Gesundheit heute

Antibiotika: Mittel gegen Bakterien

Medikamente gegen Bakterien heißen Antibiotika. Sie sind die am häufigsten eingesetzten Antiinfektiva. Antibiotika hemmen die Bakterienvermehrung (bakteriostatische Antibiotika) oder töten die Bakterien ab (bakterizide Antibiotika). Engspektrumantibiotika wirken dabei nur gegen wenige Bakterienarten, Breitspektrumantibiotika gegen viele. Da sich Bakterien- und menschliche Zellen doch erheblich unterscheiden, leiden die menschlichen Zellen verhältnismäßig wenig – im Vergleich etwa zu den Medikamenten gegen Viren oder gegen Tumorzellen sind die meisten Antibiotika eher nebenwirkungsarm.

Steckbriefe der wichtigsten Antibiotikagruppen

  • Penizilline (Penicilline) hemmen den Aufbau der bakteriellen Zellwand, einer stabilen Hülle noch außerhalb der Zellmembran. Engspektrumpenizilline wie Penizillin V (z. B. Isocillin®, Megacillin®) wirken vor allem auf Streptokokken (Erreger der klassischen eitrigen Angina und der Wund- oder Gesichtsrose), Meningokokken (häufige Erreger einer eitrigen Hirnhautentzündung) und Pneumokokken (Erreger von Hirnhaut- und Lungenentzündungen). Breitspektrumpenizilline wie Ampicillin (z. B. Ampicillin ratiopharm®) oder Amoxicillin (z. B. Amoxypen®) werden in der Praxis häufig bei Mittelohr- oder Nasennebenhöhlenentzündungen, eitriger Bronchitis oder Harnwegsinfekten gegeben. Penizilline, vor allem die mit engem Spektrum, zählen zu den am besten verträglichen Antibiotika überhaupt und können auch in der Schwangerschaft eingenommen werden. Mit ~ 0,8 % verhältnismäßig häufig ist allerdings die Penizillinallergie, die sich meist als Hautausschlag zeigt.
  • Cefalosporine (Cephalosporine) wirken ähnlich wie Penizilline und sind ebenfalls meist gut verträglich. Im ambulanten Bereich werden sie vor allem gegeben, wenn Breitspektrumpenizilline wegen einer Allergie nicht infrage kommen (Cefaclor, z. B. Panoral®, Cefixim, z. B. Cephoral®).
  • Makrolide wie Erythromycin (z. B. Erythromycin-Wolff®) greifen in den bakteriellen Eiweißstoffwechsel ein. Erythromycin ist ein weiteres wichtiges Ersatzpräparat bei Penizillinallergie (vor allem als Ersatz für Engspektrumpenizilline). Seine neueren Verwandten, wie Azithromycin (z. B. Zithromax®) und Roxithromycin (z. B. Roxibeta®), sind teilweise etwas breiter wirksam. Clarithromycin (z. B. Klacid®) wird außerdem bei Magenschleimhautentzündungen und Magengeschwüren durch Helicobacter-Bakterien eingesetzt.
  • Gyrasehemmer oder Chinolone stören den Bakterienstoffwechsel über einen Angriff an der bakteriellen Erbsubstanz und zeigen ein breites Spektrum, d. h. wirken gegen verschiedene Keime. Sie werden vor allem bei Atem- und Harnwegsinfekten verordnet.
  • Seltener als früher und vornehmlich bei Atemwegsinfektionen sowie bei bestimmten Problemen wie etwa Akne werden Tetrazycline wie Doxycyclin (z. B. Doxycyclin Abz®) verschrieben, die in den bakteriellen Eiweißstoffwechsel eingreifen.
  • Noch weiter auf dem Rückzug sind die Sulfonamide – mit einer Ausnahme: Cotrimoxazol (z. B. Cotrimoxazol AL®). Die Kombination aus einem Sulfonamid und Trimethoprim ist zwar alt, aber vor allem bei unkomplizierten Blasenentzündungen sowie Salmonelleninfektionen nach wie vor Mittel der Wahl.
  • Weitere Antibiotika wie beispielsweise Aminoglykoside (Gentamycin, z. B. Refobacin®), Carbapeneme (Imipenem, z. B. Zienam®) oder Glykopeptide (Vancomycin, z. B. Vancomycin-Hexal®, Teicoplanin, Targocid®) werden vor allem im Krankenhaus bei schwersten Infektionen eingesetzt.
  • Antibiotika gegen Tuberkulose (Tuberkulostatika).

