Gesundheit heute

Polyarteriitis nodosa

Polyarteriitis nodosa (PAN, Panarteriitis nodosa, Periarteriitis nodosa, cPAN): Entzündliche Erkrankung der mittelgroßen Arterien, bei der es zu Gefäßverschlüssen und dadurch zu Schäden an Organen und Nerven kommen kann. Außerdem leiden die Betroffenen oft unter Allgemeinbeschwerden wie Gelenk- und Muskelschmerzen, Fieber und Gewichtsverlust. Die Ursache der immunologisch bedingten Erkrankung ist unklar, diskutiert wird ein Zusammenhang mit Virusinfektionen. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen und bei Erkrankung meist zwischen 40 und 50 Jahre alt. Behandelt wird vor allem mit Kortison, manchmal kombiniert mit anderen Immunsuppressiva. Die Prognose hängt davon ab, welche Organe beteiligt sind. Mit der richtigen Therapie bekommen die meisten Betroffenen die Erkrankung gut in den Griff.

Symptome und Leitbeschwerden

  • Fieber, Schwäche, Nachtschweiß, Gewichtsverlust
  • Gelenk- und Muskelschmerzen, Kopfschmerzen
  • Übelkeit, Erbrechen, Koliken
  • Gefühlsstörungen, Lähmungen
  • Hodenschmerzen
  • Hautveränderungen: Rötungen, Hautgeschwüre (Knötchen), baum- und rankenförmige Streifen infolge der Entzündung der kleinen Unterhautgefäße.

Wann zur Arztpraxis

Am gleichen Tag, wenn

  • Lähmungen oder Hodenschmerzen auftreten.

Demnächst, wenn

  • es zu ungewöhnlichen Hauterscheinungen oder den oben genannten Allgemeinbeschwerden kommt.

Die Erkrankung

Krankheitsentstehung

Die Polyarteriitis nodosa zählt als Vaskulitis (Gefäßentzündung) zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen. Betroffen sind vor allem die mittelgroßen Arterien, und dabei besonders die Abschnitte im Bereich von Gefäßgabelungen. Durch die unregelmäßigen entzündlichen Prozesse bilden sich im Verlauf der erkrankten Arterie Knötchen (deshalb der Name Polyarteriitis nodosa). Zerstört die Entzündung die Gefäßwand, können sich Blutgerinnsel bilden, die das Gefäß verstopfen – manchmal platzen die Gefäße aber auch, dann kommt es zu inneren Blutungen.

Ursachen und Risikofaktoren

Welche Ursachen der Gefäßzerstörung zugrunde liegen, ist unklar. Vermutet werden autoimmune Prozesse, also dass der Körper sein Immunsystem gegen sich selbst richtet. Bei vielen anderen rheumatischen Gefäßerkrankungen bildet das Immunsystem dann Antikörper gegen eigenes Gewebe. Das ist bei der Polyarteritis nodosa aber nicht der Fall. Es gibt Hinweise, dass Virusinfektionen beteiligt sind. Vor allem das Hepatitis-B-Virus scheint mit der Erkrankung in Zusammenhang zu stehen. Beobachtet wurde sie aber auch bei Infektionen mit dem HI-Virus und Hepatitis-C-Virus.

Klinik

Zu Beginn der Erkrankung dominieren oft Allgemeinbeschwerden wie Schwäche, Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust. Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen kommen begleitend hinzu. Auch die typischen Hauterscheinungen treten meist früh auf.

Je nach Organbefall drohen im Verlauf weitere Beschwerden:

  • Bei etwa 80 % der Patient*innen sind die Herzkranzgefäße (Koronarien) beteiligt. Die Durchblutungsstörungen können einen Herzinfarkt auslösen.
  • Ein betroffener Darm macht sich mit Bauchschmerzen, Durchfall oder Koliken bemerkbar.
  • Häufig erkrankt auch das Nervensystem, die Folge sind Polyneuropathien mit Lähmungen oder Gefühlsstörungen sowie Schlaganfälle.
  • Sind Gefäße der Niere befallen, kommt es zu Bluthochdruck (weil die Nierengefäße bei der Blutdruckregulation eine Rolle spielen) und zur Nierenschädigung bis zum Nierenversagen.
  • Manchmal erkranken auch die Gefäße des Hodens, was sich mit starken Schmerzen bemerkbar macht.

