Gesundheit heute

Osteomalazie

Osteomalazie (Knochenerweichung): Knochenerkrankung infolge einer Mineralisationsstörung, durch die der Knochen seine Stabilität verliert. Ihre Ursache ist meist ein Vitamin-D-Mangel. Zu den Beschwerden gehören Knochenschmerzen und Muskelschwäche bis hin zu Gehstörungen. In ausgeprägten Fällen verformen sich die Knochen, außerdem drohen Ermüdungsbrüche an Becken und Steißbein. Behandelt wird die Osteomalazie mit Vitamin D und Kalzium. Bei Fehlstellungen oder Brüchen sind manchmal orthopädische Hilfsmittel oder korrigierende Operationen erforderlich.

Hinweis: Die Knochenerweichung durch Vitamin-D-Mangel im Kindesalter wird Rachitis genannt. Näheres dazu siehe dort.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Knochenschmerzen, die sich beim Anspannen von Muskeln verstärken
  • Muskelschwäche
  • Gehstörungen
  • verformte Rippen, X- oder O-Beine (bei Erwachsenen selten).

Wann in die Arztpraxis

Demnächst, bei

  • Knochen- oder Muskelschmerzen ohne erklärbare Ursache.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Knochen setzen sich zusammen aus Knochenzellen und Knochengewebe, das von den Knochenzellen gebildet wird. Damit das Knochengewebe fest und stabil wird, müssen u. a. Kalzium und Phosphat eingelagert werden. Dieser Prozess wird Mineralisation genannt und von Hormonen gesteuert.

Eine entscheidende Rolle spielt dabei Vitamin D. Das wird entweder unter dem Einfluss von Sonnenstrahlung, also UV-Licht, in der Haut gebildet oder über die Nahrung aufgenommen. Damit es auch wirkt, durchläuft es im Körper noch verschiedene Aktivierungsprozesse. Vitamin D fördert die Mineralisation auf zwei Arten:

  • Es steigert die Aufnahme von Kalzium und Phosphat aus dem Darm, sorgt also dafür, dass mehr Vitamin D aus der Nahrung im Körper ankommt.
  • Es regt den Einbau von Kalzium und Phosphat in das Knochengewebe an.

Ein gesunder Knochen befindet sich ständig im Auf- und Abbau, dem sogenannten Remodelling. Bei einem Mangel an Vitamin D wird das neu gebildete Knochengewebe allerdings nicht ausreichend mineralisiert. Der Knochen bleibt weich und kann sich verformen. Der geschwächte Knochen bricht auch leichter, vor allem in Belastungszonen wie am Becken oder am Schienbein (sog. Ermüdungsbrüche). Zur Knochenerweichung kann es aber auch unabhängig von Vitamin D kommen. Das ist z. B. bei einem extremen Kalziummangel der Fall oder wenn Phosphat fehlt.

Hinweis: Osteomalazie und Osteoporose haben ähnliche klinische Auswirkungen, unterscheiden sich aber in ihrer Krankheitsentstehung. Bei der Osteomalazie ist die Mineralisation des Knochens und damit der Knochenaufbau gestört. Bei der Osteoporose handelt es sich dagegen um eine Abnahme der normal mineralisierten Knochenmasse durch einen verstärkten Knochenabbau.

Ursachen für die Osteomalazie

Die mit Abstand häufigste Ursache für die Osteomalazie ist der Vitamin-D-Mangel oder Störungen bei der Aktivierung des Vitamins im Vitamin-D-Stoffwechsel, z. B. durch

  • mangelndes Sonnenlicht
  • zu geringe Aufnahme über die Nahrung
  • Dünndarmerkrankungen, bei denen über die erkrankte Darmschleimhaut kein Vitamin D3 aufgenommen werden kann
  • Leber- und Nierenerkrankungen, wodurch die Aktivierung des Vitamins zu Calcidiol oder Calcitriol gestört wird.

Ein Mangel an Phosphat kann die nötige Mineralisierung des Knochens ebenfalls verhindern. Dafür gibt es verschiedene Ursachen:

  • Zu geringe Phosphataufnahme durch die Ernährung, z. B. bei chronischem Hungern oder Malabsorptionsstörungen des Darms, z. B. Zöliakie oder Morbus Crohn
  • Langfristige Einnahme von aluminiumhaltigen Säurebindern (Antazida). Sie binden Phosphat im Verdauungstrakt und führen dazu, dass es vermehrt über den Darm ausgeschieden wird
  • Verstärkter Phosphatverlust über die Niere. Dies kommt z. B. bei Nierenerkrankungen oder im Rahmen von Hormonstörungen bei Krebserkrankungen (onkogene Osteomalazie) vor.