Bei leichteren Infektionen bieten sich Antibiotika in Tablettenform an, bei schweren Erkrankungen wird die Behandlung oft im Krankenhaus mit Infusionen begonnen und eventuell später auf Tabletten umgestellt. Dann ist häufig auch die Kombination mehrerer Antibiotika notwendig.

Nebenwirkungen

Antibiotika wirken auf alle Bakterien im menschlichen Körper, die in ihrem Wirkspektrum liegen, ohne Rücksicht darauf, ob diese krankheitsverursachend sind oder nicht. Somit „erwischen“ sie nicht nur die Übeltäter z. B. in den Harnwegen, sondern auch die Nützlinge im Darm und in der Scheide, wodurch das normale Bakteriengleichgewicht dort gestört wird. Häufige Folgen sind daher Durchfälle, die wenige Tage nach der Behandlung beginnen, sowie bei Frauen Pilzinfektionen der Scheide, die sich oft erst nach 10–14 Tagen zeigen. Bei blutigen oder mit heftigen Bauchschmerzen einhergehenden Durchfällen sollten Sie schnellstmöglich zum Arzt gehen, da unter Antibiotikabehandlung selten einmal eine gefährliche Dickdarmentzündung auftreten kann (pseudomembranöse Kolitis).

Auch Allergien gegen Antibiotika sind relativ häufig, zeigen sich aber oft „nur“ durch Hautausschläge.

Vorbeugung vor Durchfall. Studien weisen darauf hin, dass die Durchfälle durch begleitende Einnahme von Probiotika, vor allem bestimmten Hefen (z. B. Perenterol®) und Milchsäure produzierenden Laktobazillen (z. B. Lacteol®, Paidoflor®), gelindert werden können. Probiotika bestehen aus lebensfähigen Mikroorganismen, welche einen günstigen Einfluss auf den Konsumenten haben. Zur Vorbeugung des antibiotikabedingten Durchfalls sind sie in jedem Fall einen Versuch wert.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Männerschnupfen gibt es wirklich

Frauen können oft nicht verstehen, warum Männer unter Erkältungskrankheiten so stark leiden.

Männerschnupfen gibt es wirklich

Schuld ist das X-Chromosom

Über den Männerschnupfen machen sich vor allem Frauen gerne lustig. Doch offenbar haben Männer bei manchen Erkrankungen tatsächlich schlechtere Karten. Verantwortlich sind Unterschiede im Immunsystem.

Männer leiden zu Recht

Männer werden immer wieder damit aufgezogen, dass sie bei banalen Erkältungen stärker leiden und schneller niedergestreckt werden als Frauen. Das ist jedoch höchst ungerecht: Sie können nämlich nichts dafür, dass Viren und Bakterien sie mehr beuteln. Denn Infektionskrankheiten verlaufen bei Männern schwerer als bei Frauen. Das weiß man nicht nur vom Schnupfen, sondern auch von COVID-19 und anderen ansteckenden Erkrankungen.

Gene und Hormone machen den Unterschied

Schuld daran sind u.a. die Gene. Ein entscheidender genetischer Unterschied zwischen Männern und Frauen sind die Geschlechtschromosomen. Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, weisen Männer nur eines davon auf. Das hat Folgen: Viele für die Immunregulation wichtige Gene liegen nämlich genau auf diesem Chromosom. Bei der Frau können die Gene beider X-Chromosomen aktiv werden und die Produktion von wichtigen, entzündungsbekämpfenden Botenstoffe ankurbeln. Ihre Immunzellen entwickeln deshalb bei Infektionen eine stärkere Antwort als die Immunzellen der Männer.

Ein weiterer Grund sind die Hormone. Von Testosteron weiß man, dass es Immunantworten eher unterdrückt. So reagieren Männer mit hohen Testosteronspiegeln oft schwächer auf Impfungen. Das bedeutet, dass sie weniger Antikörper ausbilden und dadurch weniger geschützt sind. Östrogen und Progesteron der Frauen verstärken dagegen die Immunantworten. Das gilt sowohl für die Reaktion auf Infekte als auch auf Impfstoffe.

Vorteil mit Pferdefuß

Die verstärkte Immunantwort von Frauen hat zwar Vorteile bei der Infektabwehr. Weil das Immunsystem aber schneller und heftiger reagiert, kommt es bei ihnen auch leichter zu Immunreaktionen gegen körpereigene Proteine. Das ist der Grund dafür, dass Frauen häufiger an Autoimmunerkrankungen wie Rheuma oder Multipler Sklerose leiden.

Quelle: Ärztezeitung

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Fabio and Simona