Gesundheit heute

Blutgruppen und Rhesusfaktor

Schon vor mehreren hundert Jahren versuchten Mediziner, Menschen durch Übertragung von Blut zu retten. Doch immer wieder kam es zu heftigen und oft tödlichen Krankheitserscheinungen durch das fremde Blut, die jede Übertragung zu einer Art „Roulette“ werden ließen. Die roten Blutkörperchen verschiedener Menschen sind nämlich nicht 100%ig gleich, sondern unterscheiden sich durch Zucker- und Eiweißstrukturen auf ihrer Oberfläche, die antigen wirksam sind (also Abwehrprozesse in Gang setzen können) und als Blutgruppensysteme bezeichnet werden. Am bedeutsamsten sind das AB0-System und das Rhesussystem:

AB0-System. Bei den AB0-Blutgruppen (oft nur kurz als Blutgruppen bezeichnet) werden die Antigene A und B unterschieden. Ob ein Mensch A, B, beide oder keines davon besitzt, wird vererbt und bleibt zeitlebens gleich. Zusätzlich finden sich Antikörper (Abwehrstoffe) gegen die (und nur die) Antigene A und B im Plasma, die der Betreffende nicht besitzt. Trägt ein Mensch also das Antigen A auf seinen Blutkörperchen, so hat er Blutgruppe A. In seinem Plasma finden sich entsprechend Antikörper gegen Antigen B, kurz Anti-B. Erhält der Betroffene bei einer Transfusion Blut der Blutgruppe A, so gibt es keine Probleme. Erhält er aber Blut der Blutgruppe B, greifen seine Anti-B die transfundierten Blutkörperchen an und führen zu den oben erwähnten Unverträglichkeitsreaktionen.

In Mitteleuropa sind die Blutgruppen A und 0 mit jeweils 40 % oder mehr am häufigsten.

Rhesussystem. Am zweitwichtigsten ist das Rhesussystem mit dem (Haupt-)Antigen D. Wer es besitzt, und das sind etwa 85 % der Mitteleuropäer, ist Rh-positiv, wer es nicht hat, wird als Rh-negativ bezeichnet. Im Gegensatz zum AB0-System bilden rhesus-negative Menschen das Anti-D (Antikörper gegen Antigen D) aber erst nach Kontakt mit rhesus-positivem Blut. Wichtig für rhesus-negative Frauen: Bei jeder Fehlgeburt oder Geburt können kleine Blutmengen des Kindes in den Blutkreislauf der Frau übertreten. Eine Schwangerschaft mit einem rhesus-positiven Kind „zählt“ also wie eine „falsche“ Blutübertragung! Deshalb wird bei jeder Schwangerschaft die Blutgruppe der Mutter bestimmt und gegebenenfalls eine Rhesus-Prophylaxe durchgeführt. Dabei werden Anti-D gespritzt, welche die kindlichen Blutkörperchen abfangen und die Antikörperbildung bei der Mutter verhindern.

Von: Dr. med. Nicole Menche, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Tipps für sicheren Grillspaß

In Deutschland wird pro Jahr etwa 100 Millionen Mal der Grill angeworfen.

Tipps für sicheren Grillspaß

Heißes Sommervergnügen

Von Verbrennungen bis zu Magen-Darm-Infektionen: Das allseits beliebte Grillen hält eine ganze Menge Gefahren bereit. Hier gibt es Tipps, wie man sich davor schützt.

100 Millionen Grillfeuer jährlich in Deutschland

Die Deutschen sind wahre Grillmeister*innen: Ein Viertel von ihnen genießt die Speisen vom Rost mindestens ein Mal pro Woche. Bei etwa 100 Millionen Grillfeuern pro Jahr ereignen sich bis zu 5000 Unfälle, rechnen Fachgesellschaften vor. Dabei tragen etwa 500 Menschen schwere Folgen davon. Um Unfälle zu verhüten, raten Plastische Chirurg*innen zu folgendem Vorgehen:

  • Den Grill auf eine stabile, feuerfeste Unterlage und in den Windschatten stellen. In der Nähe darf sich nichts Brennbares befinden.
  • Zum Anzünden Würfel auf Petroleumbasis oder Holzwolle verwenden – sie gelten als am sichersten. Wer stattdessen Brennspiritus, Benzin oder gelartige Grillpasten nimmt, riskiert gefährliche Verpuffungen und Rückzündungen.
  • Gasgrillgeräte regelmäßig auf die Dichte ihrer Schläuche, Flaschen und Ventile prüfen.
  • Grillschalen verwenden, damit kein Fett auf heiße Kohlen tropft und Stichflammen auslöst.
  • Sich vor Funkenflug mit Grillhandschuhen und Grillschürze schützen und eine geeignete Grillzange verwenden.
  • Immer einen Eimer Sand, einen Feuerlöscher oder eine Löschdecke bereithalten. Wasser ist ungeeignet für Fettbrände, es droht eine Fettexplosion.

Keine Hausmittel auf Brandwunden!

Ist es trotz aller Vorsicht zu Verbrennungen gekommen, hängt das weitere Vorgehen von deren Ausmaß ab. Sind nur bis zu 10% der Körperoberfläche verbrannt, soll die Stelle 10 bis 15 Minuten mit Leistungswasser gekühlt werden – Hausmittel wie Puder, Mehl, Öle oder Salben sind verboten. Danach ist eine Ärzt*in aufzusuchen. Sind größere Flächen verbrannt oder Gesicht oder Gelenke betroffen, muss unverzüglich der Rettungsdienst alarmiert werden!

Magen-Darm-Infekt und Hepatitis

Doch beim Grillen drohen nicht nur Verbrennungen. Auch Magen-Darm-Infektionen werden durch diese Art der Zubereitung begünstigt. Typischer Überträger von Keimen wie z.B. Campylobacter ist nicht ausreichend gegartes Geflügelfleisch. Um die Gefahr zu senken, sollte das Fleisch direkt aus dem Kühlschrank auf den Rost gelegt und ausreichend heiß gegrillt werden.

Ausreichend heiß bedeutet mindestens 70°C und gilt genauso für Fisch und Meeresfrüchte. Schweinefleisch sollte bei dieser Temperatur etwa 20 Minuten bruzzeln. Wird es nicht heiß genug gegrillt, droht eine Infektion mit dem Hepatitis-E-Virus und damit eine Leberentzündung.

Für besonders eifrige Grillende gibt´s noch einen Extra-Tipp: Auch wenn es einen professionellen Eindruck macht – Grillgut sollte nicht so oft gewendet werden. Denn dabei verliert es an Hitze.

Quelle: medscape

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Caia Image / Tom Merton