Eine weitere Ursache für die Osteomalazie ist ein ausgeprägter Kalziummangel, z. B. ernährungsbedingt (vegane Ernährung) oder aufgrund von Nierenerkrankungen.

Vorkommen

Genaue Zahlen zur Osteomalazie in Deutschland gibt es nicht. Man weiß aber, dass vor allem alte Menschen oft unter einem Vitamin-D-Mangel und dadurch unter einer Knochenerweichung leiden. Schätzungen gehen davon aus, dass jeder dritte Oberschenkelhalsbruch im Alter einer Osteomalazie zuzuschreiben ist.

Immigrantenosteomalazie

Besonders gefährdet für eine Osteomalazie sind zudem Einwandernde mit dunkler Hautfarbe. Sie brauchen mehr UV-Licht, um in ihrer Haut Vitamin D3 zu bilden, bekommen in den weniger sonnigen Ländern Mittel- und Nordeuropas aber oft zu wenig davon ab. Durch kulturelle Besonderheiten (verhüllende Kleidung, Vermeiden von Aufenthalten im Freien) wird der Mangel an UV noch verstärkt und die Vitamin-D3-Produktion zusätzlich eingeschränkt. Die so entstehende Immigrantenosteomalazie betrifft Untersuchungen zufolge jede zehnte türkische Einwander*in, darunter vor allem Frauen.

Klinik

Die Osteomalazie des Erwachsenen zeichnet sich vor allem durch Knochenschmerzen aus. Sie entstehen u. a. dadurch, dass sich der erweichte Knochen verformt und dadurch die empfindliche Knochenhaut gedehnt wird. Neben den Knochenschmerzen leiden die Patient*innen durch den Mangel an Kalzium auch unter Muskelschwäche, die bis zu Problemen beim Gehen führen können.

Bei Osteomalazie kommt es auch leicht zu Insuffizienzfrakturen. Das sind Knochenbrüche, die bei gestörter Knochenstruktur schon unter normaler Belastung entstehen. Betroffen sind dabei vor allem das Steißbein und der Beckenbereich, aber auch der Vorfuß und das Schienbein.

Diagnosesicherung

Unklare Knochenschmerzen, Muskelschwäche oder Ermüdungsbrüche lassen schnell an eine Störung des Knochenstoffwechsels denken. Labor und bildgebende Diagnostik helfen dabei, diese zu differenzieren.

Labordiagnostik

Im Labor untersucht werden dabei Urin und Blut. Dort lassen sich Abweichungen bei der Messung von Kalzium, Phosphat und Vitamin D finden. Im Blut ist zudem die alkalische Phosphatase (AP) erhöht. Das ist ein Enzym, das am Knochenaufbau beteiligt ist.

Bildgebende Verfahren und Biopsie

Im Röntgenbild zeigen sich bei einer Osteomalazie frühzeitig typische Veränderungen. Dabei handelt es sich um sogenannte Looser-Zonen. Darunter versteht man bandförmige Aufhellungen im Knochen als Zeichen für die nicht verkalkte/mineralisierte Knochensubstanz. In sehr seltenen Fällen (z. B. bei einem Verdacht auf eine nierenbedingte Osteomalazie) entnimmt die Ärzt*in eine Probe aus dem Knochengewebe und lässt diese unter dem Mikroskop untersuchen. (Biopsie).

Ermüdungsbrüche sind im normalen Röntgenbild oft nicht gut zu erkennen. Um sie aufzuspüren, setzt man eher die Knochenszintigrafie. Eine Knochendichtemessung hilft dagegen kaum weiter, weil diese die Osteomalazie nicht von der Osteoporose unterscheiden kann.

Differenzialdiagnose. Abgegrenzt werden muss die Osteomalazie vor allem gegenüber der Osteoporose.