Verlauf

Im Verlauf entzünden sich immer mehr Gefäße, wobei die Erkrankung sowohl hochakut, also sehr schnell, als auch langsam ablaufen kann. Unbehandelt endet die PAN meist tödlich, z. B. aufgrund von Herzinfarkt oder Nierenversagen. Mit einer ausreichenden Unterdrückung des Immunsystems (Immunsuppression) lässt sich die Entzündung eindämmen, häufig geht sie sogar komplett zurück.

Diagnosesicherung

Zunächst erhebt die Ärzt*in die Krankengeschichte und lässt sich die bisher aufgetretenen Beschwerden schildern. Bei der körperlichen Untersuchung achtet sie auf Hautveränderungen und misst den Blutdruck. Sie fragt nach Gelenk- und Muskelschmerzen sowie Bauchschmerzen. Bei der neurologischen Untersuchung prüft sie, ob Muskelschwächen oder Lähmungen erkennbar sind und testet die Hautempfindlichkeit.

Danach folgen die Labortests sowie, wenn nötig, genauere Untersuchungen von Herz, Darm oder Nervensystem. Zur endgültigen Sicherung der Diagnose sind jedoch bildgebende Verfahren und – in den meisten Fällen – Gewebeproben erforderlich.

  • Laboruntersuchungen. Wie bei vielen entzündlichen Erkrankungen ist die Blutsenkungsgeschwindigkeit erhöht und es finden sich vermehrt weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sowie Blutplättchen (Thrombozyten) im Blut. Ein Teil der Patient*innen weist einen positiven Rheumafaktor auf, einige auch Antigene von Hepatitis-B-Virus, Hepatitis-C-Virus oder HIV. Ist die Niere betroffen, kann der Urin auffällig sein und z. B. rote Blutkörperchen oder Eiweiß enthalten
  • Organuntersuchungen. Entsprechene Untersuchungen werden eingeleitet, wenn die Patient*in Organbeschwerden wie Angina pectoris, wiederholte Koliken oder Nierenschmerzen hat. Diese reichen je nach Befund von EKG, Ultraschall und speziellen Laboruntersuchungen bis hin zur Darmspiegelung.
  • Angiografie. Auch die radiologische Untersuchung bestimmter Gefäße mit Kontrastmittel kann bei der Diagnose nützlich sein, vor allem, wenn die Niere oder der Darm betroffen sind. Dabei lassen sich die typischen Veränderungen der erkrankten Gefäße häufig sehr gut erkennen. In manchen Fällen sind die Beschwerden der Patient*in und die Angiografie zusammen so eindeutig, dass schon damit die Diagnose steht.
  • Biopsien. Meist muss die Diagnose allerdings mit Gewebeproben gesichert werden. Diese entnimmt man aus symptomatischen Organen, so z. B. aus veränderten Hautbereichen, der Niere oder aus einem schmerzenden Muskel. Die Schwierigkeit liegt darin, ein betroffenes Gefäßstück zu erwischen. Häufig muss deshalb mehrfach biopsiert werden. Das gewonnene Gewebe wird unter dem Mikroskop untersucht. Liegt eine PAN vor, ist das Bild mit den knötchenförmig abgestorbenen Gefäßabschnitten typisch.

Differenzialdiagnose. Ausgeschlossen werden müssen andere Gefäßentzündungen, vor allem das Kawasaki-Syndrom, das neben kleinen auch mittelgroße Arterien befällt.

Behandlung

Um die Entzündung einzudämmen, verabreicht die Ärzt*in zunächst hoch dosiert Kortison über die Vene. In schweren Fällen bekommt die Patient*in zusätzlich noch andere Wirkstoffe, die die Immunreaktion unterdrücken (sog. Immunsuppressiva). Bei der PAN verwendet man dafür oft das ebenfalls intravenös gegebene Cyclophosphamid.

Im weiteren Verlauf wird das Kortison reduziert und Cyclophosphamid durch ein besser verträgliches Immunsuppressivum (z. B. Azathioprin) ersetzt. Ziel ist die Remission, d. h. dass die Entzündung komplett verschwindet. Häufig ist dazu eine längere Gabe von Kortison/Azathioprin erforderlich. Wann sich die Medikamente ganz abgesetzten lassen, ist individuell sehr verschieden.

