Gesundheit heute

Knochentumoren

Knochentumoren: Gut- oder bösartige Neubildungen im Knochen, die vom Knochen-, Knorpel- oder Knochenmarksgewebe ausgehen und vornehmlich im Wachstumsalter auftreten. Gutartige Tumoren bleiben meist unbehandelt und werden nur entfernt, wenn sie zu lokalen Problemen, z. B. Brüchen oder Schmerzen, führen. Bösartige Knochentumoren erfordern je nach Typ und Ausbreitung eine Behandlung durch Operation, Chemotherapie und/oder Bestrahlung. Damit überleben mehr als 50 % der Betroffenen die ersten 5 Jahre nach der Diagnosestellung.

Leitbeschwerden

  • Lokalisierte Schmerzen über längere Zeit
  • Sichtbare oder tastbare Verdickungen des Knochens
  • Schwellungen und Funktionseinschränkungen an Gliedmaßen
  • Knochenbrüche ohne wesentliche Gewalteinwirkung
  • Allgemeine Schwäche, Leistungsknick bei bösartigen Tumoren.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen bei allen unklaren Schwellungen, neu auftretenden Funktionseinschränkungen und Schmerzen am Bewegungsapparat, die länger als 3 Tage dauern.

Die Erkrankung

Gutartige Knochenveränderungen. Neben gutartigen (benignen) Knochentumoren gibt es verschiedene, tumorähnliche Knochenerkrankungen von ebenfalls gutartigem Charakter. Die einzelnen Erkrankungen haben typische „Altersgipfel“, die oft im ersten und zweiten Lebensjahrzehnt liegen. Die häufigsten gutartigen Knochenveränderungen sind:

  • Juvenile Knochenzyste: Dabei handelt es sich um flüssigkeitsgefüllte, von einer Membran umgebene Zysten. Besonders häufig findet sich der Tumor bei Kindern im 13. Lebensjahr, meist nahe der Wachstumsfuge im schulternahen Oberarmknochen oder im hüftnahen Oberschenkel. Oft verraten sie sich durch spontane Brüche des befallenen Knochens, da sie das Knochengewebe zunehmend verdrängen und auf diese Weise zu Sollbruchstellen führen.
  • Fibröser Kortikalisdefekt: Dies ist eine recht häufige Wachstumsstörung der äußeren Knochenschicht (Kortikalis) im Bereich langer Röhrenknochen, meist im Ober- und Unterschenkel oder Oberarm. Die Veränderung macht nur selten Beschwerden und wächst sich meist folgenlos aus.
  • Kartilaginäre Exostose (Osteochondrom): Fast 50 % aller gutartigen Knochentumoren gehören zu dieser Gruppe. An Knie, Ellenbogen, Handgelenk, aber auch an Hüftgelenk und Schulterblatt treten die von Knorpel überzogenen tropfen- oder blumenkohlartigen Knochenauswüchse auf. Sie erreichen manchmal Faustgröße und führen dann oft zu erheblichen Behinderungen. Schmerzen, Verformungen der Knochen und Störungen des Längenwachstums sind weitere mögliche Folgen. Die Exostosen entstehen meist im zweiten Lebensjahrzehnt und beenden ihr Wachstum mit dem Abschluss des Knochenwachstums. Treten sie mehrfach auf, ist die Ursache oft eine erbliche Erkrankung (hereditäre multiple Exostosen, HME). In diesem Fall ist auch mit – allerdings seltenen – Entartungen zu rechnen.
  • Enchondrom: Der Begriff bezeichnet Neubildungen aus Knorpelgewebe, die im Knocheninneren lokalisiert sind und hauptsächlich Hände und Füße befallen. Die meist schmerzlosen Tumoren treten häufig im jüngeren Erwachsenenalter auf, bei mehrfachem Auftreten auch schon im Kleinkindalter. In 20 % der Fälle werden die Tumoren bösartig, insbesondere dann, wenn sie in der Nähe des Körperstamms liegen.
  • Osteoidosteom: Hierbei handelt es sich um einen meist winzigen Tumor in der äußeren Schicht von Röhrenknochen, manchmal auch in Wirbeln. Typisch ist ein nächtlicher Schmerz, der nach der Einnahme von Acetylsalicylsäure (Aspirin®) rasch nachlässt.
  • Osteoklastom: Dies ist ein halb bösartiger, also semimaligner Tumor. Im Gegensatz zu gutartigen Neubildungen wächst er nicht verdrängend, sondern zerstört bei seiner Ausbreitung benachbartes Gewebe. Er führt nur selten zu Metastasen, was ihn von bösartigen Tumoren unterscheidet. Meist tritt er nach Abschluss des Wachstums auf, v. a. an den Enden der langen Röhrenknochen.