Behandlung

Die Behandlung der Osteomalazie hängt von ihrer Ursache ab. Bei einem Mangel an Vitamin D3 bekommt die Patient*in Vitamin-D3-Präparate als Tabletten, Kapseln oder Tropfen zur täglichen Einnahme. Ist die Vitamin-D-Aufnahme über die Darmschleimhaut gestört – z. B. bei chronischen Darmerkrankungen – kann das Vitamin auch über Spritzen in den Muskel zugeführt werden. Liegt der Osteomalazie eine gestörte Aktivierung des D3-Vitamins zugrunde, muss Calcitriol, also die bereits aktivierte Form des Vitamins, verabreicht werden. Damit das Vitamin wirken kann, muss sich die Patient*in während der Therapie kalziumreich ernähren, oft verordnet die Ärzt*in auch zusätzlich Kalziumtabletten.

Bei einer Osteomalazie aufgrund von erhöhtem Phosphatverlust wird das Phosphat durch Nahrungsergänzungsmittel ersetzt.

Orthopädische Behandlungen

Ermüdungsbrüche können meist konservativ therapiert werden. Eine komplette Ruhigstellung der betroffenen Gliedmaße ist selten nötig, meist reicht es, Belastungen zu vermindern. Dabei helfen Orthesen und Unterarm-Gehstützen. Heilt der Knochen innerhalb von sechs Monaten nicht vollständig, muss operiert werden. Dazu gibt es je nach Befund verschiedene Verfahren:

  • Eine verzögerte Heilung lässt sich durch das Anbohren des betroffenen Knochens stimulieren.
  • Liegen mehrere Knochenbruchstücke vor, muss die Chirurg*in diese mittels Platten oder Schrauben verbinden und stabilisieren (Osteosynthese).
  • Manchmal bildet sich bei der Heilung zu viel neuer Knochen aus. Dieses Gewebe (Kallus genannt) muss dann vom Chirurgen abgetragen werden.

Prognose

Wenn die Osteomalazie früh erkannt und behandelt wird, ist die Prognose gut.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Körperliche Schonung. In der Heilungsphase einer Osteomalazie sollten sich die Betroffenen etwas schonen. Solange der Knochen noch nicht nachgehärtet ist, drohen sonst (weitere) Brüche.

Kontrollierte Bewegung. Sport sollte immer nur in Rücksprache mit der behandelnden Orthopäd*in erfolgen. Eine speziell angepasste Physiotherapie hilft, die Muskeln zu stärken, ohne den Knochen zu gefährden.

Prävention

Sonnenlicht. Zur Vorbeugung einer Osteomalazie ist es ratsam, sich regelmäßig dem Sonnenlicht auszusetzen. Dazu muss man nicht stundenlang sonnenbaden, es reicht, wenn Hände, Arme und Gesicht täglich 15 Minuten UV-Licht abbekommen.

Ernährung. Auf dem Speiseplan sollten Vitamin-D-reiche Nahrungsmittel stehen. Dazu gehören Hering, Lachs und Sardinen. Auch Lebertran, Eigelb und viele Speisepilze enthalten das Vitamin.

Vitamin-D-Präparate. Menschen, die sich kaum im Freien aufhalten, Senior*innen und dunkelhäutigen Personen wird die Einnahme von Vitamin-D-Präparaten empfohlen. Das sollte jedoch nur in Absprache mit der behandelnden Ärzt*in und nach Überprüfung der Vitamin-D-Werte im Blut erfolgen. Denn auch wenn eine Überdosierung mit Vitamin D selten ist, kann sie vorkommen. Sie macht sich durch Erbrechen und Übelkeit bemerkbar, langfristig drohen Nierenschäden.

Von: Dr. rer. nat. Katharina Munk, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was Männerknochen stabil hält

Die Milch macht`s - auch im Kampf gegen die männliche Osteoporose.

Was Männerknochen stabil hält

Osteoporose vorbeugen

Osteoporose ist kein reines Frauenproblem. Auch Männerknochen werden mürbe – und das meist mit drastischeren Folgen als bei Frauen. Lesen Sie hier, wann auch Männer an eine Osteoporose denken sollten und wie das Vorbeugen gelingt.

Später Bruch mit schweren Folgen

Eigentlich sind Männer in Sachen Knochenstabilität klar im Vorteil: Denn bei Ihnen ist die sogenannte „Knochenmasse“ in aller Regel prinzipiell höher als bei Frauen. Hinzu kommt, dass Männer keine Menopause durchmachen – also die Phase, in der Frauen hormonell bedingt am schnellsten und am meisten Knochenmasse verlieren. Doch auch bei Männern gilt: Nach dem dritten Lebensjahrzehnt nimmt die Knochenmasse kontinuierlich ab. Und zwar so stark, dasswahrscheinlich jeder zehnte Mann über 65 von Osteoporose betroffen ist.

