Gesundheit heute

Wer ist krebsgefährdet?

Prinzipiell kann jeder Mensch an Krebs erkranken – gefährdet ist also jeder. Bösartige Tumoren entstehen in einem komplexen Wechselspiel innerer und äußerer Faktoren, das die Wissenschaftler trotz aller Fortschritte bislang nur in Ansätzen durchschauen. Es sind zwar verschiedenste Risikofaktoren bekannt, die das Auftreten von Krebs begünstigen, bei vielen Betroffenen sind aber keinerlei Risikofaktoren feststellbar. Alle Substanzen, die Krebs hervorrufen können, heißen Kanzerogene (Krebs erzeugende Stoffe).

Umwelteinflüsse. Der wohl wichtigste und unstrittigste Umweltrisikofaktor für Krebs ist das Rauchen. Es ist nicht nur für knapp 90 % aller Lungenkrebsfälle verantwortlich, sondern erhöht auch das Risiko für eine ganze Reihe weiterer Krebsarten, darunter z. B. Mundhöhlen- und Kehlkopfkrebs, sodass sein Anteil an der Krebsentstehung insgesamt auf enorme 25–30 % geschätzt wird. Entsprechend ist der Verzicht auf Tabakrauchen eine wesentliche Säule der Krebsvorbeugung.

Als zweitwichtigster Risikofaktor gilt die Ernährung. Ihr Einfluss wird zusammen mit dem des Übergewichts auf rund 30 % geschätzt. Allerdings verteilt sich dieser Einfluss auf eine unüberschaubare Zahl von Nahrungsbestandteilen, deren Gewicht im Einzelnen kaum zu beziffern ist; z. B. spielen auch Zubereitungsart und die weiter verzehrten Substanzen eine Rolle. Bewegungsmangel ist hier ebenfalls von Bedeutung. Umgekehrt ergaben sich zwar Hinweise auf die Schutzwirkung bestimmter Substanzen, einzeln als Kapsel geschluckt haben sie aber bislang enttäuscht. Einfache (wenn auch einprägsame) Slogans wie etwa, dass dieses oder jene Nahrungsmittel Krebs verursache oder im Gegenteil davor schütze, sind somit falsch. Richtig ist aber, dass eine ausgewogene Ernährung mit nicht zu viel Fleisch und reichlich pflanzlichen Nahrungsmitteln (mehr dazu: vollwertige Ernährung, sowie insgesamt geringer Alkoholgenuss das individuelle Risiko mindern.

Es gibt noch zahlreiche weitere Umwelteinflüsse, die Krebs begünstigen können und deren Aufzählung den hier möglichen Rahmen sprengen würde. Erwähnt werden sollen aber noch die UV-Strahlung (und damit das Sonnenlicht), die alle Formen des Hautkrebses fördert, z. B. das maligne Melanom, Chemikalien und die so genannten onkogenen Viren, etwa bestimmte Humane Papillom Viren (HPV), die an der Entstehung des Gebärmutterhalskrebses beteiligt sind.

Lebensalter. Auch wenn Krebs in jedem Lebensalter auftreten kann, so ist nicht dran zu rütteln – das Krebsrisiko steigt mit dem Alter: Rund 80 % der neu an Krebs Erkrankten sind 60 Jahre alt oder älter. Dies wird sowohl auf eine Summation von Umwelteinflüssen als auch auf den letztlich unvermeidlichen Alterungsprozess zurückgeführt. Somit ist die Zunahme der Krebserkrankungen in Europa auch auf eine immer älter werdende Bevölkerung zurückzuführen und das Ausrotten von Krebs eine Illusion.

Vererbung. Schätzungsweise 5–10 % der Krebserkrankungen werden auf eine erbliche Veranlagung zurückgeführt. Am bekanntesten sind dabei der familiär bedingte Brustkrebs und die familiäre adenomatöse Polyposis, die sich unweigerlich zum Darmkrebs entwickelt. Lassen Sie sich also von einem Arzt beraten, wenn von ihren leiblichen Verwandten auffällig viele auffällig früh an Krebs erkrankt sind.

Aus dem Gesagten wird klar: Eine zuverlässige Vorbeugung gegen Krebs ist nicht möglich. Jeder Einzelne kann aber durch einigermaßen „vernünftige“ Lebensweise sein Risiko mindern sowie durch Inanspruchnahme von Früherkennungsuntersuchungen und Abklärung „krebsverdächtiger“ Beschwerden seine Chancen auf Früherkennung erhöhen.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
Zurück
Männerschnupfen gibt es wirklich

Frauen können oft nicht verstehen, warum Männer unter Erkältungskrankheiten so stark leiden.

Männerschnupfen gibt es wirklich

Schuld ist das X-Chromosom

Über den Männerschnupfen machen sich vor allem Frauen gerne lustig. Doch offenbar haben Männer bei manchen Erkrankungen tatsächlich schlechtere Karten. Verantwortlich sind Unterschiede im Immunsystem.

Männer leiden zu Recht

Männer werden immer wieder damit aufgezogen, dass sie bei banalen Erkältungen stärker leiden und schneller niedergestreckt werden als Frauen. Das ist jedoch höchst ungerecht: Sie können nämlich nichts dafür, dass Viren und Bakterien sie mehr beuteln. Denn Infektionskrankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Das weiß man nicht nur vom Schnupfen, sondern auch von COVID-19 und anderen ansteckenden Erkrankungen.

Gene und Hormone machen den Unterschied

Schuld daran sind u.a. die Gene. Ein entscheidender genetischer Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Geschlechtschromosomen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, weisen Männer nur eines davon auf. Das hat Folgen: Viele für die Immunregulation wichtige Gene liegen nämlich genau auf diesem Chromosom. Bei der Frau können die Gene beider X-Chromosomen aktiv werden und die Produktion von wichtigen, entzündungsbekämpfenden Botenstoffe ankurbeln. Ihre Immunzellen entwickeln deshalb bei Infektionen eine stärkere Antwort als die Immunzellen der Männer.

Ein weiterer Grund sind die Hormone. Von Testosteron weiß man, dass es Immunantworten eher unterdrückt. So reagieren Männer mit hohen Testosteronspiegeln oft schwächer auf Impfungen. Das bedeutet, dass sie weniger Antikörper ausbilden und dadurch weniger geschützt sind. Östrogen und Progesteron der Frauen verstärken dagegen die Immunantworten. Das gilt sowohl für die Reaktion auf Infekte als auch auf Impfstoffe.

Vorteil mit Pferdefuß

Die verstärkte Immunantwort von Frauen hat zwar Vorteile bei der Infektabwehr. Weil das Immunsystem aber schneller und heftiger reagiert, kommt es bei ihnen auch leichter zu Immunreaktionen gegen körpereigene Proteine. Das ist der Grund dafür, dass Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fabio and Simona