Bösartige Knochentumoren sind selten. Im Kindesalter machen sie 3–4 % aller bösartigen Erkrankungen aus. Die wichtigsten Beispiele sind:

  • Osteosarkom: Der häufigste maligne Knochentumor betrifft meist die Altersgruppe zwischen 10 und 25 Jahren. Er tritt in der Hälfte der Fälle knienah in Oberschenkelknochen oder im Schienbein auf. Trotz frühzeitiger Streuung von Metastasen überleben mehr als 60 % der Betroffenen mindestens 5 Jahre. Selbst nach Entfernung von Lungenmetastasen liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei nahezu 50 %.
  • Ewing-Sarkom: Auch der bösartigste aller Knochentumoren befällt meistens Kinder. Betroffen sind vorwiegend die langen Röhrenknochen, seltener Becken und Rippen. Da die Erkrankung oft zu Schmerzen und Schwellungen, manchmal auch zu Fieber führt, lässt sie sich leicht mit einer Osteomyelitis verwechseln, die ähnliche Entzündungszeichen verursacht. Mit einer Kombinationstherapie lassen sich 5-Jahres-Überlebensraten von mindestens 50 % erreichen.
  • Chondrosarkom: Das Chrondrosarkom entsteht erst im Erwachsenenalter (30–50 Jahre) und befällt vorwiegend Becken, Oberschenkelknochen und Schultern. Da es fließende Übergänge von gutartigen Tumoren (Enchondrome) zu den bösartigen Chondrosarkomen gibt, ist eine Klassifizierung auch durch eine Gewebeuntersuchung oft schwierig. Je nach Typ liegt die 10-Jahres-Überlebensrate zwischen 15 % und 80 %.

Das macht der Arzt

Diagnosesicherung. Es gilt zu bedenken, dass die Ursache für uncharakteristische Leitbeschwerden auch ein Knochentumor sein kann. Hartnäckige, v. a. einseitige Wachstumsschmerzen erfordern deshalb immer eine weiterführende Diagnostik. Diese besteht zuallererst in einer Röntgenaufnahme, die oft schon charakteristische Veränderungen zeigt. Besteht der Verdacht auf einen bösartigen Tumor, bringt ein Kernspin weitere Informationen. Eine Angiografie klärt die Blutversorgung, eine Skelettszintigrafie die Lokalisation von – unter Umständen mehrfach auftretenden – Herden. Letztendliche Sicherheit bringt nur eine Biopsie, also die Entnahme eines kleinen Knochenstücks. Sie ist auch wichtig für die Therapieplanung, die unter anderem von der feingeweblichen Einstufung des Tumors abhängt.

Therapie. Gutartige Knochentumoren benötigen meist keine Behandlung – solange sie nicht stören und die Tragefunktion des Knochens unbehelligt lassen. Bei Brüchen des geschwächten Knochens oder bei Beteiligung von Wachstumsfugen oder Gelenken ist oft eine Operation erforderlich, ebenso bei lokalen Beschwerden wie Schmerzen oder Funktionsstörungen. Dabei räumt der Operateur den Tumor aus und füllt größere Defekte mit Knochenspänen auf, die er dem Beckenkamm entnimmt.

Die Behandlung von bösartigen Knochentumoren richtet sich im Wesentlichen nach dem Typ und der Ausbreitung der Erkrankung. Kernpunkt ist in der Regel die Operation. Sie strebt eine möglichst vollständige Entfernung des bösartigen Gewebes an, versucht jedoch gleichzeitig, die Funktionsfähigkeit des betroffenen Körperteils zu erhalten. Nicht vermeidbare größere Defekte lassen sich mit körpereigenem Knochengewebe oder speziellen Tumorendoprothesen überbrücken. Patienten mit Osteosarkom und Ewing-Sarkom erhalten zusätzlich eine hoch dosierte Chemotherapie vor und gelegentlich auch nach der Operation. Eine Bestrahlung ist als Begleittherapie – selten auch als alleinige Behandlung, insbesondere bei Ewing-Sarkomen – wirksam.