Bei Männern reduziert sich die Knochenmasse allerdings eher schleichend. Deshalb kommt es bei im Vergleich zu Frauen meist erst viel später zu osteoporotischen Knochenbrüchen. Weil die betroffenen Männer dann aber schon sehr alt sind, stecken sie den Bruch deutlich schlechter weg als die vergleichsweise früher betroffenen Frauen. So zeigen Studien, dass über ein Drittel der Männer mit Hüftfraktur im ersten Jahr nach dem Trauma verstirbt. Und diejenigen, die überleben, kommen oft nicht mehr richtig auf die Beine.

Warum Männerknochen brechen

Und noch einen weiteren Unterschied zur „weiblichen“ Osteoporose gibt es. Frauen leiden in den meisten Fällen unter einer primären Osteoporose. Dazu zählt die Osteoporose auf Grund des altersbedingten Knochenabbaus und die postmenopausale Osteoporose. Die primäre Osteoporose wird begünstigt durch falsche Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel.

Bei Männern hingegen ist die Osteoporose meist – in zwei Drittel der Fälle -sekundär, d.h., der Auslöser sind andere Erkrankungen wie z. B.

  • Hormonstörungen wie Hypogonadismus, Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperparathareoidismus
  • rheumatische Erkrankungen
  • Diabetes, chronische Nierenerkrankungen, Herzinsuffizienz
  • entzündliche Darmerkrankungen
  • alkoholische Lebererkankung, Alkoholismus.

Auch die Einnahme von Medikamenten kann zu einer sekundären Osteoporose führen. Besonders häufig ist dies bei Glukokortikoiden der Fall. Hier kommt es manchmal schon nach drei Monaten Glukokortikoidtherapie zu einer verringerten Knochendichte. Ebenfalls begünstigt wird die Osteoporose durch Arzneimittel gegen männliche Geschlechtshormone, die beim Prostatakrebs verschrieben werden. Weitere knochengefährdende Arzneimittel sind Protonenpumpeninhibitoren zur Behandlung von Magengeschwüren, bestimmte Antidepressiva (SSRI), Insulinsensitizer zur Behandlung des Diabetes mellitus oder Antiepileptika und Immunsuppressiva.

Tipp: Mit Hilfe eines Online-Tests kann man das eigene Osteoporose-Risiko abschätzen. Wer dabei mehr als fünf Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte das Thema Osteoporose bei der behandelnden Ärzt*in ansprechen.

Obacht bei Rückenschmerzen im Alter!

Leider ist es für Männer oft gar nicht so leicht, eine Osteoporose zu erkennen. Erst spät stellen sich Rückenschmerzen ein, z. B., wenn es durch den Knochenschwund zu Wirbelkörperbrüchen gekommen ist. Häufig wird eine Osteoporose auch dann entdeckt, wenn sich der Betroffene bei einem leichten Sturz Arm, Bein oder Hüfte bricht.

b aufgrund von Rückenschmerzen oder zur Abklärung eines verdächtigen Knochenbruchs: Diagnostiziert wird die Osteoporose mit bildgebenden Verfahren. Die Knochendichtemessung (Dual X-ray-Absorptiometry, kurz DEXA) gibt Auskunft über die Qualität des Knochens. Gemessen wird an der Lendenwirbelsäule, am Oberschenkelhals und am Oberschenkelknochen. Das Ergebnis ist der T-Wert, der die sogenannte Knochenmineraldichte widerspiegelt. Ausschlaggebend für die Diagnose ist der niedrigste der drei ermittelten Werte. Ein T-Wert ≤2,5 gilt nach Vorgaben der WHO als Osteoporose. Bei Werten zwischen -1 und -2,5 handelt es sich um eine Osteopenie, die Vorstufe der Osteoporose.

Neben der Knochendichtemessung helfen beim Verdacht auf Osteoporose auch konventionelle Röntgenaufnahmen. Sie zeigen auf, ob es schon zu osteoporotischen Veränderungen oder unbemerkten Brüchen an den Wirbelkörpern gekommen ist. Im Zweifel wird auch eine Kernspinuntersuchung herangezogen, da diese Veränderungen im Knochen noch deutlicher darstellt.