Ist die PAN im Rahmen einer Virusinfektion aufgetreten, bekommt die Patient*in zusätzlich eine antivirale Therapie.

Prognose

Unbehandelt ist die Prognose schlecht: Nur 10 bis 15 % der Patient*innen überleben die ersten fünf Jahre nach Diagnosestellung. Unter Behandlung mit Immunsuppressiva erhöht sich Chance, die nächsten fünf Jahre zu überleben, auf über 80 %. Prognostisch entscheidend ist vor allem der Befall von Niere und Herz.

Ihre Apotheke empfiehlt

Was Sie selbst tun können

Osteoporose. Kortison erhöht die Gefahr für eine Osteoporose. Deshalb wird bei einer langfristigen Verordnung meist zur Einnahme von Vitamin D und Kalzium geraten. Außerdem muss in regelmäßigen Abständen die Knochendichte geprüft werden.

Infektprophylaxe. Unter Kortison und Immunsuppressiva steigt die Gefahr für Infekte. Um sich nicht anzustecken, sollte man Orte meiden, an denen sich viele Menschen auf engem Raum aufhalten (öffentliche Verkehrsmittel, Massenveranstaltungen). Ist dies nicht möglich, kann man sich auch mit Mund-Nasen-Maske vor Infektionen schützen. Achten Sie außerdem darauf, alle empfohlenen Impfungen zu erhalten. Ob Lebendimpfungen gestattet sind, hängt davon ab, wie hoch die täglich eingenommene Kortisondosis ist. Im Zweifel sprechen Sie Ihre Ärzt*in darauf an.

Schulungen. In vielen Kliniken werden spezielle Schulungen für Vaskulitis-Patient*innen angeboten. Nehmen Sie daran teil, wenn Sie die Möglichkeit haben.

Weiterführende Informationen

Die Rheuma-Liga bietet sowohl Informationen als auch Kontaktmöglichkeiten für Menschen mit seltenen rheumatischen Erkrankungen an.

Von: Dr. med. Arne Schäffler; Dr. med. Brigitte Strasser-Vogel; in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Redaktionelle Bearbeitung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Was Männerknochen stabil hält

Die Milch macht`s - auch im Kampf gegen die männliche Osteoporose.

Was Männerknochen stabil hält

Osteoporose vorbeugen

Osteoporose ist kein reines Frauenproblem. Auch Männerknochen werden mürbe – und das meist mit drastischeren Folgen als bei Frauen. Lesen Sie hier, wann auch Männer an eine Osteoporose denken sollten und wie das Vorbeugen gelingt.

Später Bruch mit schweren Folgen

Eigentlich sind Männer in Sachen Knochenstabilität klar im Vorteil: Denn bei Ihnen ist die sogenannte „Knochenmasse“ in aller Regel prinzipiell höher als bei Frauen. Hinzu kommt, dass Männer keine Menopause durchmachen – also die Phase, in der Frauen hormonell bedingt am schnellsten und am meisten Knochenmasse verlieren. Doch auch bei Männern gilt: Nach dem dritten Lebensjahrzehnt nimmt die Knochenmasse kontinuierlich ab. Und zwar so stark, dasswahrscheinlich jeder zehnte Mann über 65 von Osteoporose betroffen ist.

Bei Männern reduziert sich die Knochenmasse allerdings eher schleichend. Deshalb kommt es bei im Vergleich zu Frauen meist erst viel später zu osteoporotischen Knochenbrüchen. Weil die betroffenen Männer dann aber schon sehr alt sind, stecken sie den Bruch deutlich schlechter weg als die vergleichsweise früher betroffenen Frauen. So zeigen Studien, dass über ein Drittel der Männer mit Hüftfraktur im ersten Jahr nach dem Trauma verstirbt. Und diejenigen, die überleben, kommen oft nicht mehr richtig auf die Beine.

Warum Männerknochen brechen

Und noch einen weiteren Unterschied zur „weiblichen“ Osteoporose gibt es. Frauen leiden in den meisten Fällen unter einer primären Osteoporose. Dazu zählt die Osteoporose auf Grund des altersbedingten Knochenabbaus und die postmenopausale Osteoporose. Die primäre Osteoporose wird begünstigt durch falsche Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel.

