lungenkrebs, auch Muskelbeschwerden, Hautveränderungen und Nervenstörungen sind relativ häufig. Im weiteren Sinne werden auch die Allgemeinerscheinungen bei fortgeschrittenen Krebsleiden, z. B. allgemeine Erschöpfung oder Gewichtsverlust, dazu gerechnet.
Trotzdem können Warnzeichen formuliert werden, die sicherheitshalber vom Arzt abgeklärt werden sollten:
- Neu aufgetretene Hautveränderungen oder Veränderungen an bereits bestehenden Muttermalen, kleine Hautwunden oder schorfige Stellen, die nicht heilen (Merkmale eines Melanoms)
- Tastbare Knoten oder Schwellungen einschließlich länger dauernde Lymphknotenvergrößerungen
- Anhaltende Schluckbeschwerden, Übelkeit oder Völlegefühl
- Länger als drei Wochen bestehender Husten oder Heiserkeit
- Blut in Stuhl oder Urin, bei Frauen auch Blutungen aus der Brustwarze und unklare Scheidenblutungen außerhalb der Regelblutung
- Veränderungen beim Wasserlassen oder Änderung der Stuhlgewohnheiten, z. B. neu aufgetretene Verstopfung
- Unerklärbare, länger dauernde Müdigkeit und Leistungsminderung
- Gewichtsverlust ohne Diätanstrengung
- Schmerzen ohne erkennbare Ursache.
Frauen können oft nicht verstehen, warum Männer unter Erkältungskrankheiten so stark leiden.
Männerschnupfen gibt es wirklich
Schuld ist das X-Chromosom
Über den Männerschnupfen machen sich vor allem Frauen gerne lustig. Doch offenbar haben Männer bei manchen Erkrankungen tatsächlich schlechtere Karten. Verantwortlich sind Unterschiede im Immunsystem.
Männer leiden zu Recht
Männer werden immer wieder damit aufgezogen, dass sie bei banalen Erkältungen stärker leiden und schneller niedergestreckt werden als Frauen. Das ist jedoch höchst ungerecht: Sie können nämlich nichts dafür, dass Viren und Bakterien sie mehr beuteln. Denn Infektionskrankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Das weiß man nicht nur vom Schnupfen, sondern auch von COVID-19 und anderen ansteckenden Erkrankungen.
Gene und Hormone machen den Unterschied
Schuld daran sind u.a. die Gene. Ein entscheidender genetischer Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Geschlechtschromosomen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, weisen Männer nur eines davon auf. Das hat Folgen: Viele für die Immunregulation wichtige Gene liegen nämlich genau auf diesem Chromosom. Bei der Frau können die Gene beider X-Chromosomen aktiv werden und die Produktion von wichtigen, entzündungsbekämpfenden Botenstoffe ankurbeln. Ihre Immunzellen entwickeln deshalb bei Infektionen eine stärkere Antwort als die Immunzellen der Männer.
Ein weiterer Grund sind die Hormone. Von Testosteron weiß man, dass es Immunantworten eher unterdrückt. So reagieren Männer mit hohen Testosteronspiegeln oft schwächer auf Impfungen. Das bedeutet, dass sie weniger Antikörper ausbilden und dadurch weniger geschützt sind. Östrogen und Progesteron der Frauen verstärken dagegen die Immunantworten. Das gilt sowohl für die Reaktion auf Infekte als auch auf Impfstoffe.
Vorteil mit Pferdefuß
Die verstärkte Immunantwort von Frauen hat zwar Vorteile bei der Infektabwehr. Weil das Immunsystem aber schneller und heftiger reagiert, kommt es bei ihnen auch leichter zu Immunreaktionen gegen körpereigene Proteine. Das ist der Grund dafür, dass Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose leiden.
Quelle: Ärztezeitung