Blutuntersuchungen gehören beim Abklären einer Osteoporose ebenfalls dazu. Sie geben nicht nur Aufschluss darüber, wie es mit dem Kalzium- und dem Vitamin-D-Haushalt aussieht. Die Bestimmung von Hormonen, Nieren- und Leberwerten lässt zwischen einer primären und einer sekundären Osteoporose unterscheiden und die Ursache für eine zugrundeliegende Erkrankung erkennen.

Kalzium, Vitamin D und Osteoporosemedikamente

Basis für die Knochengesundheit ist seine ausreichende Versorgung mit Kalzium (siehe unten). Ob neben der Ernährung eine zusätzliche Kalziumgabe in Form von Tabletten erforderlich ist, entscheidet die Ärzt*in. Das gleiche gilt für Vitamin D. Je nachdem wie hoch die Vitamin-D-Werte im Blut sind sind, rät die Ärzt*in zur Einnahme von Vitamin-D-Tabletten. Empfohlen wird dabei meist eine Tagesdosis von 800 bis 2000 IE (Internationale Einheiten).

Spezielle Osteoporosemedikamente verbessern die Knochendichte und beugen damit Knochenbrüchen vor. Es gibt zwei Wirkansätze: Antiresorptive Substanzen wie Bisphosphonate oder Denosumab hemmen den Knochenabbau. Osteoanabole Wirkstoffe wie das Parathormon-Analogon Teriparatid fördern den Knochenaufbau Ihr Einsatz hängt von der gemessenen Knochendichte und dem Alter ab. Je älter der Patient ist, desto früher sollte damit begonnen werden. Nach den Leitlinien sollen Männer unter 50 Jahren bei einem T-Wert ≤ -4,0 spezifische Osteoporosemedikamente erhalten, 75-jährige Männern dagegen schon bei einem T-Wert ≤ -2,0.

  • Bisphosphonate wie Alendronat hemmen die Aktivität der knochenabbauenden Zellen und beugen nachgewiesenermaßen Knochenbrüchen vor. Ist noch kein osteoporotischer Knochenbruch aufgetreten, empfehlen Expert*innen die Einnahme für drei Jahre. Nach dem Absetzen geht man davon aus, dass der Knochen eine geraume Zeit stabil bleibt. Um dies zu überwachen sind regelmäßige Knochendichtemessungen erforderlich. Bisphoshonate können zu Magen-Darm-Unverträglichkeiten bis hin zu Magen- und Speiseröhrengeschwüren führen. Damit es dazu nicht kommt gelten folgende Einnahmeregeln:
    • Tabletten immer morgens auf nüchternem Magen und in aufrechter Position einnehmen.
    • Dazu ein großes Glas Leitungswasser trinken.
    • Das Frühstück frühestens eine halbe Stunde später einnehmen (bei anderen Bisphosphonaten wie Etidronat muss man sogar zwei Stunden nüchtern bleiben).
    • Frühestens 30 Minuten nach Einnahme des Wirkstoffs wieder hinlegen.
    • Um die Aufnahme der Wirkstoffe zu gewährleisten sind andere Medikamente nur mit größerem zeitlichen Abstand einzunehmen. Entscheidend dafür sind die Hinweise im Beipackzettel des jeweiligen Bisphosphonats.

  • Denosumab. Ein weiterer Hemmstoff des Knochenabbaus ist der Antikörper Denosumab. Er ist speziell zugelassen für Männer mit Prostatakrebs, die sich einer Hormonablationstherapie unterziehen (also künstlich den Testosteronspiegel gesenkt bekommen) und dadurch ein erhöhtes Osteoporose- und Knochenbruchrisiko haben. Er wird alle sechs Monate unter die Haut gespritzt.
  • Teriparatid. Für Männer mit besonders ausgeprägter Osteoporose und hohem Knochenbruchrisiko steht auch noch ein knochenaufbauender Wirkstoff zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein Analogon des körpereigenen Parathormons mit Namen Teriparatid. Es darf 24 Monate lang verabreicht werden, danach wird eine Therapie mit knochenabbauhemmenden Substanzen angeschlossen.

Insgesamt haben spezifische Osteoporosemedikamente eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, weshalb sie meist nur für einen gewissen Zeitraum eingesetzt werden.

Hinweis: Bei der sekundären Osteoporose ist die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung essenziell, damit sich der Knochen erholen kann. Ist die Ursache des Knochenabbaus ein Medikament, muss die Ärzt*in prüfen, ob man dieses vielleicht absetzen oder austauschen kann.