Bei Männern hingegen ist die Osteoporose meist – in zwei Drittel der Fälle -sekundär, d.h., der Auslöser sind andere Erkrankungen wie z. B.

  • Hormonstörungen wie Hypogonadismus, Schilddrüsenüberfunktion oder Hyperparathareoidismus
  • rheumatische Erkrankungen
  • Diabetes, chronische Nierenerkrankungen, Herzinsuffizienz
  • entzündliche Darmerkrankungen
  • alkoholische Lebererkankung, Alkoholismus.

Auch die Einnahme von Medikamenten kann zu einer sekundären Osteoporose führen. Besonders häufig ist dies bei Glukokortikoiden der Fall. Hier kommt es manchmal schon nach drei Monaten Glukokortikoidtherapie zu einer verringerten Knochendichte. Ebenfalls begünstigt wird die Osteoporose durch Arzneimittel gegen männliche Geschlechtshormone, die beim Prostatakrebs verschrieben werden. Weitere knochengefährdende Arzneimittel sind Protonenpumpeninhibitoren zur Behandlung von Magengeschwüren, bestimmte Antidepressiva (SSRI), Insulinsensitizer zur Behandlung des Diabetes mellitus oder Antiepileptika und Immunsuppressiva.

Tipp: Mit Hilfe eines Online-Tests kann man das eigene Osteoporose-Risiko abschätzen. Wer dabei mehr als fünf Fragen mit „Ja“ beantwortet, sollte das Thema Osteoporose bei der behandelnden Ärzt*in ansprechen.

Obacht bei Rückenschmerzen im Alter!

Leider ist es für Männer oft gar nicht so leicht, eine Osteoporose zu erkennen. Erst spät stellen sich Rückenschmerzen ein, z. B., wenn es durch den Knochenschwund zu Wirbelkörperbrüchen gekommen ist. Häufig wird eine Osteoporose auch dann entdeckt, wenn sich der Betroffene bei einem leichten Sturz Arm, Bein oder Hüfte bricht.

b aufgrund von Rückenschmerzen oder zur Abklärung eines verdächtigen Knochenbruchs: Diagnostiziert wird die Osteoporose mit bildgebenden Verfahren. Die Knochendichtemessung (Dual X-ray-Absorptiometry, kurz DEXA) gibt Auskunft über die Qualität des Knochens. Gemessen wird an der Lendenwirbelsäule, am Oberschenkelhals und am Oberschenkelknochen. Das Ergebnis ist der T-Wert, der die sogenannte Knochenmineraldichte widerspiegelt. Ausschlaggebend für die Diagnose ist der niedrigste der drei ermittelten Werte. Ein T-Wert ≤2,5 gilt nach Vorgaben der WHO als Osteoporose. Bei Werten zwischen -1 und -2,5 handelt es sich um eine Osteopenie, die Vorstufe der Osteoporose.

Neben der Knochendichtemessung helfen beim Verdacht auf Osteoporose auch konventionelle Röntgenaufnahmen. Sie zeigen auf, ob es schon zu osteoporotischen Veränderungen oder unbemerkten Brüchen an den Wirbelkörpern gekommen ist. Im Zweifel wird auch eine Kernspinuntersuchung herangezogen, da diese Veränderungen im Knochen noch deutlicher darstellt.

Blutuntersuchungen gehören beim Abklären einer Osteoporose ebenfalls dazu. Sie geben nicht nur Aufschluss darüber, wie es mit dem Kalzium- und dem Vitamin-D-Haushalt aussieht. Die Bestimmung von Hormonen, Nieren- und Leberwerten lässt zwischen einer primären und einer sekundären Osteoporose unterscheiden und die Ursache für eine zugrundeliegende Erkrankung erkennen.

Kalzium, Vitamin D und Osteoporosemedikamente

Basis für die Knochengesundheit ist seine ausreichende Versorgung mit Kalzium (siehe unten). Ob neben der Ernährung eine zusätzliche Kalziumgabe in Form von Tabletten erforderlich ist, entscheidet die Ärzt*in. Das gleiche gilt für Vitamin D. Je nachdem wie hoch die Vitamin-D-Werte im Blut sind sind, rät die Ärzt*in zur Einnahme von Vitamin-D-Tabletten. Empfohlen wird dabei meist eine Tagesdosis von 800 bis 2000 IE (Internationale Einheiten).