Komplementärmedizin

Mehr als 50 % aller Krebspatienten wenden irgendwann im Krankheitsverlauf alternativ- bzw. komplementärmedizinische Krebstherapien an, obwohl sie von den Krankenkassen bis auf wenige Ausnahmen nicht bezahlt werden.

Weder die schulmedizinischen noch die komplementärmedizinischen/alternativen Verfahren sollten pauschal verdammt oder in den Himmel gehoben werden – beide sollten ihre Erfolge nach nachvollziehbaren Kriterien messen lassen.

Selbst Ärzten ist es nicht immer möglich zu beurteilen, ob die Theorie hinter einer Behandlung logisch ist oder nicht. Wie soll ein Betroffener sich da ein Urteil bilden? Misstrauen ist immer dann angebracht, we

  • unrealistische Versprechungen gemacht werden (Heilung auf jeden Fall, bei den verschiedensten Tumoren und/oder ohne Nebenwirkungen),
  • dem (bisher) behandelnden Arzt nichts erzählt werden soll,
  • schulmedizinische Therapien abgebrochen werden sollen,
  • unter Zeitdruck entschieden werden soll,
  • Vorleistungen erwartet werden – sei es der Glaube an den Heiler oder das Öffnen der Geldbörse.

Auch bei einer schweren Krankheit wie Krebs können Sie es sich leisten, einige Tage abzuwarten und eine zweite Meinung einzuholen. Das gilt besonders für teure Therapien, denn gerade dort besteht die Gefahr, dass die Gesundung des Patienten nicht im Vordergrund steht.

Es gibt über 100 komplementärmedizinische Krebstherapien. Einige haben einen „Alleinstellungsanspruch“, andere verstehen sich ausschließlich als Ergänzung zur Schulmedizin. Der folgende Überblick erklärt die häufigsten und bekanntesten.

Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin, Ayurveda und Anthroposophie haben jeweils eigene Konzepte zur Tumortherapie. Die Homöopathie zeigte in kontrollierten Studien keine Wirksamkeit in der Krebstherapie. Ayurveda hilft möglicherweise vorbeugend gegen einige Krebsarten, ist aber therapeutisch ziemlich unerforscht und auch nicht frei von Nebenwirkungen. Von der Akupunktur kann eine Linderung unangenehmer Symptome erwartet werden, ohne dass der Krankheitsverlauf beeinflusst würde.

Shiitake-Pilze und einige andere asiatische Pilzarten haben in verschiedenen Studien zu einer Lebensverlängerung bei Krebspatienten beigetragen [R08]. Die anthroposophische Medizin ist vor allem durch die Verwendung von Mistelpräparaten bekannt geworden

Haifischknorpelpräparate sollen die Neubildung von Gefäßen im Tumor hemmen und so das weitere Wachstum verhindern. Diese Wirkung konnte in einer kontrollierten Studie nicht bestätigt werden [R09]. Etwa 10 % der Patienten haben eine Unverträglichkeit gegen Haifischknorpelpulver und reagieren darauf mit Magen-Darm-Beschwerden oder allergischen Reaktionen. Der aus Knorpel gewonnene Wirkstoff Nevostat sieht erfolgversprechender aus und wird derzeit in verschiedenen Studien untersucht [R10].

Von: Dr. med. Michael Bedall, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski
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Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Neben hornhautaufweichende Tinkturen und Pflaster gehört vor allem das Fußbad zu den Waffen gegen lästige Hühneraugen.

Hühnerauge - Wenn der Schuh drückt

Schmerzhafte Wucherung

Hühneraugen sind lästig und schmerzhaft – aber zum Glück meistens harmlos. Deshalb kann man sie in der Regel gut selbst behandeln. Wirksame Methoden reichen von neuen (passenden) Schuhen bis zu speziellen Pflastern und Tinkturen aus der Apotheke. Und damit es nicht zu neuen Verhornungen kommt, lässt sich gegen Hühneraugen auch vorbeugen.

Wo kommt das Hühnerauge her?