Gezielt turnen und ins Korsett

Zum Behandlungskonzept bei Osteoporose gehören auch physiotherapeutische Maßnahmen. Denn nur durch gezielte Übungen lässt sich die Beweglichkeit erhalten oder wiederherzustellen. Durch die Belastung bessern sich auch der Knochenstoffwechsel und der Aufbau von Knochensubstanz. Ein spezielles Gang- und Standtraining soll zudem Stürzen vorbeugen.

Vor allem nach osteoporosebedingten Wirbelkörperbrüchen bekommt die Patient*in häufig ein modernes Stützkorsett verschrieben. Je nach Variante richten sie den Körper auf, geben Halt und fördern die aktive Korrektur der Wirbelsäule. Dadurch werden nicht nur die Schmerzen gelindert. Das Korsett ermöglicht auch, die Mobilität zu erhalten und Stürze zu verhindern.

Hinweis: Männer sind im Alter häufig weniger autark als Frauen. Für sie sind daher Rehabilitationsmaßnahmen besonders wichtig, um ein ausreichendes Maß an Selbstständigkeit zu gewinnen oder bewahren.

Gesunder Lebensstil beugt vor

Vor einer Osteoporose ist niemand gefeit, denn älter wird jeder und weitere Risikofaktoren dafür gibt es viele. Mit einem gesunden Lebensstil kann man aber zumindest der primären Osteoporose vorbeugen:

  • Körperlich aktiv bleiben. Bewegung hält nicht nur den Knochen stark, sondern auch die ihn stützenden und führenden Muskeln, Sehnen und Bänder. Am besten ist es, täglich zu trainieren. Schon dreißig Minuten flottes Spazierengehen, Joggen oder Walken bringen den Stoffwechsel auf Trab und fördern damit auch die Versorgung des Knochens mit den nötigen aufbauenden Substanzen. Wer zusätzlich Muskelkraft und Koordination trainiert, beugt zudem Stürzen und damit Knochenbrüchen vor. Viele Fitnessstudios bieten spezielle Programme gegen Osteoporose an. Es lohnt sich, bei der Krankenkasse nachzufragen, ob diese die Kosten oder zumindest einen Teil davon übernimmt.
  • Knochenfreundlich ernähren. Eine gesunde Ernährung ist das A und O für den Knochenaufbau. Empfohlen wird die Aufnahme von 1000 bis 1500 mg Kalzium pro Tag. Gut geeignet sind Milch, Käse und Joghurt, aber auch Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Eine Scheibe Emmentaler (30 g) enthält beispielsweise etwa 330 mg Kalzium, ein Glas Milch oder Kefir 240 mg. Spitzenreiter bei den Gemüsen sind gegarter Blattspinat (310 mg Kalzium pro 210-g-Portion) und gegarter Grünkohl (280 mg/160 g). Andere wichtige Substanzen wie Folsäure, Kalium und Vitamin B12 sind in einer gesunden Mischkost meist ohnehin ausreichend erhalten.
  • Untergewicht vermeiden. Untergewicht ist ein Risikofaktor für die Osteoporose. Außerdem ist eine Gewichtsabnahme im Alter oft mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden. Der ideale Body Mass Index liegt zwischen 20 und 25.
  • Raus an die frische Luft! Sonnenlicht fördert die Bildung von Vitamin D, das im Körper zu Calcitriol umgebaut wird. Calcitriol ist wiederum notwendig, damit Kalzium über den Darm aufgenommen und in den Knochen eingebaut wird. Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, ist nach ärztlichem Rat die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten zu erwägen.
  • Rauchen und Alkohol vermeiden. Rauchen verengt die Blutgefäße und verschlechtert dadurch die Versorgung der Knochen mit Nährstoffen. In der Folge ist der Knochenaufbau gestört und es entwickelt sich leichter eine Osteoporose. Auch übermäßiger Alkoholkonsum reduziert die Knochendichte: Alkohol hemmt die knochenaufbauenden Zellen und hat negative Wirkungen auf den Vitamin-D-Stoffwechsel.

Hinweis: Kalzium ist essenziell für die Knochen. Zuviel Kalzium ist aber auch nicht gesund. Bei einer täglichen Zufuhr über 1500 mg wird das Mineral über die Niere wieder ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion gestört, lagert sich das im Organismus angesammelte Kalzium in Gefäßen und Geweben ab und trägt zur Verkalkung bei.

Quellen: DAZ 2021, Nr. 35, S. 4, RKI

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Maples Images/Shutterstock.com