Spezielle Osteoporosemedikamente verbessern die Knochendichte und beugen damit Knochenbrüchen vor. Es gibt zwei Wirkansätze: Antiresorptive Substanzen wie Bisphosphonate oder Denosumab hemmen den Knochenabbau. Osteoanabole Wirkstoffe wie das Parathormon-Analogon Teriparatid fördern den Knochenaufbau Ihr Einsatz hängt von der gemessenen Knochendichte und dem Alter ab. Je älter der Patient ist, desto früher sollte damit begonnen werden. Nach den Leitlinien sollen Männer unter 50 Jahren bei einem T-Wert ≤ -4,0 spezifische Osteoporosemedikamente erhalten, 75-jährige Männern dagegen schon bei einem T-Wert ≤ -2,0.

  • Bisphosphonate wie Alendronat hemmen die Aktivität der knochenabbauenden Zellen und beugen nachgewiesenermaßen Knochenbrüchen vor. Ist noch kein osteoporotischer Knochenbruch aufgetreten, empfehlen Expert*innen die Einnahme für drei Jahre. Nach dem Absetzen geht man davon aus, dass der Knochen eine geraume Zeit stabil bleibt. Um dies zu überwachen sind regelmäßige Knochendichtemessungen erforderlich. Bisphoshonate können zu Magen-Darm-Unverträglichkeiten bis hin zu Magen- und Speiseröhrengeschwüren führen. Damit es dazu nicht kommt gelten folgende Einnahmeregeln:
    • Tabletten immer morgens auf nüchternem Magen und in aufrechter Position einnehmen.
    • Dazu ein großes Glas Leitungswasser trinken.
    • Das Frühstück frühestens eine halbe Stunde später einnehmen (bei anderen Bisphosphonaten wie Etidronat muss man sogar zwei Stunden nüchtern bleiben).
    • Frühestens 30 Minuten nach Einnahme des Wirkstoffs wieder hinlegen.
    • Um die Aufnahme der Wirkstoffe zu gewährleisten sind andere Medikamente nur mit größerem zeitlichen Abstand einzunehmen. Entscheidend dafür sind die Hinweise im Beipackzettel des jeweiligen Bisphosphonats.

  • Denosumab. Ein weiterer Hemmstoff des Knochenabbaus ist der Antikörper Denosumab. Er ist speziell zugelassen für Männer mit Prostatakrebs, die sich einer Hormonablationstherapie unterziehen (also künstlich den Testosteronspiegel gesenkt bekommen) und dadurch ein erhöhtes Osteoporose- und Knochenbruchrisiko haben. Er wird alle sechs Monate unter die Haut gespritzt.
  • Teriparatid. Für Männer mit besonders ausgeprägter Osteoporose und hohem Knochenbruchrisiko steht auch noch ein knochenaufbauender Wirkstoff zur Verfügung. Dabei handelt es sich um ein Analogon des körpereigenen Parathormons mit Namen Teriparatid. Es darf 24 Monate lang verabreicht werden, danach wird eine Therapie mit knochenabbauhemmenden Substanzen angeschlossen.

Insgesamt haben spezifische Osteoporosemedikamente eine ganze Reihe von Nebenwirkungen, weshalb sie meist nur für einen gewissen Zeitraum eingesetzt werden.

Hinweis: Bei der sekundären Osteoporose ist die Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung essenziell, damit sich der Knochen erholen kann. Ist die Ursache des Knochenabbaus ein Medikament, muss die Ärzt*in prüfen, ob man dieses vielleicht absetzen oder austauschen kann.

Gezielt turnen und ins Korsett

Zum Behandlungskonzept bei Osteoporose gehören auch physiotherapeutische Maßnahmen. Denn nur durch gezielte Übungen lässt sich die Beweglichkeit erhalten oder wiederherzustellen. Durch die Belastung bessern sich auch der Knochenstoffwechsel und der Aufbau von Knochensubstanz. Ein spezielles Gang- und Standtraining soll zudem Stürzen vorbeugen.