Ein Hühnerauge ist eine punktuelle, verstärkte Verhornung der Haut (Hyperkeratose). Sie bildet sich kreis- oder linsenförmig aus. In der Mitte befindet sich eine kleine, oft glasige Kuppe, der sogenannte Hornkegel. Sein Inneres kann weit in die Tiefe reichen. Die Haut um den Kegel herum ist gelblich-beige. Insgesamt sieht das Ganze ein bisschen so aus wie ein rundes Hühnerauge – deshalb der volkstümliche Name. Medizinisch heißt das Hühnerauge Clavus, in der Mehrzahl Clavi.

Hühneraugen entstehen durch dauerhaften oder immer wiederkehrenden Druck. Betroffen sind insbesondere solche Hautbereiche, die dicht über dem Knochen liegen – also Füße und Hände. Auf Druck und Reibung reagiert die Haut mit einer Verdickung. Das Wachstum der hornbildenden Zellen (Keratinozyten) in den unteren Schichten der Haut wird angeregt und es bilden sich immer mehr davon.

Normalerweise wandern diese Hautzellen von unten nach oben, verhornen immer mehr und werden dann an der Hautoberfläche abgeschilfert. Durch den Druck und die verstärkte Verhornung gelingt das den verhornten Hautzellen nicht mehr. Sie bilden im Inneren des Hühnerauges eine harte Hornmasse. Je länger dieser Zustand anhält, desto tiefer wächst der Hornkegel nach innen. Dort kann er auf Nervenenden treffen und starke Schmerzen auslösen.

Der schädliche Druck kann verschiedenen Ursachen haben. Neben Fußfehlstellungen zählt falsch sitzendes, drückendes Schuhwerk zu den Hauptauslösern von Hühneraugen. In diesen Fällen sind meist die Zehen betroffen. Dort sitzen sie gerne zwischen dem vierten und fünften Zeh oder an der Oberseite der zweiten Zehe.

Auch ein Hallux valgus (Ballenzeh) ändert die Druckverhältnisse und begünstigt an der betroffenen Großzehe die Bildung eines Hühnerauges. Beim Spreizfuß wiederum sind Ballen und Sohle besonders belastet, worauf die Haut ebenfalls mit Hyperkeratosen und Hühneraugen antwortet. Gleiches passiert, wenn durch Fußfehlstellungen Zehen aneinander oder gegen den Schuh drücken. Gefördert wird die Bildung von Hühneraugen zudem durch trockene Haut.

Manchmal entwickeln sich Hühneraugen sogar an den Händen. Auch dort ist dauerhafter Druck schuld, z.B. beim intensiven Hantieren mit Arbeits- oder Sportgeräten. Betroffen sind davon Tennisspieler*innen, Mechaniker*innen oder Musiker*innen.

Hinweis: Menschen mit einer diabetischen Polyneuropathie oder einer anderen Nervenerkrankungen bemerken schädlichen Druck an den Füßen häufig nicht. Sie sind deshalb besonders gefährdet, Hühneraugen zu entwickeln.

Hühnerauge ist nicht gleich Hühnerauge

Hühneraugen können in verschiedenen Formen auftreten. Manche sind hart, andere weich, in einige Hühneraugen wachsen mit der Zeit kleine Blutgefäße ein, andere werden von Nerven durchzogen. Expert*innen unterscheiden deshalb acht Typen:

  • Der Clavus durus ist das bekannteste und klassische Hühnerauge. Er ist hart und befindet sich vor allem unter den Zehengrundgelenken, manchmal auch am Zehenrücken. Der Kegel reicht oft stark in die Tiefe, wodurch sich das Hühnerauge bei Druck von oben äußerst schmerzhaft bemerkbar machen kann.
  • Bei einem Clavus molle handelt es sich um ein weiches Hühnerauge. Es sitzt zwischen den Zehen und bleibt wegen dem dort feuchten Klima weich.
  • Ein Clavus vascularis ist hart und enthält kleinste Blutgefäße. Deshalb kann er leicht bluten. Diese Hühneraugen entstehen bei besonders starker Belastung der Haut.
  • Der Clavus neurovascularis ist nicht nur von Blutgefäßen, sondern auch von Nervenenden durchzogen. Diese Hühneraugen sitzen meist an den Zehenkuppen, bluten leicht und schmerzen oft besonders stark.
  • Der großflächige und harte Clavus neurofibrosus befindet sich an der Fußsohle.
  • Ein Clavus papillaris zeichnet sich durch einen weichen Kern aus.
  • Clavi miliares kommen in großen Ansammlungen vor und schmerzen nicht. Bei ihnen handelt es sich um eine stoffwechselbedingte Fehlverhornung.
  • Der Clavus subungualis sitzt unterhalb der Nagelplatte.

Nicht alle diese Hühneraugen darf man selbst behandeln. Möglich ist die Therapie in Eigenregie bei den häufigsten Formen, dem Clavus durus und dem Clavus molle. Hühneraugen, die bluten, in großen Ansammlungen vorkommen oder unter dem Nagel sitzen, schauen sich besser die Hausärzt*in oder Dermatolog*in an und entscheiden, wie man sie am besten angeht.

Hinweis: Hühneraugen und Warzen sehen auf den ersten Blick sehr ähnlich aus. Schaut man genauer hin, lassen sich Unterschiede erkennen: Bei Warzen fehlt der glasige Hornkern in der Mitte. Stattdessen findet sich unter einer oberflächlichen Verhornung warzenartiges Gewebe, das mit schwarzroten Pünktchen versetzt ist.

Weg mit Druck und Verhornung!

Um Hühneraugen zum Verschwinden zu bringen, muss der betroffene Bereich als erstes entlastet werden. Sind drückende Schuhe der Auslöser, sollten sie nicht mehr getragen werden. Stattdessen wählt man ausreichend weite und gut passende Schuhe. Schuhe kaufen sollte man übrigens am besten abends: Denn nach einem ganzen Tag auf den Beinen sind Füße oft angeschwollen und deshalb etwas größer als morgens.

Bei Fehlstellungen kann die Orthopäd*in helfen. Sie begutachtet den Fuß und verordnet wenn nötig Einlagen. Damit lassen sich Fehlstellungen korrigieren, die zu dem Druck geführt haben. Manche Betroffenen profitieren auch von speziellen ringförmigen Polstern. Sie klebt man so auf die Haut, dass eventueller Druck davon ferngehalten wird.

Allein die Entfernung des Drucks kann Hühneraugen zur Rückbildung bewegen. Das dauert allerdings eine Weile und funktioniert auch nicht immer zuverlässig. Besser ist es, gleichzeitig die Verhornung zu beseitigen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Zunächst nimmt man ein lauwarmes Fußbad, das die Haut aufweicht. Ein Teil der obersten Hautschicht löst sich dann und kann vorsichtig mit Bimsstein oder einem trockenen Frottee-Handtuch abgetragen werden. Fußhobel oder andere Werkzeuge sollten wegen der Verletzungsgefahr nicht dafür benutzt werden. Danach behandelt man das Hühnerauge mit Keratolytika (hornhautauflösenden Substanzen) wie Salicylsäure oder Milchsäure. Diese Wirkstoffe lockern die oberste Hautschicht. Dadurch weicht der Clavus weiter auf, sodass er beim nächsten Fußbad leichter entfernt werden kann. Die Wirkstoffe gibt es als Tinkturen und als Pflaster.

  • Tinkturen muss man mehrmals täglich auf das Hühnerauge auftragen. Die nicht verhornte Haut um den Clavus herum sollte vor dem Wirkstoff geschützt werden. Dafür cremt man sie vorsichtig mit Vaseline oder einer Fettsalbe ein. Die Salicyl- oder Milchsäure trocknet nach dem Auftragen und bildet einen Film auf dem Hühnerauge. Dieser Film muss vor dem nächsten Auftragen wieder entfernt werden. Wie häufig das Hühnerauge behandelt werden muss, richtet sich nach dem jeweiligen Produkt. Meist soll die Tinktur ein- bis zweimal täglich verwendet und nach drei bis vier Tagen die Hornhaut in einem Fußbad entfernt werden. Ganz wichtig: Nach dem Hantieren mit der Tinktur muss man sich die Hände waschen, damit die Säure nicht in die Augen oder auf andere empfindliche Hautstellen gerät. Die gesamte Prozedur ist recht aufwendig. Menschen, die nicht mehr gut sehen oder weniger beweglich sind, sollten sich dabei von Angehörigen helfen lassen oder eine Podolog*in aufsuchen.
  • Pflaster mit Salicylsäure oder Milchsäure sind etwas leichter zu handhaben. Sie werden so auf den Clavus geklebt, dass der wirkstoffhaltige Anteil genau auf dem Hornkegel zu liegen kommt. Zu beachten ist dabei, dass die Haut sauber und trocken ist. Manche Produkte haben zusätzlich zu ihrem Wirkstoffkern ein Druckschutzpolster, um beim Gehen die Schmerzen zu mindern. Je nach Produkt bleibt das wirkstoffhaltige Pflaster ein bis drei Tage kleben. Oft verschwindet das Hühnerauge dann schon beim Entfernen des Pflasters. Bei manchen Präparaten wird empfohlen, die aufgeweichte Haut nach einem Fußbad abzutragen, andere Pflaster sollen mehrmals ausgetauscht werden. Weil die Handhabung je nach Produkt stark variiert, ist es wichtig, vor Anwendung die Gebrauchsanweisung genau zu lesen.