Vor allem nach osteoporosebedingten Wirbelkörperbrüchen bekommt die Patient*in häufig ein modernes Stützkorsett verschrieben. Je nach Variante richten sie den Körper auf, geben Halt und fördern die aktive Korrektur der Wirbelsäule. Dadurch werden nicht nur die Schmerzen gelindert. Das Korsett ermöglicht auch, die Mobilität zu erhalten und Stürze zu verhindern.

Hinweis: Männer sind im Alter häufig weniger autark als Frauen. Für sie sind daher Rehabilitationsmaßnahmen besonders wichtig, um ein ausreichendes Maß an Selbstständigkeit zu gewinnen oder bewahren.

Gesunder Lebensstil beugt vor

Vor einer Osteoporose ist niemand gefeit, denn älter wird jeder und weitere Risikofaktoren dafür gibt es viele. Mit einem gesunden Lebensstil kann man aber zumindest der primären Osteoporose vorbeugen:

  • Körperlich aktiv bleiben. Bewegung hält nicht nur den Knochen stark, sondern auch die ihn stützenden und führenden Muskeln, Sehnen und Bänder. Am besten ist es, täglich zu trainieren. Schon dreißig Minuten flottes Spazierengehen, Joggen oder Walken bringen den Stoffwechsel auf Trab und fördern damit auch die Versorgung des Knochens mit den nötigen aufbauenden Substanzen. Wer zusätzlich Muskelkraft und Koordination trainiert, beugt zudem Stürzen und damit Knochenbrüchen vor. Viele Fitnessstudios bieten spezielle Programme gegen Osteoporose an. Es lohnt sich, bei der Krankenkasse nachzufragen, ob diese die Kosten oder zumindest einen Teil davon übernimmt.
  • Knochenfreundlich ernähren. Eine gesunde Ernährung ist das A und O für den Knochenaufbau. Empfohlen wird die Aufnahme von 1000 bis 1500 mg Kalzium pro Tag. Gut geeignet sind Milch, Käse und Joghurt, aber auch Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Eine Scheibe Emmentaler (30 g) enthält beispielsweise etwa 330 mg Kalzium, ein Glas Milch oder Kefir 240 mg. Spitzenreiter bei den Gemüsen sind gegarter Blattspinat (310 mg Kalzium pro 210-g-Portion) und gegarter Grünkohl (280 mg/160 g). Andere wichtige Substanzen wie Folsäure, Kalium und Vitamin B12 sind in einer gesunden Mischkost meist ohnehin ausreichend erhalten.
  • Untergewicht vermeiden. Untergewicht ist ein Risikofaktor für die Osteoporose. Außerdem ist eine Gewichtsabnahme im Alter oft mit einem erhöhten Sturzrisiko verbunden. Der ideale Body Mass Index liegt zwischen 20 und 25.
  • Raus an die frische Luft! Sonnenlicht fördert die Bildung von Vitamin D, das im Körper zu Calcitriol umgebaut wird. Calcitriol ist wiederum notwendig, damit Kalzium über den Darm aufgenommen und in den Knochen eingebaut wird. Liegt ein Vitamin-D-Mangel vor, ist nach ärztlichem Rat die Einnahme von Vitamin-D-Tabletten zu erwägen.
  • Rauchen und Alkohol vermeiden. Rauchen verengt die Blutgefäße und verschlechtert dadurch die Versorgung der Knochen mit Nährstoffen. In der Folge ist der Knochenaufbau gestört und es entwickelt sich leichter eine Osteoporose. Auch übermäßiger Alkoholkonsum reduziert die Knochendichte: Alkohol hemmt die knochenaufbauenden Zellen und hat negative Wirkungen auf den Vitamin-D-Stoffwechsel.

Hinweis: Kalzium ist essenziell für die Knochen. Zuviel Kalzium ist aber auch nicht gesund. Bei einer täglichen Zufuhr über 1500 mg wird das Mineral über die Niere wieder ausgeschieden. Ist die Nierenfunktion gestört, lagert sich das im Organismus angesammelte Kalzium in Gefäßen und Geweben ab und trägt zur Verkalkung bei.

Quellen: DAZ 2021, Nr. 35, S. 4, RKI

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: Maples Images/Shutterstock.com