Ob Tinkturen oder Pflaster: Die über die Haut aufgenommene Salicylsäure kann in das Blut gelangen und auch im Körper wirken. Deshalb sollten Tagesdosen von 2,0 g für Erwachsene und 0,2 g für Kinder nicht überschritten werden. Bei Kleinkindern und Schwangeren darf man zudem maximal eine Fläche von 5 cm2 behandeln. Wer unsicher ist, lässt sich dazu am besten in der Apotheke beraten.

Vorsicht geboten ist auch bei Patient*innen, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben. Bei ihnen können sich Wirkstoffe im Körper leicht anstauen. Sie sollten deshalb besser wirkstofffreie Hühneraugenpflaster verwenden. Diese bestehen aus einem Hydrokolloid und nehmen Flüssigkeit auf. Dadurch entsteht nicht nur ein schützendes Polster. Der Clavus wird aufgeweicht, sodass sich die verhornte Haut nach Abnahme des Pflasters meist gut abtragen lässt.

Hinweis: Diabetiker*innen haben eine besonders empfindliche Haut, und kleine Verletzungen heilen bei ihnen schlechter. Für sie ist es ratsam, Hühneraugen nicht in Eigenregie zu entfernen, sondern vor einer Behandlung immer ärztlichen Rat einzuholen.

So beugt man Hühneraugen vor

Hühneraugen beugt man vor, indem man Druck vermeidet. Dazu dienen die gleichen Maßnahmen wie bei der Behandlung eines Clavus. Am wichtigsten ist es, gut passende, nicht zu enge Schuhe zu tragen. Mancmhal ist es allerdings nicht möglich, dauerhaft drückendes Schuhwerk zu vermeiden, etwa im Beruf. Dann sollte man die Schuhe in den Pausen ausziehen und auf dem Weg zur Arbeit bequeme Schuhe tragen. Von der Orthopäd*in verschriebene Einlagen oder spezielles Schuhwerk wirkt zudem nur vorbeugend, wenn es auch benutzt wird.

Hühneraugen an den Händen lässt sich mit speziell gepolsterten Handschuhen oder Schaumstoffgriffen entgegenwirken. Treten sie bei der Arbeit auf, kann man den Arbeitgeber auf Schutzmaßnahmen ansprechen.

Die zweite Säule zur Vermeidung von Hühneraugen ist eine gute Fußpflege:

  • Regelmäßige Fußbäder, um die Haut weich zu halten.
  • Raue und verdickte Stellen vorsichtig mit Bimsstein oder einem Frotteehandtuch abreiben.
  • Füße zweimal täglich mit einer speziellen Pflegecreme massieren, vor allem an den verdickten Bereichen. Günstig für trockene, verdickte und verhornte Hautbereiche sind Cremes mit Harnstoff sowie Frucht- und Glykolsäuren, angereichert mit pflegenden Panthenol oder Ölen.

Manche Menschen sehen nicht gut oder haben Schwierigkeiten, ihre Füße zu erreichen. Dann ist für deren Pflege Hilfe nötig. Am besten ist es, dafür regelmäßig eine Fußpflege aufzusuchen. In manchen Fällen trägt die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten für die Fußpflege. Dies ist z. B. bei krankhaften Veränderungen am Fuß der Fall, also bei einemr Diabetes oder eine Neuropathie.

Quelle: DAZ 2021, Nr. 20, S. 42

Von: Dr. med. Sonja Kempinski; Bild: mauritius images / Ypps